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Beziehungs-Anarchie
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Polyamor fühlen vs. Paar-Experimente

****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Polyamor fühlen vs. Paar-Experimente
Liebe Polys,

angeregt durch die Diskussion um "(Wie) Funktioniert der Weg zurück in die Monogamie?" habe ich mir die Frage gestellt, ab wann man tatsächlich sagen kann:

Ich fühle polyamor. Ich kann und will mehrere Menschen gleichzeitig gleichwertig lieben.

...und wann Polyamorie mit einem bestehenden Beziehungsverhältnis "einfach nur mal ausprobiert" werden soll.

Meine konkreten Fragen dazu:

1) Was ist der Unterschied zwischen polyamor fühlen und Polyamorie als Beziehungsmodell wählen?

2) Sind "Rückzieher" bei einem der beiden vorprogrammiert bzw. wahrscheinlicher?

3) Gibt es die Pärchen-Polyamorie ("Wir probieren das jetzt mal zusammen aus") oder ist das dann bloß eine Form von Beziehungsöffnung unter Beibehaltung einer Beziehungshierarchie (Primary vs. Secondaries)?

4) Was, wenn einer der beiden gar keine Hierarchie zwischen seinen/ihren Beziehungen möchte? Ist es dann fair, eine Hierarchie oder eine Rückkehr zur Monogamie einzufordern? Passen diese zwei Menschen dann überhaupt noch zusammen?


Viele Grüße,
Taride *g*
*****ite Frau
9.564 Beiträge
Bei mir Nr. 3.

Mein Mann und ich haben Familie. Das hat immer Priorität.
******age Mann
3.160 Beiträge
Polyamorie kann meines Erachtens nur funktieren,
wenn beide polyamor leben.

Lebt einer Mono und der/die Andere poly,
gerät das Ganze schnella aus dem Ruder.

Ich kann nicht monogam oder polyamor fühlen,
ich kann nur mit ganzem Herzen lieben.
******Fox Mann
2.328 Beiträge
Ich sehe auf mich bezogen, also mit meiner Polygeschichte keinen der genannten Aspekte als alleinstehend an. Am Anfang fühlte ich nicht Poly, ich träumte es. Meine erste Polybeziehung war ein Experiment bei dem ich nicht wusste, ob ich das überhaupt aushalte. Die Zweite auch.

Für mich ist es kein Unterschied ob ich poly fühle oder Lebe, oder ob ich das mal ausprobiere. Denn ich habe das damals ausprobiert und wusste nicht was mir dabei um die Ecke kommt. Und erst nach fünf Jahren konnte ich sagen das ich es lebe.

Für mich ist es, das alle voneinander wissen. Und Konsenz finde ich großartig. Da macht es für mich keinen Unterschied ob ich so fühle oder das Beziehungsmodell lebe oder probiere. Für mich ist das eins.
********ties Mann
94 Beiträge
Ich lebe und fühle Polyamor.
Auch wenn es, als ich das für mich postulierte, den Begriff noch nicht gab.
Ich liebe Menschen seit ich sechzehn bin und meinen ersten Mann kennen gelernt habe. Parallele Frauenbeziehungen hatte ich damals schon.
Jeder Mensch den ich kennen lerne bekommt (möglichst) beim ersten Treffen etwas von meiner Beziehungsvorstellung (Bisexuell und Polyamor) zu hören.

Wenn er/sie sich entscheidet, mich zu wollen, gehört das dazu.

Trotzdem entwickelt sich mein Leben und ich war in der ersten Ehe mal Monogam mal in Dreiecks- und mal in Mehrfachbeziehung. Zeitweise waren die Beziehungen gleichwertig aber immer unterschiedlich.
Auch jetzt in meiner zweiten Ehe ist es schwierig (alleine über die verbrachte Zeit) gleichwertige Beziehungen aufzubauen.

Aber ich denke und fühle Polyamor.

Was ich wann und wie lange lebe ist sehr variabel und hängt nicht nur von mir und meinem Lebensmodell ab, sondern auch von meinen Partnern und Partnerinnen und dem was für sie lebbar ist.

Monogamie kommt für mich nicht in Frage. Wenn einer meiner Partner*innen das für sich (einseitig) leben will ist es ok.

