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Polyamorie als Hindernis

*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Ist zu lieben und geliebt zu werden denn ein Bedürfnis - eine Sehnsucht - von allem Weiteren abgekapselt?
Ich meine :
Wir sind doch ein Ganzes und alle Sehnsüchte, die wir spüren, sind doch auch miteinander verbunden.

Wenn ich die letzten beiden Beiträge lese, so frage ich mich, ob wir so gestrickt sind, dass wir komplexe Gefühle wirklich in "bedingungslos" und "an Bedingungen gebunden" sortieren können. 🤔

Vielleicht gibt es aufgrund unserer Sozialisation und unserer bisher gemachten Erfahrungen Bedingungen, die unbewusst in uns sind und die uns an tatsächlicher bedingungsloser Liebe hindern?

Ich finde persönlich, dass "bedingungslose Liebe" in die gleiche Romantik- Kiste 😉 gehört wie "der Traumprinz", "Bis das der Tod uns scheidet", "ewige Treue", etc.

Was steckt denn eigentlich hinter diesem oft zum Ideal gemachten "Bedingungslos", wenn es ums Lieben geht ?
Ist darin nicht - vielleicht 🤔 - versteckt, unsere eigene Sehnsucht "verpackt" , die die Liebe verherrlichen und ihr etwas Göttliches geben möchte?

Warum eigentlich?
Sie ist doch auch so ein tolles Gefühl und ich persönlich empfinde es eher als schmerzhaft, wenn sie derart "bedingungslos" ist, dass sie einfach bleibt, ohne die Bedingungen, die für ein Ausleben des Gefühls "passen" würden zu erfüllen. *liebeskummer*

Klar, kann auch ich ihr Bleiben nicht verhindern - sie IST dann da und ich lerne auch damit zu leben - aber ich verfluche eher, keinen Schalter zu haben, der sie abstellt, wenn sie nicht lebbar ist, als die doch eigentlich wunderschöne Gabe, Liebe zu mehreren Männern zu empfinden.
Die (polyamore) Liebe ist wohl weniger das Problem, als mein Egoismus, dieses Gefühl auch ausleben zu wollen. 🤔
*******_nw Frau
7.609 Beiträge
Ich habe mich da vermutlich missverständlich ausgedrückt - bedingungslos wird ja sehr unterschiedlich ausgelegt. Mir ging es darum, die Bedingungen des 'morgen und irgendwann' loszulassen. Wir wissen nicht was morgen und irgendwann sein wird, wir wissen nicht mal was wir selbst morgen oder irgendwann denken werden - aber wir hängen die Erwartungen von morgen und irgendwann an die Liebe von heute. Dabei sollten für die Liebe von heute tatsächlich auch nur die 'Bedingungen' von heute zählen.

Liebe ist ein Gefühl des Augenblicks und kein geplantes Gefühl für die Zukunft. Ich glaube dass wir uns selbst ein Problem damit machen wenn wir bei einsetzen des Gefühls gleich schon den Zement anmischen um das Ganze in Stein zu verewigen. Ich meine damit auch gar nicht dass man alles nur bei flüchtigen Momenten belassen sollte - nur dass das Jetzt mehr zählen sollte als das Irgendwann ...
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Aber, gilt das denn einzig für die Liebe, Candide?
Ist das nicht dieses "Sicherheitsdings" 😉 generell, was man vielleicht deswegen hat, weil wir im kapitalistischen Denken erzogen wurden und allem, was wir fühlen, etwas "Produktives" folgen "muss"?
*******_nw Frau
7.609 Beiträge
*****e_3:
Aber, gilt das denn einzig für die Liebe, Candide?

Nein, ich glaube nicht dass das nur für die Liebe gilt. Nur können wir uns in anderen Dingen leichter etwas vormachen oder uns anderweitig ablenken *g*
***88 Paar
2.188 Beiträge
Sie von FK888 schreibt:

Ich bin auch dafür, dass wir mehr den Augenblick genießen sollten. Die gemeinsame Zeit zu schätzen und zu nutzen wissen, die uns jetzt zur Verfügung steht.

