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Schlüsselerlebnisse auf dem Weg zur Polyamory

*******cum Mann
27 Beiträge
Themenersteller 
Schlüsselerlebnisse auf dem Weg zur Polyamory
Liebe Community,
vor fünf Jahren wurde in diesem Forum die Frage gestellt, ob man als Poly geboren wurde oder sich dorthin entwickelt hat
Ich für mich kann sagen, dass ich mich dorthin entwickelt habe und dass es Schlüsselerlebnisse gab, die diese Entwicklung ausgelöst und angetrieben haben:
  • Da gab es die Erfahrung, dass ich in meiner Ehezeit keine Eifersucht empfand, als meine Frau mit einem guten Freund schlief - im Gegenteil, als klar war, dass unsere Ehe nicht in Frage gestellt wurde, hatte ich ein warmes Mitgefühl entwickeln können.
  • Und ich habe gemerkt, dass ich den Trennungswahn, den sich viele monogam lebende Menschen antun, wenn der / die Partner/in oder sie selbst sich auch anderen zuwenden, nur Leid verursacht und ich dieses Leid nicht mehr nachvollziehen konnte;
  • dass im Gegenteil solche Momente - eine gute Kommunikation vorausgesetzt - sogar zum Glück aller Beteiligten und Weiterentwicklung der Beziehungen beitragen können.
  • Auch eine interessante Erfahrung: das "Don't ask, don't tell", das in einer offenen Beziehung vereinbart wurde, hat zu einer Hypothek des Nicht-Ausgesprochenen geführt, die ich nicht mehr bewältigt habe und zur Trennung von meiner Partnerin geführt hat.
  • Aus dieser Trennung heraus habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, beständig Zwiegespräche zu führen: von sich und dem eigenen Erleben der Beziehungen reden, dem Anderen / der Anderen einfach nur zuhören, nicht in die Ratschlag-Falle zu tappen und sich zugestehen, dass es Fragen gibt, auf die es keine Antwort gibt.
  • Und: bis heute tauchen aus dem Unterbewussten Relikte aus der monogamen Sozialisierung auf - etwa ein Hauch von Scham beim Daten mit der anderen Frau in meinem Leben ; der Weg zur Polyamory ist für mich wohl nie ganz zu Ende.

Und - wie seht Ihr das? Kennt Ihr auch Schlüsselerlebnisse als Meilensteine auf dem Weg zur Polyamory und wollt Ihr die hier teilen?
*******er_a Frau
2.043 Beiträge
Ich habe derzeit den Eindruck ich war schon immer so. Eifersüchtig war ich noch nie. Die ersten Dissonanzen mit Monogamie hatte ich mit Anfang zwanzig. Mit Mitte zwanzig wusste ich Monogamie geht gar nicht. Leider ist mir die Polyamorie erst mit Anfang fünfzig begegnet. Aber je mehr ich mich damit auseinander setze, desto mehr denke ich, ich bin so geboren.
Also erst einmal glaube ich nicht, dass man polyamor (Mehrliebe) geboren wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass eigentlich tief in uns drin die Urinstinkte stecken, die gerne aberzogen werden, und eigentlich besagen, dass der Mann seine Samen verbreiten muss und die Frau die guten Gene zu erkennen hat, um sich fortzupflanzen.

Die meisten empfinden nach den Urinstinkten. Männer neigen dazu, dass es für sie schön klingt, wenn es darum geht, dass man mehrere Frauen gleichzeitig hat. Viele Frauen neigen weiterhin zur Monogamie und wollen lieber DAS gute Gen für sich.

Glücklicherweise ändert sich jedoch auch die Gesellschaft und die damit verbundene Offenheit. Frauen entdecken häufiger den Spaß an Abwechslung und Männer haben gelernt zu lieben *ggg*

Und mit diesen Worte möchte ich gerne einsteigen *lol*
-------------------------------------------------------------------------------------------------

Ich habe früh angefangen pornografischen Inhalte zu schauen. Als ich dann meine ersten Erfahrungen gemacht habe, hatte ich das Gefühl, dass ich ebenfalls danach streben muss, aber dann kam etwas, was ich nicht kannte - ich habe angefangen Liebe zu empfinden und habe diese auch erfahren. Mir wurde also klar, dass Intimität zusammen mit Liebe einfach das Schönste ist und erstrebenswert.

