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Beziehungs-Anarchie
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Polyamory und Ich449
Unser Mitglied ließ einmal ihren Weg in die Polyamory Revue passieren…
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Polyamory- nur mit Leid verbunden?

"Ich liebe dich nur so lange du für mich keine Belastung bist." ist ehrlich, ist offen - aber ist es polyLIEBE???

Wie jeder sein Leben gestaltet, dass ist ihm überlassen und ich wäre der Letzte der etwas gegen sexuelle Amüsements etwas sagen würde.
Doch wol liegt der Unterschied zwischen einer Polyliebe mit Handbremse und einem simplem Verhältnis, nur im Wissen des Partners?
*********marrn Mann
1.404 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich hab ja nichts gegen Zuspitzungen, wenn sie die Diskussion voranbringen, aber das hier:

"Ich liebe dich nur so lange du für mich keine Belastung bist."

..hat hier niemand geschrieben, nicht mal sinngemäß.

Aber dies hier:

Doch wo liegt der Unterschied zwischen einer Polyliebe mit Handbremse und einem simplem Verhältnis, nur im Wissen des Partners

ist eine interessante Frage. Wo hört die geduldete Affaire auf und wo fängt die Liebesbeziehung an. Aber auch da werden wir uns im Kreis drehen, fürchte ich, denn auch das wird wieder jeder anders sehen.
Jeder erfährt, was er erfahren möchte vom Leben mit Anderen, das hat mich "fernhalten" nichts zu tun. Du schwenkst da immer von einem Extrem ins nächste um. kopfschüttel
Wenn man diese Dinge nicht teilen möchte, weil man sie nicht sehen möchte vom Anderen (so herum wird ein Schuh draus!), hat das doch nichts mit Verschweigen oder sonstwas zu tun.

Eines unserer größten Probleme in unserer Dreierbeziehung ist, dass die Mutter eines unserer Männchen die Beziehung nur dann aushalten kann, wenn sie nicht direkt mit der Dreierbeziehung konfrontiert wird.

Das bedeutet in dieser familiären Beziehung muss, um sie halbwegs Aufrecht erhalten zu können, von dieser Mutter alle tatsächlichen Fakten fern gehalten werden, die auch nur halbwegs auf ein polyamoröses Leben ihres Sohnes hindeuten könnten.
Bei ihr klappt der Verdrängungsmechanismus ausgezeichnet.
Wenn man diese Dinge nicht sehen möchte und sie nicht ausspricht oder zeigt, dann existieren sie auch nicht.


Ganz ehrlich, es fühlt sich schlimmer und unehrlicher an, als wenn sie einfach nur offen etwas gegen uns hätte, deswegen wahrscheinlich meine Abneigung gegen diese Schauspielerei.

LG
Brian
**********ris22 Frau
319 Beiträge
Ich denke, ich würde noch nicht mal ein ONS haben, wenn die Frau mir schon vorher zu verstehen gibt, dass sie mich nur in kleinen Portionen ertragen kann.
Lieber Brian,

ich verbringe mit einem meiner Männer fast meine komplette Freizeit. Wir teilen sicher nicht nur das Bett miteinander, sondern auch alle kleinen Alltagssorgen und für den anderen Mann bin ich auch jederzeit „verfügbar“, wenn er mich braucht!
Aber ich muss keine Probleme herbeireden, die es nicht gibt, nur um eine, nach deinem Denken, vollwertige Beziehung zu führen.

wundere ich mich immer wo die viel zitierte Offenheit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit der Polys abgeblieben ist.
Ich bespreche restlos ALLES mit meinen Männern, ohne Ausnahme und ich würde niemals lügen, egal aus welchem Grund. Du drehst einigen hier das Wort im Mund um!
Meine Männer sind hier ebenfalls im Forum angemeldet und einer der Beiden hat gestern unsere Diskussion verfolgt und wir sprachen darüber, was ich damit meine, wenn ich sagen, ich will meine Beziehungen zu Männern nicht mit Problemen belasten. Als Beispiel brachte ich an, das ich immer noch Liebeskummer wegen meiner Fernbeziehung habe und das mir bei diesem „Problem“ eher meine Frauen als er zur Seite stehen. Was ist daran bitte falsch? Und er sah das genauso.

