@****ra Vorneweg: Wie Du Deine Polyamory handhaben solltest/ darfst, kann ich Dir nicht sagen.
Ich kann Dir nur schreiben, wie ich es handhabe.
„Entscheide ich es allein, ob eine neue Beziehung zum Polykül hinzukommt (oder in meinem Fall, ob eine neue Beziehung zur bestehenden Alt-Beziehung hinzukommt)?
Ja.
„Oder muss ich das mit meiner Alt-Beziehung abstimmen?
Ja.
Erklärung: Ich entscheide unabhängig von bestehenden Freundschaften, mit wem ich eine neue Freundschaft aufbauen mag. Ob nun mit oder ohne Sex, ist in dem Punkt gleichgültig. Mit einem Partner (hierarchische Polyamory) wäre sexuelle Exklusivität verhandelbar. Doch nicht meine Freundschaften per se. Die stehen nicht zur Diskussion. Im Zweifelsfalle: Ich kann gut ohne Partnerschaft, aber nicht ohne meine Freunde leben.
Und ebenso entscheiden meine alten Freunde für sich selbst, mit wem sie ihre Freizeit verbringen und mit wem sie sich anfreunden möchten.
Weder brauche ich die Zustimmung noch mag ich, wenn einer seine Freundschaften von meiner Zustimmung abhängig macht.
Dennoch bedarf es der Abstimmung und des "sich-aufeinander-Einstimmens".
Menschen färben aufeinander ab. Und das ist gut so. Ich fände es traurig, wenn dem nicht so wäre. Doch manchmal hat das unerwünschte Effekte.
Fangen wir der Einfachhalt halber mit einer platonischen Freundschaft an:
Einen meinen engsten Vertrauten kenne ich seit 23 Jahren.
Unsere Wertehierarchien sind sich recht ähnlich. Doch es gibt einige Verhaltensweisen, die für ihn ein No-Go sind während ich diese "verzeihlich" finde und umgekehrt. Resultat:
• Er ist seit 16 Jahren mit einem Mann befreundet, der für mich ein rotes Tuch ist.
• Ich bin seit 17 Jahren mit einem Mann befreundet, der für ihn ein rotes Tuch ist.
Obendrein haben diese "roten Tücher" etwas an sich, was nur einer von uns beiden schätzt und entwickeln will.
Trotz "Leben und leben lassen" sowie "Verbring Deine Freizeit mit wem Du willst." führte dies zu Konflikten.
Beispiel:
• Wenn wir zwei uns treffen, direkt nachdem er ein paar Stunden mit seinem Freund verbracht hat, legt er viel mehr Höflichkeitsformen als sonst an den Tag. Ich bin völlig entnervt und sag: "Verdammt! Hör auf um den heißen Brei herum zu schleichen und komm mal endlich auf den Punkt!"
• Wenn wir zwei uns treffen, direkt nachdem ich ein paar Stunden mit meinem anderen Freund verbracht habe, bin ich sehr viel direkter und provokanter als sonst. Dann ist er völlig entnervt und sagt: "Stopp! Du bist ganz schön auf Krawall gebürstet! Fahr mal einen Gang runter."
Kurzum: Unsere Kommunikation funktioniert dann nicht.
Wir brauchen einfach zwei/ drei Stunden, um uns wieder auf unsere alte Kommunikationsbasis zu besinnen. Das haben wir vor Ewigkeiten festgestellt und uns dementsprechend abgestimmt.
Es ist ja nicht so, dass wir uns voneinander weg entwickeln. Es ist vielmehr so, dass wir beide wachsen. Das Alte/ Verbindende ist ja immernoch da. Und auch, wenn ich mit seinem Wachstum (Stärke) in diesem Punkt im allgemeinen wenig anfangen kann, so profitiere ich manchmal davon. Umgekehrt ebenso. (Hilfe, Unterstützung, Rat - wenn das eigene Repertoire nicht ausreicht.)
Ein Pessimist hätte an dieser Stelle wohl gesagt: "Wegen diesem bescheuerten Kerl wird die Macke meines alten Freundes/ Freundin immer größer! Das ist ein schlechter Umgang.
Der gefährdet unsere Beziehung.
Weg mit dem Kerl oder ich gehe!
"
Also wenn die Hauptpartnerin eines potentiellen Freundschafts-Kandidaten von ihrem Veto-Recht gegen mich Gebrauch machte, dann war das der Knackpunkt. Das fanden die drei betreffenden Männer zwar doof. So hatten sie sich das mit dem Veto-Recht nicht vorgestellt. Doch in allen drei Fällen hatte er in Punkto Abstimmung versagt. Wer seinem/ seiner Partner(in) eine neue Facette aufdrückt, die diese(r) gar nicht erleben mag, braucht sich über ein Veto
nicht zu wundern.
Ich selbst habe bis dato nur ein Mal Veto gegen einen Sexualkontakt eingelegt:
Die Dame war promiskuitiv veranlagt und liebte ungeschützten Geschlechtsverkehr. Also entweder Sex mit ihr oder mit mir, aber nicht beides.
Dafür brauchte ich aber kein vorher zugesprochenes Veto-Recht. Ich habe mir das Recht einfach genommen als ich es brauchte.