Ich war also zwiegespalten. Ich musste mich öffnen meiner Partnerinnen gegenüber. Die Reaktionen? Unterschiedlich und nicht immer toll. Ich sei der typische Mann und mir würde eine Frau nicht reichen und ich solle doch zur Hölle fahren!
Ähm ja, erstmal also aus der Traum und die Gedanken an den Nagel gehangen.

Mit den weiteren Jahren (und ja, ich bin bzw wir sind noch sehr jung) wurde mir aber bewusst, dass ich den reinen Sex nicht wirklich attraktiv fand. Ich mag es am liebsten, wenn eine Bindung vorhanden ist.
Wie wurde mir aber bewusst, dass ich wirklich Liebe für mehrere empfinde?

Das Erlebnis folgte zügig nach meiner vorherigen Erkenntnis:
Eine Beziehung zerbrach, weil sie mich nicht mehr teilen konnte (reine Sextreffen hier bei Joy). Ich tat alles, um die Beziehung zu retten, aber sie musste für sich einen Schlussstrich machen. Ich trug meine Liebe für diese Frau aber noch weiterhin im Herzen.
Nach ein paar Wochen lernte ich eine weitere Frau kennen für ein lockeres Verhältnis. Zeitgleich kam mit der Ex wieder Kontakt zustande. Mit beiden lief was (beide wussten voneinander) und ich habe gemerkt, dass ich für beide intensive Gefühle hatte.

Seither bin ich mir sicher, dass ich ein großes Herz habe und ich Platz für zwei Frauen habe. Ich mag den Gedanken, dass ich Liebe/Zuneigung/Bindung spenden kann und gleichzeitig erhalte. Ich mag es mich um eine Bindung und die Person zu kümmern und es nicht einfach als selbstverständlich zu sehen.


Jetzt habe ich eine Freundin an meiner Seite, die mich nach meinen Wünschen gefragt hat. Scherzhaft (aus Angst vor der Reaktion) meinte ich "Eine zweite Frau" und sie stimmte zu und ist begeistert. Wenig erfahren, aber sicher, dass wir es beide wirklich wollen, bezeichnen wir uns gerne polyamor.



Weil Liebe schöner ist als Hass.
Weil jeder Liebe verdient und nicht nur wenige.

Grüße gehen raus
Mike *victory*


Ps.
Sorry für den langen Text. Ich war gerade in Laune *ggg*
******ore Frau
4.633 Beiträge
Die Story liest sich, als würdest Du bald in Rente gehen *lach*

Alter Schwede, da muss ich auf meine alten Tage noch aufholen!
@*****194 Danke für dieses zutiefst intime Teilen deiner Erlebnisse und Erkenntnisse *hutab*
*******ady Frau
629 Beiträge
Zitat von *****194:
Viele Frauen neigen weiterhin zur Monogamie und wollen lieber DAS gute Gen für sich.

Das ist aber eine blöde Strategie. Lieber MEHRERE Partner mit guten Genen, wer weiß, wer von Ihnen ins Schwarze trifft?! *rotfl*
****on Mann
16.232 Beiträge
Dass ich poly fühle, ist ein vertrautes "Es-war-schon-immer-so". Leider bin ich erst vor 2½ Jahren auf die Polyszene gestoßen... wenn ich davon eher gewusst hätte... *omm*

Doch dass ich tiefenpsychologisch dahintergekommen bin, warum ich poly sooo viel lieber mag als mono, ist ein Schlüsselerlebnis mit Hypnose vor einem Jahr.

Der Hintergrund: Meinen Vierteljahresaufenthalt als Dreijähriger in der Poliklinik Münster (Nasenscheidewand-OP mit anschließender Beobachtungszeit) hatte ich gut in Erinnerung, und er hat sich bei mir als anstrengende, wilde und insgesamt lustige Zeit auf der Kinderstation voller weiterer Babyboomer eingeprägt. Auch wenn den Eltern über die ganze Zeit Besuch verweigert wurde, damit die Kinder "kein Heimweh bekommen".

