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Selbstreflexion bei Ehrlichkeit und Offenheit

Selbstreflexion bei Ehrlichkeit und Offenheit
Der Titel passt vielleicht nicht so recht - bitte gerne Vorschläge, wem etwas stimmigeres einfällt.

Mir (der Sie) kam durch den Austausch der aktuellen Themen eine brandneue Frage in den Sinn, ein Aspekt der mir noch nicht auffiel.

Uns interessiert, was bei euch da so „hochkommt“ - die Form, also ob Gefühl/Gedanke, rational/emotional ist egal.


Wann immer es um Beziehungsaspekte hier geht (, vor allem Eifersucht, Verlustängste, Reaktionen auf weitere Partner),
geht es auch um Selbstreflexion.
Was macht das mit mir, welche Gefühle tauchen auf, warum, was steckt alles dahinter?

Ich (die Sie) selbst stelle zum Bsp gern die Frage: „Wo ist der gefühlte Unterschied, wenn ein Partner gerade nicht verfügbar ist? Warum fühlt man unterschiedlich in Abhängigkeit von dessen Tun?“

Bei vielen monogam-eingestellten Menschen scheint es völlig legitim zu sein, dass „schlechte“ Gefühle auftauchen und durch diese der andere zu angepasstem Verhalten „gedrängt“ wird.
(Also: Ich fühl mich schlecht dabei, deshalb sollst du das nicht tun/fühlen.)
Hinterfragt wird dabei eher selbstverständlich die Motivation des anderen Partners: Was stimmt nicht bei dir, warum willst du (auch) jemand anderen?

Also in kürzer: je nach „Polung“ wird Selbstreflexion bei dem „passiven“ Partner „gefordert“ oder bei dem „aktiven“.
(Aktiv: der, der Interesse an anderen hat
Passiv: der, der sich damit auseinander setzen muss)

Gilt natürlich nicht für alle und jeden. Eher so als Gesamteindruck gedacht.

Mir (der Sie) kam jetzt folgender Gedanke:
Warum verhält sich das beim Thema Ehrlichkeit/Offenheit bzw Lügen/Verheimlichen eher andersrum?

Es scheint uns, als ob da die „Nicht-Mono“-Fraktion dem passiven Part keinerlei Selbstreflexion „abverlangt“, dem aktiven (der der lügt uo verheimlicht) sehr wohl.

In der „Mono“-Fraktion herrscht das auch vor, es scheint aber mehr Toleranz und Interesse für die Motivation des Aktiven und mehr Auseinandersetzung entlang der Linie „was ist okay/ was nicht“ zu geben.


Uns ist das so noch nie aufgefallen.
Wir fragen uns, warum (empfunden) andere Maßstäbe angewandt werden?

Ich (die Sie) bin (oder war) selbst erheblich davon betroffen.
Im Punkto Treue bzw sonstiger Gefühle/Reaktion auf das Verhalten des Partners, seh ich den Passiven in der „Pflicht“ zur Selbstreflexion - bevor etwas vom Aktiven eingefordert wird.
Mit Ausnahme von Ehrlichkeit/Offenheit.
Diese Forderung schien immer legitim, schlechte Gefühle auf Lüge/Verheimlichen selbstverständlich.

(Die Gründe für Lügen/Verheimlichen haben mich auch immer interessiert - aber dennoch sah ich den Aktiven in der *Pflicht*)



Wir meinen hier explizit „unschädliches“ Verhalten.
Also Interesse/Kontakt zu weiteren Partner, welcher bei dem Passiven keinen Nachteil erzeugt (außer möglichen unangenehmen Gefühlen).
Und Lügen/Verheimlichen, welche ebenso keinen Nachteil erzeugen.


Warum sehen wir das unterschiedlich?
Und seht ihr das unterschiedlich?

Die Frage: Warum fühlt es sich anders an,wenn der Partner nicht da ist (abhängig von seinem Tun)?


umgemünzt:

Warum fühlt sich alles so schlecht an, wenn wir eine Lüge, ein Verschweigen bemerken, welches nichts „wirklich“ geändert hätte?

Warum „fordern wir“ dabei nicht, dass wir uns mit uns selbst auseinandersetzen?


Warum ist (unbedingte) Ehrlichkeit uns gegenüber gefühlt so selbstverständlich als Anspruch an den anderen?

Wenn Treue, Eifersucht, Verlassensängste angesprochen werden, wird Selbstreflexion dagegen erwartet/gefordert/ist selbstverständlich.