Ich finde ein Beziehungsmodell ist für jeden unterschiedlich und es können sogar innerhalb einer Beziehung unterschiedliche Modelle gelebt werden.
Mensch kann ja seine Partner zu nichts zwingen und auch nicht verändern... (aber das ist ein anderes Thema).
In sofern ist "Rückkehr" zu irgendwas oder "Fairness" nicht das Thema.
********Poly Frau
3.184 Beiträge
Zitat von ******age:
Lebt einer Mono und der/die Andere poly,
gerät das Ganze schnella aus dem Ruder.
Warum?
3) Gibt es die Pärchen-Polyamorie ("Wir probieren das jetzt mal zusammen aus") oder ist das dann bloß eine Form von Beziehungsöffnung unter Beibehaltung einer Beziehungshierarchie (Primary vs. Secondaries)?

Die Frage stellte ich mir häufiger in der letzten Zeit.

Ich mag einen Bezugspunkt in meinem Leben haben. Dort hat jedoch trotz aller Liebe nicht jeder Mensch Zutritt zu jeder Zeit. Würde ich mein Nest für Metamour
En öffnen, wäre ich sehr schnell genervt. Wir haben das versucht mit dem "Open House".

Tatsächlich funktioniert das weder für meinen Mann noch für mich.

Natürlich stellt sich da die Frage nach Hierarchie, Ein- oder Aussperrung und ob das jetzt doch nur eine Ehe ist, die sich sexuell öffnet.

Mein persönliches Fazit ist: nein, ich kann mehrere Menschen lieben, aber nicht jeden dieser Menschen ständig oder auch unerwartet jederzeit um mich haben.

Daraus entsteht unweigerlich eine Hierarchie, ob ich das so will oder nicht.

Insgeheim träume ich nach wie vor von einer Mehrmenschengemeinschaft möchte da meine Tür jederzeit schließen können. Außer für meinen Mann, denn der kann mich gar nicht stören. Ihm gegenüber ist mein Rückzugsbedürfnis sehr gering. Umgekehrt ist das auch so.

Bei unseren weiteren Lieben ist das anders. Meiner würde mich auf Dauer nerven, weil er sich schwer alleine beschäftigen kann und ständig meine Aufmerksamkeit einfordert. Was ich als störend empfinde, weil ich zwischen ihm und mir ständig entscheiden müsste und da viel zu wenig ich-Raum bleibt.

Es gibt meinen Ich-Raum, den Mein-Mann-und-ich-Raum und.... Besuchszeiten. Ich kann und will nicht dauernd Menschen um mich haben, das stresst mich. Vor allem, wenn sie meine Aufmerksamkeit ziehen.

Ja, was bin ich nun? Eremitin mit selektiven Kontaktbedürfnissen? *lach*

Polyamor fühle ich mich. Und genauso schnell belastet es mich, wenn mir Kontakt zu viel wird.

Sie
Profilbild
****fan
2.315 Beiträge
Leben bedeutet Veränderung und Ausprobieren. Vom daher ist es fair, wenn etwas in der Beziehung nicht mehr passt, sich zusamnen zu setzen und zu sehen, wie es sich wieder stimmig anfühlt. Und das darf auch bedeuten, dass einer der Partner erst einmal zurück steckt und dem Anderen den Raum lässt, der gerade gebraucht wird.
Ich fühle poly, ich bin offen für Mehrfachbeziehungen, auch wenn ich zwischendurch mal eine monogame oder eine nicht mehrfach sexuelle Phase bewusst lebe. Denn auch das ist die Frage, ist eine nur emotionale Beziehung neben der pimary Partnerschaft poly oder nicht?
Ich finde die Antwort hier eher im Tantra, alles darf sein und sollte sich stimmig anfühlen und für Jeden passen. Und das ist schwer genug.... *lach*
*******Top Mann
1.164 Beiträge
****de:
Ich fühle polyamor. Ich kann und will mehrere Menschen gleichzeitig gleichwertig lieben.

Können ja — aber wollen?

Wenn sich das Wollen auf das (aus)leben der Lieben bezieht, gehe ich da mit. Wertigkeit ist dabei ein Aspekt, mit dem man für sich genommen schon Bücher füllen könnte. Jemanden lieben zu wollen erschließt sich mir nicht, da sich bei mir das Gefühl entwickelt hat, aber Liebe nie willentlich herbeizuführen war.

