Der Genuss der Begleitung
Ich lade Menschen gerne ein, mich auf meinem Weg zu begleiten. Und ich begleite Menschen gerne auf ihren Wegen. Wie intensiv sich dieses Begleiten gestaltet, wie weit ich mein Leben für am Anfang eher Fremde öffne und wie weit diese Menschen sich für mich öffnen, ist dabei gar nicht so wichtig. Denn das Begleiten ist ein interaktiver Prozess, der fließt.
Gradmesser, was dabei wann für mich sein darf, ist nur mein Gefühl.
Mein Unbewusstes weist mir den Weg, ihm vertraue ich.
Wohin das Begleiten, das den Anderen mitnehmen in meine eigene Welt, dann führt, ist immer wieder eine spannende Frage. Das hängt, so ist meine Erfahrung, auch davon ab, wie tief sich Gefühle entwickeln dürfen.
Je freier ich hier für mich selber bin, je mehr ich hier meine Grenzen verschiebe und öffne, desto tiefer lasse ich andere Menschen auch in meine Seele sehen.
Ob es gemeinsame Unternehmungen sind oder tiefgründige Gespräche, gemeinsame Hobbies oder ob das das Begleiten auch Intimität zulässt, vielleicht sogar erotisch-sexuelle Komponenten enthält, ist immer eine Frage der Vereinbarung zwischen mir und der anderen Person.
Erlaubt ist, was sich für Beide in diesem Moment stimmig anfühlt.
Meine Lebens-Erfahrung ist, je offener ich mit dem Anderen umgehe, je mehr ich aus mir selber heraus agiere und authentisch bin, desto intensiver wird das gegenseitige Begleiten.
Das ermöglicht ein gemeinsames Geben & Nehmen, ein sich gegenseitig Inspirieren, ein zusammen Horizonte erweitern und Neues entdecken und dabei doch immer auch bei sich bleiben.
Denn Begleiten lassen und Begleiten bedeutet auch einen achtsamen und respektvollen Umgang miteinander, Behutsamkeit und Ehrlichkeit, ein Achten von Grenzen, den eigenen wie auch denen des Anderen.
Es ist ein stetiger Entwicklungsprozess, ein sich immer wieder aufeinander einlassen, lustvoll und voller Genuss das Neue erforschen oder etwas Vertrautes genießen, das die Seele sanft und gefühlvoll streichelt.
Carpe Diem, genieße den Augenblick, finde ich ein schönes Motto für das achtsame Begleiten. Schenken & beschenkt werden, sich in Offenheit begegnen, und ja, auch genießen, kulinarisch, künstlerisch, kulturell, sinnlich, frivol und erotisch, Berührungen der Seele und der Haut, wie es passt und sich stimmig anfühlt.
Und wenn es nicht mehr passt?
Panta Rhei -- alles fließt. Und so darf es auch wieder von mir weg fließen, sich neue Wege suchen und mich alleine lassen. Denn was nicht mehr passt,wird sich früher oder später sowieso trennen.
Doch meine Erfahrung ist, gerade temporäre Begleitungen sind sehr inspirierend und treibend. Nähren sie sich doch aus der Intensität des Gebens und Nehmens, aus dem Füllhorn der Neu-Gier und der unbändigen Lust auf das Verschieben der eigenen Grenzen.
So denke ich bis heute gerne an temporäre Begleiter in meinem Leben, egal ob Frauen oder Männer, zurück, die mich reich beschenkt haben. Ohne sie wäre ich heute nicht der der, der ich bin.
Und so genieße ich weiter Begleitungen auf meinem Lebensweg und freue mich auf Einladungen anderer Menschen, mit ihnen, wie auch immer, ein Stück Weg gemeinsam zu gehen. Ich bin neu-gierig auf das, was noch kommt. Denn der Fluss des Lebens ist unergründlich und hält immer wieder neue Überraschungen bereit.