Unsere Bauchgefühl-Antwort bislang:
Was einem selbst leicht fällt, nimmt man eher als Selbstverständlichkeit an.
Wenn uns etwas schwer fällt, was wir wollen, dann reflektieren wir bereitwilliger, „arbeiten“ motivierter an uns.
Wenn uns etwas schwer fällt, unangenehm ist, was wir NICHT wollen, dann sehen wir eher den Auslöser in der Pflicht.

Und-Oder es ist eine Wertungssache.
Das eine werten wir als richtig/besser, das andere als falsch/schlechter.


(Das wir als generelles Menschen-wir, unter Beachtung sämtlicher Klauseln *zwinker*)

Wir fragen, Sie schreibt. Ich/Mich bezieht sich auf Sie
********Poly Frau
3.184 Beiträge
Ich verstehe die Frage nicht. *crazy* Kannst du Beispiele nennen?
*****ern Frau
989 Beiträge
Also ich hab jetzt auch alles gelesen und steh da auch auf dem Schlauch... Ich habe schon das mit dem aktiven und passiven Partner und der selbstreflektion nicht ganz verstanden....

Wieso soll der aktive Part denn nicht so selbstreflektiert sein ( müssen) Wie der Aktive?

Zumal ich aktiv und passiv irgendwie unpassend finde...
****911 Mann
64 Beiträge
Alter, das ist echt schwer zu verstehen beim Lesen, das kann man nur verstehen wenn man quer liest. Du fragst warum sich "belogen werden" schlecht anfühlt.

Weil belogen werden psychologisch einen Realitäts-Entzug auslöst. Deinem Geist wird eine Realität vorgegaukelt die nicht mit der erlebten Realität übereinstimmt. Völlig egal ob der gelogene Tatbestand irgendwas geändert hätte oder nicht. Das kann ein gesunder Geist nicht aushalten und reagiert mit Panik, da es deine gesamte Position und Einordnung deiner selbst in Zeit und Raum in Frage stellt. Die Basis deiner Existenz sozusagen. Google mal "Gas-Lighting".

Betrug und angelogen werden ist nichts anderes. Es geht nicht darum daß du wen anders vögelst, es geht darum daß du der/dem anderen die Basis ihrer/seiner Existenz entziehst. Deshalb der ganze Tara um die Ehrlichkeit bei Poly.
*****ern Frau
989 Beiträge
Zitat von *****ern:
Also ich hab jetzt auch alles gelesen und steh da auch auf dem Schlauch... Ich habe schon das mit dem aktiven und passiven Partner und der selbstreflektion nicht ganz verstanden....

Wieso soll der aktive Part denn nicht so selbstreflektiert sein ( müssen) Wie der passive?

Zumal ich aktiv und passiv irgendwie unpassend finde...

*********eeker Mann
1.581 Beiträge
Warum verhalten wir uns in unseren Forderungen inkonsistent? Und warum scheinen wir uns, abhängig von unserer Art Beziehungen zu führen, so konsistent inkonsistent zu verhalten?

Warum fordern wir bei Ehrlichkeit etwas vom anderen, ohne es im gleichen Moment von uns zu fordern, während wir das bei Eifersucht doch im Gegensatz zu Monos hinbekommen?

Das sind jetzt zwei Angebote, die Frage zusammen zu fassen. Ich hoffe ich habe es richtig verstanden und kann so anderen helfen die Frage besser zu verstehen.

Die Antwort ist glaube ich wirklich viel leichter, als es den Anschein haben mag. Es geht um den Bruch der Erwartungen. Ich erwarte einfach, dass alle Polys mit ihrer Eifersucht, ihrem Neid und Teilen schlecht hin umgehen, oder sich zumindest damit beschäftigen. Warum erwarte ich das? Weil die meisten Polys das nun Mal so machen. In Büchern darüber geschrieben wird. Gleiches betrifft Offenheit und Ehrlichkeit. Wir erhoffen und genau das sozusagen als Gewinn. Wir kennen es von uns selbst endlich offen dazu stehen zu können. Wir erleben, wie es sich anfühlt, verleugnet zu werden.

Der Bruch der Erwartung löst Unbehagen aus. Da die Erwartungshaltung bei seriell monogamen Beziehungen sich von den Erwartungen an Mehrfachbeziehungen unterscheidet, fordern wir auch andere Dinge ein. Wir fordern immer das ein, was wir erwarten.
******ore Frau
4.633 Beiträge
@ curious_seeker:
Bestechende Logik!

Trotzdem wäre ich verwundert, wenn es so einfach wäre....