Zu 1:

Den Unterschied sehe ich darin, ob ich es „nur“ fühle oder als Mehrfachbeziehung auch auslebe. Es zu fühlen oder fühlen zu können reicht mir für die Definition als polyamor aus.

Zu 2:

Das ist wohl wie in „normalen“ Beziehungen, nur mit mehr Möglichkeiten — schlicht weil es mehr Beteiligte gibt. Die Interaktion/Dynamik mit den weiteren Beteiligten dürfte das beeinflussen.

Ich habe selbst schon erlebt, dass sich eine Frau zurückgezogen hat, weil sich zwischen mir und einer anderen etwas entwickelte, das sie nicht gefährden wollte. Ihr Grund für den Rückzieher war, dass sie mir nicht das geben konnte, was die andere konnte, und aus ihrer Liebe zu mir heraus verzichtet hat.

Zu 3:

Ein Beziehungsmodell auszuprobieren halte ich für legitim, wenn alle das gleichermaßen wollen und mittragen. Das setzt aber bei einer polyamoren Beziehung voraus, dass sich eine Liebe entwickelt hat, die in einer solchen Beziehung gelebt werden will.

Alles andere wäre für mich eher mit dem Öffnen der Beziehung zu experimentieren — was man wohl meist ohne größeren Flurschaden anzurichten wieder abbrechen kann.

Mit Liebe würde ich nicht spielen oder experimentieren wollen.

Bezüglich des Gefühls „Liebe“ sehe ich keine Hierarchie, da jede Liebe einzigartig ist. Prioritäten und Hierarchien? Für mich geht es eher um die Gestaltung der Beziehung(en). Zusammenleben, Zeit, Kinder, … — spannend wird es, wenn die Bedürfnisse oder deren Befriedigung ungleich verteilt sind.

Zu 4:

Keine Hierarchie ist leider sehr subjektiv und situativ. Selbst bei Beziehungsanarchie ist es dem, der gerade heulend auf dem Sofa sitzt und sich höchst zuwendungsbedürftig fühlt schwer zu vermitteln, dass man anderweitig verabredet ist, um dabei auch Spaß zu haben. Oder diesen Plan zu Lasten eines Dritten ändert. Ich überzeichne zwar, aber ein Konfliktpotential und eine –wenn auch nur temporär gefühlte– Bevorzugung/Hierarchie halte ich für menschlich.

Wie alle damit umgehen, ob sie gar fordern, das steht auf einem anderen Blatt.

Wenn Polyamorie –eher das Ausleben– nicht (mehr) passt, dann wird das auf eine Entscheidung herauslaufen, bei der einer oder mehrere verlieren. Ob die Menschen dann noch zusammenpassen, hängt wohl davon ab, was denen jeweils wichtiger ist, wie sie leben wollen und das (noch) können, ohne so unglücklich zu werden, ohne dass die verbliebene(n) Beziehung(en) den Bach hinuntergeht.
*********asmus Mann
2.215 Beiträge
Soweit ich mich mit einbringen kann...

Fühle ich die Polyamorie am besten mit 1-3 festen Bezugspartnern, mit denen ich auch zusammleben möchte bzw auch kann...
Ob das jetzt MMMF, MFMF, MFFF ist... also mehr Männer, ausgeglichen oder mehr Frauen ist mir egal...
Wichtig wäre mir nur dass jeder dazuergänzen kann mit einer Art Freundschaft+ von außerhalb...sodass keiner unter Unzufriedenheit leiden muss...
Sie schreibt...
1.) Wir können nichts gegen oder für ein aktuelles Gefühl tun.
Wir können entscheiden, wie wir handeln.

Das ist der Unterschied zwischen Fühlen und Beziehungsmodell.

2.) Rückzieher sind bei beiden Varianten nicht vorprogrammiert.
Wer noch nicht polyamor gelebt hat, also konkret besonders mehrfach geliebt hat, weiß doch gar nicht, wie das ist/wie das klappt.

Insofern ist der Versuch „gleichwertig“.
Ob jetzt ein Paar beschließt, das auszuprobieren/zuzulassen oder man irgendwie meint, man fühle polyamor - Haarspalterei.

