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BDSM & Polyamorie
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Wie erkläre ich meine poly-Haltung den Nicht-Polys?

*******enig Mann
10.111 Beiträge
hallo Brea_K,

ich muss gestehen, dass mich deine Frage etwas verwirrt, weil du auf mich so einen straighten, toughen, klaren Eindruck machst (bzw. deine Schreibe, du wirst dir denken können, was ich meine, egal) und ich mir nur schwer vorstellen konnte, dass dich die Erklärung deines Verhaltens einem nicht-polyamoren Umfeld gegenüber dermaßen beschäftigt. Auch bin ich mir nicht ganz sicher, ob ich all deinen gedanklichen Windungen überhaupt richtig folgen konnte. Ist aber nicht so wichtig. Hauptsache, es geht dir gut und du bleibst authentisch. Wirst sehen, das mögen die Leute, egal wie sie drauf sind.

Vielleicht hatten derlei Kategorien von gedanklichen Einsortierungen bei mir deshalb nie soviel Gewicht, weil ich aus einer angenehm verrückten Familie komme, wo jeder einfach sein Ding macht und weniger darüber geredet und mehr einfach gemacht wird bzw. wurde. Als ich z.B. meinen Cousin einmal fragte, warum er eigentlich zu unseren Familienfeiern mit wechselnden Frauen kommt, erklärte er mir einfach gerade heraus, dass er bekennender Bigamist sei. Oder, als ich ihn letztens auf seinem Bauernhof besuchte, dass der Hausfreund seiner Freundin (seine Frau im juristischen Sinne ist vor einigen Jahren gestorben) sie und ihn als Adoptiveltern angenommen hätte. Bei solchen Gelegenheiten könnte es schon mal passieren, dass man vergisst den Mund zu schließen... Oder meine Tante, die auf ihrer Beerdigung für unglaubliche Erheiterung (bei mir und einigen Familienmitgliedern) und einen namenlosen Skandal (bei den anderen) sorgte, als sie sich zur Exfreundin ihres Ex-Mannes ins Grab legen ließ. Der Ex-Mann folgte einige Jahre später und jetzt liegen sie alle drei beisammen... Usw, usf.

Was habe ich daraus gelernt (und lege es dir als eine mögliche Überlegung ans Herz)? Die Verhältnisse anderer Leute haben mich nichts anzugehen, selbst wenn es meine Verwandten sind. Und MEINE Verhältnisse haben auch niemand etwas anzugehen, selbst wenn es meine Verwandten sind. Insofern tendiert mein Bedürfnis anderen Leuten meine sexuellen, liebestechnischen oder auch nur gedanklichen Implikationen erklären zu wollen, gegen null. Oft genug musste ich erleben, dass ich nicht verstanden wurde und oft genug habe ich dann schlechte Gefühle entwickelt dem entsprechenden Menschen gegenüber, weil er oder sie zu doof war mich zu verstehen oder ich es ihm oder ihr einfach nicht der Wert war, ein Mindestmaß an Verständnis zu entwickeln oder, noch schlimmer, er oder sie mich einfach nicht verstehen WOLLTE.

Ich finde, man sollte auf sein Chi (oder Feng Shui oder was auch immer, innere Balance etc. blablubb) achten und solche Gedanken nicht in sein Herz lassen. Die Vermeidung von Erklärungen, vor allem einem Umfeld gegenüber, welches diese Erklärungen nicht zu reflektieren vermag, erspart einem da manchen Kummer.

Anders verhält es sich gegenüber den Mitgliedern eines bzw. unseres Polyküls (heißt das so? du weißt schon, ich meine die Leute, mit denen man sich in Beziehung befindet) - die wissen um meine Standpunkte, meine Ansichten und meine Gefühle oder alles andere, was sie interessieren könnte bzw. sie mich gefragt haben, weil ich keine Geheimnisse vor ihnen habe, sie keine vor mir - und alles, was zu sagen ist gesagt werden kann und alles, worüber besser geschwiegen werden sollte, nicht extra erwähnt werden muss.

Ich bin für weniger erklären und mehr machen. Im Zweifelsfall auch gerne vormachen - ein interessiertes vis-a-vis kann es dann nachmachen...;)
@*******enig

Hab vielen lieben Dank für deinen so ausführlichen, lieben und persönlichen Beitrag!

