Lieber
@*******ius
wie Du es hälst und was für dich Liebe ist, treffe ich in der Szene häufig an. Da wird sehr gerne subjektiviert, sich auf Gefühlsdefinitionen zurück gezogen, aber letztendlich wird sub oder Dom ausgetauscht, sobald das Neue verflogen ist.
Den Alltag halten viele Menschen lieber raus, weil die Illusion zerstört würde, die diese Begeisterung nährt, die Faszination am Dom oder sub.
Mein Mann lernte eine Frau kennen, mit der er stundenweise spielte. Da wir polyamor leben möchten, übernachtete sie nach einer Party bei uns. Am nächsten Morgen kochte mein Mann mir einen Kaffee. Wir haben einen Vollautomaten Zuhause. Ich bat ihn darum.
In ihren Augen war er plötzlich nicht mehr dominant, weil er aufstand, mir, auch Dom, was sie wusste, ein Käffchen holte und "Bitte" sagte.
Das ist ihm ein paar Mal mit subs passiert, weil die ihre Illusion des Mr. Superdom nicht aufrecht erhalten konnten, wenn sie sahen, er ist bloß auch nur ein Mann. Auch die "Liebe" baute auf dieser Illusion auf. Sie verging, wenn die Illusion zerstört wurde.
Ich kenne dieses Phänomen auch, wo ich, weil Mensch und nicht nur Femdom, die Illusion von sub nicht aufrecht erhalten habe. Ja, sorry, ich bediene keine Klischees der eiskalten Herrin, die immer alles unter Kontrolle hat.
Für mich ist eine Liebe, die sich auf stundenweise Sessions begrenzt, die nicht zulässt, Mensch und Alltag zu sein, weil mein Gegenüber unrealistische Überbauten braucht, um "Liebe" zu fühlen, keine. Ich liebe nicht sub, weil er brav ist, er Schläge einstecken kann, er sexuell befriedigt, sondern er als Mensch für mich wertvoll ist.
Meiner Erfahrung nach funktioniert ein großer Teil der Szene so und Polyamorie wurde in den letzten Jahren hineingeflochten, damit subs sich gemeint fühlen und "aus Liebe die Session" ertragen können.
Das sieht man wunderbar daran, wie schnell subs ausgetauscht werden, sobald sie nicht wie gewünscht funktionieren oder anfangen zu nerven. Ein Dom, der dann nicht unter einer verlorenen "Liebe" leidet, wäre nämlich bloß ein narzisstisches Arschloch. ^^
Da ich mit einem dominanten Mann verheiratet bin, habe ich gute Einblicke in das, was Maledoms abziehen und wie verschieden die Dom/sub Beziehung ausgerichtet ist. Malesubs schwafeln da auch sehr zügig und illusorisch von Liebe und Verehrung, nur weil ich denen mal das Pöppsche auf einer Party versohlt habe. Maldoms müssen schwafeln, wie wichtig sub emotional für sie ist, weil das deren Kopfkino bedient.
Das mag Begeisterung sein, Geilheit oder schlicht der Versuch, sich an mich zu binden, aber offensichtlich ist: sobald ich nicht die Sessions gebe, die sie wollen, sind sie wech.
Für mich ist jeder BDSMler, der Alltag und Beziehung abtrennt, ein Illusionär.
Was nicht schlimm ist, solange der Schmarrn von tiefen Gefühlen nicht wirklich geglaubt wird. Das ist eben ganz großes Szenekino. Und reine Spielkisten ein kleiner Fluchtort aus der Realität.
Sie