Aber ich bin selbst ein Mensch, der sich viele Gedanken über das Morgen macht. Gemeinsame Pläne. Für mich ist das ein Zeichen von Verbindlichkeit. Ich kann nicht planen, welche Gefühle ich in der Zukunft haben werde. Aber ich kann ausgehend von meinen aktuellen Gefühlen, die Menschen die mir wichtig sind, in meine Zukunft einplanen.
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Dieses Planen, dass irgendwas "dabei rauskommen sollte" geht ja schon los, wenn wir versuchen, den Verlauf zu beeinflussen.
Hierzu gehört z. B. das Abklopfen auf "Ist Polyamorie möglich? ", oder "Ist die Entfernung nicht zu weit? ", oder "Stimmen die Bedingungen?",...

Um trotzdem unsere angestrebte Bedingungslosigkeit nicht gleich als nicht-gegeben zu enttarnen, sagen wir uns (nicht alle - Verallgemeinern sollte man ja auch nicht 😉) :
"Erste Verliebtheit ist ja noch nicht Liebe. Da darf also Bedingung noch sein."
Demnach wissen wir also, ab wann es Liebe ist, ohne diese definieren zu können - ohne, dass sie jemals gleich oder vergleichbar wär (wäre sie es, wäre das ja auch eine Bedingung 🤔)?

Ich finde - wie gesagt - nicht Polyamorie oder Monoamorie sind problematisch oder " ein Hindernis" , denn das sind Gefühlswelten, in denen man eben nun mal fühlt. *herz2*
Ein Problem ergibt sich aus nicht erfüllten Sehnsüchten, ungestillten Bedürfnissen und dem nicht Ausleben-Können von Gefühlen, in denen man die Erfüllung dieser Sehnsüchte zu erkennen glaubt.
******Fox Mann
2.328 Beiträge
Zitat von *****e_3:

Vielleicht gibt es aufgrund unserer Sozialisation und unserer bisher gemachten Erfahrungen Bedingungen, die unbewusst in uns sind und die uns an tatsächlicher bedingungsloser Liebe hindern?

Ich nenne es Umstände, die uns daran hindern Liebe sehen oder fühlen, halt wahrnehmen, aber in Wirklichkeit sein zu können. Liebe interessiert es nicht was wir wollen oder tun. Wir sind es, die das interessiert. Genauer unser Ego.

Ursprünglicher Budhissmus nennt es unsere urmenschlichen Defizite. Er sieht seine Berechtigung darin uns Handwerkzeuge zu geben, diese Defizite zu überwinden. Was nie vollständig möglich ist.

Diese Defizite lassen uns Liebe nicht sehen. Ein obernerviger Arbeitstag ist ein gutes Beispiel dafür. Das Gegenbeispiel ein Sonntag nach nem Tantrawochenende.

Je unzufriedener wir sind, desto bedürftiger sind wir ans aussen. Innerlich drehen wir uns aber dann um uns selbst, was den Blick nach aussen und Offenheit im Herzen beschränkt.

In meiner Vorstellung ist Liebe immer überall da. Ob wir mit ihr in Kontakt kommen (sprich: mit uns selbst), ist ein ganz anderes Kaliber.


Zitat von *****e_3:
Was steckt denn eigentlich hinter diesem oft zum Ideal gemachten "Bedingungslos", wenn es ums Lieben geht ?

Alle Adjektive vor dem Wort Liebe ergeben keinen Sinn. Liebe ist wahrhaftig, echt und bedingungslos und rein.
Aber zwischenmenschliche Beziehungen sind nicht bedingungslos.
Hier sehe ich die in meinem vorigen Beitrag beschriebene menthale Vermischung der Themen zwischen Liebe und Beziehung, für die wir alle reichlich blind trainiert worden sind.
******ore Frau
4.633 Beiträge
Ich möchte mal einen größeren Zusammenhang beleuchten:
Über der Liebe liegt in einer typischen Sozialisation meistens Angst.

Angst vor allem möglichen, in letzter Konsequenz aber vor dem Abgeschnittensein/ Getrenntsein. (Da nähert sich Menschsein dem Tod, weil alleine nicht überlebensfähig)

Die kann man beziehungstechnisch in jeder Ebene von Partnerschaft über Familie bis ganz weit von allen anderen Menschen betrachten.
Deshalb greifen auch Methoden und spirituelle Techniken (Rankows Tantrasonntag....) meistens gut, weil sie uns in Verbundenheit mit uns selbst bringen und wir damit in Resonanz gehen können. Das ist das, was Rankow als "in Kontakt mit uns selbst kommen" beschreibt.