Ohne dass ich jetzt auf alles eingehen könnte (es ist schon so spät!) - in aller Kürze:
Sehr sympathische Sicht hast du da.
Meine frühen, familiären Prägungen (sowohl zum einander-Verstehen als auch zum Treue-/Monogamie-Konzept sowie zur Reaktion auf meine abweichenden Sichtweisen...) sind etwas andere als deine, leider, und spielen da leider wohl mit rein, wenn ich das so problematisiere. Danke auch für den Anstoß den du da grad gesetzt hast - jetzt fiel mir grad ein weiterer Erklärungsaspekt dazu auf, warum mich das umtreibt - und dass ich diesen Punkt nicht zum ersten mal problematisiere. - Dieses Erleben und der uralte, eigentlich überholte Rationaisierungsversuch von "dann erkläre ich mich wohl schlichtweg nicht richtig und einfach noch nicht differenziert genug, wenn mein Gegenüber das an mir verurteilt - weil ich meine es ja nicht bös´..." - das kenne ich von mir. *augenzu* Und täglich grüßt das Murmeltier...and again...and again... *traenenlach*

...wobei: das Verurteilen gehört jetzt mehr in die Vergangenheit, nicht ins Hier & Jetzt. Bei offener Verurteilung irgendwo aus dem sozialen Umfeld gerate ich interessanterweise nicht in (vereinfacht gesagt) "Rechtfertigungs- oder Erklärungsnot".

Es ging mir bei der Ursprungsfrage nämlich auch nicht um mein ganzes Umfeld allgemein - problematisch erlebt hatte ich das vorrangig beim Kennenlernen "potentieller" Bindungspartner - also - emotional/sexuell/partnerschaftlich. Und selbst hier: offene Verurteilung im Vorfeld fänd ich vergleichsweise leicht (Ansichten passen dann halt nicht), skeptische Blicke lösen scheinbar wieder ein Erinnerungsgefühl aus. *danke*


Achso - Und: Authentisch werde ich bleiben, versprochen *zwinker*
******RGA Mann
1.025 Beiträge
...mein Entwicklungsweg war Monoamor, Polyamor ...und seit Jahren absolute verantwortungsvolle! Freiheit ohne übliche meist wenig tatsächlich gute oder gut "funktionierende" "Beziehungskonstruktionen" (ob Mono, Stino, Poly,... oder was auch immer).

Regeln dabei: Mit alle Beteiligten achtsam und wertschätzend in Liebe und Sexualität transparent umzugehen und alle individuelle Grenzen und Gesundheit achtend.

Alle Beteiligten können in jedem Moment zu Allem Nein oder Ja sagen und sind immer völlig frei in ihren Entscheidungen, so lange sie niemand dabei schädigen.

Daraus entwickeln sich individuelle Authentizitäten, die ich so in allen "Beziehungskonstrukten" nie erlebt habe.

Darauf werde ich nie wieder verzichten (und andere die damit leben können auch nicht).

Dabei ist es unerheblich ob die Verbindung in einem jeweils immer wieder neu entstehenden Hier und Jetzt "nur" zu einer Person oder zu mehren immer wieder neu entsteht und intensiviert.

Von Liebe getragene echte Freiheit ohne jede trügerische "vermeintliche" "konstruierte" "Schein"-"Sicherheit" (a la "Feste Beziehung", "Ehekonstrukte", "Deals",... etc.)

Das "Amor" oder "Agape" und Förderung individueller Weiterentwicklung ist dabei letztendlich meist primärer als "nur" "Eros".
(belangloser 0815-Sex bis "Normgeturne" mit Menschen die mich nicht wirklich interessieren, gibt es seit dem nicht mehr)

Dies meist mit relativ wenig bis keinen "Alltagsanteilen" und immer wieder völliger Konzentration und Verdichtung auf Intensität und Weiterentwicklung anstatt viel Alltagszeit am Stück gemeinsam zu verleben.

