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Warum haben die Menschen Angst vor der Liebe?

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*********hmidt
1.678 Beiträge
Eigentlich ist die ganze Sache doch gar nicht so schwer zu verstehen...

Es wurde ja schon mehrmals hier die These geäußert, dass die Angst, um die es in diesem Thread geht, gar nicht die Angst vor der 'Liebe' ist, sondern die Angst davor, mit der eigenen Verletzlichkeit konfrontiert zu werden - oder vielleicht besser: mit altem, unverarbeitetem Schmerz.

Ich glaube, da ist ganz viel dran.

Wenn ich rekapituliere, was unzählige meiner Klienten und Klientinnen mir im Laufe meiner Arbeit als Coach und Mentor erzählt haben, dann entsteht in mir der Eindruck, dass die allermeisten von uns in ihren prägenden Jahren Beziehungserfahrungen gemacht haben, die ihnen klar vor Augen geführt haben, dass 'Liebe' etwas ist, ...

• das man sich verdienen muss.
• das an an Kriterien geknüpft ist, die nie klar formuliert sind.
• das willkürlich verliehen oder entzogen wird und
• das insbesondere dann entzogen wird, wenn wir schwach, verletzlich und bedürftig sind.

Wer dies 'gelernt' (oder vielleicht besser: 'verinnerlicht') hat, hat im Grunde doch kaum eine andere Wahl, als in den 'Liebesbeziehungen', die er oder sie im Laufe des Lebens eingeht, beständig damit beschäftigt zu sein, den Partner oder die Partnerin und seine/ihre Gefühle zu kontrollieren oder gar zu unterdrücken. Manchmal passiert das sehr direkt und offensichtlich, meist kommen eher subtile Methoden und Werkzeuge zum Einsatz...

Dass dies ein Himmelfahrtskommando ist, in dem wir zum Scheitern verurteilt sind, spüren wir dabei durchaus die ganze Zeit. So lange aber er oder sie 'uns allein gehört', können wir uns in der Illusion wähnen, mit unseren Kontrollmaßnahmen 'erfolgreich' zu sein.

'Erfolgreich' heißt in diesem Sinne übrigens nicht, dass wir mit unserer Partnerin oder unserem Partner besonders glücklich wären oder uns von ihm/ihr wirklich 'geliebt' fühlen würden, sondern lediglich, dass der/die andere uns zumindest nach außen hin nicht 'verlässt'.

Das, was ich hier schildere, ist in meinen Augen keine traurige Ausnahme, sondern in unserer Kultur gerade das Standardbeziehungsmodell. Von 'Liebe' ist darin (zumindest in meinen Augen) oft nicht viel zu spüren, dafür umso mehr von 'Verantwortung', 'Pflicht' und jeder Menge unterdrückter Gedanken und Gefühle.

Was glauben wir nun also, wird passieren, wenn eine oder einer von zweien, die miteinander in einer solchen 'Idealstandard-Beziehung' stecken, urplötzlich eine starke Anziehung zu einem anderen Menschen spürt...?!

Meiner Erfahrung nach passiert allzumeist ziemlich genau dies:

Person A) wittert intuitiv den Duft von Freiheit und Abenteuer, von Begehren und echter, pulsierende Lebendigkeit. Person B) dagegen erkennt unmissverständlich, dass all die Versuche der Unterdrückung und Kontrolle von je her zum Scheitern verurteilt waren. Nicht nur waren sie nutzlos, es ist schlimmer. All das, was zuvor gefürchtet hatte, auf ewig ungelebt bleiben zu müssen, steht nun auf den Barrikaden und nimmt sich kompromisslos das zurück, was von je her das eigene Geburtsrecht war.

Wie diese Szenerie sich dann weiter entwickelt, kennen wahrscheinlich die meisten von uns aus eigener Anschauung oder Erfahrung...