Eine Hypnosesitzung brachte es an den Tag: In Wahrheit habe ich geglaubt, ich sei speziell von Mama weggeben worden. ¼ Jahr ohne Elternkontakt ist für einen Dreijährigen gefühlt das ganze Leben. Und als ich wieder heimgeholt worden war, glaubte ich nicht mehr daran, zuhause sicher zu sein. Die gesamte Kindheit habe ich geglaubt, dass ein kleiner Fehler von mir dazu führen würde, erneut für Ewigkeiten weggeben zu werden.

Hingegen waren die vielen Kinder in der Poliklinik mein emotionaler Rettungsanker gewesen. Hier fühlte ich mich aufgenommen, und wenn wieder ein Kind verschwand, weil es wohl abgeholt worden war, war es kein Schock, denn es gab immer noch so viele, die mich auffingen.

In der Folge habe ich dieses Gefühl, nicht sicher zu sein, auf alle Einzelbeziehungen mit Frauen übertragen und mitgenommen. In einem Kreis von vielen Liebesfreundinnen hingegen fühlte ich mich entspannt und sicher wie in Abrahams Schoß.

Kurz: Monobeziehungen fühlen sich für mich gefährlich an, weil ich abhängig bin von der Gnade meiner Partnerin, die mich jederzeit ohne Vorwarnung "weggeben" kann.

Und Polybeziehungen geben dank breiter Basis und Risikostreuungseffekt einen sicheren Hafen.

Es ist gut für mich, diesen Zusammenhang verstanden zu haben.
Zitat von ****on:
Kurz: Monobeziehungen fühlen sich für mich gefährlich an, weil ich abhängig bin von der Gnade meiner Partnerin, die mich jederzeit ohne Vorwarnung "weggeben" kann.

Und Polybeziehungen geben dank breiter Basis und Risikostreuungseffekt einen sicheren Hafen.

Ich glaube, so fühlen viele Menschen. Und doch empfinde ich das etwas als Flucht vor oder Vermeidung von eigener Angst. Persönlich bin ich eher der Freund davon, durch meine Ängste hindurch zu gehen, als sie zu vermeiden. Mir schenkt das die Gewissheit innerer Freiheit.

Ich erlebe das gerade seit einigen Monaten, wie es sich anfühlt, ganz ohne Partnerin durchs Leben zu gehen. Sehr bewusst. Schon lange habe ich die Sicherheit in mir, immer nur zu mir selbst zurückfallen zu können, wenn ich verlassen werde. Und doch verändert sich diese Qualität nochmals, indem ich mir selbst bedingungslos begegne. Und mir und speziell meinem Körper - der mich liebevoll durch dieses fantastische Erlebnis LEBEN trägt - immer mehr Liebe, Achtung und Vertrauen schenke.

Diese Dankbarkeit dafür und dieses Staunen darüber lässt mich tiefe Verbundenheit fühlen, zu allem, was ist. Im Grunde kann ich mich selbst nur von mir weggeben, und niemand sonst. Und genau darauf gebe ich acht - ich verlasse mich selbst nicht mehr.

Darauf darf ruhig Begegnung, Beziehung, Liebe nach außen basieren. Aus dem Teilen heraus, nicht aus Mangel oder Angst. Darauf vertraue ich...
******ter Mann
1.388 Beiträge
Dann gebe ich meine Schlüsselerlebnisse auch mal weiter.

Ich als erstes Erlebnis ist wohl die Tanzschule zu nennen. Auch wenn dort entstandene Beziehungen rein monogam stattfanden und es sonst keine sexuellen Kontakte gab, so kann ich nicht leugnen, dass es mir als Hospitant durchaus gefiel in mehreren Kursen auch mehrere Tanzpartnerinnen zu haben. Zudem lernte man erste Lektionen im Zeitmanagement, wenn man diesen auf den Abschlussbällen dann auch allen gerecht werden wollte *zwinker*.

Die nächste Erfahrung war dann eine kurze Freundschaft+, in welcher sie noch Umgang mit ihrem Ex hatte und wir sogar zu dritt mal feiern waren, in der ich feststellte, dass ich durchaus in der lage bin andere Menschen im Beziehungsgeflecht anzunehmen und nicht als Konkurrenz anzusehen.

Der nächste Schritt ist dann vermutlich die generelle Beschäftigung mit dem Thema "Besitz" gewesen. Zu sehen wie Abhängig dieser macht, wie sehr unsere Freiheiten einschränkt werden und wie sehr dieser materielle Begriff auch unsere Beziehungen prägt ließ mich einiges in Frage stellen.