@ Diffeomorph:

ich finde den Beitrag wirklich schwer zu lesen... Und ein Beispiel wäre echt gut, weil es erstens besser nachvollziehbar ist und zum anderen aus dem trockenen theoretischen Geschreibe hier herausführt.
*********yself Paar
76 Beiträge
ich du er sie es wir ihr sie:

Eigentlich will ich nichts schreiben, ich verzettel mich in Gedanken und beschäftige mich zu viel mit anderen. Ich hab doch keine Zeit und bin am Arbeiten oO.

Die Frage: Warum fühlt es sich anders an, wenn der Partner nicht da ist (abhängig von seinem Tun)?

Das kann dir hier keiner beantworten, da dies nur individualisiert betrachtet werden kann, sprich wie lebt ihr zusammen, wie viel Zeit verbringt ihr zusammen und bei was für Aktivitäten. Kurz gesagt welche Art von Bindung und dazu nähe habt ihr. Dazu kommt auch in Kombination, wie offen und tiefgehend kommuniziert ihr alles.

Was ich denke, wird sehr häufig auch bei anderen der Fall sein, der Kopf ist weiter als die emotionale Ebene, besonders am Anfang wenn sich etwas verändert.

Auch wenn Menschen relativ gleich ticken, sind die Gründe dafür und das gesamte Konstruckt sehr unterschiedlich und pauschalaussagen von bspw. uns auch euch oder anderen ist hier zu ungenau.

Ich persönlich halte überhaupt nichts von verheimlichen. Wenn etwas im Augenblick noch nicht kommuniziert werden kann ("Ich kann das noch nicht definieren oder ich bin noch nicht soweit dies mitzuteilen oder ich empfinde das mitzuteilen im Moment als falsch"), dann ist dies ok, wir jedoch. Jede Partnerschaft, so will ich meinen, soll slebst definieren, was die Beziehung etwas angeht und was nicht.
Gebürtstagsgeschenke, soweit man solchen Bräuchen Gewichtung schenkt und andere Formen der Überraaschung schließe ich hier explizit aus ;).

Ungefragt an bspw. das Handy des anderen gehen, auch wenn keine Geheimnisse bestehen sind nicht ok. Es kann sein, dass dort Dinge zu finden sind, die den anderen nichts angehen, vielleicht gibt es auch Schweigepflicht. Heimlich hinterherspionieren ist nicht ok. Darüber reden und versuchen einen Konsenz zu finden und wenn dies noch nicht klappt es langsamer angehen oder vielleicht Konsequenzen ziehen.

Es ist so schwierig darauf zu antworten, da es auch so unterschiedliche Konzepte von beziehung gibt, wie viel Nähe eine Person zulassen kann und oder will und wie offen man lernt mit sich selbst umzugehen, auch wenn man auch mal unterbewusst ein Verhalten an den Tag legt, dessen man sich nicht bewusst ist.

Da spielt nun auch Sozialisation und Enkulturation eine Rolle, die Erfahrungen die uns geprägt haben sind unteschiedlich zu denen der anderen und es begegnen sich immer Menschen, die unterschiede haben und das auch im verhalten, in der sprachlichen und gesellschatflichen Wahrnehmung...

Es gibt da so nen schönen Satz von Freud, der ich glaube aufgemotzt wurde (dafür sollte man das gesammte Instanzenmodell kennen und nicht nur die gkappte Version): Wo ES war, sill ICH sein, wo ÜBER-ICH ist, soll ICH werden.

Alles im Leben ist ein Prozess, Normen und Stillstand ist der kleine oder größere Tod.

Es scheint uns, als ob da die „Nicht-Mono“-Fraktion dem passiven Part keinerlei Selbstreflexion „abverlangt“, dem aktiven (der der lügt uo verheimlicht) sehr wohl.

Da wir sehr viel miteinander kommunizieren und auch in der Beziehung für uns unsere Art der Kommunikation ein Ergebnis von Entwiclung ist und in einer Beziehung man sich selbst mit dem anderen verändert/entwickelt (oder man geht als Leiche in eine Beziehung^^), kennen wir uns und Selbstreflexion wird nicht verlangt, es gescheiht und ist Teil des miteinanders, es darf aber auhc mal sehr unreflektiert und affektiert zugehen ;).

Ich bin an meiner Partnerin interessiert und sie an mir und wir sind am Wohl des anderen interessiert, wenn wir über den anderen nicht unsere Gedanken kreisen lassen dann würde sich dies vermutlich komisch anfühlen. Freiheiten in Gedanken und frei und Selbstbestimmt sein gehören natürlich auch dazu.