Über die Auswirkungen der 'Prägungen' unserer Vergangenheit auf unser aktuelles Liebesleben und insbesondere die Konflikte, die wir mit unseren 'Liebsten' führen, habe ich gerade neulich einen neuen Artikel in meinem Blog hochgeladen. Er heißt 'Neues Salz in alten Wunden'. Wer Lust hat, meine Sicht auf dieses Thema etwas ausführlicher zu lesen, dem/der schicke ich gerne den Link.

Soweit zu meiner etwas tristen Beschreibung dessen, was ich derzeit (noch) für den typischen Status Quo in Sachen 'Liebe' halte. Die Frage also, wie es kommt, dass 'weitere (potenzielle) Liebespartner' bestehende Beziehungsschiffchen in aller Regel in schwere See oder gar zum Kentern bringen, finde ich persönlich gar nicht so wirklich spannend. Sondern eher halt so ein bisschen zwangsläufig in Anbetracht dessen, wie unbewusst und traumagesteuert wir hierzulande allzuoft mit 'Liebe', 'Lust' und 'Partnerschaft' umgehen...
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*********hmidt
1.678 Beiträge
Spannender, viel viel spannender, finde ich die Frage, die sich meiner Meinung nach quasi nahtlos an die Erkenntnis unsere aktuellen Liebes-Leidkultur (Das 'd' steht da absichtlich!) anschließt.

Nämlich die, was es braucht, um gemeinsam aus dieser Teufesspirale auszusteigen.

Das nämlich, was hierfür nötig ist, ist in meinen Augen weder besonders groß, noch besonders anstrengend...

Meinen Klient*innen gegenüber spreche ich inzwischen von 'den drei Zauberzutaten, die im Stande sind, jeden (potenziellen) Konflikt zu einer Erfahrung der Liebe und Partnerschaft zu transformieren'. Diese drei 'Zauberzutaten' sind:

1. Mitgefühl
2. Wohlwollen und
3. Aufrichtigkeit.

Paare, die diese drei Haltungen konsequent zur Grundlage ihrer Kommunikation und ihres Miteinanders machen, erfahren sich täglich neu in unzähligen kleinen oder großen Situationen als wirkliche 'Partner in gemeinsamer Sache'. Sie spüren, dass ihre Gefühle, ihre Wünsche und Sehnsüchte ihm oder ihr genauso wichtig sind wie seine oder ihre eigenen. Sie erleben unmissverständlich, dass Ihre Partnerin oder ihr Partner sie wirklich und wahrhaftig so annehmen, lieben und ehren, wie sie sind - mit allem, was sie sind. Sie lernen täglich neu, dass sie keine Masken oder Heimlichkeiten brauchen, sondern sich ganz zeigen können und dürfen - mit allem, was sie sind, was sie fühlen oder wonach sie sich sehnen.

Natürlich spüren auch Menschen in solchen Partnerschaften hin und wieder eine Anziehung zu jemandem drittes. Wie sollte dem auch anders sein?! Der Unterschied jedoch ist, dass sie das, was sie erfahren, empfinden oder sich wünschen, ungeschminkt und unverfälscht mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin teilen können, ohne Angst haben zu müssen, dafür angeklagt, abgelehnt oder bestraft werden zu müssen.

Im Gegenzug erfährt auch ihr Partner [m|w|d], dass sie selbst bedingungslos bereit, gewillt und in der Lage sind, sich ihm oder ihr ungeschminkt und ganz zu zeigen, dass sie nichts verstecken und sich ihm oder ihr wirklich mit allem zu zeigen, was gerade in ihnen lebendig ist.

Wie gehen zwei Menschen in einer solchen Partnerschaft damit um, wenn Anziehung und/oder Eifersucht aufkommt?

Meine Erfahrung ist, dass Menschen in einer solchen Partnerschaft weder zu Verboten noch zu Drohungen oder Ultimaten greifen. Und zwar: keine/r von beiden! Sondern gemeinsam eintauchen in die eigenen und gegenseitigen Gefühls- und Erfahrungswelten, sich die Zeit nehmen (und den Mut!), wirklich hinzuspüren, um dann auf der Basis all dessen, was sie einander gezeigt und miteinander empfuunden haben, einen Weg zu finden, mit dem umzugehen, was ist, der so partnerschaftlich, mitfühlend und liebevoll ist, dass ihre Beziehung an dieser Belastungsprobe nicht nur keine Schäden nimmt, sondern daran sogar wächst, sich festigt und vertieft.