DAS Schlüsselereignis war dann aber das Scheitern einer langjährigen Beziehung aufgrund unerfüllter Bedürfnisse auf beiden Seiten. Im Versuch diese Beziehung erhalten zu können stieß ich damals erstmal auf den Begriff der Polyamorie und die mit ihr verbundenen Begriffe der Loslösung von der (alleinigen) Verantwortung für die Bedürfnisse des Partners hin zur Eigenverantwortung oder auch den freiheitlichen Aspekten. Dies traf einen Nerv, allerdings war dieses Modell leider jedoch nichts für meine damalige Partnerin, so dass diese Beziehung dann doch endete.

Seitdem verfolge ich das Thema jedoch intensiver und sehe monogame Strukturen als zu beengt und beschränkend an, wie das Wildpferd, dass zwar gern immer wiederkommt solange es gefüttert wird, aber beim Bauen eines Zauns diesen überspringen und nicht zurückkehren wird.


Mit all diesen persönlichen Erlebnissen geht auch eine spritituelle Entwicklung einher, die Liebe als das alles verbindende Band ansieht, eine Urkraft die der Angst entgegensteht und einen essentiellen Teil unseres Wesens ausmacht. Der Gedanke eine solche Kraft beschränken zu wollen, machte daher immer weniger Sinn und führte ebenfalls zu dem Wunsch jedem Menschen und jeder zwischenmenschlichen Beziehung ihr maximales Potential zuzugestehen, was nur ohne monogame Beschränkungen möglich ist.
Beide Ebtwicklungen führten mich somit letztlich zur Ansicht in Polyamorie bzw. in Beziehungsnarchie leben zu wollen, in der jede Begegnung ihren eigenen Platz haben darf.
******ore Frau
4.633 Beiträge
Zitat von **MK:
Persönlich bin ich eher der Freund davon, durch meine Ängste hindurch zu gehen, als sie zu vermeiden

Wer womit seine Ängste vermeidet, oder zur Auflösung bringt, ist eine Frage des persönlichen Settings und das sollte jeder so für sich gestalten, wie es sich richtig anfühlt.

Ich könnte aus einem Allein leben auch eine Beziehungsangst schließen, die durch Vermeidung aufrechterhalten wird, aber das steht mir nicht zu.

Ich erlebe gerade eher Menschen, die aus der Fülle von Menschen um sie herum die BEWUSSTE Entscheidung des Alleinseins treffen.
Bei mir konkret: an Abenden in meiner ehemaligen Gemeinschaft, wenn alle am Esstisch sitzen und in Verbindung sind, in einem anderen Zimmer ein Buch lesen. Ohne Angst, ausgeschlossen zu sein oder zu werden.
"No Kinky Shame Fest" performance 24.09.2022. FetLife model: @Lili_doll
FetLife pics: @R1ntr4h
FetLife location: @FetCountryHouse
Ropes: @DeliteBlue

Viseu, Portugal 2022
Copyright by the artists
*******lue Mann
1.395 Beiträge
Rückschau und Ausschau
Rebellion gegen autoritäre Erziehung, den Vietnamkrieg, die Wehrpflicht, nukleare und chemische Verseuchung der Natur waren die Themen die beim Erwachsenwerden in den frühen 70er Jahren angesagt waren. Und der Gegenentwurf zu den Übeln waren Hippies, die freie Liebe und Besinnung auf die Werte einer intakten Umwelt höher stellten als den Konsumrausch der damaligen Gesellschaft. Ich habe seither - bis auf den Irrtum einer 10 jährigen monogamern Ehe - immer in offenen Beziehungen gelebt und niemals ernsthaft Probleme mit Eifersucht und nicht Teilen können gehabt. So gesehen glaube ich, dass primäre die Werte der peer group während der Pubertät den dominanten Einfluß auf meine Einstellung zur Polyamorie gehabt haben. Das könnte aus meiner Sicht für viele Menschen zutreffen.

