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Mal ein Baum und mal ein Halm

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****fan
2.319 Beiträge
Themenersteller 
Mal ein Baum und mal ein Halm
Jeder Mensch sucht seinen Halt im Leben. Haltestangen können die Familie sein, Freunde, eine Arbeit, die mehr als nur Gelderwerb darstellt, ein Hobby. Und jeder Mensch erlebt Phasen der Veränderung. Alte Haltestangen werden brüchig und brechen irgendwann komplett weg, neue Haltepunkte entstehen, Konstellationen verändern sich und ergeben plötzlich neue Sichtweisen, andere Perspektiven und ungeahnte Möglichkeiten.
Weiterentwicklung durch Veränderungen bedeutet jedoch auch immer eine gewisse Haltlosigkeit.
Was bleibt stabil als ein Anker, als ein festes Fundament für mich? An wem und woran kann ich mich festhalten in der Phase der Veränderungen, in denen vorher festgefügte Strukturen zusammenbrechen?
Diese Fragen sind existentiell, den niemand lebt im Zustand des permanenten Schwebens, jeder braucht seinen Ankerplatz.
Und so geht es mir im Moment. Ich fühle mich mal fest wie ein Baum mit ganz weit verästeltem Wurzelwerk, so stabil, dass selbst ein Sturm mich nicht entwurzelt. Hier spüre ich den Halt, den mir meine Arbeit wie auch mir nahe stehende Menschen geben. Hier genieße ich die Interaktion, den Austausch mit Menschen, die wie ich oder zumindest ähnlich ticken.
Und dann gibt es Phasen, in denen fühle ich mich wie der einzelne Halm im Winde, zerbrechlich, mit der Angst, jeder kleine Windhauch könne mich aus der Erde ziehen und wie ein Blatt umherwirbeln.
Nur dann frage ich mich, warum eigentlich nicht?
Ja, ich wünsche mir manchmal sogar den Windhauch, weil dieses Umherwirbeln neue Horizonte eröffnet, neue Sichtweisen bietet und mich zu neuen Erkenntnissen führt.
Und so pendle ich fröhlich zwischen dem fest verankert sein, was mir emotionale Sicherheit und das Gefühl der Geborgenheit bietet, und dem fröhlichen Fliegen im Wind des Lebens, was mir die Freiheit des Entdeckens, Erforschens und des Auslebens meiner Neu-Gier verschafft. Und in der emotionalen Hängematte des Vertrauten, in der Obhut von Menschen, die mich annehmen, wie ich bin, entspanne ich von meinen Ausflügen mit dem Wirbelwind des Lebens.
So darf beides sein, der stabile Baum und der hilflose Halm. Denn diese Kombination macht mein Leben erst einzigartig.
**********imnis Frau
47 Beiträge
Sooo wahr
Dieses manchmal mehr und manchmal weniger intensive Gefülschaos beschäftigt mich auch in letzter Zeit.
Mitunter ist es befreiend, nicht der starke Baum zu sein. Denn neue Sichtweisen können entstehen und Strukturen werden neu sortiert.
Das ist immer auch mit Unsicherheit und Ängsten verbunden.
Und umso schöner ist es, wenn dann der starke Baum wieder in sich ruht und man Menschen um sich hat, die einen halten und zur Ruhe kommen lassen.
Solitär oder Spalier?
...und manchmal hadert Mensch mit dem eigenen Wachstum.
Und denkt: "Ach, leider bin ich durch die mich umgebende Enge und vielerlei Zurechtgebogenwerden nur ein Spalierstrauch geblieben... - wie gerne hätte ich mein Potential erlebt, wenn ich als ein großer freier Einzelbaum hätte wachsen können...!"
Das ruft teilweise geradezu wehmütige Gedanken hervor, um ausgebliebene Förderung, nicht ergriffene Gelegenheiten, fremd- und selbstverordnetes Schattendasein.
"Wenn ich ein starker Einzelbaum geworden wäre, dann hätte ich die Form annehmen können, die ich eigentlich in mir spüre - dann hätte ich stets soviel Energie, wie ich bräuchte..."
Das kann soweit gehen, daß wir unsere "heutige Form" als häßlich, unvollständig oder gar falsch bewerten.
Dabei hat unser Leben uns zu einem charakteristischen Baum (oder Halm) mit Geschichte werden lassen. Denn wir grünen ja doch, tragen Früchte und haben überdies sogar noch immer Knospen, die verheißen, das unser Wachstum noch längst nicht abgeschlossen ist.
Und wie sagt das japanische Sprichwort über die Kirschblüten - ob groß, klein, früh oder spät: Volkommen sind sie alle.
*******one Mann
843 Beiträge
gleiche Gedanken
hatte ich vor einigen Wochen als ich mich fragte, was eigentlich beständig im Leben ist.

Die Eltern werden alt und sterben irgendwann - dann ist die Rückendeckung weg, laut dem Familiensystem.
Die Kinder werden groß und entfliehen in ihr eigenes Leben.
Was blieb sind die Freunde - ein Segen, wenn es die gleichen sind, die es schon in der Grundschule waren.
Mit denen wird man alt, bis man eines Tages selber geht oder der Letzte ist, die übrig bleibt
*******one Mann
843 Beiträge
****fan:
Mal ein Baum und mal ein Halm

So darf beides sein, der stabile Baum und der hilflose Halm. Denn diese Kombination macht mein Leben erst einzigartig.

Nicht nur deins - es wird immer wieder offenbar, dass wir alles sind, das links und das rechts, der Tag und die Nacht usw.usw
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