Für mich ist das alles zu sehr im Außen verankert.
Polyamorie heißt für mich in erster Linie, dass meine Grenzen im INNERN fluide sind.
Das heißt nicht, dass ich mir mit allen alles vorstellen kann, sondern eher im Gegenteil, dass ich extrem intensiv und individuell schaue, was da IST.
Den Fokus dabei auf mein Gegenüber zu legen, halte ich nicht für sinnvoll. Damit projiziere ich doch nur meine eigenen Beschränkungen auf den anderen. Dabei kommt mehr selffulfilling prophecy raus, als alles andere.
Letztlich ist auch die Frage, "wer wovon erfährt" die verkleidete Frage "wovor habe ich Angst, wofür abgelehnt zu werden?"
Wenn Sex mit mehreren in mir nicht legitimiert ist, dann wird meine Umwelt mich als Schlampe spiegeln.
Wenn Gefühle für mehrere in mir nicht legitimiert sind, werde ich vielleicht als emotional instabil gespiegelt.
Wenn Beziehung zu mehreren in mir nicht legitimiert ist, werde ich vielleicht als unverbindlich,verantwortungslos oder unersättlich gespiegelt.
Mir fehlt mittlerweile die Phantasie, die gesellschaftlichen Konditionen, die uns hindern, ganz frei zu leben und zu äußern, wie wir sind, nachzuvollziehen. Nur aus der Erfahrung, in einem Fall Konsequenzen tragen zu müssen (Mobbing durch einen Vorgesetzten) lässt mich rückblickend vorsichtig sein. Aber ich befreie mich auch gerade von diesen Fallstricken.
Mir hilft da der Spruch "ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's gänzlich ungeniert" weiter. Der "Ruf" ist nur in meinem Kopf. Und wenn ich an der Stelle frei bin, autonom bin, dann kann ich das auch so selbstverständlich kommunizieren.
Das ist auch letztlich das, was mich vor Vorannahmen, wie: "Männer wollen nur Sex", Frauen können Sex nur mit Gefühlen", "Polys sind so", "Monos sind so" bewahrt.
Immer wieder lande ich bei den Ursprüngen dieser Konditionierungen bei den Prägungen, wer was wie und wann gelernt hat und daran festhält oder löslässt.
Meine Welt ist schön weit geworden durch Polyamorie. Weg von Enge (Angst).