Aber die Werte zu haben heisst ja nicht, dass man auch die Fähigkeiten dazu hat. Polyamorie stellt aus meiner Sicht sehr viel höhere Anforderungen an Kommunikation und Beziehungsfähigkeit als ein Leben in serieller Monogamie und exklusiven Zweierbeziehungen. Der Grad der Selbstreflektion, Authentizität, der Verarbeitung von Entwicklungst- und Jugendtraumata und der Umgang mit Neigungen und Fetischen bei sich selber und anderen ist in polyamoren Beziehungen noch wichtiger als in Zweierbeziehungen. Dadurch wird die Beziehungsfähigkeit bestimmt und nach meiner Erfahrung stellen multiple intime Beziehungen einer polyamoren Beziehungsumgebung da noch viel höhere Anforderungen als dies bei Zweierbeziehungen der Fall ist.

Auf der anderen Seite denke ich, dass in polyamoren Beziehungen auch das emotionale Erleben und die Bedürfnisbefriedigung intensiver und vielfältiger sein kann, weil wir uns für das intime Erleben nicht auf einen Menschen mit einem Satz von Eigenschaften, Geschlecht, Neigung und Fetisch beschränken müssen. Darin liegt eine Chance ein sehr viel reicheres Leben zu führen wenn wir das Bedürfnis dafür in uns spüren.

Es gab für mich schon früh im Leben Begegnungen mit Menschen, die unkonventionelle Lebensentwürfe langfristig erfolgreich gelebt haben. Die haben sicher einen prägenden Eindruck bei mir hinterlassen. Ich hatte aber nicht die Fähigkeiten das selber hin zu bekommen. Dahin habe ich mich erst nach einer gescheiterten monogamen Ehe und sehr sehr spät im Leben entwickelt. Und die Entwicklung ist auch nicht abgeschlossen.
****on Mann
16.232 Beiträge
Zitat von **MK:
Und doch empfinde ich das etwas als Flucht vor oder Vermeidung von eigener Angst.

Aber hallo. Genau das ist es. Das Fatale: Ich wusste davon ja nichts, bis vor wenigen Monaten.

Zitat von **MK:
Persönlich bin ich eher der Freund davon, durch meine Ängste hindurch zu gehen, als sie zu vermeiden.

Einfach hindurchgehen ist nicht mein Weg. Retraumatisierungen nützen mir nichts. Was ich aber tue: Ich stelle mich der Angst. Ich nehme sie an. Erforsche präzise, wo bei mir welche Angst einsetzt. Fühle in das Gefühl hinein. Schaue, wie ich damit umgehen kann. Taste mich an ein neues, angstfreies Fühlen heran. Und lerne am Ende neu.

Zitat von *******lue:
bis auf den Irrtum einer 10 jährigen monogamern Ehe

Meine supermonogame Ehe war noch länger. Sie war anstrengend und selbstverleugnend, aber sie war in meinem Fall kein Irrtum, sondern Teil meines Weges. Es ist in Ordnung so.
*******ady Frau
629 Beiträge
Ich würde mich nicht als poly bezeichnen, aber das Konzept gefällt mir. Ich würde gerne mehrere tiefe Beziehungen führen. Bis heute fühlt sich aber nur eine meiner Beziehungen tief an -- die langjährige Beziehung zu meinem Lebenspartner. Andere Beziehungen fühlen sich leider nicht tief genug an. Vielleicht kommt es noch...

Mein Schlüsselerlebnis hatte ich vor ca. 20 Jahren. Mein damaliger Freund lebte in einer anderen Stadt in einem Studentenwohnheim. Da ist er einer Mitbewohnerin näher gekommen, und hat es mir dann erzählt, weil er Angst hatte, ich würde es von anderen Leuten hören. Es war eine sehr hübsche und lebenslustige Schwedin, die er schon immer bewundert hat.