Wenn du von „Schönwetterbeziehung“ sprichst, dann hast du absolut recht.
JA, ich möchte mit meinen Männern eine „Schönwetterbeziehung“ führen! Ich möchte, das sie in meiner Nähe glücklich und unbelastet sind, das es ihnen gut geht, das ist mein „Geschenk der Liebe“ an sie. Ebenso können sie gerne ihr Herz bei mir ausschütten (und machen das auch) und ihre Sorgen mit mir besprechen (und zumindest einer nutzt das auch dankbar aus) ich und die Beziehungen sind stark genug, um diese Sorgen aushalten zu können, garkeine Frage! Aber MEINE Sorgen teile ich lieber mit meinen Frauen, wie zum Beispiel den oben genannten Liebeskummer. Das bedeutet nicht, das meine Männer nicht davon wissen, sondern nur, das ich dieses Thema nicht immer wieder mit ihnen durchkaue. Wenn ich darüber reden möchte, wende ich mich an meine Freundinnen und das soll falsch sein?

Wenn ich Brötchen möchte, gehe ich auch nicht zum Metzger, nur weil dieser die besten Steaks der Stadt hat, oder? *lach*
Glaubst du, mein Metzger ist darüber sehr enttäuscht das ich seine pappigen Brötchen nicht möchte? Ich denke nicht... *zwinker*
Zumal mein Metzger weiss, das ich die Brötchen bei der Bäckerin nebenan hole, ich verheimliche ihm das nicht sondern sage ihm, das ihre Brötchen einfach besser sind *gg*
Um mal ein konkretes Beispiel aus dem Leben zu greifen:
Wenn ich Geldsorgen hätte, würde ich eher jede meiner Frauen um Geld bitten, als einen meiner Männer... Ich würde es den Männern sicher sagen, das ich knapp bei Kasse bin, aber anpumpen würde ich sie nicht. Bei meinen Mädels hätte ich da keine Hemmungen *zwinker*

Auch ich habe deine Form des Lebens ausprobiert und 1,5 Jahre in einer Triade voller Beziehungsproblemen gelebt und genau das möchte ich jetzt ganz bewusst nicht mehr. Die Probleme, die wir zu dieser Zeit zu Dritt hatten, haben mich mit der Zeit aufgerieben und so sehr belastet, dass ich meine Polyamorie in Frage gestellt habe und mir dachte: „Das muss auch anders gehen“ und „JA“ es geht anders!
Ganz bewusst halte ich meine Probleme aus meinen Beziehungen zu Männern raus und genieße mit ihnen nur das schöne Wetter und den „Urlaub“ (und das täglich und im Alltag!) und ich kann daran beim besten Willen nichts Falsches finden.

Das fernhalten der eigenen Lebens vom geliebten Partner, kann und will ich nicht als offen, ehrlich und respektvoll ansehen.
Verstehst du es wirklich nicht, oder willst du es nicht verstehen?
Ich halte mein Leben nicht von meinen Männern fern! Ich suche mir lediglich für das Lösen meiner Probleme den „passenden Partner“ aus und das sind aus Erfahrung nun mal eher die Frauen in meinem Leben. Meine Männer sind fester Teil meines Lebens, meines Freundeskreises, meiner Zukunft. Sie kennen sich, kennen meine Freunde, meine Familie und sogar meine Arbeitskollegen.
Da kann man wohl kaum davon sprechen, dass ich mein Leben von ihnen fernhalte.

Wie kann es sein, das Die Wahrheit zwei Menschen zu lieben dem einen Partner serviert wird, aber die Wahrheit, ein Leben mit Höhen und Tiefen zu haben, dem anderen nicht?
Was hat denn das miteinander zu tun?