Bei Veränderungen finde/fand ich es am herausfordernsten, vorallem da die Poly für uns noch recht frisch ist, seinen Platz in der Bezeihung neu zu finden. Durch die "öffnung" geht eine Unsicherheit einher und ich habe schon von anderne mitbekommen, dass wenn neue partner in ein Geflecht kommen, gibt es nicht selten neue Bewegung und Unsicherheit und dies darf es auch geben. Ich finde, es ist auch ein Problem in dieser Gesellschaft, die uns mit Verhaltensmustern zuballert, die sozial nicht gesund sind, auf dem Land ist es noch mal eine andere Ebene, und sich davon frei zu machen ist schwierig und wir sind eben Kinder dieser Gesellschaft und haben vielleicht immer ein Stück weit die handbremse angezogen oder einen Arm auf dem Rücken gebunden.

Für mich ist wirklich ehrliche und offene Kommunikation wichtig und auf Dauer eine Grundvoraussetzung für eine Beziehung. Schlechte Erfahrungen sorgen dafür, dass sich Menschen mehr verschließen und es kann zu einem Problem werden.

Es ist für mich auch selbstverständlich Grenzen zu verschieben, wenn ich z.B. mit etwas aktuell nicht umgehen kann oder mich da falsch eingeschätzt habe und ich akzeptiere dies als selbstverständlich beim anderen. Es muss dabei nicht immer leicht sein, aber ich denke es wird mit der Zeit immer leichter.

Warum fühlt sich alles so schlecht an, wenn wir eine Lüge, ein Verschweigen bemerken, welches nichts „wirklich“ geändert hätte?

Ich finde es schwierig zu trennen, wenn auf der einen Seite offenheit gelebt wird und auf der anderen Seite etwas verheimlicht wird, aber was ihr unter verheimlichen versteht und ich, wer weiß das schon. Um darauf einzugehen, definiert verheimlichen. Ist sprachlich auch schwierig, wenn ich verheimlichen als etwas aktives ein hintergehen sehe und ihr vielleicht ich sage nicht, was wir in Einzelheiten an intimen getrieben haben. Ich habe hier schon in Threads Posts gelesen, bei denen aneinander vorbeigeredet wurde und sogar durch falsche interpretation Agression ausgelöst wurde. Schriftlich ist soetwas zu diskutieren schwierig.

Meine Empfehlung IRL mit offenen Menschen über sowas quatschen und Erfahrungen live austauschen. Ich empfehle aber da auch Menschen, beid denen man ausrechende Sympathie hegt und die als geeignet dazu erscheinen. Ach ja und da kann man auch vom aktiven Part den PartnerIN auch einbeziehen. Kennenlernen des kann helfen (oder das Gegenteil bewirken), etwas unbekanntes kann Gedankenkreise hervorrufen und je nach Sicherheitsbedürfnis auch .... kennen und Vertrauen bilden eine basis mit neuem besser umzugehen, möchte ich meinen.

So mehr werde ich hier im Thread nicht schreiben, ich hoffe du kannst es nachvollziehen und etwas positives für dich/euch daraus ziehen.

Genießt eure Beziehung und das Wetter, die Natur und geht Plantschen etc.
Sie schreibt...
Entschuldigt bitte, dass es schwer verständlich geschrieben ist - Und Danke für die Mühe es zu lesen und zu verstehen.

Der Gedanke in meinem Kopf ist total klar, dummerweise nicht in Worten.

Ich probier es in Beispielen:
Mono-Paar „Anna und Basti“
Anna hat Interesse an anderen, Basti reagiert eifersüchtig und will, dass Anna keinerlei Fremdkontakt hat.
Häufige (Mono-)Sicht:
Basti ist im Recht, völlig normal so zu reagieren, hat absolut keinen Grund über seine Gefühle nachzudenken.
Anna hingegen sollte sich fragen, warum sie andere sehen will - kann ja nur ein Hinweis auf einen Mangel sein oder irgendwas anderes stimmt nicht.

Selbstreflexion wird also bei Anna gefordert, bei Basti nicht.

Beim Poly-Paar Anna und Basti wäre das anders:
Basti sollte über seine Gefühle nachdenken, seine Forderung erscheint illegitim.
Anna passt, völlig normal dass sie auch Kontakt zu anderen möchte.

Selbstreflexion wird vorwiegend bei Basti gefordert, bei Anna nicht.


Okay, jetzt zur Ehrlichkeit, wir bleiben bei Anna und Basti:

Basti geht 2x die Woche Badminton spielen - ohne Anna, die gerne mit ihm spielen würde. Er spielt lieber ohne sie, weil sie in seinen Augen sehr schlecht und langsam spielt.
Das sagt er ihr aber nicht, weil er Angst vor der Diskussion hat und er ihre Gefühle nicht verletzen will.
Stattdessen schiebt er andere Abwesenheitsgründe vor, die für sie plausibel sind und wo sie nicht dabei sein will.

