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Aber der Aufklärungsunterricht in der Schule ist ja nochmal was ganz anderes!Bis die Schüler den haben, kriegen sie schon lange mit, dass Eltern, Verwandte, Freunde „darüber“ nicht reden.
Den Lehrern oder Ersatzpädagogen ist es oft selbst unangenehm. Der Unterricht ist wahlweise viel zu sachlich oder gezwungen „fröhlich“ kindgerecht.
Da schwingt soviel Beklemmung mit, dass meist kein Beteiligter sich wohl fühlt.
Schöne Möglichkeiten für erste Gespräche sind schwangere Mitmenschen oder Tiere, die die Kinder beobachten.
Jedes Kind zeigt da mal früher oder später von sich aus Interesse - es sei denn die Thematik wird vermieden.
Mama, was machen die da?
Usw...
Wir haben zB offene Bäder, weil seit Jahren Kleinkinder. Die Kinder erleben uns nackt als normal, genauso bemerken sie Körperunterschiede oder auch, wenn die Mama ihre Periode hat.
Mir war das zu Anfang durchaus unangenehm, weil ich es so eben auch nicht kannte. Aber es bietet den Kindern gute Möglichkeiten um recht unbefangen Fragen zu stellen.
Oft ist der Anfang für die Erwachsenen schwer - nicht für die Kinder. Die erste Frage birgt Unsicherheit, ist uns oft unangenehm und wir wissen nicht wirklich, ob wir antworten wollen, sollen und wie.
Das liegt aber nicht an den Kindern.
Es ist unsere Erziehung und Prägung.
Als mein Sohn die ersten expliziten Fragen zu Sex gestellt hat, hab ich ihm einfach gesagt, dass es mich etwas Überwindung kostet zu antworten. Dabei kann ich darüber sehr locker mit jedem reden.
Aber das eigene Kind ist anders und ich hab auch einen eher unangenehmen, beklemmten Umgang von meinen Eltern „gelernt“.
Das schöne daran: Er sagte, er findets auch unangenehm zu fragen - weil er nicht wusste, ob er fragen darf und wie ich reagiere.
Warum? Weil die Kinder eben Sex nicht als normales Gesprächsthema wahrnehmen. Darüber wird in der Familienrunde nicht geplaudert und überall sonst hören sie auch nix.
Deshalb zögern sie oder meiden das ganze.
Um Interesse an einem Thema zu entwickeln, braucht es Anreize.
Was lernt denn ein Kind, wenn es im Zoo oder sonst wo mal Tiere bei der Paarung sieht und dann von den Eltern weggezogen wird? Weil die frühe Fragen vermeiden wollen.
Darüber spricht man nicht, das ist nichts für dich. Die einen schweigen dann einfach und versuchen es heimlich zu ergründen. Andere ignorieren es. Und manche werden besonders forsch, weil genau das Nichtdarübersprechen es interessanter werden lässt.
Und so ist es mit verschiedenen Beziehungsarten auch.
Kinder kriegen nichts mit von Monogamie, Fremdgehen, offene Beziehungen usw. Sie sehen ein paar Dinge, darüber wird aber so gut wie nie vor den Kindern geredet.
Ist mit vielen Sachen so. Ich muss immer lachen, wenn wir mit den Kindern in der Großstadt sind und sie Menschen sehen, die man auf dem Land so sehr selten antrifft.
Knutschende Männer, andere Hautfarben.
Mama, der Mann da (und natürlich in Hörweite und mit Fingerzeigen) ist ja schwarz!
Mama, die Frauen da küssen sich!
Ja, tun sie.
Normalität für ein Kind ist das, was es sehen, benennen und Fragen dazu stellen kann.