Jeder erfährt, was er erfahren möchte vom Leben mit Anderen, das hat mich "fernhalten" nichts zu tun. Du schwenkst da immer von einem Extrem ins nächste um. *kopfschüttel*
Da stimme ich Venice 100%ig zu!

"Ich liebe dich nur so lange du für mich keine Belastung bist." ist ehrlich, ist offen - aber ist es polyLIEBE???
Mal ganz überspitzt gesagt, damit es auch der in der hintersten Reihe versteht, ich sehe das (in Anlehnung an deinen Satz und nicht auf die Goldwaage zu legen) eher so: „Ich liebe dich und möchte für dich keine Belastung sein.“
Was ist daran falsch??? Es ist ja nicht so, das ich Zuhause in meinen Sorgen ertrinke und Niemanden belasten will und dabei schweigend untergehe *lach*
Im Gegenteil, meine Männer wissen sehr wohl von meinem Kummer (wenn ich denn mal welchen habe) aber ihn thematisieren, aufschlüsseln, zerreden, muss ich mit ihnen nicht.

Doch wo liegt der Unterschied zwischen einer Polyliebe mit Handbremse und einem simplem Verhältnis, nur im Wissen des Partners?
„Mit Wissen des Partners“... Hmm... Da ich in dieser Beziehung alle meine Männer gleich halte (ich möchte bitte mit allen meinen Männern eine „Schönwetterbeziehung“ führen) stellt sich diese Frage für mich nicht. Ich glaube auch nicht, das einer meiner Männer sich ungeliebt fühlt, nur weil ich ihm nicht die Ohren voll jammere.

Ich kenne übrigens auch Monobeziehungen, wo die Partner nicht zusammen wohnen und die Alltagsprobleme eher alleine lösen, daher halte ich diese Diskussion nicht für eine Poly-Problematik sondern eher für eine Einstellungssache, wie man sein Leben mit seinem Partner (seinen Partnern) gestalten möchte.

offen und ehrlich, wenn zwei erwachsene Menschen das so wollen und diese Art von Beziehung führen. Es wird doch nicht verheimlicht, ein Leben mit Höhen und Tiefen zu haben, BEIDE sind sich einig, das sie nicht an die Tiefen denken wollen, wenn sie zusammen sind.
Danke Kaiserschmarrn, ich hätte es nicht schöner sagen können! Ich verheimliche meine Tiefen nicht, ich möchte nur während der Zeit mit meinen Männern nicht daran denken.

*kuss*
Aurora
Alles gelesen....
und um zur Eingangsfrage zurück zu kommen,
ich habe gelitten, aber nicht nur!
Was für mich ganz wichtig ist, ist erst einmal die Feststellung, daß ich für mich Poly bin.
Allein dies begreifen, in mir selbst zu ruhen, es anzunehmen, nicht mehr an mir zu zweifeln, und dann das "Entdeckte" dem Patner zu vermitteln, ohne daß dieser sagt, schön für dich aber nicht mit mir, die "Richtigen Worte" zu finden, die Zeit, die Rücksicht und eine Art "Fähigkeit" das von mir Gefühlte zu vermitteln ohne "Unheilbare Wunden" beim Patner, sind wahnsinnig schwer für mich gewesen. Die Zeit hat Leiden verursacht, in allen. In Mir, in meinem Mann und im zweiten Herzbewohner.
Trotzdem habe ich mich vor einigen Wochen, für die schönste und bislang intensivste Zeit meines bisherigen Lebens (was meine gefühlten Emotionen angeht) bei beiden Bedankt.
Ich musste mich von dieser Zeit verabschieden, nicht aus der von mir gefühlten Liebe, die lebt weiter in mir zu beiden.

