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Wie IST etwas?

***ng Mann
398 Beiträge
Themenersteller 
Wie IST etwas?
Ich spalte hier ein Thema ab, welches seinen Ursprung in dem Thema Polyamory: Zwischen den Stühlen hat, weil das dort in eine ganz andere Richtung führen würde, die dem Thema dort nicht gerecht würde.

Julie schreibt dort:
"Seinen Freund zu hintergehen, anzulügen oder ihn umpolen zu wollen... IST bis zu eine gewissen Grad auch "hinterfotzig und egoistisch", auch wenn es das eigene Ego ungern hört."

Und da habe ich eine ganz ander Einstellung dazu. Es gibt hier in unserem Universum keine absolute Wahrheit und es gibt kein richtig oder falsch, es gibt kein "so IST das", sondern Julie, DU wertest diese Handlung als "hinterfotzig" und "egoistisch". Der Mensch bzw. das menschliche Gehirn ist ein Organ, welches Vorgängen um uns herum (die zunächst einmal einfach passieren) eine Bedeutung geben und diese Bedeutung ist NICHT naturgegeben, sondern sie ist menschengemacht und noch spezieller individuenspezifisch. D.h. das was für den einen Menschen z.B. hinterfotzig ist, ist es für den anderen noch lange nicht.

Nicht, dass ich vielleicht auch bei der einen oder anderen Sache sagen würde, das ist hinterfotzig, ich bin mir aber immer sehr bewusst und bin sehr achtsam damit, dass das letzendlich meine Interpretation dieser Situation ist und mehr nicht. Ich kann dann jemanden anderen diese meine Interpretation vorstellen und dazu sagen: Schau mal, so sehe ich das (z.B. finde ich das hinterfotzig), gibt dir das einen Ansatz für dein Problem in deinem Leben.

Und dann gibt es 3 Möglichkeiten:
1) Der andere sagt ja, das hat was, Danke für den Hinweis.
2) Der andere lehnt diese Lösung ab, weil sie in seiner Situation in seinem Leben gar nicht passt und er das auch einfach gar nicht so will (er will sein Leben anders leben) --- und da halte ich mich ziemlich heraus, weil ich als Ausenstehender nicht letzendlich beurteilen kann was für einen anderne richtig und gut ist.
3) Der Andere lehnt diese Lösung ab und ich habe aber den Eindruck er lügt sich dabei in die eigene Tasche, d.h. er macht sich was vor und hätte bei Annehme meiner Sichtweis doch eine Vorteil für sein Leben. Das ist die heikelste Situation und man kann das dann schon weitergehen. sollte sich aber immer sehr gewahr sein, dass man auch in Fall 2) gelandet sein kann und dem anderen gerade was andrehen will, was für ihn wirklich nicht passt.

Im Spannungsbogen dieser Sichtweise sehe ich die unterschiedliche Herangehensweise im Thema "Zwischen den Stühlen".

Ich würde mich über weitere Beiträge zu diesem Thema freuen.

Grüße von Chang
Hallo Chang,
... ich danke dir für die Eröffnung dieses Threads.

Die deutsche Sprache ist so vielseitig, dass man vieles damit ausdrücken kann. Für manches jedoch wäre der Tonfall hilfreich.

"Seinen Freund zu hintergehen, anzulügen oder ihn umpolen zu wollen... IST bis zu eine gewissen Grad auch "hinterfotzig und egoistisch", auch wenn es das eigene Ego ungern hört."
Ich habe das IST großgeschrieben, will sagen, ich habe es betont.
Aber ich werte es in dem Sinne nicht, weil auch Hinterfotziges menschlich ist. Meist passiert so etwas unterbewusst.
Indem ich es mir aber bewusst mache, kann ich solche Eigenschaften besser kontrollieren oder mich dann vielleicht doch dagegen entscheiden, wenn es mir auffällt.

Davon gehe ich auch im Fall der TE im anderen Thread aus. Dass es unterbewusst ist.

Indem ich es so betone, will ich es ihr bewusst machen, aber nicht, um sie in Grund und Boden zu treten, sondern, um ihr zu zeigen:
Hey, guck mal, das ist auch ein Teil von dir.
WILLST du so sein oder willst du nicht doch viel lieber ein netter, gerechter (...) Mensch sein?

Das jedoch kann ich hauptsächlich über den Tonfall klarstellen, was eben in der geschriebenen Sache nicht möglich ist.


Du hast sehr gut die drei möglichen Optionen herausgearbeitet, wie es sein kann.

Version 1 und 3 geben mir (theoretisch) recht.
Version 2 kann genauso gut bestehen.

Wenn jemand mir sagt, nein, es ist Version 2 bei ihm, ich liege falsch, dann möchte ich auch gerne von ihm wissen, welche Informationen ich falsch verstanden oder interpretiert habe oder wie es zu meiner Fehl-Annahme kam.

Er soll mir dann erklären, was ich nicht beachtet habe oder warum es aus seiner Sicht nicht "hinterfotzig" gewesen sei.

