Ich träume - Erich Fried
Ich träumeIch träume daß ich dich kennengelernt habe
(ganz plötzlich ganz unerwartet als wäre das möglich)
Ich träume das wir uns lieben.
Ich träume daß wir uns noch immer lieben
Ich träume daß Du einen anderen Mann kennenlernst
ich träume das Du ihn liebst
aber daß du ihm sagst
daß du auch mich weiter liebhaben willst.
Ich träume daß er sagt er versteht das
und wir können uns weiterhin lieben
(als wäre das möglich)
Ich träume daß er sagt er erträgt das nicht gut
(nicht ganz plötzlich und nicht ganz unerwartet)
Ich träume das Du sagst du willst versuchen
unsere Liebe in bloße Freundschaft zu verwandeln
aber daß Du die Freundschaft weiterhin haben willst.
Ich träume er sagt er versteht das
(als wäre das möglich)
Ich träume daß ich mich damit abgefunden habe
Ich träume daß das Leben weitergeht
und die Arbeit.
Ich träume daß du mit ihm über alles sprichst
und er mit Dir über alles so wie du das haben wolltest.
Ich träume daß er unsere Freundschaft gut erträgt
und daß wir alle wenn wir nicht gestorben sind
noch heute so weiterleben.
(als wäre das möglich)
Erich Fried
Dieses Gedicht berührt mich und trifft wohl bei Einigen den Punkt, wo ein Dilemma entstehen kann, wie ich es schon öfter hier im Forum gelesen habe.
Das wollte ich gerne mit euch teilen.
Weiß jemand ob Erich Fried poly war ?
Sonnige Grüße,
Lynn