Manchmal staune ich selbst darüber, dass liebevolle, krisenfeste Partnerschaft wirklich so einfach sein soll. Wo doch so viele so offensichtlich unter dem, was sie 'Liebe' nennen, viel mehr leiden als gedeihen.

Aber dann erinnere ich mich wieder an den Haken, den die Sache hat:

'Mitgefühl', 'Wohlwollen' und 'Aufrichtigkeit' nämlich, die notwendigen Kernbestandteile dessen, was ich 'Liebe auf Augenhöhe' nenne, sind leider (derzeit noch) so ziemlich das Gegenteil von dem, was wir in unserem Land täglich als Leidkultur (s.o.) erleben...

Daher haben die meisten von uns wahrscheinlich nie erfahren, dass das, wovon ich (und andere) hier rede(n), in ihrem Leben überhaupt möglich ist...

Vielleicht, so träume ich, wäre es eine gute Zeit dafür, an diesem Umstand mal ein wenig was zu ändern...

Wie seht ihr das...?!
*******lci Paar
710 Beiträge
Zitat von *********hmidt:
Aber dann erinnere ich mich wieder an den Haken, den die Sache hat:

'Mitgefühl', 'Wohlwollen' und 'Aufrichtigkeit' nämlich, die notwendigen Kernbestandteile dessen, was ich 'Liebe auf Augenhöhe' nenne, sind leider (derzeit noch) so ziemlich das Gegenteil von dem, was wir in unserem Land täglich als Leidkultur (s.o.) erleben...

Daher haben die meisten von uns wahrscheinlich nie erfahren, dass das, wovon ich (und andere) hier rede(n), in ihrem Leben überhaupt möglich ist...

Vielleicht, so träume ich, wäre es eine gute Zeit dafür, an diesem Umstand mal ein wenig was zu ändern...

Wie seht ihr das...?!

die SIE schreibt :
vielen Dank Volker Schmidt für deine druckreifen Postings, sie sind einfach toll formuliert und zeigen eine brilliante Gedankenführung *top2*.

Für mich ist LIEBE dann perfekt bzw. vollkommen, wenn sie erwartungsfrei gegeben - gelebt wird
ohne Erwartung der Erwiderung. Das ist ein hoher Anspruch, daher finde ich es schon mal
sehr praxisnah und leichter anwendbar wenn diese drei Eigenschaften "'Mitgefühl', 'Wohlwollen' und 'Aufrichtigkeit' " in einer Beziehung/Freundschaft/Ehe vorhanden sind und sich gegenseitig gegeben werden. Ich würde mich geliebt fühlen, wenn ich diese drei Gefühle/Zuwendungen bekomme. Ob das bei meinem Partner genauso ist, könnte ich jetzt nicht einmal sagen. Aber ich werde es gerne mal ausprobieren in nächster Zeit und testen, wie es ankommt wenn ich mich ganz bewusst mitfühlend, wohlwollend und aufrichtig ihm gegenüber verhalte. *g*
****on Mann
16.230 Beiträge
Zitat von *******lci:
vielen Dank Volker Schmidt für deine druckreifen Postings

Ich glaube, die sind nicht nur druckreif, sondern tatsächlich gedruckt zu kaufen.

Zitat von *********hmidt:
Diese drei 'Zauberzutaten' sind:

1. Mitgefühl
2. Wohlwollen und
3. Aufrichtigkeit.

Absolut auch mein Erleben. Wohlwollen ist eins der beiden Merkmale von Liebe. Das andere ist Verbindung.