Über unsere Sozialisation sind wir immer wieder beziehungstechnisch (und das meint nicht nur, aber auch Paarbeziehungen mit allen Abhängigkeiten und Bedingungen) im Raum, der uns Angst macht und uns Bedingungen eingehen lässt. Die Liebe (und nicht nur die zum Partner!) liegt in voller Blüte stets und ständig darunter!
Schön, wer das ab und zu sehen kann und darf.
*******_nw Frau
7.609 Beiträge
Verbindlichkeiten und Ziele sind ja auch nicht an sich verkehrt - beispielsweise wenn man eine Familie gründen und Kinder haben möchte. Das kann aber je nach Situation eine Entscheidung notwendig machen in der man sich nicht für die entstandene Liebe entscheidet sondern jemanden mit der gemeinsamen Zielvorstellung sucht. Es ist dann aber eine Entscheidung die man treffen darf ...
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Candide2,
das ist aber was, wo Polyamorie sogar hilfreich sein kann, weil es die - in dem Fall gute - Möglichkeit eröffnet, zu wählen mit wem man sich was im Leben vorstellen kann. Ist somit auch an die Zeit gekoppelt, in der man sich gerade in seinem Leben befindet.

Polyamorie fühlte ich, wenn ich reflektiere, oft im Leben und auch in der Zeit mit Kinderwunsch. Da guckt man doch - mal ganz ehrlich - wen man sich in der Vaterrolle vorstellen kann und in dieser Phase meines Lebens war Familienplanung auch nur in einer monoamoren Beziehung für mich denkbar.
Diese Entscheidung war richtig und ich habe sie auch nie bereut, und doch habe ich den Anderen, den ich mit Anfang 20 "zurückließ", bis heute nie vergessen...

Der Gedanke, polyamore Liebe auch leben zu können, brauchte damals noch einige Jahre - bis zu einem Punkt, an dem derart rationales Entscheiden gar nicht mehr möglich war.

Trotz allen Erfahrungen, die ich im inzwischen schon etwas länger dauernden Leben gemacht habe, stelle ich fest, dass eine gewisse Rationalität ganz gesund ist.
An den Punkten, wo mich große Gefühle diese Rationalität vergessen ließen, war das zwar erstmal gigantisch in der Tiefe purer Gefühle... aber irgendwann wurde daraus emotionales Chaos.
Das ist für mich nicht erstrebenswert.

Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich beides verbinden lassen könnte.
Diesen Optimismus ziehe ich aktuell aus dem Erleben, dass es weitere Menschen gibt, die sich - ganz ohne diese Art von "Spiritualität" , mit der ich persönlich überhaupt nichts anfangen kann - , dem Thema annähern können.
*******_nw Frau
7.609 Beiträge
Soukie, ich schrieb ja, je nach Situation. Ich kritisiere auch überhaupt nichts daran, weder daran, seine Liebe zu leben wie sie nun mal ist, noch daran, Wünsche, Pläne und Ziele zu haben. Ich möchte damit nur deutlich machen dass man meist eine Wahl hat - und diese Wahl eben auch treffen darf. Schwierig wird es immer dann wenn man alles miteinander verquicken möchte und darunter leidet dass man nichts davon wirklich bekommt.

Ich bin mittlerweile überhaupt kein Freund der 'Gesamtpaket'-Idee mehr. Gesamtpaket bedeutet, Kompromisse in allen Bereichen. Und da man sich nie wirklich klar macht was einem so richtig wichtig ist sind diese Kompromisse auch kaum miteinander vergleichbar. Ich glaube dass es wichtig ist seine eigenen Prioritäten zu erkennen. Was will ich wirklich - und was ist mir nicht ganz so wichtig. Uns wird allerseits immer vorgegaukelt der richtige Partner wäre in allen Dingen irgendwie toll - und ich glaube dass das in mehr Köpfen feststeckt als man glauben sollte. In meinem wars jedenfalls viel zu lange.

Heute interessiert mich der, der in den wenigen Sachen die mir wirklich wichtig sind der Richtige ist - weil die Dinge die mir nicht wirklich wichtig sind an sich gar keine Kompromisse darstellen. Warum sollte ich für etwas mehr von denen auf das verzichten was mir tatsächlich am Herzen liegt? Und in diesen Punkten bin ich nicht mehr kompromissbereit ...
******ore Frau
4.633 Beiträge
Diesen Optimismus ziehe ich aktuell aus dem Erleben, dass es weitere Menschen gibt, die sich - ganz ohne diese Art von "Spiritualität" , mit der ich persönlich überhaupt nichts anfangen kann - , dem Thema annähern können.

