„Hä, verstehe ich nicht. Es kommt doch auch keiner auf die Idee, zu behaupten, lesbisch sein bedeute zunehmend, dass lesbische Frauen auch Männer begehren können.
So klar und deutlich wird Polyamorie doch überhaupt nicht definiert.
Ich habe gerade auf Wiki geschaut, auch was die vier Kriterien von Rüther aufgestellt werden.
• Ehrlichkeit/Transparenz (Poly ist nicht „Betrügen“)
• Gleichberechtigung/Konsens (Poly ist nicht patriarchale Polygynie)
• Erotische Liebe mit mehr als einer Person über einen bestimmten Zeitraum hinweg (Poly ist mehr als Freundschaft/Poly ist nicht Monogamie)
• Langfristige Orientierung (Poly ist prinzipiell nicht Swinging)
Mir wird da schwindelig. Und ich kann jeden Menschen verstehen, der neu in der Thematik ist, dass dem das ganz genauso geht.
Das guckst Du dir an und denkst vielleicht: OK, da ist eine weitere heiße Frau, meine Gattin hat gesagt, das geht ok, ob ich wirklich liebe oder nur Sex will, kann eh keiner von Außen beurteilen, dann bin ich mal polyamor. Und sage zur Affäre Liebesbeziehung. Und mach mal bei der auch das Spülen des Geschirrs mit. Langfristig wäre auch fein. Gleichberechtigung geht klar, es weiß ja jeder Bescheid und kann sich äussern, weil ich bin ja schon mit Kind und Kegel verpartnert, da bleibt nicht so viel Zeit, eine zweite Familie aufzumachen. Ha, ich sehe, davon steht da auch nichts. Swingen will ich nicht, also: ich bin polyamor.
Tadaa.
Das Monogame da denken, dass der sich das gewitzt zurechtgelegt hat und die natürlich sauer sind, weil es Fremdgehen in legal ist, kann man doch überhaupt nicht verhindern.
Und Polyamore, die denken, da hat aber wer geschickt eingefädelt, aber eigentlich will der nur Sex ohne Verbindlichkeiten und schöne Stunden. Polyamor ist das definitiv nicht, nur weil der auch mal spült.
Ich verstehe auch, dass Polyamore da ethisch Sauberkeit wollen und strengere und weitergehende Maßstäbe wünschen. Alle sind gleichwertig, es gibt keine Hierarchien, man muss dann dies und das, sonst ist man nicht.
Ist es schlimm, wenn ich schreibe, mich nervt alles davon?
Ich glaube, mit Vorgaben des Gesetzgebers, wann es eine Mehrfachverpartnerung ist, wäre tatsächlich mehr geholfen. Nämlich dann, wenn man tasächlich einen gemeinsamen Haushalt führt und eheähnlich zusammen wirtschaftet und gegenüber allen Beteiligten (inklusive Kindern) auch entsprechend verbindlich ist.
Aber ich wette, das will auch kaum einer. Oder?
Aber dann sind wir wieder bei den vier Eckpfeilern, die, nun ja, nicht viel aussagen.
Sie