********enzo:
Was allerdings fehlt ist der Bezug zur Realität! Sich polyamourös zu fühlen, bedeutet nicht, dass man auch weiß, wie es sich dann in der Realität anfühlt.
Wenn man –entgegen der bisherigen Erziehung und „überlieferter Erfahrung“– überrascht feststellt, dass man zur selben Zeit für mehr als einen Menschen Liebe empfindet, dann ist das ziemlich real!
Das ist ebenso real wie die Fragen, die sich daraus ergeben (und die dann zu beantworten sind).
********enzo:
Man führt keine standardisierte polyamoröse Beziehung, man lebt Beziehungen mit realen Menschen, die sich grundsätzlich nicht an theoretische Absprachen und Regeln halten.
Der Punkt ist doch wohl: man führt
gar keine Beziehung standardisiert!
Eine Beziehung wird immer durch die definiert, die sie führen.
********enzo:
Man kann sich einfach nicht für eine Beziehungsform entscheiden und dann ist alles geklärt.
Man kann sich entscheiden, wie und in welcher Beziehungsform man leben möchte. Dann kann und muss geklärt werden. Besser noch: Wenn man es schon weiß, wenn man die Beziehung eingeht, dann sollte von Anfang mit offenen Karten gespielt werden. Wenn sich das erst entwickelt, dann entwickelt sich das gemeinsam, oder die Wege trennen sich früher oder später.
****de:
Ich habe jetzt schon ein bisschen Erfahrung mit Paaren gemacht, bei denen von Polyamorie die Rede war und die Realität letztlich sehr restriktiv und fast schon dominierend in Bezug auf die hinzukommende Person aussah.
Das ist dann wohl die „nette Ergänzung“, die ich bezüglich des Paares eher unter „offene Beziehung“ sortieren würde.
Wobei ich dazu Anmerken muss, dass eine empfundene Liebe tatsächlich gleichermaßen da sein kann, dass es aber beim leben dieser Liebe eine klare Priorisierung der Primärbeziehung gibt.
****de:
Wenn eine hinzukommende Person nicht mit einem einzigen Menschen eine Beziehung eingehen darf, sondern stattdessen mit ZWEIEN eine eingehen muss.
Dieses
muss sehe ich nicht und finde so etwas auch weltfremd. Nur weil ich A liebe, muss ich A’s Partner auch lieben? Was für ein Unsinn! Solche „Kommunisierung“ funktioniert m.E. genauso gut wie der zwangsweise Zusammenschluss von Bauern zu einer Kolchose. Selbst in den Ashrams setzte irgendwann diese Ernüchterung ein.
Rücksichtnahme und etwas Empathie für die Gefühlswelten Aller in solchen Konstellationen halte ich für angebracht. Wahrscheinlich ist auch, dass zwischen Liebenden und den Metamours die Wellenlänge für eine freundschaftliche Ebene stimmen könnte, weil es wahrscheinlich eine gewisse gemeinsame Basis gibt. Kann sein, muss aber nicht.
Daran, dass Veto-Rechte und andere Eigentumsregeln funktionieren, habe ich meine Zweifel. Ein „Dagegen“ löst nach meinen Erfahrungen weniger Probleme und bringt mehr negative Schwingungen als ein „Dafür“ auf einer vielleicht zunächst etwas abgespeckteren freiwilligen Basis. „Dagegen“ lässt keinen den Raum für Entwicklung und positive Erfahrung/Erlebnisse — ein „Dafür“ (mindestens ein „Du darfst“) eröffnet Perspektiven. Perspektiven und Möglichkeiten, die von einem „Du musst“ übrigens ebenso ausgeschlossen werden wie vom „Dagegen“.