Leiden wird sich wohl im Leben nicht ganz verhindern lassen, und für mich ist Leid nicht von der Beziehungs bzw. Patnerschaftsform abhängig.
Wir haben ja 23 Jahre Monoamorös gelebt, und auch da gab es Leiden, für beide.
Was wir gemeinsam, also mein Mann und ich heute erleben dürfen, egal ob positiv oder negativ, versuchen wir beide gemeinsam zu tragen.
Dazu gehört auch, jetzt zu wissen, YOYO ist so
Wenn irgendwann nochmal eine weitere Liebe in meinem Leben auftauchen wird, darf ich sie Leben.
Ich bin mir für mich sicher, daß ich es nur noch einmal "zulassen" würde, wenn von vorneherein, klar ist, mein Mann und ein weiterer werden von mir keine Entscheidung in Sachen Liebe für den einen oder anderen erwarten.
Das will und kann ich nicht.

Beim ersten "Versuch" es zu leben, hat man mir dann einfach die "Entscheidung" abgenommen.

Heute empfinde ich genau daß, was so furchtbar weh getan hat, nämlich die "körperliche Trennung" vom zweiten Herzbewohner für eine wichtige Erfahrung.
Denn sie gibt uns beiden Raum aus den "Fehlern" zu lernen.
Auch mein Mann würde heute anders mit der Situation umgehen.

Für mich persönlich, das wohl wichtigste Resultat ist, das wir beide auf unsere eigene weise gelitten haben, aber genau der Umstand, unsere Liebe zueinander gefestigt hat, ich mir der Liebe meines Mannes zu mir so bewust bin wie in keiner Zeit vorher.
Und für uns klar ist, auch diese "Sorgen", sind wir bereit gemeinsam zu tragen.

LG YOYO
**********vence Frau
430 Beiträge
auch noch was zum Eingangsthema ...
trotz der unstrittig möglichen Leiden, die vielleicht, nur vielleicht heftiger sind als in einer Monobeziehung ... Poly kann auch die guten, positiven, liebevollen Gefühle überhöhen.

Ich hab mich verliebt, vor Kurzem. Keine Ahnung , was draus wird, lass ich mal auf mich zukommen. Laufe mit einem seligen Grinsen rum, mir gehts einfach gut. Und als ich das meinen Lieben erzähle, kommt ein Mitfreuen, ein Mitstrahlen als Reaktion oder ein sehr inniges Gespräch über das gemeinsame "noch nur Verliebtsein" bei unserem Kennenlernen oder einfach eine Aufforderung "geniess es ich freu mich mit Dir" ... da fühlte sich dieses Verliebtsein gleich noch mal so schön an. Dieses Gefühl von Geborgensein, von Mitfreude, Neidfreiheit, Mitgeniessen (Du bist so schön, wenn Du so strahlst, da verlieb ich mich gleich wieder frisch in Dich) das ist so überwältigend schön ...

Würzigen Gruß
Marion
zum Eingangsthema und @ Yoyo
ich habe gelitten, aber nicht nur!

Oh ja, das kann ich (der weibl. Part) nur untersschreiben *ja*

Was für mich ganz wichtig ist, ist erst einmal die Feststellung, daß ich für mich Poly bin.
Allein dies begreifen, in mir selbst zu ruhen, es anzunehmen, nicht mehr an mir zu zweifeln

Das war wohl die schwerste Phase in unserer 20-jährigen monogam geführten Ehe für meinen Mann, der sich in eine andere verliebte und selbst kein vor und zurück sah, der genauso wenig begreifen konnte, was passierte hier eigentlich und für mich (überzeugte monogam-fühlende), die das ebenfalls nicht versteht.

Wenn wir nicht schon ganz lange, eine wirklich ehrliche und innige Beziehung führen würden, in der häufige und lange Gespräche "normal" sind, wäre das bestimmt das Ende unserer Ehe gewesen.

dann das "Entdeckte" dem Patner zu vermitteln,

Das ist die Phase, von der ich denke, dass wir die inzwischen gerade so hinter uns gelassen haben, aber...

das von mir Gefühlte zu vermitteln ohne "Unheilbare Wunden" beim Patner, sind wahnsinnig schwer für mich gewesen. Die Zeit hat Leiden verursacht, in allen.

