lover11, ich mag das bild mit der gitarre.
es beschreibt den zauber, den man mit einer neuen liebe erlebt, wenn anderen facetten der eigenen person zum vorschein kommen und einen immer wieder in erstaunen versetzen können.
und es erinnert mich an das was ich irgendwo gelesen habe:
wir lieben im anderen auch immer ein teil unseres selbst.
ich glaube ja, dass der hinweis auf die tatsache, dass ein mensch einem natürlich nicht alle bedürfnisse befriedigen kann eine wundervolle rationalisierende erklärung für uns polys ist.
aber es bleibt eine rationalisierung eines verhaltens, das wir meinen erklären oder rechtfertigen zu müssen. aber warum? eine rechtfertigung ist da notwendig wo man die unrechtsvermutung des gegenübers noch (unbewusst) teilt. sprich konventionen, moral noch in einem wirken, oder die unhinterfragte überzeugung, dass monogamie die "natürliche norm" ist.
in meinen augen ist "moral", die der buchreligionen, ein lust- und frauenfeindliches konstrukt, dem ich persönlich weder respekt zollen noch folgen kann. ein machtinstrument das seine macht verliert, wenn man seine legitimationsversuche und seine rationalisierungen ablehnt.
und monogamie, im sinne einer sexuellen monogamie, ist nicht die "natürlich norm" wie viele glauben - der wissenschaft wird seit dna-tests klar, dass es eine von mehreren möglichkeiten ist und nicht so verbreitet wie zuvor angenommen. (siehe "the myth of monogamy")
wenn jemand mehr als eine person liebt, dann ist es meistens ihm/ ihr einfach passiert. da waren keine langen überlegungen über nicht erfüllte bedürfnisse und ein aktives sortieren von potentiellen bewerbern da, oder? dieser mensch ist polyamor und das auf dieselbe weise wie es andere gibt, die monoamor sind. ist so, weil ist so...
insofern ist die frage:
woher kommt die möglichkeit mehrere partner zu lieben?
für mich auf derselben ebene anzusiedeln wie:
woher kommt unsere fähigkeit zu lieben? woher kommen unsere sexuellen präferenzen? woher kommt unser wunsch nach beziehungen?
da kann man entweder warten, dass die wissenschaft in langen jahren die biologischen oder neurologischen prozesse dahinter erforscht, oder ewig neue theorien aus den eigenen gedanken und erfahrungen basteln. aber eine konkrete allgemeingültige, nicht-anfechtbare antwort wird es wohl nicht so schnell geben.
welchen sinn hat es, wenn man diese fragen beantwortet? ändert das etwas an unserer art zu lieben? brauchen wir etwa eine externe legitimation für unsere gefühle und entscheidungen?
ich denke nicht!
ich habe die erfahrung gemacht, dass die ablehnung und der zweifel an dem eigenen polysein in dem maße abnehmen wie das bedürfnis schwindet sich zu erklären oder verstanden zu werden.
am anfang wollte ich meine erkenntnisse und erfahrungen so gerne teilen, anderen zugänglich machen und habe viel energie in oft sinnlose diskussionen verpulvert.
heute lebe ich es einfach, offen und entspannt. und wenn freunde & bekannte z.b. über meinen "offene beziehung" status in facebook stolpern, dann kriegen sie erklärungen. allerdings auch nur so viel wie sie erfragen.
damit erfahre ich vor allem neugier und faszination und akzeptanz mit dem standard-hinweisen "ich könnte das nicht, ich bin viel zu eifersüchtig" oder "ich könnte das, aber mein partner.."
wünsche euch einen schönen tag,
venuskind