Mein erster Gedanke war: oh, vielleicht hat sie ihm ein paar Dinge beigebracht, die wir auch ausprobieren können? *liebguck* Es sah aber leider nicht danach aus, und sie hat sich dann sehr schnell umentschieden und wollte nichts von ihm wissen. Ich war sehr perplex über meine eigene Reaktion, habe es aber für mich behalten. Von Polyamorie habe ich vor ca. 3 Jahren zum ersten Mal gehört.
****go Mann
940 Beiträge
Nach den ersten Gehversuche in das monogame Beziehungslager und der daraus resultierenden Bruchlandung, habe ich erst mal keine Beziehung angefangen und bin in mich gegangen.
Irgendwann waren wir eine Clique mit 3 Jungs und ein Mädel die sich am Wochenende getroffen haben und auch irgendwann hatte jeder etwas mit Ihr.
Es war eine sehr spaßige und unbekümmerte Zeit. Niemand war in Konkurrenz zum andern und niemand hat den anderen abkapseln oder übervorteilen wollen.
Daraus wurden fast 1,5 Jahre und denke noch gerne zurück. Gedanken ob ich Poly bin oder nicht habe ich eigentlich auch heute nicht, ich merke aber, dass mir monogame Beziehungen nicht wirklich gut tun.
Meine letzte Beziehung war Monogam über 10 Jahre und ist mal wieder grandios gescheitert (nicht weil jemand fremd gegangen wäre...) Es ist wie ein Automatismus der mich Stück für Stück isoliert, während Poly Beziehungen immer wieder mehr von mir hervorholt... *omm*
******ore Frau
4.633 Beiträge
Poly bist Du, wenn Du Freude (und nicht Lust! Die gerne auch, spielt aber keine Rolle) dran hast, wenn Dein Mädel 3 Jungs hat...
Hmm, ich hab das irgendwie schon immer gehabt mich in mehrere Männer gleichzeitig zu verlieben , zwang mich lange selbst Monogam zu leben ( hatte es zwar einigen vorgeschlagen, aber die wollten mich nicht teilen ) litt oft an Herzschmerz , mir wurde auch oft vorgeworfen ich würde den jenigen nicht lieben weil ich nicht eifersüchtig bin ! Ich eignete mir an , die eifersüchtige zumindest den zu liebe zu spielen.

So wollte und werde ich nicht weiter leben deshalb schlug ich den Polyamoren weg ein und verbiete mir nicht mehr ,mehrere zu lieben wenn dies der Fall ist ❤
*******cum Mann
27 Beiträge
Themenersteller 
Ohne Angst den tiefsten Sehnsüchten nachgehen
Danke für die schönen Beiträge und Eure Offenheit. Es scheint so, dass viele von uns schon sehr früh einen Keim in sich getragen haben. Aber es braucht wohl ein geeignetes, positiv gestimmtes (gesellschaftliches) Umfeld und auch Beschreibungen (polyamor ist ja auch ein neues sogenanntes) Kunstwort, um Erlebnisse auf dem Weg zur Polyamory als solche wahrzunehmen und als Meilensteine einordnen zu können.
Hmm, ich hab das irgendwie schon immer gehabt mich in mehrere Männer gleichzeitig zu verlieben , zwang mich lange selbst Monogam zu leben ( hatte es zwar einigen vorgeschlagen, aber die wollten mich nicht teilen ) litt oft an Herzschmerz , mir wurde auch oft vorgeworfen ich würde den jenigen nicht lieben weil ich nicht eifersüchtig bin ! Ich eignete mir an , die eifersüchtige zumindest den zu liebe zu spielen.
und
Mein erster Gedanke war: oh, vielleicht hat sie ihm ein paar Dinge beigebracht, die wir auch ausprobieren können? *liebguck* Es sah aber leider nicht danach aus, und sie hat sich dann sehr schnell umentschieden und wollte nichts von ihm wissen. Ich war sehr perplex über meine eigene Reaktion, habe es aber für mich behalten. Von Polyamorie habe ich vor ca. 3 Jahren zum ersten Mal gehört.
Das kann ich gut nachvollziehen und habe ähnliches erlebt: eigentlich ist man für sich selbst schon sehr weit, aber weil es in der Beziehung und im Umfeld nicht passend erscheint, behält man es für sich und versucht es mit sich selbst auszumachen - kein Wunder wenn das Herz weh tut.
Meine supermonogame Ehe war noch länger. Sie war anstrengend und selbstverleugnend, aber sie war in meinem Fall kein Irrtum, sondern Teil meines Weges. Es ist in Ordnung so.
Das ist auch für mich enorm wichtig: mit seiner Vergangenheit im Frieden bleiben und dem "ach hätte ich doch schon früher usw." keinen Raum geben. Für mich zeigt sich auch da: nur wenn ich mich auch in meiner Vergangenheit unbedingt selbst liebe, dann ist auch der Weg für die Vielfalt an liebevollen Beziehungen zu mehreren Menschen nicht verstellt und mein Selbstvertrauen ist stark genug, mich nicht durch ein monogam geprägtes Umfeld von meinen tiefsten Sehnsüchten abhalten zu lassen.
Was ich aber tue: Ich stelle mich der Angst. Ich nehme sie an. Erforsche präzise, wo bei mir welche Angst einsetzt. Fühle in das Gefühl hinein. Schaue, wie ich damit umgehen kann. Taste mich an ein neues, angstfreies Fühlen heran. Und lerne am Ende neu.
Ja. Genau dieses sich selbst erforschen ist auch für mich sehr wichtig mich an Neues zu wagen und meinen meinen tiefsten Sehnsüchten nachzugehen.
*******race Frau
462 Beiträge
Durch mein Leben zieht sich ganz klassisch die serielle Monogamie mit längeren oder kürzeren Übergangsphasen. Immer von einer Beziehung in die nächste geschliddert. Die allererste Singlephase meines Lebens begann vor zwei Jahren und ist nun beendet.