Das wirkt sehr lange nach und ist mehr als erfüllend, sofern man(n)/Frau so leben mag und kann...
*******enig Mann
10.111 Beiträge
es wundert mich, lieber Vamamarga, dass belangloser Sex und "Normgeturne" mit Menschen, die dich nicht interessieren in deinem Leben jemals Platz hatten. Umso besser, dass das jetzt nicht mehr der Fall ist. Mir persönlich wäre meine Zeit definitiv zu schade für sowas. Außerdem bin ich ja in einem Alter, wo ich meine Kräfte etwas einteilen muss, nicht wahr...? *zwinker*

Und hier noch die Nachreichung einer Erklärung an die authentische Brea_K: stino = stink normal, verbunden mit der Empfehlung, nicht zu häufig von diesem Szenekürzel Gebrauch zu machen. Für mich hat es nämlich den unangenehmen Beigeschmack, dass ich meiner Umgebung mit seinem Gebrauch die unausgesprochene Botschaft übermittle, dass ich mich selbst für was besseres halte, während die anderen ja nur "stino" sind. Dabei durfte ich in meinen langen Jahren Feldforschung durch die menschlichen Niederungen oft genug feststellen, dass erstaunlich oft die Stinos flexibel und progressiv sein können, während die (ja was eigentlich? sagen wir doch einfach:) anderen sich selbst zwar für total progressiv wähnen, in Tat und Wahrheit mit ihren Köpfen und mit ihrer Denke noch immer im Adenauer-Zeitalter verhaftet sind. Besser also einfach nicht davon reden - du weißt ja: lieber machen...;)
Sie schreibt...
Spannende Frage - was und wie sage ich beim Kennenlernen.

Kennenlernen erstreckt sich ja über viele Treffen und ist so ein gegenseitiges Abtasten. Erst oberflächlich und dann Zug um Zug tiefer, persönlicher, detailreicher.

Insofern ist jegliche ausführliche Schilderung meiner Ansichten über irgendein Thema beim ersten (2., 3.,) Date eigentlich sinnfrei.
Sinnfrei, weil der Rahmen fehlt in welchem man einen „Vortrag“ einsortiert.
Der Effekt davon ist, dass das Gesagte verpufft, wird nicht aufgenommen.
Wenn man einander (noch) nicht kennt, redet man oft aneinander vorbei. Der Redende weiß noch nicht wie er formulieren sollte, um verstanden zu werden. Der Zuhörende weiß noch nicht, wie er Gesagtes mit sich und dem anderen in Zusammenhang bringt.

Ich seh das Kennenlernen so:
Man will gemeinsam ein Spiel spielen, welches jeder eigentlich kennt - zB MauMau aka 9erln aka Uno etc.
Aber: jeder spielts iwie anders, jedes Grüppchen, jede Familie benutzt andere Regeln.

Bevor ich spiele, klär ich ab wie gespielt wird.

Namen für Beziehungsvorstellungen stehen meistens total im Weg.
Monogam zB heißt nur 1:1, aber selbst da gibt es so viel unterschiedliche Ausprägungen.
Für mich heißt das nur, dass es im Kern 2 Spieler gibt - aber nicht, was genau gespielt wird, nach welchen Regeln, ob Gastspieler auftauchen können usw.

Ich habe bei einigen ersten Dates gesagt: „ich will nicht monogam leben“ und mich später in einer monogamen Beziehung wiedergefunden in der mir meine Art dann als Regelbruch untergeschoben wurde.

Des Rätsels Lösung liegt also weder in Vorträgen noch in Bezeichnungen.
Mein Augenmerk liegt daher inzwischen bei den Grundzügen des Spiels:
• ich biete und erwarte keine Exklusivität in emotionaler oder sexueller Hinsicht
• ich bevorzuge dauerhafte Bindungen
• ich mag auch lose, auf Spaß-haben ausgerichtete Beziehungen
• ich sage klar, wieviel ich in die sich anbahnende Beziehung (maximal) investieren will/kann

Das ganze möglichst knapp und in klaren, nicht zu interpretierenden Worten *zwinker*

Und das wiederhol ich stetig in weiteren Treffen, wann immer man die Beziehungsrahmengestaltung berührt.

Und ich selbst frage auch sehr gezielt nach, was der andere sich erhofft, erwünscht!
Immer unter der Prämisse, dass nahezu niemand bei den ersten Treffen seinen wahren Kern zeigt.

Die Antworten, die Reaktionen auf meine Worte gleich ich dann ab mit dem was ich will.

Man kann auch gut zusammen spielen, wenn beide unterschiedliches wollen. Es braucht nur genug Überschneidung!
Nachtrag
Kleiner Nachtrag:

Ich erkläre mich aus Prinzip nicht.
Erläutern, beschreiben, erzählen...ja.

Ich tausch mich auch gern theoretisch über unterschiedliche Beziehungskonstrukte aus - warum, weshalb, wie, was dahinter steckt oder stecken könnte.

Aber: Ich zieh nichts heran um meine Gefühle, meine Art zu erklären.

