@****on
Das mit dem Mit-Erziehen klingt vielleicht so krass. Ich meine so etwas:
„Bei uns“ am Tisch sitzen alle an ihrem Platz (immer der gleiche). Der Tisch wird meist von mir gedeckt, die Kinder müssen ggf helfen tragen. Man setzt sich gemeinsam, warte auf das gemeinsame „Guten Appetit“ und steht am Ende gemeinsam auf, also wartet bis alle fertig sind. Wenn doch noch etwas fehlt steh gewöhnlich ich auf (sitze näher an der Küche als mein Mann). Man reicht sich Vorlegeplatten/-Schüsseln auf höfliche Nachfrage. Es gibt immer eine Auswahl zu essen, Gesundes und ungesundes. Jeder wird etwas zu essen finden. Ich achte allensfalls drauf., dass man z.B. „auch Brot“ zur Wurst isst, mache aber kein Drama drauß. Ellbogen werden beim Trinken angehoben. Man führt ein Tischgespräch. Wenn man im Strandurlaub zusammen isst besteh ich zumindest auf ein T Shirt zur Badehose….. für mich ist das völlig normal. Gemütlich. Nicht überkanditelt.
„Bei denen“ müssen die Kinder den Tisch decken, es fehlt definitiv immer die Hälfte. Ständig springt einer auf uns holt etwas. Klassische Tischmanieren gelten als überbewertet. Wenn man den Brotkorb vom anderen Tischende will steht man auf und umrundet den Tisch und holt sich ein Brot raus. Es wird oft gestritten, Tischgespräch mit Involvierung der Kinder kannten die nicht. es ist unglaublich wichtig, dass man wenig Kohlenhydrate und viel Eiweiß isst. Darüber kann man stundenlang tadeln und ermahnen.
Was ist nun der Kompromiss gewesen …
Man deckt den Tisch gemeinsam. Bei uns gibts feste Plätze, bei denen gab es aber auch meist die selben Plätze, wenn es Änderungsgründe hab wurde das ausdiskutiert. Man fängt gemeinsam an zu essen. Wenn alle Kinder fertig ist dürfen diese aufstehen. Bei uns wird sich am Tisch gereicht, dort darf man aufstehen, aber ich hab meinen Kindern erklärt, dass ich das nicht wünsche. Im Urlaub mussten alle Shirts beim Essen anziehen. Wenn wir gemeinsam essen wird weniger Wert auf Manieren gelegt, also ich kritisier nicht, schaue vielleicht mal streng. Tischgespräche sind ganz automatisch entstanden.
Deren Kinder kamen und kommen unglaublich gern zu uns zum Essen. Weil es immer so lustig ist und man sich was erzählt, es immer wahnsinnig viel Unterschiedliches zu essen gibt, dass jeder was Leckeres findet und dass man sich etwas reicht wurde als unglaublich nett empfunden. Das mit den Shirts war im Urlaub 2 mal ein Kampf, aber der andere Vater fand diese Regel auch mehr als gut, hatte es nur noch nie überlegt gehabt. Unsere Kinder genießen es auch mit denen zu essen, weil sie weniger auf Regeln achten müssen (und haben festgestellt, dass meine Regeln z.T. echt sinnhaft sind).
In meinen Augen (und der meines Mannes und Freundes) haben wir aus völlig unterschiedlichem Essverhalten eine gemeinsame Art gefunden bei der jeder etwas von sich ablegt und anderes annimmt. Für mich fühlt sich das natürlich an und nicht als bösartiges Eimischen in die Erziehung anderer.
Die andere Frau sieht das völlig anders. Du vielleicht auch?