...bei all der Liebe und tiefen Empfindungen ist es seit Wochen und bis heute, unendlich schwer, das jetzige Wissen in den Alltag einfließen zu lassen. *schiefguck*
Das Wissen, Polyamory gibt es (daraus folgend noch einiges mehr, gehört hier aber nicht hin) hat meinen Mann langsam innere Ruhe geben können.
Das Wissen, Polyamory gibt es wohl, aber für mich undenkbar möglich und nicht mit-lebbar, macht es nicht einfacher, sondern lässt mein und somit unser Leid immer wieder aufbrechen.

Polyamory - nur mit Leid verbunden?

Ich möchte mal so sagen: nicht nur mit Leid, aber doch mit sehr viel Leid! Wenn ich an die vergangenen 20 Jahre meiner Ehe denke, gab es auch dort immer wieder mal Phasen die schmerzhaft waren, aber so intensiv, so schwer, so unendlich lange, hielten die nicht an.

Was ich aber ebenfalls ganz klar sagen muss, ist, die deutlich spürbare Verbesserung unserer Liebe, die wir uns gegenseitig geben dürfen. Es gibt so viel mehr gegenseitiges Verständnis für Gefühle und Empfindungen, viel mehr Rücksicht, viel mehr Nähe sowohl emotional als auch körperlich. *liebguck*

Für mich persönlich, das wohl wichtigste Resultat ist, das wir beide auf unsere eigene weise gelitten haben, aber genau der Umstand, unsere Liebe zueinander gefestigt hat, ich mir der Liebe meines Mannes zu mir so bewust bin wie in keiner Zeit vorher.

Mit diesem Zitat, welches von mir hätte sein können, und einem
großen Dankeschön an meinen geliebten Mann,
*herz2* *knutsch2* *liebhab*
für jeden einzelnen schönen Moment in der Vergangenheit und den - wie ich fest daran glaube - vielen schönen Momenten unserer gemeinsamen Zukunft, die noch kommen werden,

sage ich auch allen anderen der Gruppe ein Danke, *danke* dass ich meinen Senf hier abgeben kann und merke, dass mir dies immer wieder mal gut tut.

LG
True_L0ve
folgenden worten von true love kann ich aus meiner/ unserer erfahrung heraus schon zustimmen....

Ich möchte mal so sagen: nicht nur mit Leid, aber doch mit sehr viel Leid! Wenn ich an die vergangenen 20 Jahre meiner Ehe denke, gab es auch dort immer wieder mal Phasen die schmerzhaft waren, aber so intensiv, so schwer, so unendlich lange, hielten die nicht an.
und doch zeichnen sie in meinen augen ein unvollständiges bild von polyamory und der wirkung die es auf das leben der beteiligten hat.

poly bringt die beteiligten dazu ihren ängsten und ungeklärten aspekten ihrer beziehungen zu begegnen. das ist erschreckend und schmerzhaft, schließlich sehen wir unseren schwächen und ängsten nur sehr ungern ins angesicht. wir sind in konventionen aufgewachsen, die uns helfen dieses (endlose) weglaufen und verdrängen aufrechtzuerhalten... zumindest dem ganzen nettere namen zu geben oder gut klingende rationalisierungen für dieses verhalten zu haben.

aber wenn man diesen weg der konfrontation, sei es durch polyamory oder durch selbsterkenntnis und arbeit an sich selbst geht, dann kann man lernen mit seinen ängsten umzugehen oder sie gar zu überwinden. man erkennt u.u. dass die eigenen grenzen nicht dort liegen wo man gelernt hat sie zu setzen... sondern vielleicht an ganz anderen punkten. man erfährt und erlebt seine (aktuelle) emotionale realität anstatt sie sich theoretisch auszumalen oder erlernten bildern zu folgen.

genauso wie das leid durch polyamory intensiv erfahrbar ist, ist aber auch das glück, die zufriedenheit, die mitfreude so viel intensiver durch poly!
dann ist da noch der gewinn an lebensqualität, wenn man sich von gedachten ketten der konventionen befreit und sein leben nach den eigenen werten, bedürfnissen und wünschen gestaltet...!