Wenn das auffliegt, ist beim Mono-Paar eher Verständnis für die Lüge vorhanden, wird da tendenziell weniger ein existentieller Strick draus gedreht.
Anna wird eher über sich nachdenken.

Beim Poly-Paar würde das „krasser“ ausfallen. Basti sollte sich überdenken, Anna nicht.


Ich hoff, es ist zumindest etwas klarer. Hängt euch nicht an den Bsp auf *zwinker*
Beim Ehrlichkeitsbeispiel wird wohl auch bei den Polys kein riesiges Fass geöffnet, wohl aber wird der Mangel an Ehrlichkeit stärker zur Debatte stehen.
Sie schreibt...
Fleiß-Sternchen fürs Verstehen *zwinker*

Zitat von *********eeker:

Warum fordern wir bei Ehrlichkeit etwas vom anderen, ohne es im gleichen Moment von uns zu fordern, während wir das bei Eifersucht doch im Gegensatz zu Monos hinbekommen?
So in etwa *ja*

Warum erwarte ich das? Weil die meisten Polys das nun Mal so machen.

Und genau da setzt meine Verwunderung ein... Nur weil die meisten Menschen das 1:1 Modell als richtig empfinden, kann und sollte man darüber nachdenken (sagt „der“ Poly, den es ja gar nicht so gibt *zwinker*)

„Weil die meisten das so sehen/tun“ ist ja sonst auch kein guter Grund
etwas so gar nicht in Frage zu stellen?
Sie schreibt...
@****911
Danke für die Mühe!
Nicht das, worauf wir hinauswollten, aber sehr gute Anregungen:

Zitat von ****911:
Das kann ein gesunder Geist nicht aushalten und reagiert mit Panik, da es deine gesamte Position und Einordnung deiner selbst in Zeit und Raum in Frage stellt. Die Basis deiner Existenz sozusagen.

Warum lassen wir unsere gesamte Position und Einordnung durch die Worte/Taten eines anderen so dermaßen in Frage stellen?

Es ist beängstigend herauszufinden, dass etwas nicht so war, wie es uns schien.

Je näher der andere an uns ist, je wichtiger er uns ist, desto schlimmer fühlt sich dieser Realitätsentzug an.

Wäre das auch anders möglich?

Betrug und angelogen werden ist nichts anderes. Es geht nicht darum daß du wen anders vögelst, es geht darum daß du der/dem anderen die Basis ihrer/seiner Existenz entziehst.

Interessanter Aspekt!
Also in etwa: Mono setzt Exklusivität als Basis, Poly setzt Ehrlichkeit als Basis.
(wobei ich Basis der Beziehungsexistenz nehmen würde)

Damit ließe sich die unterschiedliche Erwartung/Reaktion erklären.
****ne Frau
8.370 Beiträge
also was das anlügen betrifft: ich möchte einfach nicht belogen werden.
egal wo und von wem.
das hat auch nix mit meinem Weltbild zu tun.
und das wollte ich auch nie, egal ob als Momo oder Poly.
und doch, ich hinterfrage mich selbst schon auch warum ich belogen werde.
das Argument: ich will dir nicht weh tun zieht bei mit nicht.
schlechte Gefühle gehören zum Leben dazu.
um mal bei deinem Beispiel zu bleiben: Basti gibt Anna nicht mal die Chance besser zu werden weil er sie ja nicht mitnehmen will weil sie ihm zu langsam ist.
würde er ihr das so sagen könnte Anna versuchen zu trainieren um so mit Basti mithalten zu können.
So hat sie zwar den Wunsch zu spielen, mit ihm zu spielen, kann aber ihr Handicap nicht verbessern weil er ihr nicht sagt das er spielen geht und auch nicht warum er sie nicht dabei haben möchte.
******ore Frau
4.633 Beiträge
Mal etwas Grundsätzliches:

"Ehrlichkeit" setzt ja auch etwas wie die Existenz einer Wahrheit voraus...

"Die Wahrheit" existiert aber nicht, weil man Wahrheit immer im Kontext sehen muss. Rein systemisch liegen die Dinge immer 50:50.

Ich hatte mir von meinem Ex auch Ehrlichkeit gewünscht. Also keine Lügen, Heimlichkeiten. Er durfte alles tun, nur Lügen und Verschweigen nicht...
Und was hat er getan: der geneigte Leser ahnt es: Lügen und Verheimlichen. Begründet mit "kein Bock auf Trouble".

Dass ich zutiefst poly gefühlt habe und ihm alles gegönnt habe, hat ihn wütend gemacht, er hat meine Liebe in Frage gestellt. ("was man liebt, hält man fest", so hatte er es gelernt).