So bin ich, dies und das will ich, auf das hoffe ich, damit kann ich gut leben und so einiges kann ich nicht ab.
Fertig.
Sobald man erklärt, bietet sich Fläche zum Verhandeln.
Wie ich bin, ist nicht verhandelbar und benötigt keine Erklärung *zwinker*
@*******orph

Ja, mit den Fragen, was das Gegenüber sich wünscht/erhofft/idealerweise vorstellen würde habe ich auch schon gute Erfahrungen gemacht...

Deinen Vergleich mit dem Kartenspiel mag ich. Und je mehr ich mich hier mit dem Thema befasse, desto mehr wundere ich mich über mich selbst, dass es mir da an solch einer Gelassenheit mangelt. Naja, ist ja auch alles relativ neu, vielleicht kommt das noch...

Kennenlernen erstreckt sich ja über viele Treffen (…)
Insofern ist jegliche ausführliche Schilderung meiner Ansichten über irgendein Thema beim ersten (2., 3.,) Date eigentlich sinnfrei

• das zum Beispiel sollte ich mir wohl einfach mal vor Augen führen.

Namen für Beziehungsvorstellungen stehen meistens total im Weg. Des Rätsels Lösung liegt also weder in Vorträgen noch in Bezeichnungen. Mein Augenmerk liegt daher inzwischen bei den Grundzügen des Spiels:• (…)Das ganze möglichst knapp und in klaren, nicht zu interpretierenden Worten *zwinker*

...oder das. Da würde ich dir zustimmen. Nur mit dem "kurz und trefflich" hab ich es allerdings noch nicht so - *traenenlach* ich verzettel mich immer gerne in Ausschweifungen und Detailfragen. In dem Kontext eher kontraproduktiv.

…………..o...…………..o...…………..o...…………...

Ach ,ich weiß auch nicht...
Ich hoffe, das ist alles nur so ein Phänomen der "Anfangszeit" und dass ich da bald mehr Gelassenheit entwickele....jetzt gerade in diesem Moment und aus der aktuellen Stimmung heraus - fühlt sich das Thema eher recht bedauerlich, fast traurig in mir an - so als stünde die Aussicht "JA zu dir, NEIN zu deinen Beziehungsvorstellungen" (beidseitig) vorrangig im Raum. Dem ist ja aber nicht so und die Kehrseite der Medallie gibt es ja auch.
******Fox Mann
2.329 Beiträge
Zitat von ****_K:
Und je mehr ich mich hier mit dem Thema befasse, desto mehr wundere ich mich über mich selbst, dass es mir da an solch einer Gelassenheit mangelt. Naja, ist ja auch alles relativ neu, vielleicht kommt das noch...

…………..o...…………..o...…………..o...…………...

Ach ,ich weiß auch nicht...
Ich hoffe, das ist alles nur so ein Phänomen der "Anfangszeit" und dass ich da bald mehr Gelassenheit entwickele....jetzt gerade in diesem Moment und aus der aktuellen Stimmung heraus - fühlt sich das Thema eher recht bedauerlich, fast traurig in mir an - so als stünde die Aussicht "JA zu dir, NEIN zu deinen Beziehungsvorstellungen" (beidseitig) vorrangig im Raum....

Ich habe mich die erste zwei Jahre ein bisschen wie ein Alien, und genauso ratlos gefühlt.
Heute weiß ich, das dies alles meine Geschichten in meinem Kopf waren. Also auch meine Vorurteile. Sicherlich auch konditionierte. Ich sehe heute auch, das ich mit meiner Unsicherheit dazu beigetragen habe, das komische Situationen halt ein komisches Beigeschmäckle hatten.

Geändert hat sich das von einem auf den anderen Moment, als ich das erste mal auf einem großen Polytreffen mit 130 Menschen war. Das Gefühl hier muss ich niemandem irgendwas erklären, die ganzen Gespräche über Grundsätze, die hier automatisch weg fallen, etc, etc, ich war das erste mal ohne das ganze Kopfkino da. Und von ganz allein behielt ich diese Sicherheit auch danach.
Ich vermute, ich musste einfach nur mal erfahren wie sich das anfühlt ohne BremsKino in mir.
******ore Frau
4.635 Beiträge
@ Brea_K
Ich hatte es schon vor, zu schreiben, da hast Du es mit eigenen Worten beschrieben.