Polyamore Transparenz ist eine Ausprägung von Aufrichtigkeit. Und Mitgefühl ist das Fundament von Menschlichkeit ganz allgemein.
*******i123 Mann
4.231 Beiträge
Teilzitat von @****ata:
Für die meisten Menschen ist "fremdgehen" oder Sex mit anderen noch verzeihbar, nachvollziehbar, akzeptabel oder wie auch immer. Aber wenn ernsthaft Gefühle ins Spiel kommen ist Schluß. Warum? Warum wird ein Mensch der gern mit zwei Partnern eine Beziehung möchte schief angeguckt oder ihm gar glaubhaft gemacht, das das nicht möglich ist.

Weil der Partner der sich dem verschließt nicht, noch nicht oder aus anderen Gründen sich mit DER Situation nicht identifizieren kann, ja sich sogar mit aller Macht dagegen stemmt.

Es handelt sich bei diesen Menschen - und da schließe ich mich nicht aus vor vielen Jahren war das bei mir nicht anders-
die an ihrem negativ geprägten Ego arbeiten sollten - müssen.

Beziehungen werden durch Hingabe tiefgreifend verändert.
Wenn man das nicht akzeptieren kann, kann man niemanden annehmen wie er ist...
Man leht ab,etikettiert, kritisiert usw. und in der Folge kann schlimmstenfalls entstehen, dass Beziehungen als Mittel zum Zweck mißbraucht werden.
********rted Frau
1.097 Beiträge
Zitat von *******i123:
Teilzitat von @****ata:
Für die meisten Menschen ist "fremdgehen" oder Sex mit anderen noch verzeihbar, nachvollziehbar, akzeptabel oder wie auch immer. Aber wenn ernsthaft Gefühle ins Spiel kommen ist Schluß. Warum? Warum wird ein Mensch der gern mit zwei Partnern eine Beziehung möchte schief angeguckt oder ihm gar glaubhaft gemacht, das das nicht möglich ist.

Weil der Partner der sich dem verschließt nicht, noch nicht oder aus anderen Gründen sich mit DER Situation nicht identifizieren kann, ja sich sogar mit aller Macht dagegen stemmt.

Es handelt sich bei diesen Menschen - und da schließe ich mich nicht aus vor vielen Jahren war das bei mir nicht anders-
die an ihrem negativ geprägten Ego arbeiten sollten - müssen.

Beziehungen werden durch Hingabe tiefgreifend verändert.
Wenn man das nicht akzeptieren kann, kann man niemanden annehmen wie er ist...
Man leht ab,etikettiert, kritisiert usw. und in der Folge kann schlimmstenfalls entstehen, dass Beziehungen als Mittel zum Zweck mißbraucht werden.

Ich denke, solange wir mensch vorverurteilen (... sie müssen an ihrem negativen Ego arbeiten?), solange können wir nicht erwarten, dass sich Brücken bauen lassen.

Mensch ist immer die Summe der eigenen Erfahrungen, Verluste, Ängste, Sorgen und Hoffnungen. Mensch möchte so bleiben wie bisher und genau so akzeptiert werden. Kommt Mensch 2 hinzu, findet eine Angleichung statt oder eine Abstoßung, denn es geht seit Jahrtausenden um ein gewisses Machtgefälle...

Überleben, Besitz, Nachkommen, Exklusivität und damit verbunden die ganzen Ängste.

Mensch hat das Problem, sich zumeist nicht an den Dingen zu freuen und sich daran zu nähren, die bereits da sind... Mensch trauert nach, vermisst und schätzt die Dinge wertvoller, die unerreicht sind.

Würden wir Menschen die Liebe annehmen, wie sie kommt, ohne Ansprüche zu stellen oder Luftschlösser zu konstruieren, ohne Bedarf zu spüren, wie schön harmonisch könnte es werden.
*******enig Mann
9.993 Beiträge
dazu ein Wort meines seligen Vaters:

"erwarte nichts - und alles ist ein Geschenk!"
*******i123 Mann
4.231 Beiträge
Die Angst der Menschen (also uns) hemmt zu sehr.

Wir müssen uns vor den Hemmnissen langsam lösen und und nach vorne entwicklen.

Dann werden wir offen(er) für Neues.

Lasst uns beginnen!
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