Und so kann ich - den jeweiligen Film im Hintergrund meines Gegenübers nur rudimentär ahnend- mittlerweile sehr viel mehr mit dem Begriff "Transparenz" anfangen. Zusammen mit der "Einvernehmlichkeit" die einzigen Kriterien, die Sinn machen, um poly leben zu können.

Dann erübrigen sich nämlich alle Debaten darüber und jede innere Unaufrichtigkeit wird dadurch ent-deckt...
****ne Frau
8.370 Beiträge
hab noch was vergessen: wenn mein Partner nicht ehrlich zu.mir ist habe ich ja gar nicht die Chance mich zu reflektieren.
das nimmt er mir von vornherein weg eben weil er nicht ehrlich wäre.
******ore Frau
4.633 Beiträge
Ehrlichkeit setzt Selbstehrlichkeit voraus.

Das zusammen mit dem Wissen betrachtet, dass die meisten Menschen ihre in früher Kindheit erlernten Verhaltensmuster reinszenieren und Selbstreflektion vermeiden, weil sie sich dann (teilweiser existentieller) Zurückweisung ausgesetzt fühlen, macht es vielleicht etwas nachvollziehbarer.

ich habe gute Erfahrung mit einer Methode gemacht, in der diese Projektionen zurükgenommen werden.

Einfach mal den Satz "Du lügst" rumdrehen zu "ich lüge" und schauen, was in Resonanz geht. Wo ich das vielleicht auch (und wenn nur unbewusst) tue, oder wo ich es liebend gerne täte und mir nicht erlaube...
Sie schreibt...
Zitat von ****ne:

und doch, ich hinterfrage mich selbst schon auch warum ich belogen werde.

Das kenne ich auch von mir.
Welche Voraussetzung muss ich bieten/schaffen, damit der andere „frei“ reden kann.

Aber dabei denkt man auch über den anderen nach, also mehr die Ebene zwischen zwei Menschen.

Ich meinte eher: Warum reagier ich darauf so stark? Warum fühlt es sich so „alles in Frage stellend“ an, obwohl eigentlich nur ein kleiner Bereich betroffen ist?

Das Basti-Anna Bsp ist ja ganz simpel und alles wäre super, wenn sie einfach offen und vorwurfsfrei miteinander reden *zwinker*

Es fühlt sich einfach so richtig und leicht an - einfach offen kommunizieren.
Und so unverständlich, wenn jemand das nicht kann.

Aus dieser Position heraus fragt man sich „nur“ was beim anderen los ist, dass der da Probleme hat.

Aber nicht, warum wir selbst damit so ein großes Problem haben.
****ne Frau
8.370 Beiträge
sagen wir mal so, wenn ich merke das uch belügt werde setzt das bei mir negative Emotionen frei.
natürlich kommt es dann vor das ich das ausdiskutieren möchte.
da ich selbst immer ehrlich bin Frage ich mich warum der mir gegenüber dies nicht ist.
Ich versuche ein entspanntes Umfeld zu schaffen.
da aber Emotionen im Spiel sind ist das nicht immer machbar.
zumal, warum muss immer ich mich hinterfragen?
der Lügner sollte mal überlegen warum er dies tut.
" keine Lust auf Diskussion " ist schön sehr einfach.
für ihn scheint es dadurch gerechtfertigt und somit okay zu sein.
da kann ich dann machen was ich will, ich würde dann immer wieder belogen werden.
es gehören schon immer zwei dazu *zwinker*
Zitat von *******beth:
Ehrlichkeit setzt Selbstehrlichkeit voraus.

...

Einfach mal den Satz "Du lügst" rumdrehen zu "ich lüge" und schauen, was in Resonanz geht. Wo ich das vielleicht auch (und wenn nur unbewusst) tue, oder wo ich es liebend gerne täte und mir nicht erlaube...
*ja*

Und wenn jemand gerade nicht Selbstehrlich ist, weil er zB ein Problem unterbewusst umgeht, wirds ganz schön happig mit klaren Trennlinien.