"Anfangszeit"

Das bedeutet: Umstellung, Integration, Veränderung

Nach meiner Erfahrung ändert sich MIT und DURCH das polyamore Fühlen doch einiges andere auch. Und das musste ich erstmal langsam "begreifen", bevor ich es an "den Mann" (und so manche Frau...) bringen konnte.

Mir ist es so lieber, als die eine Frau, die in eines meiner Polyküle kam, nach 3 Tagen die Welt an der Bushaltestelle zur Polyamorie bekehren wollte und nach 5 Tagen die Krise schlechthin bekommen hat und fortan ihre verzweifelt verdeckt gehaltenen Monoattitüden manipulativ ins Polykül integrieren wollte....
Üble Nummer, ist für 2 von vier Leuten nicht gut ausgegangen: mich und sie.... (ich habe den größten Lerneffekt meines Lebens dadurch gehabt, mich meiner grundlegenden Verlustängste sehr radikal gestellt und sie aufgelöst. Es muss aber nicht immer dieser harte Weg sein....)

Eine gute Freundin sagte mal zu mir: "Du hast einfach noch Anpassungsstörungen an Deine neue Persönlichkeit"....
Das ist jetzt auch schon ein paar Jahre her.....
„kurz und trefflich“

Überleg dir, was dir am wichtigsten ist.
Denk dran: anfangs gilt „je mehr man sagt, desto weniger kommt an“

Die Kernaussagen verlieren sich dann im Meer der Worte und das Gegenüber hört (nur) noch raus, was es gerne hört.

Da du im Grunde nach ja am liebsten keine Hemmung bei der Beziehungsentwicklung willst, wäre das ungefähr:
Ich will keine Regeln, ich will treffen wen ich will und machen können, was ich will. Gleiches gesteh ich dir auch zu.

An der Reaktion des anderen merkt man dann schon, ob man sich da einig werden kann oder völlig konträre Positionen hat.


Und versuch es leicht zu nehmen...
Egal wie gut und ehrlich ich die Dinge zur Sprache brachte - meistens wurde erst nach einiger Zeit erkannt, dass ich das wirklich so meine *roll*

Oder wirklich so bin...

Mit jedem Mal lernt man dazu, kein Grund sich deswegen im Vorfeld kirre zu machen.
****on Mann
16.238 Beiträge
Zitat von *******beth:
Nach meiner Erfahrung ändert sich MIT und DURCH das polyamore Fühlen doch einiges andere auch.

Polyamor gefühlt habe ich schon immer. Es gab keinen Namen dafür, und ich habe mich dafür schlecht und einsam gefühlt, aber ich liebe nun einmal Menschen, und nicht wenige ziemlich doll.

Schlecht gefühlt, bis ich mir gesagt habe: Meine Gefühle sind eins der wenigen Dinge, die mir niemand wegnehmen oder schlechtreden kann. Zumal es Liebesgefühle sind. Ich habe mir erlaubt, polyamor zu fühlen, hatte aber noch immer kein Wort dafür.

Im Joy stieß ich vor über zehn Jahren auf das Wort "polyamor" und dachte mir nichts weiter dabei, als dass es sich um die Joy-typische Promiskuität handeln müsse. Leider nicht darüber weiter nachgelesen daher.

Erst durch meine Liebste bekam ich Einblick in das komplexe Feld der Polyamorie. Dort konnte ich sehen, dass ich schon immer dorthin gehörte. Es hat sich im Fühlen nichts geändert. Aber das Wissen und das Handling zu dem Thema kam wie eine Tsunami über mich... was natürlich ebenfalls sehr, sehr viel geändert hat.

Vielleicht gibt es Zehntausende von Mono-Lebenden, die (wie ich damals) nicht wissen, dass ihr Poly-Fühlen gar nicht so abwegig ist, wie sie glauben. Und denen muss man nur erzählen, dass es uns gibt... und leuchtende Augen ernten. *g*
*****olf Mann
1.973 Beiträge
Kann ich genau so bestätigen!
Zitat von ****ow:
Zitat von ****_K:
Und je mehr ich mich hier mit dem Thema befasse, desto mehr wundere ich mich über mich selbst, dass es mir da an solch einer Gelassenheit mangelt. Naja, ist ja auch alles relativ neu, vielleicht kommt das noch...

…………..o...…………..o...…………..o...…………...

