@Sabine
Liebe Sabine,ich verstehe, dass es schwer für dich ist, aber auch wenn ich da unten jetzt viele Worte mache: Manche Dinge kann man auch ganz einfach und weniger kompliziert sehen. Sorry, ich stecke ja nicht in deiner Situation, daher kann ich da sehr sachlich argumentieren. Aber ich hab auch meine eigenen Erfahrungen gemacht, und tatsächlich fühle ich mich sehr wohl mit meiner eigenen (Viel-)Liebe zu Menschen. Ich verstehe daher nicht, warum du jetzt an einem Weg festhältst, der für dich so schwer zu ertragen ist.
Also:
Ich habe aufgrund unseres Versuches zu leben, wie wir gelebt haben, Freunde verloren.
Freunde bleiben, Freunde verlassen einen nicht. Ich wünsche dir, dass du wirklich Freunde hast, die dir zuhören, zu verstehen versuchen. Alle die gegangen sind, waren keine wirklichen Freunde - es sei denn, du hast dich wirklich unerklärlich und unverzeihlich benommen.Mein Mann und ich stehen auf beiden Seiten der Alpen. (...) Was ich aber nicht einsehe ist, warum nur ich mich auf ihn zu bewegen soll?
Es ist eine Fehlannahme, dass er dir in dieser Sache entgegenkommen müsste oder sollte. Ihr seid eine Liebesbeziehung eingegangen, die bestimmten Voraussetzungen entsprang. Wenn nun die Gegebenheiten einseitig verändert werden, dann liegt dies erst einmal in der Verantwortung desjenigen, der die Änderung hervorruft. Der andere versucht vielleicht, mit an einer gemeinsame Lösung zu arbeiten, aber wenn er sich damit nicht wohl fühlt und die Änderung nicht leben kann, dann ist es sein "emotionales Recht", das zu sagen und an den bisherigen Gegebenheiten festhalten zu wollen. Sie sind eine wesentliche Grundlage eurer bisherigen Beziehung!!!Einseitige Änderungen - das geht so nicht. Veränderungen müssen von beiden getragen werden können. Geht nur einer diesen Weg, ist es nicht selbstverständlich, dass der andere mitgeht, auch nicht "den halben Weg".
Diese Art der Veränderung kenne ich aus meinem eigenen Leben und aus Diskussionen mit Menschen, die ähnlich leben und fühlen wie ich. Sei es wegen Polyamory (und das heißt immer noch hauptsächlich LIEBE, nicht Wohnraumteilung und Sexualität), sei es wegen nachträglich entdeckter oder bisher verheimlichter Bisexualität, bei der einer plötzlich rechtfertigen will, dass er nun ganz selbstverständlich Sexualität lebt, die ihm die Partnerin in der Form nicht bieten kann.
Die Themen sind unterschiedlich, aber die Auswirkungen oft sehr ähnlich. In einer gewachsenen Liebesbeziehung will einer plötzlich etwas anderes oder mehr leben und erleben.
Das geht selten gut.
Warum liegt das Leid ausschließlich auf meiner Seite und auf der Seite meines zweiten Schatzes?
Stimmt das so?Seid ihr nicht alle drei traurig?
Und mal ehrlich gefragt: Wer ist der einzige, der wirklich etwas verloren hat? Das ist dein Mann. Du hast nämlich dazugewonnen. Du hattest die Liebe zu einem Mann, nun hast du die Liebe zu zwei Männern. Dein Freund hat die neue Liebe zu dir. Dein Mann allerdings hat das verloren, was für ihn Beziehung war.
Und dein Mann ist nicht die Hauptperson, die agiert und diesen Zustand herbeigeführt hat. Jemand anderes hat die Entscheidungen getroffen bzw eigene Wünsche durchgesetzt.
Ich sehe es weiter hin so, dass es allen Beteiligten nur deshalb schlecht geht, weil du deine Liebe so lebst, wie du es tust. Das ist wie ein Experiment, das nicht funktioniert. Normalerweise würde man das Experiment abbrechen, damit man aufräumen und neu beginnen kann.
Denn offenbar kannst du mit deinen Männern die Liebe nicht auf diese Weise leben. Sonst wäre es ja nicht so verkorkst. Wege, mit der Liebe umzugehen, gibt es viele. Offenbar hast du aber einen gewählt, bei dem es allen (insbesondere ja wohl auch dir) nicht gut geht.
Ist das also ein guter Weg?
Ich denke nicht.
Also ändere ihn. Nur du kannst das! (Oder alternativ: Akzeptiere die Konsequenzen und lebe mit ihnen. Es ist deine Entscheidung.)
Dabei hätte ich gedacht, dass bei euch die Voraussetzungen für's Glücklichsein gegeben sind. Alle wissen voneinander und eine gewisse Toleranz war vorhanden (meine ich mich zu erinnern). Nur gehst du aber einfach ein paar Schritte weiter als es euch gut tut.
Ob es reicht, ein paar Schritte zurückzugehen oder welche der alternativen Möglichkeiten für dich besser sind, kannst du nur selbst erspüren. Wäre ich an deiner Stelle, würde ich die Liebe (als Emotion!) auch zu dem zweiten Mann genießen, ohne auf ein Zusammenleben (intensives Erleben) mit diesem zu bestehen. Das würde die Situation womöglich sehr entspannen.
...denkt und fühlt
Chennai