Ein großes, skeptisches Fragezeichen taucht nur auf, wenn man aus grundsätzlichen Überlegungen meint, „polyamor“ wäre die optimale Beziehungsform.

3.) ist wie 2, find ich.
Was daraus erwächst, ist doch völlig unklar.

4.) Es ist nie fair etwas vom Partner einzufordern. Egal was.
Wünsche kann man formulieren.
Wer fordert, lebt in einer Bedürfniserfüllungserwartungshaltung.
In meinen Augen eine sehr schlechte Basis für eine Partnerschaft.




Allgemein:
Ich hadere immer mit dem Satz „Ich will mehrere Menschen lieben.“.

Versteh ich nicht und da bin ich sehr skeptisch. Wenn man gerade liebt oder die Chance bekommt, weil ein weiterer Mensch ins Leben tritt - ja, Ausdruck des Ist-Gefühls.

Wenn man aber gerade keinen liebt oder nur einen, zu formulieren, dass man mehrere lieben will?
Das wirkt auf mich ungesättigt.


Und hier noch der Schlenker zu
@******yan Thema (Polyamory: Pandoras Box):

Ich hab mich schon von Anfang an mit fixen Modellen schwergetan.
Was heißt Monogamie?
Da gibt es soviele unterschiedliche Formen.

Es gibt sehr freie Monogamie, inkl. der Offenheit für evtl. sexuelle Eskapaden mit anderen und der Offenheit ggü emotionalen Eskapaden.
Den Status: Wir lieben uns und suchen nichts von anderen. Aber wenn das passiert, dann bestrafen wir nicht, sondern schauen uns das offen an - weil uns der andere am Herzen liegt.

Und es gibt sehr beengende Monogamie, da muss man schon um Erlaubnis fragen, ob man sich mit Freunden treffen darf.


Genauso sind sämtliche offene Konstrukte.
Ich empfinde auch eine polyamore Beziehung als beengend, die alles im Konsens entscheiden will.
Oder bei der die Partner mit ihren Problemen (zB Eifersucht) allein gelassen werden - nach dem Motto: wir haben uns für poly entschlossen, also lern damit zu leben.



Ich mag Beziehungsmodelle allgemein nicht.
Für mich sind das Korsette, die immer irgendwann drücken.

Was zählt sind für mich Beweggründe, die innere Motivation, aktuelle Gefühle und der Wille, den anderen zu verstehen, zu unterstützen und einfach leben und fühlen zu lassen.

Die Form so einer Beziehung ist dann wandelbar und Ausdruck der individuellen Gefühlslage.


Und dann ist es hinfällig, wie die Form aussieht. Weil sie nicht vorbestimmt, nicht „gewählt“ wurde. Sondern durch Entwicklung entsteht.

Ich selbst bin absolut nicht mono, aber poly bin ich auch nicht - denn auch das ist mir zu starr, zu aufgeladen mit Regeln und Erwartungen.
1) Was ist der Unterschied zwischen polyamor fühlen und Polyamorie als Beziehungsmodell wählen?

Ein Gefühl ist einfach da und man entscheidet sich nicht dafür. Man kann nur entscheiden, ob man es zulässt oder nicht. Wir haben schon eine Erfahrung machen müssen, wo unser Gegenüber es nicht gefühlt hat, sondern es einfach mal ausprobieren wollte. War bitter und verletzend für uns.

2) Sind "Rückzieher" bei einem der beiden vorprogrammiert bzw. wahrscheinlicher?

Einen Rückzieher kann es immer geben, egal aus welchen Gründen. Wenn Gefühle im Spiel sind, hängt aber wahrscheinlich mehr dran und lässt sich nicht so schnell beenden.

3) Gibt es die Pärchen-Polyamorie ("Wir probieren das jetzt mal zusammen aus") oder ist das dann bloß eine Form von Beziehungsöffnung unter Beibehaltung einer Beziehungshierarchie (Primary vs. Secondaries)?

Wir haben uns nicht dafür im eigentlichen Sinne entschieden, sondern haben es im Herzen gefühlt. Es ist einfach so passiert, ohne es zu planen. Wir hatten aber unsere Beziehung erst für das Sexuelle geöffnet und gemerkt, dass wir einfach anders ticken. Jeder steht auf seinem ganz eigenen Platz, ohne primary und secondary.

