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Jennifer "Rostock" Weist über freie Liebe

Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Themenersteller 
Jennifer "Rostock" Weist über freie Liebe
Selbst-verständlich poly. So leicht könnte es sein. Prädikat: besonders wertvoll


Danke für diesen Beitrag! Ein ganz tolles Interview! Die gute Jennifer spricht mir bei vielen Punkten aus der Seele! *g*
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Themenersteller 
Weil es thematisch große Überschneidungen, aber von den Mitgliedern nur um 50% Schnittmengen gibt, poste ich auch hier meinen ausführlichen Text zur Mediengeschichte und -wirkung zum Thema Polyamorie auch hier:


Beziehungs-Anarchie: Medienbeiträge 2

Bei Bedarf kann der Beitrag gerne in ein eigenes Thema verschoben werden.

T*herz*M
****ni2 Frau
77 Beiträge
Ach - sie spricht mir aus der Seele. Und wieviel weniger Dramen gäbe es und wahrscheinlich auch weniger Tötungsdelikte aus sogenannten "Beziehungen", wenn alle so liberal und tolerant wären.
Ich kann ihren Grundgedanken gut nachvollziehen. Allerdings finde ich es bedenklich, wenn dieser Weg die Lösung dafür sein soll, keine Verantwortung für andere Menschen tragen zu wollen.
Schlicht weil VerANTWORTung da keinen Unterschied zwischen mir und einem anderen macht. Bin ich in Interaktion mit anderen, trage ich auch Mitverantwortung.
Klammere ich den anderen bei mir in meiner Verantwortung aus, so hat das m.E. was sehr egozentrisches, was sich durchaus auch durch narzistischen Verhaltensweisen zeigen kann. Was jetzt nicht gleich bedeutend ist, dass derjenige ein Narzist ist.

Es mangelt da m.E. am Verständnis, was Verantwortung genau bedeutet und was nicht.
Sie ist da aber auch konsequent in ihrer Sicht indem sie letztlich alleine lebt.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Themenersteller 
(Mit)Verantwortung oder nicht?
(Mit)Verantwortung tragen heißt für mich: von Konsequenzen/Folgen betroffen sein und dafür einstehen (wollen, sollen, müssen) - das kann im allgemeinen Lebenskontext also auch schon unfreiwillig geschehen. Ohne, dass ich das will.

In dem Maße, in dem ich mein Leben selbstbestimmt und selbstverantwortlich gestalten kann, nutze ich das - und unterlasse eine ganze Menge Dinge: noch einmal Kinder aufziehen, Haustiere oder Pflanzen in der Wohnung halten, bestimmte Dinge nicht kaufen usw. Dabei übernehme ich auch mal mehr, mal weniger direkt, Mitverantwortung für meine Umwelt, indem ich ihr bestimmte Anteile in mir erspare.

Woraus also lässt sich ableiten, dass ein Mensch (Mit)Verantwortung für das Verhalten eines anderen Menschen tragen sollte, wenn er es selbst bestimmen kann?
Es gehört zur Freiheit eines jeden Einzelnen, in den freiwillig bestimmbaren Anteilen einer jedweden Beziehung festzulegen, ob und in welchen Kontexten er an Mitverantwortung übernehmen will. Das kann mensch auch als Mitverantwortung und Selbstfürsorge durch Unterlassen verstehen denn als Egoismus: wenn ich mich bspw aufgrund meines Entwicklungsstandes, meiner Lebensprioritäten, meiner Prägung etc (noch oder nicht mehr) mit einer Beziehung, und sei es nur in bestimmten Kontexten zu einem bestimmten Lebewesen und im Abgleich mit dessen Wünschen oder meinen eigenen Werten überfordert fühle, dann kann ich das ablehnen und mich eben nicht "einlassen" und "verbindlich" verhalten. Dann lasse ich mich eben nur teilweise oder gar nicht ein.

Wenn jemand daraus ein Problem macht, ist er es selbst.

Die wichtigste Verantwortung sehe ich darin, das klar zu kommunizieren, mit dem jeweiligen Menschen abzustimmen, konsequent zu leben. Genau das scheint Jennifer Weist zu tun, und deshalb *hutab*

Davon abgesehen ist der von ihr verwendete Begriff "mit jemandem zusammen sein" sehr unscharf - vlt nur für uns aus Polybetriebsblindheit. Ich vermute sie meint damit das das Zusammenleben und -wohnen in einer klassischen monoamoren Lebenspartnerschaft. Dass das für diese Frau, da wo sie jetzt steht, nicht geht, ist für mich *sonne*klar.
Wenn jemand daraus das Ablehnen von Verantwortung ableitet, könnte es sich auch um ein Misssverständnis handeln, oder ich habe eine andere Äußerung zur Verantwortung vergessen und gerade keine Lust, das ganze Interview noch einmal anzuschauen *g*

Und überhaupt: Warum sollte jemand anders sein, als er ist, wenn er sich in solch "gesitteten" Lebensbahnen bewegt wie bspw Jennifer Weist oder alle anderen nicht gewalttätigen Menschen dieser Welt?

Deutlich und wie meist *herz*lich
T*wink*M
*********lebee Mann
1.593 Beiträge
Beziehung an sich sehe ich . . .
. . . positiv, aber das tue ich ja auch mit Manipulation . . .

Ansonsten ein tolles Video mit anregenden Fragen und Statements, wie z.B. . . .