Ach ,ich weiß auch nicht...
Ich hoffe, das ist alles nur so ein Phänomen der "Anfangszeit" und dass ich da bald mehr Gelassenheit entwickele....jetzt gerade in diesem Moment und aus der aktuellen Stimmung heraus - fühlt sich das Thema eher recht bedauerlich, fast traurig in mir an - so als stünde die Aussicht "JA zu dir, NEIN zu deinen Beziehungsvorstellungen" (beidseitig) vorrangig im Raum....

Ich habe mich die erste zwei Jahre ein bisschen wie ein Alien, und genauso ratlos gefühlt.
Heute weiß ich, das dies alles meine Geschichten in meinem Kopf waren. Also auch meine Vorurteile. Sicherlich auch konditionierte. Ich sehe heute auch, das ich mit meiner Unsicherheit dazu beigetragen habe, das komische Situationen halt ein komisches Beigeschmäckle hatten.

Geändert hat sich das von einem auf den anderen Moment, als ich das erste mal auf einem großen Polytreffen mit 130 Menschen war. Das Gefühl hier muss ich niemandem irgendwas erklären, die ganzen Gespräche über Grundsätze, die hier automatisch weg fallen, etc, etc, ich war das erste mal ohne das ganze Kopfkino da. Und von ganz allein behielt ich diese Sicherheit auch danach.
Ich vermute, ich musste einfach nur mal erfahren wie sich das anfühlt ohne BremsKino in mir.

*********eeker Mann
1.582 Beiträge
Wie erkläre ich mich? Egal für was. Das ist die Grundfrage jeder gelungenen Kommunikation.

Ich versuche es Mal etwas theoretischer und gehe dazu auf die Metaebene. Versuche nachher aber konkreter auf die Frage zurück zu kommen.

Es gibt die Möglichkeit zu provozieren, wir können sehr nüchtern und klar Zustände beschreiben, es ist möglich sich vorsichtig an die Tatsachen anzunähern, oder wir können es ausblenden, bis wir danach gefragt werden.

Als Forengrinch neige ich eher zu den ersten beiden Varianten. Ich kann es auch oft nicht lassen, den Gegenüber mit der simplen Frage nach dem Warum in die Enge zu treiben. Aber meine Motivation dahinter ist es zum einen möglichst schnell zu wissen wo man steht und natürlich gehört auch eine gewisse Arroganz dazu, dass es mir egal ist, wie der andere über mich denkt.

Wenn ich aber ein Ziel erreichen möchte, muss ich anders kommunizieren. Dann lasse auch ich mich auf den anderen ein. Ich versuche den anderen da abzuholen, wo er oder sie gerade stehen. Dazu ist Zuhören weit wichtiger als Senden. Die Frage nach den Vorstellungen und Motivationen des anderen bzgl der Beziehungsfantasie sind hier wichtig. Es geht nicht darum diese im Anschluss zu zerlegen, denn dann wären wir wieder beim Forengrinch. Es geht darum den anderen erstens so weit auf das Thema einzustellen, dass auch bei ihr oder ihm die Neugier geweckt werden. Es geht darum Augenhöhe herzustellen. Du öffnest sich, sie öffnen sich.

Ich glaube zudem, dass Mono und Poly nicht die Trennlinie sind. Ich komme mit vielen polyamoren Beziehungsversionen auch nur bedingt klar: Primary/Secondary, BA, usw. Es fällt mir auch schwer zu erklären, dass ich verbindliche langfristige Beziehungen anstrebe. Was das für mich bedeutet und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Dass mein Lebensstil viel eher der Polygynandrie entspricht, ist noch viel schwieriger zu vermitteln, auch und erst recht gegenüber Polys.

Du musst selbst entscheiden, wie viel Sendungsbewusstsein du mitbringst. Wie sehr willst du andere Menschen aufklären? Wie wichtig ist es dir, von ihnen verstanden zu werden? Ich habe einige Menschen, bei denen ist es mir wichtig. Da gehe ich auch viele Extrameilen, um much zu erklären. Die anderen Menschen müssen damit leben, dass ich bin wie ich bin. Entweder kommen sie damit klar, oder eben nicht. In meiner Jugend führte diese Haltung dazu für cool gehalten zu werden, heute in den letzten Monaten der 30er nennt man es nicht mehr cool, sondern es ist eher eine stille und oft neidische Bewunderung für meinen klaren Standpunkt.

