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Ich träume - Erich Fried

Ich träume - Erich Fried
Ich träume
Ich träume daß ich dich kennengelernt habe
(ganz plötzlich ganz unerwartet als wäre das möglich)
Ich träume das wir uns lieben.
Ich träume daß wir uns noch immer lieben
Ich träume daß Du einen anderen Mann kennenlernst
ich träume das Du ihn liebst
aber daß du ihm sagst
daß du auch mich weiter liebhaben willst.
Ich träume daß er sagt er versteht das
und wir können uns weiterhin lieben
(als wäre das möglich)

Ich träume daß er sagt er erträgt das nicht gut
(nicht ganz plötzlich und nicht ganz unerwartet)
Ich träume das Du sagst du willst versuchen
unsere Liebe in bloße Freundschaft zu verwandeln
aber daß Du die Freundschaft weiterhin haben willst.
Ich träume er sagt er versteht das
(als wäre das möglich)

Ich träume daß ich mich damit abgefunden habe
Ich träume daß das Leben weitergeht
und die Arbeit.
Ich träume daß du mit ihm über alles sprichst
und er mit Dir über alles so wie du das haben wolltest.
Ich träume daß er unsere Freundschaft gut erträgt
und daß wir alle wenn wir nicht gestorben sind
noch heute so weiterleben.
(als wäre das möglich)

Erich Fried


Dieses Gedicht berührt mich und trifft wohl bei Einigen den Punkt, wo ein Dilemma entstehen kann, wie ich es schon öfter hier im Forum gelesen habe.
Das wollte ich gerne mit euch teilen.

Weiß jemand ob Erich Fried poly war ? *g*

Sonnige Grüße,
Lynn
***ng Mann
398 Beiträge
Naja, dass die eine Liebe wegen der neuen Liebe zur Freundschaft verwandelt wird --- das ist ja gerade das, was so gar nicht meinen Träumen entspricht, was gar nicht poly ist (jedenfalls nach meiner Auffassung davon). Insofern ist Erich Fried wohl eher kein Poly!?
*****a72 Frau
444 Beiträge
Ich verstehe das Gedicht so, dass er davon träumt weiter geliebt zu werden. Es aber nicht für möglich hält und sich auch mit einer Freundschaft begnügen würde. Also Ansatzweise Poly. Zumindest im Traum.
Ich interpretiere es so, dass er sich zumindest das wünscht... wenn er schon nicht mehr "geliebt werden darf". Vielleicht ist ja schlicht der andere kein Poly, denn er für sich akzeptiert ja anscheinend ihre Entscheidungen ?

Ich denke, man kann ja nur wünschen aber nicht erwarten geliebt zu werden und eine Freundschaft mit einem geliebten Menschen ist ja manchmal schon SEHR viel <3 ( zumindest für mich ) Liebe lebt ja nicht unbedingt von Erwiderung.
****on Mann
16.232 Beiträge
Für mich ist Fried im Gedicht klar poly, aber glaubt nicht an das Verständnis der Anderen und fände sich notfalls auch mit einer Freundschaft ab. Aber er glaubt nicht einmal an die Möglichkeit der Umsetzung von dieser.
********y_48 Mann
67 Beiträge
Zitat von ****on:
Für mich ist Fried im Gedicht klar poly, aber glaubt nicht an das Verständnis der Anderen und fände sich notfalls auch mit einer Freundschaft ab. Aber er glaubt nicht einmal an die Möglichkeit der Umsetzung von dieser.

*danke* für diese Zusammenfassung. Genau so interpretiere ich das auch.
******020 Frau
6 Beiträge
Zitat von ****on:
Für mich ist Fried im Gedicht klar poly, aber glaubt nicht an das Verständnis der Anderen und fände sich notfalls auch mit einer Freundschaft ab. Aber er glaubt nicht einmal an die Möglichkeit der Umsetzung von dieser.
Jep, so interpretiere ich es auch *g*

Erich Fried hat ohnehin viele wunderbare, wahre Gedichte geschrieben..

Danke fürs teilen hier!
*****t78 Frau
1.399 Beiträge
Wow... wenn es nur so wäre!!

Ja, Er weiß von was er spricht .. nur damals gab es vielleicht dieses Wort Poly noch nicht oder war so bekannt ..
Im Jahr 1921-1988
****e69 Mann
1.264 Beiträge
dann ist dieser tolle Lyriker also ein sehr sachlich eingestellter Poly?
Das macht doch Hoffnung oder?

*hutab*
1944 heiratete er Maria Marburg, kurz vor der Geburt ihres Sohnes.
1946 trennte er sich von Maria. Die Scheidung erfolgte 1952. Im selben Jahr heiratete er Nan Spence-Eichner, mit der er zwei Kinder,( * 1958 * 1961), hatte. Nan verließ Erich Fried 1962, die Ehe wurde 1965 geschieden.
Im Sommer 1965 heiratete er Catherine Boswell. Im Herbst kam ihre gemeinsame Tochter und 1969 noch Zwillinge zur Welt.

