Hi, ich war mal in derselben Position wie die Ehefrau. Mein Mann hat eine Frau kennengelernt, die total lieb und spannend war. Sie war auch das genaue Gegenteil von mir (ass Fleisch, trank gerne Bier, etc), doch wir beide lasen sehr gerne. Und darüber haben wir uns dann auch etwas gefunden. Wir haben ständig Bücher ausgetauscht und waren in Kontakt (wenn auch nicht viel). Er lebte mit mir und sie lebte allein. Wenn etwas war, dann hat sie angerufen, und er hat manchmal 2x in der Woche bei ihr übernachtet, das war jedoch unterschiedlich. Wir haben auch fixe Wochenenden abgemacht, wo er mit ihr zusammen war und er war jeden Donnerstag bei ihr.
Das hat ca. zwei Jahre gehalten, und dann hat er sich in eine neue verliebt und am Schluss sind alle Beziehungen zu Ende gegangen. Aber das ist eine andere Geschichte. Für diese Phase war es wunderschön, wir haben uns gut verstanden und es war wenig Eifersucht im Raum. Und wenn, dann haben wir es angesprochen und diskutiert. Wichtig war wirklich die Kommunikation, und mit dieser Beziehung hat sich unsere von einer offenen Beziehung in eine polyamore entwickelt. Was ich dir aus Sicht der Ehefrau sagen kann, ist, dass es einerseits sehr einfach sein kann, den Mann zu teilen, andererseits auch gar nicht. Hier finde ich wichtig, gegenseitig die "Fronten" zu klären.
-Wie sieht es aus bei einem Notfall, steht er dir da zur Verfügung?
-Was ist mit Feiertagen oder Geburtstagen, also organisatorisch und mit Zeit verbringen?
-Wie viel Zeit verbringt ihr generell zusammen und ist das flexibel abmachbar, z.B. mal ein Weekend alleine mit ihm weg?
-Wie siehts aus mit gemeinsamen Ferien?
-Welche Art Polyamorie lebt ihr, bzw. sind alle gleichberechtigt oder sind die beiden als Ehepaar prioritär?
...und noch tausend andere Fragen.
Nicht alle wollen und können das so im Vorfeld klären, aber mir hätte es sehr geholfen, denn am Schluss war auch genau das ein Thema. Sie fühlte sich ausgeschlossen, weil er viel mehr Zeit mit mir verbrachte (dein Kommentar zum Kuscheln war genau so ein Problem), und wir fanden keine zufriedenstellende Lösung dafür. Er war mein Hauptpartner, aber sie hatte keinen anderen Partner. Er war überfordert davon, genug Zeit mit beiden Frauen zu verbringen und hatte am Schluss nie genug Zeit, um auch mal alleine zu sein. Das führte bei ihm zu Stress, was wir beide halt abbekamen und er hatte das Gefühl, keiner Frau gerecht zu werden. Und irgendwann nervte es mich, dass die beiden ständig Stress hatten und ich als Grund vorgeschoben wurde, dass er sie nicht treffen konnte. Ich konnte mich zu dieser Zeit aber auch nicht gut genug abgrenzen und wir hatten alle unsere Stressmomente und psychischen Probleme.
Ich kann es nicht genug betonen, Kommunikation ist hier total wichtig. Und nicht nur untereinander, du musst auch dir selber gegenüber ehrlich genug sein, um zu wissen, was du jetzt genau brauchst. Und wie du es dir holen/selber geben kannst, auch unabhängig von ihm.
Und das mit dem Wissen - das findest du nur raus mit ausprobieren. Mein jetziger Begleiter (wir sind auch nicht definiert
) hat zum Beispiel eher Mühe mit der Eifersucht und will keine Details wissen. Das stresst ihn viel zu sehr. Ich hingegen will alles wissen, denn so kann ich viel besser mit der Eifersucht umgehen. Ich bin auch nicht jedes Mal eifersüchtig, aber wenn ich im Vorfeld weiss, dass er jemanden trifft, dann geht das viel besser als wenn es spontan passiert. Dann drehen meine Gedanken und bei mir geht es immer um Verlustangst. Das weiss ich jetzt und kann besser damit umgehen. Aber jeder Mensch ist anders und muss sich mit sich selbst wirklich beschäftigen, um gute Strategien zu entwickeln. Plus, Eifersucht ist ja nicht etwas schlimmes, solange du nicht in diesem Moment wichtige Entscheidungen triffst. Ich probiere immer zuerst etwas "runterzufahren" bevor ich mich wieder auf ein Gespräch mit ihm einlasse. Oder kuschle einfach mal mit ihm, haha.
Dann, Kinder habe ich keine, also kann ich dir da keine Tipps geben. Meiner Familie aber habe ich gesagt, dass ich polyamor lebe, aber bin auf wenig Verständnis gestossen. Nun erzähle ich einfach nichts mehr davon, und das ist für mich völlig in Ordnung so, denn sie sehen mich ja nicht jeden Tag. Bei dir ist das ja anders, aber da haben meine VorposterInnen ja genug Tipps gegeben. Würde mich noch interessieren, warum du es deiner Grossmutter sagen willst?
Ich wünsche dir ganz viel Glück, je weiter du dich mit dem Thema auseinandersetzt, desto besser weisst du, was dir gut tut. Sorry wurde es ein so langer Text, aber ich hoffe, es hilft ein wenig! Wenn du weiter schreiben willst, schick mir ne pn.
LG, Athena