PolyBDSM und was Liebe damit zu tun hat
Mal ein paar Gedanken...Vielleicht wird es Zeit mal etwas über polygame BDSM Liebeskonstrukte zu schreiben.
Warum?
Weil sowohl meine Lieben als auch ich regelmässig darauf angesprochen werden.
Wie kann das funktionieren, dass ein dominanter Mann mehrere Frauen verehrt?
Warum bindet sich eine Frau an einen Mann, der ihr keine normale Beziehung bieten kann?
Wie geht man mit der Eifersucht um?
Polygame Beziehungen sind wirklich herausfordernd... und zwar für alle.
Klare Kommunikation und Ehrlichkeit sind dabei ein absolutes Muss.
Als ich vor vielen Jahren in meinem Freundeskreis erwähnte dass ich polyamor lebe, ging es in den Diskussionen/Fragen nie um Liebe, Austausch, Verbindlichkeit, sondern nur um die sexuelle Komponente.
Wie, Du hast Sex mit mehreren Frauen?
Und das auch noch gleichzeitig?
Wow, geil!
Usw.
Das bediente natürlich die Fantasie der Männer.
Bei den Frauen war es eher umgekehrt.
Gibt es da keine Eifersucht?
Kann man mehr als einen Menschen lieben?
Ich versuche das mal etwas aufzudröseln.
Sexualität:
Ja, das kann durchaus ausschweifend und fantastisch sein. Und wenn die Damen auch noch ihre Bisexualität ausleben wollen, gibt es wenige Grenzen (vor allem im BDSM Bereich). Aber das ist natürlich nur die halbe Wahrheit.
Zur Wahrheit gehört auch, dass die Sexualität mehrerer Damen den Mann auch rasch überfordern kann... entweder zeitlich oder auch von der "Leistungsfähigkeit" des Mannes.
BDSM ist dann gut, wenn alle mit einem Grinsen nach hause fahren und nicht nur der Mann
Es hat also auch sicherlich Grenzen.
Zudem ist für die meisten Männer ein Dreier immer ein FFM und seltener ein FMM.
Warum?
Die Angst vor Vergleich, vor Verlust, vorm Versagen oder Scham?
Vielleicht eine Mischung daraus.
Fakt ist, eine Frau kann normalerweise mehrere Männer viel besser befriedigen, als ein Mann mehrere Frauen.
Schon anatomisch
Zudem glaube ich, dass es keine Schieflasten in Beziehungen geben sollte. Daher organisiere ich auch regelmässig Treffen, an denen es einen Männerüberschuß für die Damen gibt, oder ich binde einen Herrn ein.
Aber Sexualität ist ja nur eine Komponente.
Viel wichtiger ist das Emotionale.
Ich bin verheiratet und lebe einen recht normalen Alltag mit dieser tollen Frau. Wir schauen gemeinsam nach vorne und planen unser Leben bis zum Tode. Ich liebe sie auf EINE besondere Weise.
Für mich gibt es aber auch noch eine andere Liebe.
Ich nenne sie gerne SM-Liebe.
Was ist das?
Auch diese SM-Liebe ist ein tiefes Gefühl von Verbundenheit mit der Hoffnung etwas langfristiges gestalten zu können. BDSM funktioniert eben nur gut, wenn ein Urvertrauen aufgebaut wurde.
Mir ist wichtig, dass es dieser Person gut geht und ich helfe in dem Rahmen wie es mir möglich ist.
Natürlich hat das zeitlich seine Grenzen.
Daher gibt es in der SM-Liebe wenig Alltag. Kein gemeinsames Einkaufen, Besuche bei den Eltern usw.
Aber es hat nicht nur zeitliche Gründe.
Ich bin der Überzeugung, dass BDSM Beziehungen nicht mit Alltagsbeziehungen kompatibel sind. Der Alltag frisst den BDSM auf.
BDSM lebt von einer Hierarchie und diese ist im Alltag nicht dauerhaft lebbar. Verschwindet diese Hierarchie, wird der BDSM leer werden. Gerade im DS Bereich ist das rasch zu sehen.
