NUR, was tun wenn diese fest sitzt, und die Person sich aber befreien möchte?
Ahhh. So verstehe ich dich. Danke.
Ja nü. Wir lernten bisher fast ausschließlich monogame Menschen kennen. Ich habe gerade (bin noch krankgeschrieben) ein Frühkaffeegespräch dazu gehabt.
Er nennt es "Monos polifizieren", es ihnen erst schmackhaft machen und dann alleine lassen (auf polysprech: in die Selbstfürsorge bringen). Und hoffen, dass die mitziehen und darauf klar kommen.
Der Teufel steckt im Detail. Wenn Polyamorie mit Verliebtheit beginnt, ist der Mono in eine emotionale Falle geraten. Auch dann, gerade dann, wenn er selbst gerade Single ist. Es ist eine echt harte Nummer, zu überwinden, den akut heißgeliebten Partner teilen zu müssen. Ja, müssen.
Das Gefühl der Verliebtheit und zu wissen, sich jetzt für ein Beziehungsmodell zu entscheiden, dass man ohne die emotionale Notlage so nie treffen würde. Schnappt die Falle zu, sich in einen Polysexuellen verknallt zu haben, möchte man Schmerz vermeiden und das Allerschlimmste ist, den frisch gefundenen Menschen wieder ziehen lassen zu sollen.
Dann hat der Mono die Wahl zwischen Pest und Cholera und die "Liebe", die eigentlich noch gar keine sein kann, weil nur NRE, und manche hängen dann unfreiwillig am Polyhaken.
Und jetzt kommt es drauf an. Ist es ein echtes Beziehungsnetzwerk oder eine Popp to go Gemeinschaft? Letzteres ist wesentlich häufiger anzutreffen. Da ist jeder in der Selbstfürsorge und man trifft sich aus hedonistischen Motiven. Sprich: in Notlagen, auch emotionalen Notlagen, ist man zuerst für sich selbst zuständig. Die anderen, da besteht entweder keine Beziehung, oft nicht einmal eine lose Freundschaft, mehr eine freundliche Duldung.
Monogame Beziehungen unterscheiden hier in Beziehung und Affäre/F+ und so weiter. Polysexuelle nennen einfach jede Begegnung Beziehung und Sex immer Ausdruck von Liebe und Konflikte sind da Wachstumspotential, um unabhängig zu werden von der Fürsorge der anderen Sexpartner. Wie 68er Kommunen eben so funktionieren: viel Spaß, viel politromantisches Gerede, wenig Fremdfürsorge und Verbindlichkeit.
Das ist toll, wenn alle dasselbe wollen und die Sexpartner nicht verpflichtet werden, weil einer gerade Hilfe braucht. Dafür hat man dann noch Freunde, Kuschelgruppen und Familie.
Beziehungsnetze leben alltäglich miteinander. Sie unterscheiden sich strukturell und in ihrer Ausrichtung vom hedonistischen Motiven der erstgenannten Gruppe. Meist sind das Minizellen, maximal 3 Personen oder mehrere Paare (!!!). Sprich der Aspekt der Fremdfürsorge wird hier weiterhin faktisch monogam abgedeckt und zusätzlich sind Sexkontakte erlaubt. Es bestehen zumindest bindende Freundschaften untereinander und das schließt Sex untereinander und nicht nur paarweise, ein.
Es gibt noch Hybride. Aber zwecks Vereinfachung lasse ich es, die zu beschreiben.
Was also ist das bestehende Beziehungsnetz, in das der Mono hinein polifiziert werden soll? Geht es mehr um Selbstfürsorge, damit die treibenden Kräfte tun und lassen können, was sie wollen, ohne echte Beziehungsarbeit leisten zu müssen? Oder besteht eine feste Beziehungsstruktur, in das der Mono in die Mitfürsorge eingepflegt werden soll?
Soll der Mono auch polypolitifiziert werden?
Das Grundrezept Selbstfürsorge ist, glaube ich, nie verkehrt. Je unabhängiger desto besser. Wobei ich erlebt habe, dass Fürsorge gerne genommen wird und auch Polys mit Sorge reagieren, wenn ein Partner plötzlich sehr unabhängig wird. Und sich plötzlich schrecklich ungeliebt fühlen, wenn sie selbst um einen Termin anstehen müssen. ^^
Also:
1. Wo komme ich her?
2. Was finde ich vor?
3. Wo wollen die hin, die ich vorfinde?
4. Will ich da mitmachen?
Verliebtheit und akute emotionale Zustände hakte ich für die denkbar schlechteste Ausgangslage. Leider halten nicht selten Polys ihre Beziehungsform so lange zurück, bis sich verknallt wurde und offenbaren sich erst dann (was ich richtig mies finde). Da würde ich die NRE erst ausklingen lassen, bevor ich an Dingen wie Selbstfürsorge oder Eifersucht sinnvoll arbeiten kann.
Sie