Das ergab mein Recherche an offiziellem. Interessant finde ich das er lange verheiratet und getrennt lebend (6 Jahre) geblieben ist, dann gab es die 1. Scheidung und im gleichen Jahr erneute Heirat, die zweite Ehe wurde nach 3 Jahren Trennung geschieden und dann hat er erneut geheiratet.
*****t78 Frau
1.399 Beiträge
Ein wahrhaft interessanter Mensch!
********Poly Frau
3.184 Beiträge
Als ich das Gedicht gelesen und im zweiten Durchgang auch verstanden habe, tat mir der Autor sehr leid.
Die Liebe verloren, weil Polyamorie für den Neuen keine Option war. Nun gut, damit ist zu rechnen. Aber noch nicht mal die Freundschaft durfte bleiben?! *umfall*
Ein schönes Gedicht was heute auch noch aktuell ist. Mann muss nicht unbedingt offiziell Poly sein (weil es es nicht gab, oder man es nicht kennt) um so leben zu wollen, aber nicht jeder andere kann oder will so leben, das ist nun mal die Trauer im Leben. Zum Glück geht es mit der Menschheit immer vorwärts. Also weiter hoffen und lieben.
Ein Leben in gesellschaftlichen Konventionen ist wohl in allen Zeiten ein Thema. Ich bin der Meinung das wir in aufgeklärteren Zeiten leben und das ist auch Erichs verdienst. Er konnte nur davon träumen, was wir leben dürfen.

Ich habe selbst auch einer Bekanntschaft erzählt, dass ich Polyamorie interessant finde und versuche mehr darüber zu erfahren. Das hat schon gereicht, dass sie den Kontakt abgebrochen hat. Es ist nicht etwas für jeden und das muss ich genauso akzeptieren. Ich glaube allerdings dass sie genau den Zwiespalt gespürt hat, ihr Herz für mich zu erwärmen, während sie auch ihren Ex noch verbunden war. (Als wenn das möglich wäre)
****on Mann
16.232 Beiträge
Ich hatte im Freundeskreis und auch in meiner Tantragruppe von Polyamorie berichtet - und bin auf lauter angefixte Neugier darauf gestoßen. Als wenn alle insgeheim auf das Thema gewartet haben.

Und ich glaube auch, dass Polyamorie die Lebensform ist, die am "artgerechtesten" für Menschen ist. Und wir diese nur verlernt haben, dank patriarchalem Besitzdenken, und dank in der Kindheit ein-traumatisierten Verlorenheitsängsten.
****e69 Mann
1.264 Beiträge
@****on ..ja da sagst du was. Und nicht zu vergessen die in anderen Kreisen ach so gepflegte gesellschaftliche Kollektivschuld, die jedem freiheitlicheren denken und handeln wiederspricht.

...Und doch ja in (wenigstens) uns bekannten Kreisen wie 'diesen' gibt es durchaus ein Aufatmen darüber das 'Polysein' wenigstens schonmal präsenter wird und dafür brauchen wir eben auch das Laibel. Ich selbst mag's für mich ja auch nur sehr begrenzt, doch es hilft, hin und wieder, ungemein wenn das 'Kind einen Namen hat' und somit auch eine Stellung oder einen Stellenwert, ja, auch in unserer Gesellschaft bekommt, oder (doch eines Tages) bekommen kann.
'Sie'lebe Hoch! und danke dir Erich *hutab*
*****olf Mann
1.973 Beiträge
Für Dichter-Interessierte: Erich Mühsam war polyamor.
********frau Frau
112 Beiträge
ich bin ganz sicher, dass er "poly war". allerdings vermute ich, dass er es nie offen ausleben konnte.

sinnlich war er jedenfalls sehr. und kritisch eingestellt überkommener moral gegenüber.
in jedem fall ein politischer und bewusst liebender mensch, dem ich einige male persönlich begegnen durfte, wofür ich sehr dankbar bin, weil er mit sicherheit mein leben positiv beeinflusst hat.

hier noch ein auszug aus einem seiner gedichte:
"Krank

Wer gegen die Gesetze dieser Gesellschaft
nie verstoßen hat und nie verstößt
und nie verstoßen will
der ist krank
(...)
Wer sich seiner Schamteile schämt
und sie nicht liebkost und die Scham anderer die er liebt nicht liebkost ohne Scham
der ist krank
(...)
Wer sich zum Papst der Moral
und zum Vorschriftenmacher
der Liebe macht
der ist so krank wie der Papst
(...)"
****_M Frau
145 Beiträge
Ich mag dieses Gedicht von Erich Fried sehr:
"Dich dich sein lassen

Dich dich sein lassen
Ganz dich
Sehen daß du nur du bist
Wenn du alles bist was du bist
Das Zarte und das Wilde
Das was sich losreißen
Und das was sich anschmiegen will

Wer nur die Hälfte liebt
Der liebt nicht halb
Sondern gar nicht
Der will dich zurechtschneiden
Amputieren verstümmeln

Dich dich sein lassen
Ob das schwer oder leicht ist?
Es kommt nicht darauf an
Mit wieviel Vorbedacht und Verstand
Sondern mit wieviel Liebe
Und mit wieviel offener Sehnsucht nach allem
Nach allem was du bist

Nach der Wärme und nach der Kälte
Nach der Güte und nach dem Starrsinn
Nach deinem Willen und Unwillen
Nach jeder deiner Gebärden
Nach deiner Ungebärdigkeit
Unstetigkeit Stetigkeit

Dann ist dieses
Dich dich sein lassen
Vielleicht gar nicht so schwer"

Erich Fried

Für mich liest sich das sehr poly.
****e69 Mann
1.264 Beiträge
Das ist wirklich sehr schön. Und ja wohl auch Poly passt echt gut!
Danke *hutab*
Danke @****_M für's Teilen
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