Ich habe schon darauf gewartet *zwinker*

Es macht durchaus manchmal Sinn, das Große Ganze in den Fokus zu nehmen. Und das, was sich spirituell nennt, ist auch manchmal nur integral philosphisch.

Auf jeden Fall ist es visionär und mir tut es gut, anstatt immer nur in meinem Kleinklein zu forschen.

Es geht ja um Hindernisse, die diese Gesellschaft hervorbringt. Da schaue ich gerne auch mal gesamtgesellschaftlich drauf, wie man diese Hindernisse auch überwinden kann.

Nix für ungut, ich bin *undwech*
*****e_3 Frau
2.065 Beiträge
Da steht "ich persönlich", liebe themisabeth, und somit ganz klar, dass das "nur" meine Einstellung - mein Blick auf etwas - ist.

Darauf achte ich inzwischen, weil ich hoffe damit zu verhindern, dass Andersdenkende durch meine Beiträge glauben könnten, sich verteidigen/rechtfertigen/erklären zu müssen.
Ich bleibe sehr bewusst bei mir.

Wäre schön, wenn du am Ende deines Beitrags genauso "dableibst" (auf den Smiley bezogen), wie ich es tue.
*******Lion Paar
117 Beiträge
Polyamorie als Hindernis
Ich erlebe es so, dass beides wichtig und wertvoll ist, und man auf beiden Seiten vom Pferd fallen kann.... vielleicht hilft es auch, nicht kategorisch EINE Definition leben zu wollen...also nur poly oder nur Mono...sondern sich zu zugestehen, dass tiefe Beziehungen wenn sie offen und wertschätzende gelebt werden, immer an Punkte kommen an denen Jede / jeder von uns an alte Verletzungen, Neid, Eifersucht etc. dran kommt.... und es dann egal ist, wie ich meine Beziehung definiere....die Hauptsache ich bin präsent und lass mich ein auf das was ist....mal poly....mal mono.... oder noch besser garnicht definiert.....

Wir sind als Paar schon durch mehrere Stadien von mehr oder weniger Poly, dann wieder fast monogam, dann nur einer Poly, weil der Andere es gerad nicht konnte...durchgegangen... und solange wir offen und liebevoll miteinander diesen Weg gegangen sind, war alles möglich..... ich glaube ,mich stört am meisten die Polarisierung in das eine oder das andere, weil das Leben einfach zu komplex und wild ist.

aber.... ja.... ich kann deinen Punkt gut nachvollziehen und habe es auch immer mal gespürt, dass Poly eher ein Hindernis ist, sich wirklich in seiner ganzen Tiefe verletzlich hinzugeben....., manchmal braucht Liebe eben auch einen speziellen Schutzraum..... aber wie gesagt.... wenn es nicht die Definition ist, sondern die offene Möglichkeit, dann ist doch alles möglich
Poly kein Ziel oder muss
Hallo zusammen,

Ich sehe polyamorie als Option um glücklich zu werden.
Zwar fühle ich in mich der polyamorie richtig aufgehoben. Aber keiner weiß wenn ich mich richtig verliebt, was dann passiert.

Daher ist es kein muss oder Ziel.

Schön ist, wenn man mit seinem Herzblatt glücklich ist,egal ob poly oder nicht.
***88 Paar
2.188 Beiträge
Sie von FK888 schreibt:

******666:
Zwar fühle ich in mich der polyamorie richtig aufgehoben. Aber keiner weiß wenn ich mich richtig verliebt, was dann passiert.

Lebst Du denn derzeit eine Poly-Konstellation? Das mit dem 'richtig verlieben' verstehe ich gerade nicht in diesem Kontext. Vielleicht habe ich das nur falsch interpretiert.
********e_82 Frau
2.131 Beiträge
In so einer Situation war ich schon mal, und habe die monogame Einstellung des Partners, an dem es gescheitert ist, verflucht. Meiner Meinung nach ist Monogamie hier der Sargnagel...es wird nur oft der polyamoren Seite die Schuld gegeben, weil sie in der Minderheit ist.
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