Magst du noch kurz „Transparenz“ erläutern?
Ehrlichkeit/Offenheit gemessen an dem, was man gerade als wahr empfindet?
Hmmmm.
Selbstentwicklung und Selbstehrlichkeit sind doch vor allem eine persönliche Sache.
Manchmal wird in Profilen geschrieben, daß Mensch Leute sucht "an denen man wachsen kann".
Das klingt wie eine Rankhilfe für eine Kletterpflanze.
So linear ist das Beispiel auf Menschen unserer Meinung nach aber nicht anwendbar.
Wenn wir durch unser Leben gehen, begleiten uns doch zu den verschiedenen Lebensstationen und auch parallel zu unserem Lebensalter ganz individuelle Fragen.
Und genau so individuell müssen wir höchstwahrscheinlich die Antworten finden.
"Mehrfachbeziehungen" sind da bestenfalls auch noch so etwas wie eine "Kletterhilfe"
Um im Bild zu bleiben - das wären allerdings alles "Kletterhilfen", die sich die Pflanze selbst ausgesucht hätte.
Manchmal wählen wir ja auch neue Herausforderungen - z.B. wenn wir (bewußt oder unbewußt) der Meinung sind, daß wir gerade die inneren oder materiellen Ressourcen dafür haben.
Manchmal treffen wir Menschen dabei Langfrist-Entscheidungen - doch das Leben ist Veränderung - und dann müssen wir manchmal auch unter erschwerten Aspekten mit unserer "Wahl" umgehen.
Oder Pläne gelegentlich auch mal völlig abändern, bzw. gar begraben.
Da kommt dann manchmal das Problem mit der (Selbst)Ehrlichkeit - denn wer gesteht sich Scheitern schon gerne ein? Oder bekennt freimütig einen Irrtum?
Das zählt in der heutigen Welt ja oft wie "verloren haben"...
Aber all dies gilt für uns hier ganz unabhängig von der Beziehungsform.
Bewußt und unbewußter agierende Personen sind überall vermutlich in gleich hoher Wahrscheinlichkeit anzutreffen.
der Umgang mit Lügen, Ehrlichkeit ist doch auch abhängig von unserem Ego.

Das Ego ist verletzt wenn man eine Lüge erkennt. Es geht oft weniger um den Inhalt der Lüge als um die Interpretation daraus. Fragen wie „was verheimlicht er mir?“ sind direkt vom
Ego getrieben. Dabei wären die richtigen Frage, die die uns das Verhalten erklären. Warum hat der Partner gelogen? Hätte er eine andere Wahl? Wie hätte ich an seiner Stelle reagiert?

Das mit dem Aktiv passiv konnte ich mit exiden Beispielen besser verstehendem.

Ich stelle mir eher die Frage: sollten grundsätzlich nicht alle Beteiligten ein Reflexion über die Themen führen? Jeder tickt anders, darf man überhaupt erwarten, dass der andere genauso wie ich reagiert?
*****al4 Mann
798 Beiträge
@ Pete
Danke, Alter. Das ist echt so einfach und für mich völlig nachvollziehbar. Da kommt mir im Nachhinein echt Scham hoch, weil ich mich ehrlich gesagt jahrelang genauso verhalten habe und mein Bild von „es ist nix anders“ reichte. Das ich die Existenz tatsächlich entzog, weil die Wirklichkeit nicht stimmte - puh, ja. Das stimmt, und das ist absolut unverzeihlich, das ist Macht und Ohnmacht.

Diffeo, ich nix verstehen. Mal ganz unabhängig von System, wenn sich zwei Menschen ineinander verlieben, und der eine ist offen zu liebe zu mehreren, der andere nicht und sie erklären sich, da reflektieren doch beide, oder? Und da sind die Bedürfnisse des einen und des anderen. Wertung kommt doch erst auf, wenn irgendeiner der beiden Standpunkte durchgesetzt werden will und eine Rechtfertigung in Form einer allgemein gültigen Systemik Autorität verschaffen soll.

Und das ein Paar dadurch ein Paar ist, das es exclusiv ist, andere ausschließt und damit das besondere betont, das habe ich erst letztens in irgendeinem Buch über Seitensprünge gelesen. Mit Anleitung, wie man es schaffen kann, zu verzeihen und die exclusivität zweifelsfrei zurückzuerlangen. Wenn das das Ziel ist, dann ist das wohl so und die Person, die Reue und Einsicht zeigen muss, klar benannt.

Und wenn das Ziel ein anderes ist, nämlich Öffnung warum auch immer, ist die Person, die sich zu bewegen hat, auch klar. Es kommt doch nur auf die gemeinsame Wegbestimmung an.