4) Was, wenn einer der beiden gar keine Hierarchie zwischen seinen/ihren Beziehungen möchte? Ist es dann fair, eine Hierarchie oder eine Rückkehr zur Monogamie einzufordern? Passen diese zwei Menschen dann überhaupt noch zusammen?

Man kann immer Kompromisse machen aber inwiefern das dann gesund ist, kann man nicht wirklich beurteilen. Einfordern allerdings, wird einen bei so einem Problem nicht weiterbringen. Es gibt in so einem Fall zig Möglichkeiten. Das Wichtigste ist, dass man offen und ehrlich miteinander redet.

LG Mr. und Mrs. Snuggle
****on Mann
16.228 Beiträge
Zitat von ****de:
1) Was ist der Unterschied zwischen polyamor fühlen und Polyamorie als Beziehungsmodell wählen?

Polyamorie hat nach meinem Verständnis drei Aspekte:

Polyamor fühlen
Polyamore Haltung
Polyamor leben

Polyamor fühlen als die Fähigkeit, mehr als einen Menschen gleichzeitig tief ins Herz zu lassen. Vermutlich kann das praktisch jeder. Um es aber zuzulassen und wahrzunehmen, braucht es eine...

Polyamore Haltung. Also die Bejahung für das eigene Leben, dass ich selbst und auch meine Partner mit anderen in Liebesbeziehung treten können und wollen. Hinter der Viel-Liebe stehen.

Polyamor leben ist dann die Umsetzung. Nicht immer ist sie praktisch möglich.

Polyamor fühlen, dazu eine polyamoren Haltung vertreten, das heißt für mich, Polyamorie zuzulassen: persönlich, politisch, im eigenen Lebensumfeld.

Polyamorie als Beziehungsmodell zu wählen ist eine andere Nummer. Sie enthält ein Bündel von Entscheidungen:

• Will ich überhaupt eine Beziehung?
• Erlaubt mein berufliches Umfeld ein solches Leben?
• Ziehen meine Partner mit?
• Finde ich überhaupt passende Partner?
• Möchte ich juristische Erwägungen mit einbeziehen, erbrechtliche, versorgungsrechtliche, steuerrechtliche etc?
• Wie erreiche ich ein Zusammenleben Aller, falls es darüber Konsens gibt?
• ...

Polyamorie zu leben wäre viel einfacher zu entscheiden, ware die polyamore Haltung in Gesellschaft und Politik präsent.

Zwischen Fühlen/Haltung und Ausleben stehen eine Menge Leute und Umstände im Weg.
********er75 Mann
6.899 Beiträge
Zitat von ****de:

Liebe Polys,

angeregt durch die Diskussion um "(Wie) Funktioniert der Weg zurück in die Monogamie?" habe ich mir die Frage gestellt, ab wann man tatsächlich sagen kann:

Ich fühle polyamor. Ich kann und will mehrere Menschen gleichzeitig gleichwertig lieben.


Für mich ist es so, dass ich mich grundsätzlich als polyamor sehe, auch als Single.
Wichtig fur mich ist, dass ich polyamor lebenkann, aber nicht muss.
Ich lebe nur poly, wenn die richtigen Menschen in mein Leben treten. Ich brauche also nicht mehrere Partnerinnen um glücklich leben zu können.
********en_2 Paar
932 Beiträge
Für mich(uns) ist das Thema neu. Es ist aus dem "Nichts" entstanden, ohne es zu wollen oder gezielt herbeizuführen.

Und ich (in andere Menschen kann ich nicht reinschauen) empfinde es auf der einen Seite schön, auf der Anderen extrem belastend.

Ich glaube nicht, dass man sich das aussuchen kann. Man kann sich ja auch nicht aussuchen ob man homosexuell ist oder bi oder hetero. Man ist es. Und muss damit leben.

Ich denke immer noch, dass man gegen die Gefühle wenig tun kann. Wohl kann man sich entscheiden, den aus meiner Sicht steinigen Weg der Polyamorie zu gehen oder eben auch nicht. Beschreitet man den Weg, dann hat man das Risiko Menschen zu verlieren, die man sehr liebt, die aber nicht mit einem polyamoren Beziehungsmodell leben können oder wollen.
****on Mann
16.228 Beiträge
Zitat von ****de:
2) Sind "Rückzieher" bei einem der beiden vorprogrammiert bzw. wahrscheinlicher?