24/7 BDSMer werden mir da nicht recht geben, aber das ist eine andere Diskussion.
Aus diesem Grund siezen mich auch meine BDSM-Lieben. Unser Alltag ist also immer im Context zu BDSM. Bei den Treffen verlassen meine Sklavinnen ihren Alltag und tauchen in meine Welt ein. Dort sind sie das, was sie im Innersten sind.
Lebt man das polyamor aus, ist natürlich Eifersucht eine ganz normale Sache.
Lieb er sie mehr als mich?
Ist sie die bessere Sklavin?
Bekomme ich genügend Aufmerksamkeit?
Bin ich austauschbar oder ersetzbar?
Usw.
Es ist also sehr komplex.
Polyamory ist daher viel mehr als "Ficken".
Es ist ein Beziehungskonstrukt, dass große Achtsamkeit erfordert.
Ein falsch gepostetes Foto, eine unglückliche Bemerkung, ein abgesagtes Treffen und das Lächeln verschwindet.
Und das ist das letzte was ich will.
Achtsamkeit:
Ich versuche natürlich so gut es geht, jeder Frau zeitlich und emotional gerecht zu werden, so wie die Frauen versuchen eine "perfekte Sklavin" zu sein. Aber der Tag hat leider nur 24h und daher ist es immer ein Kompromiss den man machen muss.
Daher beginnt für mich Polyamorie schon beim Kennenlernen.
Ich gebe der Dame ein klares Bild, was ich zu geben bereit und fähig bin. Ist das nicht genug, bin ich (leider) nicht der Richtige für Sie.
Und natürlich erkläre ich auch meine Erwartungen an einen potentiellen gemeinsamen Weg. Die Schnittmenge wird nie 100% sein, aber sie sollte schon recht groß sein- ansonsten wird das nicht funktionieren und Herzleid verursachen.
Kommunikation
Der Kommunikationsbedarf von Menschen ist sehr unterschiedlich. Dem einen reichen die realen Treffen, dem anderen sind täglicher Austausch wichtig. Darauf müssen alle Rücksicht nehmen.
Offenheit, Ehrlichkeit und die Fähigkeit auch unangenehme Themen zu Ende zu diskutieren sind der Eckpfeiler der Polyamorie.
Es ist verpflichtend, dass man immer offen über Bedenken, Verletzungen, Eifersucht, Wünsche und Abneigungen sprechen darf.
Und eigentlich ist es kein Darf, sondern ein Muss.
Hier darf es auch kein Ghosting geben, oder die Einstellung von Kommunikation um das Gegenüber weich zu kochen und auch kein "Nach dem Mund Reden". Wichtig ist, dass das Gesagte und Gemeinte übereinstimmt - Widersprüchlichkeit geht auf Dauer immer schief.
Ohne diese Diskussionen wird Polyamorie nicht lange funktionieren.
Die Einzigartigkeit:
Menschen neigen dazu sich zu vergleichen.
Meine SM-Liebe ist immer der Person geschuldet und keinem Archetypus, dem frau versuchen muss gerecht zu werden. Das, was mich mit der einen Dame verbindet, ist nicht das gleiche, wie das was mich mit der anderen verbindet.
Deswegen ist auch keine ersetzbar... es ist immer ein schmerzhafter Verlust, wenn es zur Trennung kommt.
Hier gibt es auch kein höher, schneller, weiter.
Es ist nicht diejenige die bestes und geliebteste Sklavin, die am meisten erträgt.
Ich vergleiche meine SM-Lieben nicht einmal, weil es für meine Beziehung zur Einzelnen nicht wichtig ist. Jede schenkt mir etwas besonderes... auf ihre eigene Art und Weise.
Und ich hoffe, dass ich Ihnen auch etwas geben kann.
Und deswegen hat auch jede ihren ganz eigenen Platz bei mir, auch wenn er immer zu meinen Füßen ist.
W.