Ich gehe hierbei davon aus, dass ein Dialog gewünscht ist, den die andere Person ursprünglich angeregt hat.

Kann mir die andere Person keine treffenden Gründe nennen, warum ich mich täusche oder ich merke, sie flüchtet sich in Ausreden, Schmollen oder Beleidigt-Sein oder ist von meiner Frage überrascht und überfordert (da sie nicht damit gerechnet habe, dass ich nachfrage und dachte, sie kommt damit "einfach so davon"), muss ich davon ausgehen, dass doch eher Version 3 zutrifft.

Ich habe auch bewusst "bis zu einem gewissen Grad" geschreiben.
Damit wollte ich sagen, dass es i.d.R. sicherlich Gründe gibt, warum eine Person eine Handlung tätigt.

Diese können das Verhalten der Person verständlicher machen oder auch evtl. entschuldigen.

Trotzdem halte ich nichts davon, dass Täter (in der Rechtssprechung z.B.) wegen gewisser Umstände (z.B. Trunkenheit am Steuer) keine oder nur eine sehr geringe Strafe bekommen und das Opfer alleine auf seinem Unrecht sitzen bleibt.

Wie gesagt, ein Diebstahl bleibt ein Diebstahl, auch wenn der Dieb Hunger hatte.
Und wenn der Dieb einen anderen armen Menschen bestohlen hat, weil der ihm in seiner Gutgläubigkeit Unterschlupf gewährt hat, dann ändert die Not des Diebs nichts daran, dass er dem anderen Menschen ein Leid zugefügt hat.

Wenn der arme Mensch dem Dieb sogar noch nahegestanden hat, ist das Ganze noch einen Tick "gemeiner".

In meinen Augen.

Vielleicht verdrängt der Dieb aber das, was er dem Anderen antut. Weil es ihm unangenehm ist, weil er eigentlich genau weiss, dass es unrecht ist.
Und wahrscheinlich weiss er sich nicht anders zu helfen.

(Das ist ganz wichtig. Denn es bedeutet: Er ist nicht an sich ein schlechter Mensch! Aber es ändert nichts am Unrecht.)

und genau deswegen sage ich:
Schau hin! Willst du wirklich so sein?

Ich hoffe, es ist jetzt etwas klarer geworden.

lg Julie

P.S. Im Falle der TE (vom anderen Thread)...
Sie hat es ja inzwischen geräumt, dass es eine dumme Idee war... also...
eventuell...
ich sag's nur ganz leise...

so gaaaaaanz falsch lag ich nicht. *tuete*
ich glaube hier gehts...
eher um die individuelle Wahrnehmung, was Chang sagen wollte?!

Also Wenn ich "Baum" sage hat jeder ein Bild eines Baumes vor seinem geistigen Auge, aber der Baum eines jeden sieht anders aus. (meiner war n Kirschbaum hinter unserem Alten Haus =) ), der andee sieht ne Tanne, der nächste denkt an nen gemalten Baum, etc...

Sind alles Bäume, aber eben nicht identische, es ist nicht der gleiche Baum um den es geht...., der Baum, welcher " IST "

Übertragen: "Hinterfotzig"... der eine sieht den Abschaum der Menschheit beim Betrug, der nächste ein kleines Kind, das dem anderen eines auswischen will, der nächste denkt an seine Exfrau, etc.

Was GENAU hinterfotzig ist, "IST" für jeden etwas anderes?.?.

Gruß Bangat.
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
Hinterfotzig hieße in meiner Diktion, dass sich jemand vorsätzlich so verhält, dass er jemanden hintergeht. Dies ist nun allerdings oft gar nicht die Absicht. Mehr ist es oft ein "irgendwie nicht anders können".

Anders sieht es natürlich aus, wenn man jedes menschliche Verhalten mit der hehren Messlatte moralischer Vollkommenheit misst, die anzustreben jedem anstünde und daher jedem Abweichler der Vorsatz ignoranten Verhaltens zuzuordnen wäre. ... *polizei*
@FelixxBln
Muss man wirklich Ideale aufgeben, nur weil die Riege derer, die sie zu erreichen schaffen , gering gesät ist...?

Muss man wirklich von Zielen ablassen, nur weil die graue Masse im Durchschnitt schwimmt...?

*zwinker*
lg Julie
studie
******Bln Mann
2.686 Beiträge
@julijulie
Nö. Hab ich doch gar nicht behauptet.
Nur bin ich auch kein Freund davon, sie anderen um die Ohren zu hauen.
@FelixxBln
... hm, ja, ich weiß.

Manchmal geht mein Weltverbesserungs-Trip auch auf Kosten der Toleranz.
Aber wer fragt, kriegt auch Antworten, die ihm vielleicht nicht gefallen.
Trotzdem gut, dass du mich drauf aufmerksam machst.

lg Julie
***ng Mann
398 Beiträge
Themenersteller 
Eigentlich
habe ich das in meinem Eingangsbeitrag hier schon geschrieben, aber ich will's der Klarheit halber nocheinmal aufgreifen.

julijulie hat geschrieben:

Muss man wirklich Ideale aufgeben, nur weil die Riege derer, die sie zu erreichen schaffen , gering gesät ist...?