Rückzieher gibt's dann, wenn einer sich mit dem Polysetting unwohl fühlt. Poly braucht etwas intensiveren Aufwand, damit sich alle gesehen fühlen. Mehr Aufmerksamkeit bei allen Beteiligten, die Bereitschaft, alle relevanten inneren und äußeren Regungen allseits transparent auf den Tisch zu legen, die Bereitschaft, Lösungen für jeden einzelnen zu finden, ungebrochene und gezeigte Wertschätzung für jeden Einzelnen.

Wertschätzender Umgang mit der eigenen Eifersucht und der der anderen scheint mir auch sehr wichtig. Es hilft nicht, diese abzutun als Selbstwertfehler des Betroffenen, oder die Beschäftigung damit einzustellen mit dem Hinweis, sie "beim anderen zu lassen". Eifersucht ist ein angeborenes normales menschliches Phänomen. Ein Polykül muss insgesamt dafür sorgen, dass mit ihr fürsorglich umgegangen wird.

Das alles muss gelernt, geübt und gewollt sein - ist es das, rechne ich eher nicht mit Rückziehern.
****on Mann
16.228 Beiträge
Zitat von ****de:
3) Gibt es die Pärchen-Polyamorie ("Wir probieren das jetzt mal zusammen aus") oder ist das dann bloß eine Form von Beziehungsöffnung unter Beibehaltung einer Beziehungshierarchie (Primary vs. Secondaries)?

Beziehungs"historisch" sind diejenigen, die damit starten, den Hinzukommenden ja voraus. Für mich ist Polyamorie dann perfekt, wenn solches Voraussein von allen Beteiligten möglichst bald nivelliert wird. Wenn Hinzukommende nicht ewig die "Neuen" bleiben, die die "Insider" nicht kennen. Gilt eigentlich für alle Arten von Gruppengeschehen.

Wenn aber ein Paar innerhalb eines Polyküls unbedingt spürbare Unterschiede zu den Anderen machen will, Stichworte Primary/Secondary, wäre das kein Polykül, in dem ich mich wohlfühlen könnte. Konsequente Polyamorie will in meinen Augen keine Hierarchien.
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********enzo Mann
859 Beiträge
Ich fühle polyamor. Ich kann und will mehrere Menschen gleichzeitig gleichwertig lieben.

...und wann Polyamorie mit einem bestehenden Beziehungsverhältnis "einfach nur mal ausprobiert" werden soll.

Meine konkreten Fragen dazu:

1) Was ist der Unterschied zwischen polyamor fühlen und Polyamorie als Beziehungsmodell wählen?

2) Sind "Rückzieher" bei einem der beiden vorprogrammiert bzw. wahrscheinlicher?

3) Gibt es die Pärchen-Polyamorie ("Wir probieren das jetzt mal zusammen aus") oder ist das dann bloß eine Form von Beziehungsöffnung unter Beibehaltung einer Beziehungshierarchie (Primary vs. Secondaries)?

Entschuldigt bitte ein paar Fragen...

Poly fühlen, entscheiden, leben, diskutieren, kochen, backen, Kinder kriegen...
ich bin immer wieder beeindruck, wie theoretisch Polyamorie verstanden wird und wie wenig in dieser ganzen Theorie mit echten Menschen zu tun hat.


zu 1.) Polyamor fühlen ist das Zulassen und Akzeptieren der Möglichkeit von mehr als einer Liebe gleichzeitig. Polyamorie als Beziehungsmodell wählen, ist das fällen einer gemeinschaftlichen Entscheidung.

Was allerdings fehlt ist der Bezug zur Realität! Sich polyamorös zu fühlen, bedeutet nicht, dass man auch weiß wie es sich dann in der Realität anfühlt.
Beispiel? Ich könnte eine Geschichte schreiben, in der ich die Rolle einer Frau einnehme und über die Erlebnisse schreibe, wie es ist gefickt zu werden. Tatsächlich, kann ich mir dieses Gefühl nur vorstellen, wie es in der Realität ist, kann ich nicht sagen.
Nächster Punkt und einer der Knackpunkte dieses Themas:

Man führt keine standardisierte polyamoröse Beziehung, man lebt Beziehungen mit realen Menschen die sich grundsätzlich nicht an theoretische Absprachen und Regeln.
Man kann sich einfach nicht für eine Beziehungsform entscheiden und dann ist alles geklärt.
Jede Beziehung ist anders, hat eine andere Geschichte, andere Herausforderungen zu meistern und speist sich aus den absolut einmaligen Persönlichkeiten der Beteiligten.