. . . "darf sie in meinem Leben fehlen oder ist sie wichtig"
. . . "finde ich den Sex mit Ihr (noch) toll, j/n ?"
. . . "niemand kann mich ersetzen"
. . . "wenn der andere besser für sie ist, dann ist das so"

Danke fürs Posten . . . *g*
******ore Frau
4.633 Beiträge
Ich merke gerne immer wieder an, dass ich keine Verantwortung für einen Menschen übernehmen will, außer für mir anvertraute Kinder.
Wofür ich unbedingt Verantwortung übernehmen will und sollte, ist für die Beziehung, d.h. den Raum ZWISCHEN zwei Menschen.

Kleiner, aber feiner Unterschied, der ganz viel Entlastung bringen kann!
Gerade als Sängerin und Künstlerin transportiert und vermittelt sie Informationen. Und für diese ist sie als Sender ganz klar auch verantwortlich und somit auch für ihre Wirkung auf andere Menschen. Dies betrifft ebenso jeden anderen Menschen in Interaktion mit weiteren anderen Mitmenschen. Und aus einer Wirkung heraus folgen auch Ergebnisse und den Eindruck, den ich im Interview bekam von ihr, war, dass sie für diese ihre eigene Wirkung, die sie durch sich bei anderen auslöst sich nicht mitverantwortlich fühlt. Mein Eindruck kann natürlich auch täuschen und es ist letztlich nicht so. Ich kenne sie persönlich auch gar nicht und kann das auch nicht beurteilen. Ich wollte dies einfach nur als Bedenken in den Raum werfen. Sie wirkt da für mich einfach noch nicht kongruent. Nicht mehr und nicht weniger.

Und klar gibt es Verantwortung von Verantwortung auch zu unterscheiden. Speziell wenn mit "Verantwortung für andere tragen" von der eigenen Verantwortung abgelenkt werden soll. Doch davon sprach ich nicht.
Schau mir in die Augen, Kleines (202311)
*********herz Mann
3.941 Beiträge
Themenersteller 
Verantwortung für Wirkung
Ist es wirklich so, dass ich für die Wirkung meiner Botschaft auf andere verantwortlich bin? Besonders, wenn ich immer wieder erfahre, dass ein und dieselbe Botschaft auf verschiedene Menschen anders wirkt?
Woher kann der Sender wissen, wie seine Information auf andere wirkt, besonders, wenn er die Empfänger nicht kennt?

Für die Wirkung der Botschaft kann der Empfänger vlt nichts. Da gibt es Prägungen, die nun einmal sind - da wo ein Mensch jetzt steht, und wie er seine Persönlichkeit entwickelt hat. Aber für seine Reaktion ist der Empfänger zu 100% verantwortlich.

Zwischen Reiz und Reaktion liegt die Freiheit (Rumi).
Was mir wirklich ausnehmend gut an Fr. Weist gefällt, ist die entspannte Haltung in Bezug auf Mitmenschen und deren Lebensweisen.
Keine wirklichen Vergleiche, wenn dann eher Fragen.
Kein besser oder schlechter, richtig oder falsch.

Und auch kein eigener, fest betonierter Weg. Sondern ein so wars, so ist es grad und wer weiß was später mit anderen Menschen folgt.
Ohne Wertung.

(Sie schreibt)
******Fox Mann
2.328 Beiträge
Das mit der Verantwortung habe ich in dem Kontext verstanden, das sie für ihre Beziehungen, (die sie im Interview auch immer wieder Beziehungen nannte, die sie den Partnern gegenüber aber nicht als Beziehung titulieren möchte, was ich super verstehe), genauer für deren Partner keinen Bock auf Verantwortung übernehmen hat. Und zwar in dem Zusammenhang der unausgesprochenen Ansprüche an den anderen, "weil man ja zusammen ist, muss das so und so sein". Auf so ne Verantwortung hat sie null Bock, ich auch nicht. Ich habe ihr Thema mit der Verantwortung nicht auf alles und jeden bezogen. Und ich habe auch mehrfach gehört das sie das jetzt denkt, und daß das morgen anders sein kann. Und mit 80 Jahren wird das vielleicht auch bei ihr anders sein. Aber wozu heute...

Ich habe ihr gerne zugehört, und hatte nur an einer Stelle ein Nein in mir. Da ging es darum das sie meinte das mensch für solche Beziehungen volle 100% Vertrauen in den anderen braucht, damit das gut gehen kann. Ich glaube nicht an 100%, nirgendwo. Auch in der Physik gibt es sie nirgends. Und niemand traut sich selbst 100% über den Weg, in so fern kann ich das natürlich auch nicht. Und sie sagte ja auch selber, es wird garantiert irgendwann weh tun, sie kann sich nur aussuchen von wem sie verletzt wird. Den Satz fand ich echt groß.

Verantwortung für jemanden anderen, oder für eine Beziehung (den Raum zwischen Menschen) zu übernehmen sind komplett verschiedene Schuhe. Da wird mir zu schnell Liebe und Beziehung miteinander verwechselt...
*****alS
7.908 Beiträge
Ich stimme Jennifer zu, was offene Beziehungen angeht. Das aber, was sie danach beschreibt, hat für mich mit poly nichts zu tun. Ich habe auch bei poly Beziehungen Liebeskummer. Jedes Mal, wenn etwas endet. Ich fühle mich auch in Polybeziehungen verantwortlich - für jede einzelne Partnerin. Und - ich empfinde etwas anderes für Liebespartner als für Freunde. Oder Familie.

Das, was sie beschreibt, wären für mich einfach mehrere Freundschaften mit Sex. Sie beschreibt das ja auch genau als sowas. Das ist total cool, und total in Ordnung, Aber in meinem Verständnis keine Poly-Beziehung sondern einfach gar keine.
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