Das das Ganze fast immer zu Machtkampf wird, liegt doch eher an unserer Kultur, mit Bedürfnissen umzugehen. Wer stärker ist, der setzt sie durch, und verbindende Lösungen sind völlig unbekannt. Und stärker bin ich im Zweikampf auch, wenn ich mir Unterstützung durch irgendwelche superplausiblen Allgemeingültigkeiten hole. Ob nun Poly-Bibel oder Verweis auf gesellschaftlichen Konsens und Verhaltenskodex, mit den Bedürfnissen und Hintergründen des einzelnen hat das doch eh seltenst zu tun.
******ore Frau
4.633 Beiträge
Zu pete911 ergänzend: das kann soweit gehen, dass jemand somatische Beschwerden entwickelt, um die kognitive Dissonanz auszuagieren.
Ich hatte jahrelang Pilzinfektionen, deren Ursache (Fremdgehen des Partners) sich erst kurz vor der Trennung geklärt haben. Seitdem nie wieder...
Sie schreibt...
Zitat von *****al4:

Diffeo, ich nix verstehen.
passiert *zwinker* Es ist sehr interessant die Fülle von Gedanken zu lesen, die hochkommen obwohl der Eingangsbeitrag nicht verständlich war.
Mal ganz unabhängig von System, wenn sich zwei Menschen ineinander verlieben, und der eine ist offen zu liebe zu mehreren, der andere nicht und sie erklären sich, da reflektieren doch beide, oder?

Hmm, ich hätte gesagt, dass häufig nicht reflektiert wird. Wenn sie ihre Standpunkte wechselseitig erklären, findet deswegen noch kein Nachdenken statt.


Eher so:
Wertung kommt doch erst auf, wenn irgendeiner der beiden Standpunkte durchgesetzt werden will und eine Rechtfertigung in Form einer allgemein gültigen Systemik Autorität verschaffen soll.

Und so:
Und stärker bin ich im Zweikampf auch, wenn ich mir Unterstützung durch irgendwelche superplausiblen Allgemeingültigkeiten hole. Ob nun Poly-Bibel oder Verweis auf gesellschaftlichen Konsens und Verhaltenskodex, mit den Bedürfnissen und Hintergründen des einzelnen hat das doch eh seltenst zu tun.

Abhängig von dem „sozialen Grüppchen“ aus dem man kommt oder in dem man landet, wird bei der wechselseitigen „Erklärung“ häufig doch nur nach Schwachpunkten gesucht, an denen man ansetzen kann.

Das passt zu dem Gedanken, dass wenn ich meinen Standpunkt für gut und richtig halte (und die Bestärkung durch die soz. Gruppe habe), dann brauch ich nen ganz langen Anlauf um darüber nochmal nachzudenken.

Dann ist das Thema (Exklusivität, Ehrlichkeit) auch beliebig austauschbar. Solang das Gefühl „meins ist richtig“ da ist, sieht man den anderen in der Pflicht sich dahin zu bewegen.

(man generell, gibt ja auch genügend Ausnahmen/Abweichungen)
*********er69 Mann
21 Beiträge
Mmh, könnte die Lösung folgende sein?

Die Perspektive, die ich aufgrund meiner Erfahrung habe, einnehme?

In Eurem Beispiel mit Anna und Basti wird dieser "Vorgang" recht deutlich.

Wir wurden ja nicht in eine polyamore Gesellschaft hineingeboren. Wir kannten vermutlich alle zunächst
mal die serielle monoamore Beziehung.
Erst mit dem Kennenlernen von einer polyamoren Lebensart ändert sich auch die Sichtweise - Stück für Stück. Oft können wir dann auch erst durch Ausprobieren feststellen, "was sich wie anfühlt", wie sich dadurch unsere Sichtweise, unsere Perspektive, unsere Fähigkeit zu refletkieren ändert. Oder?

In Bezug auf Lügen spielt glaube ich Vertrauen eine große Rolle:
Wenn jemand noch nie erlebt hat, dass er nicht verstoßen, bestraft wird... obwohl er gelogen hat, wird kein Vertrauen in die Ehrlichkeit so leicht bekommen. Es mag durchaus sein, dass unsere Kindheit und wie da mit unseren Schwindeleien umgegangen wurde, eine relativ große Rolle spielen mag.
Soll einfach auch nur ein Beispiel dafür sein, dass Erfahrungen unser Handeln lenken, die nach und nach zu neuen Perspektiven führen.
*******Top Mann
1.164 Beiträge
Zu den vielen eingangs gestellten Fragen finde ich zwei Sätze aus den Antworten — besonders nach der Einleitung „mal etwas Grundsätzliches“ — im Kontext bemerkenswert:

*******beth:
Die Wahrheit“ existiert aber nicht, weil man Wahrheit immer im Kontext sehen muss. Rein systemisch liegen die Dinge immer 50:50.
und
*******beth:
Ehrlichkeit setzt Selbstehrlichkeit voraus.

Wenn „Die Wahrheit“ nicht existiert, dann muss man konsequenter Weise auch „Die Ehrlichkeit“ und „Die Selbstehrlichkeit“ in diesem Kontext sehen — und akzeptieren, dass Ehrlichkeit und Selbstreflexion auch nur eine „gefühlte Wahrheit“ ist.
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