„Im übrigen bin ich der Überzeugung, das es völliger Unsinn ist, sich als grundsätzlich polyamor geneigt zu bezeichnen. Ich fand das ganz schön in dem hier überwiegend positiv empfundenen Interview mit Ilan Stephani: sie sagte, es sei völlig normal, das man mehrere Menschen liebe; das tun wir alle.
Im Grunde tun wir das alle, aber es wie mit der Bisexualität: Im Grunde haben wir, falls wir nicht massiv davon weg-erzogen wurden, die Möglichkeit, mit jeglichem Geschlecht Sexualtität zu teilen. Und doch lehnen viele das für sich deutlich ab. So ist es auch mit der Liebe von Vielen: Im Grunde tun wir das alle, aber nicht wenige lehnen das für sich (und oft auch für andere) deutlich ab. Denn zum polamoren Fühlen muss noch die
Haltung treten, dafür zu sein. Polypositivität. Sonst wird das polamore Fühlen verdrängt, abgespalten, einfach geleugnet oder als ungesunde Verirrung betrachtet.
„Tatsächlich ist es für mich Realität, dass Polyamorie etwas vom Normativen Abweichendes ist. Das mag in 50 Jahren anders aussehen, aber aktuell sehe ich noch keine vollständige Integration von Mehrliebe in unserer Gesellschaft.
Das ist der Punkt: Obwohl praktisch jeder polyamor fühlen kann, will dies nur eine echte Minderheit zulassen. Eine, die die inhaltliche Dissonanz aushält, dass dieses normale Fühlen vom Normativen abweicht. Wir haben nicht nur noch keine vollständige Integration von Mehrliebe in der Gesellschaft, sondern diese ist leider noch normabweichender als regelmäßiger Kokainkonsum.
„Deshalb interpretiere ich auch "die Dose der Pandora öffnen" in dem hier dargestellten Kontext als eine Horizonterweiterung in Sachen Liebe
Exakt so hatte auch ich es verstanden. Horizonterweiterungen sind immer eine Büchse der Pandora, die nicht wieder geschlossen werden kann - für manches Regime eine Büchse des Grauens.
„Und ja, ich kalkuliere da aus Erfahrung mit rein, wie der andere das „Mono“ und das „Vorwarnen“ interpretieren könnte.
Und das geht gerne so: „Okay, wir fangen zu zweit an und wenns toll ist und sie mich liebt, gibts gar keinen Anlass für Fremdverlieben. Und wenns doch passiert, kann ich Nein zur Öffnung sagen, weil wir starten ja Mono, da darf ich das.“
Dann muss die Warnung deutlicher sein und den Satz enthalten:
"Wir fangen zu zweit an, und wenn's toll ist, werde ich mich in noch jemanden verlieben - stell dich auf jeden Fall darauf ein. Du kannst zur späteren Öffnung nur über meine Leiche Nein sagen."
„Da sag ich doch lieber gleich:
„Ja, ich lass mich gerne auf dich ein und zur Zeit gibt es niemand anderen. Ich kann mich auch in andere Menschen verlieben, wenn ich schon jemanden liebe. Und wenn das passiert, möchte ich mich auch darauf einlassen, wenn es sich gut für mich anfühlt.“
Oder so. Ist letztlich das selbe.
„ich sage ihm schlicht, das ich mich auch auf andere einlassen könnte, wenn sie mir denn begegnen. Und das ich das dann auf jeden Fall offen kommunizieren würde.
Oder so. Ist auch die selbe Warnung mit anderen Worten.
„ nein ich muss mein Gegenüber nicht warnen. Welch schreckliche Vorstellung, mein Gegenüber warnen zu müssen!
Das widerspricht der vorstehenden Warnung. Die meisten warnen halt
nicht ... mit den Folgen, die wir hier ständig im Forum lesen: Drama, Drama, Drama.