Rückblickend betrachtet: ein Teil meines Herzens ist einem neuen Mann zugeflogen. Bis auf eine Ausnahme blieb aber immer ein Teil meines Herzens bei meinem eigentlichen Partner. Diese Übergangsphasen hab ich immer versucht, möglichst lange zu erhalten. Weil ich ja sonst etwas hätte aufgeben müssen. Denn es wird ja erwartet, dass man eine Entscheidung trifft. Von außen aufdoktrinierte Erwartungshaltung.

Warum eigentlich? Warum muß man sich entscheiden? Warum kann ich nicht zwei Männer in meinem Herzen tragen? Das ist so die Frage, mit der ich jetzt Frieden geschlossen habe in meinem Herzen. Ich kann das. Ich darf das. Ich mach das.

In meinem Herzen haben einige meiner Expartner noch immer ein Stück für sich reserviert. Und es gefällt mir, sie weiterhin in meinem Herzen zu tragen. Auch wenn nur sporadisch oder gar kein Kontakt besteht. Auch ist da eine etwas größere Ecke für einen Herzensmensch, der auch aktuell physisch (wenn auch nur sporadisch) in meinem Leben Platz findet. Jetzt ist ein neuer Herzensmensch dazu gekommen. Der real physisch und auch in meinem Herz einen großen Platz einnimmt. Der auch von meinem "aufgeteilten" Herz weiß. Und das fühlt sich alles gut und stimmig und richtig an.

Ich bin jetzt sehr gespannt, ob und wie sich die Anteile meiner beiden Herzensmenschen verschieben. Aber da ist ja auch genug Platz in meinem Herz für sehr enge Freunde, denen ich mich genau so eng verbunden fühle, nur eben ohne romantische Gefühle. Aber auch das ist ja Liebe.

Ich nehm das momentan als Gefühlsebene hin und freu mich über die Weite, Offenheit und Wärme, die das in mir auslöst.

Die Gestaltung der Beziehungsebene ist etwas komplizierter, aber auch da bin ich ziemlich klar mit mir selbst. Ich hab da Themen, die bei nicht-monogamer Beziehungsführung angetriggert werden und die ich nicht auf Krampf unbedingt "heilen" möchte. Ich weiß, was da arbeitet und wo das her kommt. Das reicht mir. Damit kann ich leben und umgehen. Ich muss nicht mit dem "kleinteiligeren" Herzensmenschen schlafen um diese Gefühle für ihn zu haben und zuzulassen. Wenn er aus dem Kontakt gehen möchte, weil das nicht mehr stattfindet: kein Problem. Bei mir ändert das nichts.

Ich finde es gerade sehr spannend, zu beobachten, was da in mir passiert. Dass ich diesem "das darf so nicht sein, so darfst Du nicht fühlen" einfach mal den Mittelfinger präsentiere und sag "doch, darf ich und mach ich!". Wer sagt mir denn, was ich darf und was nicht? Doch nur ich selbst. Und zu einem Stück weit mein Partner. Aber gesellschaftliche Erwartungshaltung??? Mir doch egal! Mein Leben!!!
******ore Frau
4.633 Beiträge
Ich würde von mir nicht sagen, dass ich mein Herz teile, sondern ich erweitere es.
Deutlich spürbar.
******ter Mann
1.388 Beiträge
@*******race

Dein Beitrag erinnert mich an die Geschichte vom perfekten Herzen:


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