Muss man wirklich von Zielen ablassen, nur weil die graue Masse im Durchschnitt schwimmt...?

Nein, man muss keine Ideale aufgeben, aber man sollte sich klar machen, dass die Ideale die eigenen Ideale sind und es soetwas wie wahre, echte oder absolute Ideale nicht gibt. D.h. man versucht eventuell jemandem Ideale überzustülpen, die sowenig seine Ideale sind, wie seine Ideale die eigenen sind.

Deshalb bin ich in meiner Kommunikation vorsichtig und stelle meine Ideale vor. Wenn sie mein Gegenüber nicht teilt --- OK. Verschiedene Menschen sehen die Welt verschieden.
Weisst du...
@***ng

... ich glaube, so unterschiedlich sind unsere Ansätze gar nicht; wir haben nur verschiedene Methoden.

Ein guter Freund von mir hat in seinem Profiltext unter dem Block - was mag ich nicht -
folgendes stehen:
"profile mit texten wie: lügen...ehrlichkeit...bla bla bla
fast alle menschen wollen das gleiche..."

In etwa wollen die Menschen ähnliches. Geliebt werden. Ehrlich behandelt werden. Nicht alleine sein. Akzeptiert werden. etcetera....

Ich renne nicht rum und missioniere Menschen, die mir begegnen bzw. wenn ich das mal versuche, bekomme ich von denen schon die Grenze... und das ist auch okay.

Wenn jemand fragt, bekommt er eine Antwort und ich versuche, die ehrlich zu halten.

Ich versuche auch, meine Emotion dabei ehrlich zu halten. Ich will nicht heucheln oder mich verstellen.

Und ich versuche, zu erklären, aufzuzeigen - ich "motze" nicht nur rum. Auch andere Sichtweisen aufzuzeigen, die der Andere so nicht kennt oder erklärt bekommen hat.

Rabiat werde ich dann, wenn ich das Gefühl habe, jemand versucht, mich für dumm zu verkaufen oder nur auszuheulen, will aber eigentlich gar nicht wirklich zuhören.

Ich bin da auch ein gebranntes Kind, denn ich habe so einen Fall in der Familie, der die Menschen um sich herum sehr gerne als emotionale Müllhalden nimmt, wenn jemand bereit ist, zu zuhören, aber seit Jahren noch nie einen Finger gerührt hat, um die Situation zu ändern.
Lol.

Ich habe relativ viel Therapie-Erfahrung hinter mir, auch Gruppen-Therapien. Natürlich ist es wichtig, das eine Vertrauensbasis in der Gruppe herrscht, das ist der Grundstock für alles Andere. Natürlich blafft man jemand anderen nicht in der ersten Sekunde an. Aber ab und an kann ein deutliches Wort nicht schaden, habe ich die Erfahrung gemacht.

Ich selber gehöre zu den Menschen, die lieber ein hartes Wort hören, wenn ich spüre, jemanden liegt etwas daran, dass ich verstehe, eine andere Sichtweise kennen lerne und nicht in meiner eigenen Blindheit oder weil ich selber eben emotional involviert bin, nur meinen Film fahre und meinen Fehler nicht erkenne.

Wenn ich merke, jemand macht das nur, um seinen Brass an mir abzulassen, dann sperre ich natürlich auch.
Wenn ich andererseits merke, jemand anderes ist nur nett, weil es ihn gar nicht so wirklich interessiert und er sich nicht die Mühe machen will, sich wirklich damit auseinanderzusetzen... dann *gr*
kann ich auf das "Geplänkel" genausogut verzichten.

Wenn ich merke, jemand ist sauer, weil er meine Handlungen auf eine Art und Weise interpretiert, die nun aber rein gar nichts mehr mit dem zu tun hat, was ich meinte, wollte oder beabsichtigt habe, dann liegt es wiederum an mir, die Auseinandersetzung mit dem Anderen zu suchen und ihm zu erklären, wo er mich falsch verstanden hat oder wo ich glaube, dass er mehr aus seinen Erfahrungen heraus hineininterpretiert als es die reale Situation noch hergibt.

Tue ich das nicht, dann liegt mir meistens nichts daran, dass die andere Person mich richtig versteht.

Dann brauche ich mich aber nicht wundern, wenn diese sauer ist und bleibt. Denn sie muss ja davon ausgehen, dass sie mit ihrer Interpretation doch richtig lag und ausserdem mache ich mich ja "aus dem Staub"...

Also, reden, reden, reden... ist angesagt.

Ich denke, man kann das nicht verallgemeinern, sondern das ist von Fall zu Fall verschieden.

Aber, wie gesagt, ich glaube, so unterschiedlich sind unsere Ausgangspositionen gar nicht.

LG Julie
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