Trennung
Liebstes Venuskind,
nun steht dein Beitrag bereits seit heute morgen im Forum und es hat dir noch Niemand geantwortet.
Das Thema Trennung ist für Niemanden leicht und man will sich (glaube ich) einfach nicht damit auseinander setzten, wenn es nicht „aktuell“ ist.
Ich habe im letzten Jahr mehr Partner in meinem Leben „verabschiedet“, als in den 15 Jahren zuvor zusammen. Vielleicht bringt die Möglichkeit mehrfach zu lieben das so mit sich, das man sich auch mehrfach trennen „muss“?
In meinem Fall hat mein Leben einen Wandel durchlaufen und der Prozess hat mich 2 Beziehungen gekostet, die mir lieb und teuer waren...
Meine neuen Beziehungen sind zur Zeit noch sehr frisch, so das ich mir derzeit eigentlich nur einen „glücklichen Stillstand“ wünsche, ohne über Trennung nachdenken zu müssen und ich setzte mich ganz aktuell mit meiner eigenen Verlustangst auseinander. Nicht zuletzt deswegen, weil ein Mann mir gerade mitgeteilt hat, er kommt nicht damit zurecht, das ich poly liebe und ich bei einem Anderen das Gefühl habe, er entgleitet mir emotional.
Das Trennungsthema beschäftigt mich also aktuell wieder, aber ich versuche es mal allgemein zu halten, da ich mir Selbst ebenfalls Fragen zu diesem Thema stelle, die bisher unbeantwortet sind.
wie kann man sich als polys respekt- und liebevoll trennen, wenn der gemeinsame weg als liebendes paar endet und sich das miteinander auf eine andere ebene begibt?
Ob Jemand seinen Ex-Partner in Liebe gehen lassen kann und ihm alles Glück der Welt wünscht, oder ob er anfängt Terror zu veranstalten, zu jammern oder den Ex anfängt zu hassen, das ist eine Frage des eigenen Charakters, dem Trennungsgrund, der Beziehung und der verbleibenden Gefühle.
Das macht es aus, wie man mit der Trennung umgeht, oder?
Auch die Art der Trennung und ob man diese Entscheidung zusammen gefällt hat oder verlassen wurde, ob der Andere bereits einen neuen Partner hat ect. ist sicher wichtig und hat weder mit mono oder poly etwas zu tun.
Den einzigen offensichtlichen Unterschied, den ich erkennen kann ist, dass ich mit meinem Kummer nicht alleine bin und im günstigsten Fall einen Partner an meiner Seite habe, der mich versteht, auffängt und tröstet.
Jemand der bereit ist, einem „die Zeit zu vertreiben“ und einen abzulenken, sodass man nicht so oft an den Trennungsschmerz denkt.
Wenn wir Polys einen Partner haben, der uns wirklich liebt und dem unsere Gefühle wichtig sind, dann wird dieser Mensch für uns da sein, fragen wie es uns damit geht, Gespräche führen, wenn wir das wünschen usw.
Ebenso, wie jeder Partner Teil der anderen Partnerschaft ist, ist er auch Teil der Trennung, zumindest habe ich es bisher immer so erlebt.
Mir ist der Kontakt zu jedem meiner Ex-Liebsten wichtig und wenn er es ebenfalls wünscht, würde ich gerne ein Teil seines Lebens bleiben. Manchmal geht das nicht, weil die Verletzungen (oder die Sehnsucht auf einer Seite) zu groß sind, aber ich versuche es immer.
wie feiert man die gemeinsame liebe, die gemeinsamen stunden der liebe, des lachens, des kommunizierens, des verliebt seins, den unglaublich schönen sex... wenn all das, zumindest für die nächste zeit, seine farbe ändert?
Wie „feiert“ man?
Seltsame Formulierung... Denn eine Trennung ist für mich immer mit Trauer und Schmerz verbunden und diese Trauer möchte ich bewusst erst mal eine Weile zulassen und dann meinen Lebensweg weitergehen.
Für gewöhnlich hält man eine Weile Abstand und dann lässt man langsam den Kontakt wieder zu, um zu sehen, ob es zu weh tut. Zumindest ist das in meinem bisher Leben so gewesen.
Anfang des Jahres trennte ich mich von meiner 2jährigen Fernbeziehung und es hat mir das Herz aus der Brust gerissen... Wir haben versucht, Kontakt zu halten, aber es tat einfach zu weh, also haben wir den Kontakt fast abgebrochen. Nach ein paar Monaten wurde der Kontakt kurzfristig wieder etwas enger und wir führten sehr gute, klärende und offene Gespräche. Bis er mir mitteilte, das es eine neue Frau in seinem Leben gibt und obwohl ich zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht mehr ganz ungebunden war, tat es furchtbar weh. Das habe ich ihm auch gesagt und wir haben den Kontakt wieder eingeschränkt. Jetzt sind wieder ein paar Monate ins Land gegangen und wir schreiben wieder mehr miteinander oder telefonieren. Ich habe mich nach der „neuen Frau“ erkundigt und es tat nicht mehr weh, im Gegenteil ich freue mich für ihn, das er doch recht schnell wieder etwas Glück gefunden hat.
Zur Zeit ist es dieser Mann, der mir zuhört, wenn ich über meine aktuellen Verlustsängste spreche und das fühlt sich nicht seltsam oder falsch an, im Gegenteil.
Gerade fällt mir noch ein sehr großer Unterschied ein!
Wenn ein Monoliebender sich trennt und dann neu verliebt, muss er die alte Liebe aufgeben.
Bei uns Polys sieht die Sache hingegen völlig anders aus. Wir können auch dann, wenn wir uns neu binden, der „alten Liebe“ die Tür für eine Rückkehr offen lassen, wenn unser Herz uns diesen Weg weist...
Dieser ganze Kampf, wenn man noch Gefühle für den Ex-Partner hat und der neue Partner merkt das und ist eifersüchtig... Diesem Kampf sollte es bei uns Polys eigentlich nicht geben (ich denke aber, die Realität kann durchaus anders aussehen)
Ich weiß nicht, ob das nun die Art von Antwort war, die du dir erhofft hattest, aber das ist meine Sicht der Dinge zum Thema Trennung.
Gruß
Aurora