Ja und damit erledigen sich schon alle anderen Fragen...

Wer über Beziehungen redet und die Individualität der Mitspieler außen vor lässt, der baut Luftschösser, weil er das Wichtigste Bauteil von Beziehungen übersieht.

LG
Brian
****on Mann
16.228 Beiträge
Zitat von ****de:
4) Was, wenn einer der beiden gar keine Hierarchie zwischen seinen/ihren Beziehungen möchte? Ist es dann fair, eine Hierarchie oder eine Rückkehr zur Monogamie einzufordern? Passen diese zwei Menschen dann überhaupt noch zusammen?

Einfordern geht immer, widerspricht nach meinem Empfinden allerdings der sich in ständiger Verhandlung befindlichen Polyhaltung. Aber natürlich kann einer sagen: Ich will keine Polyamorie mehr. Oder ein Paar innerhalb des Polyküls. Das Verlassen von Beziehungen ist nicht verboten.

Will einer "mono", der andere hingegen genauso entschieden "poly", dann passen sie offenbar tatsächlich nicht zusammen. Vielleicht finden sie jedoch einen Kompromiss "moly", wie immer der aussieht - verhandeln dies mit dem restlichen Polykül oder verlassen dieses.
****on Mann
16.228 Beiträge
Zitat von ********enzo:
man lebt Beziehungen mit realen Menschen die sich grundsätzlich nicht an theoretische Absprachen und Regeln.

So habe ich früher Beziehung gelebt, "laviert" könnte ich sagen. Habe aber für mich selbst Grundsätze gefunden, an die ich mich halte. Das tut meine polyamore Partnerin ebenso, und Hinzukommende idealerweise auch.

Transparenz bezüglich aller relevanten Gefühle, Verbindungen und Handlungen ist ein solcher Grundsatz, und bisher hat keiner die Lust daran verloren, sich daran zu halten. "Obwohl" wir lebende Menschen sind.

Insoweit sehe ich keinen Widerspruch zwischen einer kraftvollen, lebendigen Beziehung und der Einigung auf Gemeinsamkeitsgrundsätze.
Profilbild
********enzo Mann
859 Beiträge
Zitat von ****on:
Zitat von ********enzo:
man lebt Beziehungen mit realen Menschen die sich grundsätzlich nicht an theoretische Absprachen und Regeln.

So habe ich früher Beziehung gelebt, "laviert" könnte ich sagen. Habe aber für mich selbst Grundsätze gefunden, an die ich mich halte. Das tut meine polyamore Partnerin ebenso, und Hinzukommende idealerweise auch.

Transparenz bezüglich aller relevanten Gefühle, Verbindungen und Handlungen ist ein solcher Grundsatz, und bisher hat keiner die Lust daran verloren, sich daran zu halten. "Obwohl" wir lebende Menschen sind.

Insoweit sehe ich keinen Widerspruch zwischen einer kraftvollen, lebendigen Beziehung und der Einigung auf Gemeinsamkeitsgrundsätze.

Ich bewundere dich für dich Fähigkeit in die Zukunft sehen zu können und die Weitsicht, Entscheidungen zu treffen, die das komplette Leben, Denken und Fühlen von mehreren Personen mit einbeziehen. *zwinker*
Ich kann sowas nicht.

Ich kann ja noch nicht mal sagen, wer mir morgen über den Weg laufen wird und wie meine Gefühlswelt in 15 Minuten aussehen wird.

Ich habe für mich begriffen, dass das Leben sich nie an irgendwelche getroffenen Absprachen hält und das Liebe niemals mit dem Satz: "Fühle gefälligst wie abgesprochen!" untermauert werden kann.
********ma22 Frau
407 Beiträge
Zitat von ********enzo:


Ich habe für mich begriffen, dass das Leben sich nie an irgendwelche getroffenen Absprachen hält und das Liebe niemals mit dem Satz: "Fühle gefälligst wie abgesprochen!" untermauert werden kann.