ich komme immer mehr zu der einsicht, dass das leid das mit polyamoren beziehungen für mich ein akzeptabler preis für das wachstum und die selbsterkenntnis ist. growing pains - wachstumsschmerzen.

interessanterweise sehen es meine bisherigen monogamen lieben inzwischen auch so. für sie war die konfrontation und auseinandersetzung mit polyamory vergleichbar mit dem schlucken der roten pille in "matrix". die augen öffnen sich durch neues wissen für andere realitäten und man kann nicht wieder zurück in die illusionäre welt des unwissens ohne sich selbst bewusst zu belügen. das bedeutet noch lange nicht, dass sie jetzt poly sind - es bedeutet, dass sie sich nach eingehender reflektion bewusst für ihre präferenzen bezüglich liebe und beziehungen entschieden haben.

sein leben bewusst und nicht auf autopilot zu leben bedeutet das ganze spektrum menschlicher gefühle zu erfahren und damit hin und wieder auch leid zu spüren, das ist teil menschlichen er-lebens.

my 2 ct,
venuskind
*****ta1 Frau
204 Beiträge
@ venuskind
Das finde ich ist ein sehr wichtiger Punkt:
Wenn ich mich ernsthaft mit der Option "poly" auseinandergestzt habe und dann entscheide "das ist nichts für mich", dann ist das bewusst und reflektiert geschehen und nicht aus Angst und Vorurteilen und weil es immer schon so war.

Das mag ich auch an dem Buch "opening up" von Tristan Taormino. Sie sagt von Anfang an: schaut, was es alles gibt und entscheidet dann. Und wenn ihr euch entscheidet mono zu bleiben, dann ist das völlig ok, aber es geschieht nicht aus Unwissenheit.

lg brujita
*****e79 Frau
1.908 Beiträge
poly bringt die beteiligten dazu ihren ängsten und ungeklärten aspekten ihrer beziehungen zu begegnen. das ist erschreckend und schmerzhaft, schließlich sehen wir unseren schwächen und ängsten nur sehr ungern ins angesicht. wir sind in konventionen aufgewachsen, die uns helfen dieses (endlose) weglaufen und verdrängen aufrechtzuerhalten... zumindest dem ganzen nettere namen zu geben oder gut klingende rationalisierungen für dieses verhalten zu haben.

Unbedingt!
Das Ablehnen und die Schmerzen sind meiner Erfahrung nach fast immer das eigene Blockieren davor, hinzusehen, was WIRKLICH dem zugrunde liegt. Man verliert nichts, daß schmerzhaft zu geben wäre, wenn der geliebte Mensch auch jemand anderen liebt.
Vielleicht weniger Zeit - ok, kann durch den Job auch kommen, da ist es dann aber ok.
Geteilte Aufmerksamkeit - wenn der Partner Kinder hat, ist das das Selbe, selbst wenn sie in einer anderen Beziehung geboren wurden. Da gibt es auch weniger Schmerz oder? Wobei sich da auch viele gegen wehren, damit nichts zu tun haben wollen. Das kann ich genausowenig verstehn.
Aber es ist ein schwerer Schritt, sich vor sich selbst so zu entblößen, daß man sich eingestehen kann, was einen tatsächlich treibt. Und meist an Problematik verliert, wenn es erstmal am Tageslicht ist. Und der Schritt ins Licht ist glaube ich ein Hauptproblem, woran Beziehungen dann scheitern. Nichtmal so sehr die Eröffnung an sich ...
Aber er ist es wert, unbedingt - und wird auch jedes Mal leichter. *g*
@ brujita
Wenn ich mich ernsthaft mit der Option "poly" auseinandergestzt habe und dann entscheide "das ist nichts für mich", dann ist das bewusst und reflektiert geschehen und nicht aus Angst und Vorurteilen und weil es immer schon so war.

