Sie schreibt...
Ich erkläre kein Beziehungsmodell, weil ich keins habe.
Ich erkläre - im Sinne von beschreibe, erläutere - was ich tue, fühle etc. wenn meine Kinder fragen.
Da bei uns mein Mann eine ganze Weile mit allem haderte, war auch vor den Kindern Offenheit nicht in dem Maße möglich, wie ich es mir wünschte.
Letztes Jahr hat sich das geändert, auch drastisch. Mehr „Freiheit“ für mich, entsprechendes Drama für ihn.
Bekommen die Kinder natürlich mit und mir war es irgendwann zu dumm ihnen ausweichende Halbwahrheiten aufzutischen.
Also bekam der Älteste (wird jetzt 13) auf Fragen zunächst simple Fakten zu hören.
Wohin geht der Papa heute?
Der geht ins Kino.
Allein?
Nein, der trifft sich mit einer anderen Frau.
(Schweigen, ich warte gelassen)
Mit welcher Frau?
Usw.
Mama, gehst du nachher noch weg?
Ja, geh ich.
Wohin?
Ich treff mich mit nem Mann in X.
Geht ihr ins Kino?
Nein, wir haben Sex.
(Schweigen.)
(Meine Einstellung zu dem Thema hab ich in entsprechenden Gesprächen schon durchschimmern lassen.)
Woher kennst du ihn?
Noch gar nicht, hab mich übers Internet verabredet.
Usw.
Anfangs, genauso wie bei seinen ersten Fragen zur Sexualität, hat er auch mal betreten geschwiegen. So ein „Ich hab ne Frage, trau mich aber nicht.“
Da sag ich dann, er soll ruhig sagen was er denkt oder Fragen stellen.
Und das hat er dann auch gemacht.
Je mehr er gemerkt hat, dass ich einfach antworte, desto geschmeidiger liefen die Gespräche.
Das einzige, was ich von mir aus angesprochen hab, ist der Umgang mit diesem Thema und anderen Menschen.
Dass er mich gerne fragen darf und ich immer antworten werde.
Dass andere aber mit den Themen Sex und besonders auch Sex/Beziehungen zu anderen so ihre Probleme haben. Und das wir darauf Rücksicht nehmen und er das bitte auch tun soll.
Und was ich echt sehr schön fand:
Die größeren Kinder (die zweite wird 7 und bekommt etwas zahmere Antworten, weil Sex für sie noch kein Thema von ihr aus war) fragen uns, wie es war. Sie lassen Grüße ausrichten oder fragen nach, wie es denen geht, die sie kennengelernt haben.
Im Prinzip erlebe ich bei den Kindern aber nahezu das gleiche Verhalten, wie bei Erwachsenen:
Ich erzähle oder antworte einfach stinknormal. Weil es für mich normal ist. Und die Reaktion darauf ist entsprechend normal. Anfangs verwundert, dann neugierig entspannt.
Erklären, bevor gefragt wird, wirkt eher wie rechtfertigen. Da schwingt Unsicherheit mit.
Bei meinem Mann reagiert unser Sohn anders. Da merkt er, dass dem Papa die Themen nicht so wohl im Gespräch mit ihm sind und er respektiert das. Eher kommt er dann zu mir und fragt, wie das beim Papa so ist. Oder bei den Großeltern. Oder warums bei anderen eben anders ist.
Und das ist auch ganz gut so.