Ich verstecke mich nicht. Ich bin so. Mein Leben ist spannend, bunt, herausfordernd, unsicher, voll und immer zu kurz. Ich freue mich darüber. Aber niemand muss so leben wollen. Ich verstehe völlig, dass andere Menschen die Achterbahnfahrt meines Lebens nicht verstehen und auch für sich ablehnen. Solange sie tolerieren, dass ich so lebe, sind sie willkommen. Ich brauche bei dieser Achterbahnfahrt aber langfristige, besser dauerhafte persönliche Beziehungen.
****on Mann
16.238 Beiträge
Zitat von *********eeker:
Dass mein Lebensstil viel eher der Polygynandrie entspricht, ist noch viel schwieriger zu vermitteln, auch und erst recht gegenüber Polys.

Was ist das? Auch im Verhältnis zur Polyamorie?
*********eeker Mann
1.582 Beiträge
Polygynandrie ist die gleichberechtigte Polygamie. Also ohne sich auf ein Geschlecht hierarchisch festzulegen wie bei Polyandrie oder Polygynie. Meine Beziehungen sind eheähnlich. Auch wenn sie ohne Trauschein gelebt werden, was in Deutschland ja auch verboten wäre.
****on Mann
16.238 Beiträge
Danke @*********eeker !

Polygynandrie ist so gesehen eine Untergruppe innerhalb der Polyamorie, wie mir scheint. Es gibt ja viele Polys, die eheähnlich miteinander leben. Ich irgendwie auch. Zunehmend. Und da auch Polyamorie keine Frage der Geschlechtsvorlieben ist, auch für mich nicht, sind offenbar viele Polys solche in der Geschmacksrichtung Polygynandrie. Oder nicht?
******ore Frau
4.635 Beiträge
Naja...
Polygynandrie wird definitionstechnisch mit Promiskuitivität gleichgesetzt...
Ich ahne, dass das nicht gemeint ist, aber es dürfte für Missverständnisse sorgen, bzw. gesorgt haben...
Beim Recherchieren habe ich eine Erklärung für Monogamie gefunden, die ich ganz spannend fand:
https://de.serlo.org/biologi … n/paarungssysteme-infantizid
Wenn Weibchen also weit verstreut leben, macht das Sinn...
Erklärt, warum die Monogamie unter denkenden Spezies zunehmend in Frage gestellt wird *lol*
Nun, jedenfalls verstehe ich dich @ curious_seeker nun besser und auch die Position, die Du hier im Forum des öfteren inne hattest.
Schweigen ist silber *zwinker*
****on Mann
16.238 Beiträge
Zitat von *******beth:
Naja...
Polygynandrie wird definitionstechnisch mit Promiskuitivität gleichgesetzt...

Ach du meine Güte, DER Aspekt des Eheähnlichen ist gemeint *kopfklatsch* ... *lol*
*********eeker Mann
1.582 Beiträge
Zitat von *******beth:
Naja...
Polygynandrie wird definitionstechnisch mit Promiskuitivität gleichgesetzt...

Aha? Wer hat da die griechische Sprache umdefiniert? Ja, da viele Polygamie mit Promiskuität verwechseln mag dabei so ein Unfug rauskommen. Polygynie ist Vielweiberei. Sprich ein Mann der mit mehreren Frauen verheiratet ist. Bei Polyandrie ist eine Frau mit mehreren Männern verheiratet. Dies ist nur aus einigen wenigen Naturvölkern, die matriarchisch organisiert sind bekannt.

Polygynandrie ist vor allem bei Vögeln bekannt, bei dem Weibchen, wie Männchen für die Fortpflanzung und Aufzucht der Jungen mehrere Partner haben. Beide. Es sind und bleiben Formen der Polygamie: der Vielehe.

Ich weiß, dass humanistische Gymnasien nicht mehr sehr in sind. Aber diesen Unfug mit polygam bedeute promisk ist echt bemitleidenswert.

Meiner Erfahrung nach leben eher weniger sich selbst als polyamor bezeichnende Menschen polygynand. Viele leben in Primary/Secondary-Strukturen. Mit einem Hauptpaar und Nebenpartnern. Das ist nicht polygynand. Polygynandrie kennt keine hierarchische Gewichtung der Paare. Das ist eines der sie auszeichnen den Charakteristika.
******ore Frau
4.635 Beiträge
Für die Definition, die sich durchgesetzt hat, unabhängig von falsch oder richtig, kann ich leider nichts. Aber die Ursache für Miss- verstehen zu suchen und zu finden, das kann ich! Ist doch schon mal etwas.....
*********eeker Mann
1.582 Beiträge
@****_K Wie du siehst scheitert Kommunikation bereits an dem grundlegenden Verständnis der Worte. In Zeiten alternativer Fakten ist es völlig normal in einer kleinen Gruppe Worte umzudeuten. Ohne dass sich natürlich die Bedeutung der Worte wirklich verändert. Die Worte bleiben in Gesetzestexten bestehen und behalten auch ihre Bedeutung.