*danke*, denn genau diese Aussage spiegelt mein Leben der letzten Wochen oder Monate wieder, bis hin zur Erkenntnis, ich bin es, war es wohl immer aber jetzt garantiert Wissende monogam-fühlende Partnerin.


@ venice
Man verliert nichts, daß schmerzhaft zu geben wäre, wenn der geliebte Mensch auch jemand anderen liebt
.

Vom Verstand her gebe ich dir Recht, weil ich inzwischen lernen musste, dass ich nichts verlieren würde, so ist es mir in meiner Gefühlswelt nicht möglich.
Dieser Schmerz, den geliebten Menschen zu teilen, ist so enorm groß und lässt sich nicht erklären. Dieser Schmerz ist einfach immer vorhanden und nimmt nicht ab, egal wie sehr ich mich darum bemühe. Meine Seele ist krank und Heilung ist nicht in Sicht.

Ein bildliches Beispiel, zur Verdeutlichung, welches mir gerade Erat0 aufzeigte und ich richtig gut finde:
Der Schmerz ist wie ein tiefes Messer in mir und immer wenn ich danach greifen möchte und um es herauszuziehen, ist es an einer anderen Stelle. Ich kann es einfach gar nicht packen.

LG
der weibl. Part von
True_L0ve
Wenn ich mich ernsthaft mit der Option "poly" auseinandergestzt habe und dann entscheide "das ist nichts für mich", dann ist das bewusst und reflektiert geschehen und nicht aus Angst und Vorurteilen und weil es immer schon so war.

Dazu möchte ich auch meine zwei Cent in den Raum werfen.

Mich persönlich trifft es ja eigentlich nicht mehr, aber ist es nicht so, daß viele sich nicht mal trauen sich damit auseinander zu setzten?
Bei uns in der Gruppe bestimmt kein Problem!

Mein Horizont war ja bis vor 2 Jahren auch noch nicht da wo er heute ist.
Ich habe immer wieder auch in mich geschaut, wie währe ich mit der Situation vor 5 oder 10 Jahren umgegangen.
Hätte ich mich entschieden, für einen Patner?
Hätte unsere Liebe es damals auch schon getragen?

Fragen, die ich mir selber nicht mal beantworten kann!

Was ich aber sagen kann ist, daß mein Mann, sich sehr wohl mit Polyamory auseinander gesetzt hat.

Und er für sich heute klar sagt, es gibt 1000ende gute Gründe Poly zu sein. Er findet durchaus auch Vorteile in dem Lebensmodel, auch wenn er es selber nicht zu sein scheint.


An den weiblichen Paart von True Love.

Dir möchte ich einfach nur mitgeben, daß was du als Monopart erlebt hast, für Burjita und mich als Polyparts in ähnlicher weise der Fall war bzw.ist.
Du siehst nicht nur die eine Seite versucht nach dem Schmerz zu greifen um diesem Herr zu werden.
Und ich bin mir sicher, daß ihr auch in eurer langjährigen Monobeziehung nicht immer nur das Glücklichsein gepachtet hattet oder?




LG YOYO
@ Yoyo
Und ich bin mir sicher, daß ihr auch in eurer langjährigen Monobeziehung nicht immer nur das Glücklichsein gepachtet hattet oder?

Nein, das hatten wir nicht. Wenn ich das behaupten würde, klänge das sowieso unglaubwürdig.

Aber nach 20 Jahren Ehe und 27 Jahren Gesamt-Beziehung, kann ich ganz deutlich behaupten, wäre unsere Beziehung schon im Vorfeld nicht so innig gewesen und hätte den Status "normal nach so langer Zeit", ich glaube wir hätten die Trennung schon vollzogen!

Es war der kälteste Winter den es je gab,
endlose Nächste und keine Gnade am Tag!


Das sind zwei Zeilen aus einem Lied, aber das entspricht den Tatsachen und gab es so noch nie!
Fehlerteufel!
Es muss natürlich heißen

Es war der kälteste Winter den es je gab,
endlose Nächte und keine Gnade am Tag!

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