Sooo, ich dachte, es ist auch mal wieder an der Zeit, neben all den Problemen die guten Sachen rauszuholen ...
Zwar hat uns die Schweinegrippe erwischt, aber beziehungstechnisch gehts mir (und uns, wie ich mal behaupte
) grade richtig gut!
Wir sind jetzt zu dritt, meine beiden Männer und ich, beide mögen sich sehr und fühlen sich auch durch die Existenz des anderen bereichert - einen mehr durch die Ruhe des anderen, den anderen das Durchgeknallte. Wenn wir zu dritt was machen oder den wöchentlichen Brunch haben, fühle ich mich erstmals richtig richtig wohl, weil ich spüre, daß beide entspannt sind und sich auch wohlfühlen und ich einfach nur glücklich bin, meine beiden zu haben.
Da ist keine überspielte Anspannung, keine Distanz oder irgendwas, das sonst stört. Und mich überrascht selber, wie ich dann spüre, daß ich innerlich anfange, loszulassen, wie sehr ich offenbar bisher immer angespannt war, wenn ich mit Partnern gemeinsam etwas unternommen habe - weil es zwischen den beiden nicht stimmte oder die Beziehung zwischen einem anderen Partner (neben meinem Mann) und mir war nicht wirklich in Ordnung. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar, zu fühlen, wie es sich anfühlt, wenn Kopf und Bauch und jeder Alarmsensor ruhig sind ich aufhören kann, Befürchtungen zu haben (die sich bisher leider immer bestätigt haben).
Ein anderes Ding für mich, daß mich gerade erstaunt und glücklich macht, ist, daß ich bisher eigentlich nur gewachsen bin, gelernt habe, wer ich bin, was ich will, weil Beziehungen gescheitert sind, ich mich abgrenzen mußte, Bedürfnisse versucht habe, zu formulieren, weil mir etwas gefehlt hat oder schief läuft. Das erste Mal überhaupt beschäftigt mich jetzt die Beziehung neben meinem Mann nicht als Krisengeber (glückliche Momente, dann Krise, glückliche Momente), sondern sie stabilisiert auch uns, gibt uns neue Impulse, selbst jahrelange eingefahrende Mechanismen zu verstehen, anders anzugehen. Bisher war ich meistens bis über beide Ohren beschäftigt, die neue Beziehung zu verstehen, Konflikte zu lösen, sie an unser Poly-sein "anzudocken". Was dann unbemerkt dazu geführt hat, daß auch mein Mann seinen Fokus stark auf die Probleme gerichtet hat, die mit der neuen Beziehung entstanden. Und die Beziehung zwischen uns beiden immer wieder mal ins Hintertreffen geriet. Das war auch mein Fehler, ich habe es nicht bemerkt, aber jetzt, wo Luft ist und mein lieber, süßer "Neuankömmling" sich auch richtig Gedanken um UNS macht, rückt der Fokus endlich in die Mitte, entsteht wirklich ein "uns" im Sinne von "wir drei". Und das ist eine sehr wichtige Erfahrung, erst aus dem "richtig" erkennen wir jetzt, wie "falsch" manche Versuche in der Vergangenheit waren. Der Bauch hatte da zwar schon gegrummelt, daß was falsch ist, aber was genau das ist, können wir erst jetzt erfassen. Auch dafür bin ich zutiefst dankbar.
Diese Erfahrung jetzt verdirbt uns sicher auch für die Zukunft, denke ich, legt die Latte für jeden möglichen Neuankömmling (weiblicher oder männlicher Art) höher, aber das so ist viel besser als alles Andere. Das wird beibehalten.
Ob das mit uns auf Dauer funktioniert - wer will das wissen, ich möchte es sehr gern. Aber so oder so genieße ich erstmal einfach nur, was wir haben.