Das macht es schwer sich zu erklären. Fakten sind nicht, was die Mehrheit denkt. Fakten und damit auch die Bedeutung eines Fremdwortes ändern sich nicht, wenn in einer kleinen Gruppe eine Mehrheit die Bedeutung von diesem Wort nicht versteht und es deshalb falsch benutzt.

Du musst entscheiden, ob es dir wichtig genug ist, die Dummheit der Leute wieder und wieder zu korrigieren, oder ob dir die Lebenszeit zu kostbar ist.
******ore Frau
4.635 Beiträge
Dummheit der Leute

ist, wie man an meinem Beispiel gut erkennen kann, oft auch nur Fehlinformation. Da uns Informationen in Hülle und Fülle offenstehen, ist es nicht einfach, allgemeingültiges auf seine Richtigkeit zu überprüfen.

Wer legt fest, was richtiger Fakt ist???

Dummheit zu unterstellen, ist jedenfalls schon mal ein gutes Mittel, um sich Menschen fernzuhalten *zwinker*
******_nw Frau
517 Beiträge
Interessant, wie hier Defintionshoheiten für sich beansprucht werden, um anschließen andere abzuwerten, und gleichzeitig empfindlich reagieren, wenn sie selbst angefragt werden *gruebel* *Emoticon-einsetz-damit-es-nicht-als-bissig-empfunden-wird* *lol*.
So viel zu den "reflektierten und geklärten Polys".

Der Verlauf dieses Threads bestätigt mich wieder in der eigenen Überzeugung, der "Glaubensgemeinschaft Polyamorie" (die es im übrigen so nicht gibt, wie @*********eeker treffend angemerkt hat) durchaus kritisch gegenüber zu stehen. Diese "ich-weiß-es-besser-Haltung" trifft man übrigens auch gerne in religiösen Gruppierungen. Was natürlich ebenso gerne und hartnäckig geleugnet wird. Müsste "man" die eigene Absolutheitsansprüche doch auf den Prüfstand stellen.

Der Thread bestärkt mich ebenfalls darin, mich mit Menschen zu verbinden, die mich nicht in eine Schublade stecken und umgekehrt.
Da sind wir uns dann doch - fast - alle wieder einig.
******ore Frau
4.635 Beiträge
Unabhängig von falsch und richtig, von wahr und unwahr, versuche ich meistens (wenn ich nicht ganz massiv angegriffen werde und dann eine Grenze zum Selbstschutz ziehen muss) das Verbindende zu suchen, denn das macht für mich Menschsein aus, völlig unabhängig von der Beziehungsform, der er für sich gewählt hat.
******Fox Mann
2.329 Beiträge
Zitat von *********eeker:
@****_K Wie du siehst scheitert Kommunikation bereits an dem grundlegenden Verständnis der Worte.

Die Erfahrung habe ich ja auch gemacht und aufgehört mich über Begriffe verständlich zu machen. Ich erzähle schlicht von mir.
Wie zu Anfang des Fredś hier beschrieben oute ich mich z.B. gegenüber mich interessierenden Menschinnen nicht mehr mit BA oder PA, sondern als Beispiel: ich habe eine Freundin und sie hat noch einen Freund. Die Fragen kommen dann von selbst, und ich bin ab da nicht mehr im Erklärmodus. Der ist in meinen Augen der "Versteh mich-" und Nähe- Verhinderungsmodus.

Öfter kommen dann auch sofort die ersten Vorurteile vom Gegenüber, wie soll das gehen, das kann ja nur oberflächlich bleiben, ihr wollt euch doch einfach nur nicht binden, bis hin zu ihr verarscht euch doch nur gegenseitig. In solchen Fällen fahre ich mein "Versteh mich Bedürfnis" weit runter, und frage lieber gegen, was davon in der monoamoren Welt denn anders sei. Solche Gegenfragen sind unselten von betretenem Schweigen begleitet.

Begrifflichkeiten können nur im Konsent helfen oder treffend sein, und der ist ja nur in der Theorie vorhanden.
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