*top2*
****on Mann
16.228 Beiträge
Zitat von ********enzo:
Ich habe für mich begriffen, dass das Leben sich nie an irgendwelche getroffenen Absprachen hält und das Liebe niemals mit dem Satz: "Fühle gefälligst wie abgesprochen!" untermauert werden kann.

Ich würde ja keine Absprachen treffen, wie ich oder andere sich fühlen *g* . Sondern Verhaltensvorgehen, was getan werden soll, falls Gefühlsänderungen geschehen. Z.B. transparent darüber berichten. *zwinker*
****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Ich lese gerade sehr interssiert mit.

Was "erzwungene Gefühle" angeht: Ich sehe es wie Trigon. Über mögliche Formen der Beziehungsgestaltung zu sprechen, widerspricht für mich nicht der Flexibilität und Individualität, mit der man schließlich die einzelne Beziehung gestaltet, fühlt, sich entwickeln lässt.

Übergeordnete, theoretische Kategorien versimplifizieren komplexe Sachverhalte, damit wir als Menschen überhaupt lebensfähig bleiben. Wenn ich meine Handlungsoptionen und Grenzen nicht kenne, kann ich auch keine informierte Entscheidung treffen bzw. Kontakte verindividualisieren. An irgendetwas muss sich ein Mensch orientieren, sonst ist er/sie haltlos.

Ich kann den Wunsch nach weniger Schubladen aber sehr gut nachvollziehen. Und wie. Denn auch ich strebe immer nach Ausgleich und einer guten, güldenen Mitte. Einer Balance. Wenn mir Dinge zu einseitig erscheinen, steuere ich ebenfalls schon mal hart dagegen, je extremer, desto besser. Selbst wenn eher die Mitte und nicht das Extrem mein eigentlicher Standpunkt ist.
Deshalb kann ich deine Kritik gut nachfühlen, @********enzo. Es braucht immer beide Seiten der Medaille. Ich persönlich kann nur sagen: Ich gehöre zu den überdurchschnittlich intuitiven, stark fühlenden Wesen. Und gleichzeitig benötige ich hin und wieder eine kognitive und rationale Strukturierung der Gegebenheiten, damit sich meine Gefühle weiterhin geborgen und sicher in dieser sehr komplexen Welt ausleben können.
****de Frau
413 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von ****on:


Beziehungs"historisch" sind diejenigen, die damit starten, den Hinzukommenden ja voraus. Für mich ist Polyamorie dann perfekt, wenn solches Voraussein von allen Beteiligten möglichst bald nivelliert wird. Wenn Hinzukommende nicht ewig die "Neuen" bleiben, die die "Insider" nicht kennen. Gilt eigentlich für alle Arten von Gruppengeschehen.

Wenn aber ein Paar innerhalb eines Polyküls unbedingt spürbare Unterschiede zu den Anderen machen will, Stichworte Primary/Secondary, wäre das kein Polykül, in dem ich mich wohlfühlen könnte. Konsequente Polyamorie will in meinen Augen keine Hierarchien.

Das trifft einen Nerv bei mir.

Ich habe jetzt schon ein bisschen Erfahrung mit Paaren gemacht, bei denen von Polyamorie die Rede war und die Realität letztlich sehr restriktiv und fast schon dominierend in Bezug auf die hinzukommende Person aussah. Diese musste dann erstmal eine ganze Weile Duckmauser spielen, um irgendwann mal im Beziehungsgrad aufsteigen zu können.

Das meinte ich auch mit Paar-Polyamorie.
Wenn eine hinzukommende Person nicht mit einem einzigen Menschen eine Beziehung eingehen darf, sondern stattdessen mit ZWEIEN eine eingehen muss. Ich meine damit nicht die generelle Wertschätzung ggü. einem Metamour, sondern dass ich genötigt werde, mit meinem Metamour ebenfalls eine Beziehung zu haben oder passiv davon abhängig bin, dass mein Metamour sich zu jedem Zeitpunkt wohl und gut mit mir fühlt.
Sie/Er quasi jederzeit die Verbindung zwischen mir und meinem Partner aufkündigen könnte, mit Veto-Rechten und anderen Eigentum-Regeln.
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