@ EP
Hallo
@******ine!
Da hast Du ja einen dicken Klopps zu verdauen.
Ich bin zwar nicht mehr so jung wie Du, aber ich schreib trotzdem mal in diesen thread.
Zuerst zum Kinderwunsch/ Beziehungsmodell.
Bei mir persönlich war/ ist der Kinderwunsch nicht so ausgeprägt. Ich mag Kinder und habe auch früher viel und gerne mit Kindern gemacht: Volleyballtrainierin, Klavier- und Keyboardunterricht, Jugendgruppen und umweltpädagogische Kinder- & Jugend-Freizeiten. Nichts davon mag ich missen. Doch gerade nach den Freizeiten, wo ich mehrere Tage am Stück die volle Verantwortung für das Wohl unserer Schützlinge trug, fühlte ich enorme Erleichterung als ich diese jungen Menschen wieder zurück in die Arme ihrer Eltern schubsen konnte. 2 Wochen Verantwortung schön und gut. Doch 20 Jahre bis so ein Menschlein wirklich auf eigenen Füßen steht?
Diese Erlebnisse haben mich meine früheren Kinderwünsche mit zunehmender Ernüchterung betrachten lassen.
Soweit zu meinem persönlichen Backround. (Damit Du meine Aussagen besser einsortieren kannst.)
Und ich habe hier und da geschaut, wie das mit Kindern und Beziehungsmodellen in Poly-Kreisen so ausschaut. Meine Beobachtung ist: Wenn ein Mann zwei Partnerinnen hat, kommt es hier und dort dazu, dass beide gleichzeitig seine seelische Unterstützung brauchen. Und anders als bei schönen Unternehmungen - wie gemeinsam Kochen oder einen Ausflug an den See - kann man dies dann auch nicht zusammen legen. Dann muss er sich entscheiden. Welche/ wessen Probleme sind nun wichtiger? Oft gewann die Frau, die da mehr auf die Tränendrüse drücken konnte.
Was aber ist, wenn Kinder mit ihm Spiel sind?
Wenn die eine Frau, die Mutter seiner Kinder ist und die andere nicht?
1. Nun, wenn er die Mutter seiner Kinder mit ihren Problemen alleine ließ, dann schnitt er sich quasi ins eigene Fleisch. Ging es der Mutter nicht gut, ging es seinen Kindern auch nicht gut. Dann kam er erst richtig in Stress. Und manche Typen sind halt so drauf. Für die ist eine Auszeit bei der Geliebten einfach "entspannender". Und der Stress in der Familie blieb oder wurde sogar mehr... bis zur Trennung.
2. Die Mutter seiner Kinder hat für den Mann immer Prioriät.
Das ist für die gesamte Familie das Gesündeste.
Da dann aber noch vom "egalitären Modell" zu sprechen ist Augenwischerei.
Am besten funktionierte da das Modell der hierarchischen Polyamory - auch Primary-Secundary-Modell oder Center-Wing genannt. Da gab es am wenigsten Drama, da die Wings ja von Anfang an um ihre Position wussten. Ich finde das nur fair.
Mein persönliches Fazit daraus:
Also wenn, dann muss für Kinder ein Partner her, der in Punkto Lebensgestaltung mit mir wirklich an einem Strang zieht. Und kein zweites Kind. Denn ich will diese Verantwortung nicht alleine tragen. In meinem Leben waren aber auch andere Themen erst Mal wichtiger. Und seit Jahren bin ich an dem Punkt, dass ich sage: Ich schließe es nicht aus. Doch ich brauche nicht unbedingt eigene Kinder in die Welt zu setzen. Ich kann auch immer wieder ehrenamtlich mit Kindern und Jugendlichen zusammen arbeiten. Das gibt mir viel und ich bin glücklich. Und einen Partner (gemeinsame Lebensgestaltung) brauche ich auch nicht unbedingt. Ich habe ein paar enge Vertraute (Freunde), die mich bereits lange in meinem Leben begleiten. Damit bin ich glücklich. Und einen Kaltstart in eine Partnerschaft werde ich auch nicht mehr hinlegen. Die Intensität der Liebe sagt nun Mal wenig darüber aus, ob wir in Punkto Lebensgestaltung gut harmonieren. Und ich kann auch in Freundschaften+ sehr intensiv lieben. Ich lebe das Modell der hierarchischen Polyamorie. Also für mich kann es mehrere Freundschaften+ geben. Aber nur einen Partner. Und der Platz des Partners bleibt vorerst frei.
Nun zur Eifersucht.
Eifersucht ist nicht immer ungesund.
Eifersucht zeigt an, wenn ein anderer Mensch etwas bekommt, was eigentlich mir zusteht.
(Ungesund ist die Eifersucht nur dann, wenn sie auf irgendwelchen Annahmen beruht.)
Wenn jedoch Absprachen getroffen wurden und wenn das, was ursprünglich mir versprochen wurde plötzlich ein anderer Mensch bekommt, DANN ist Eifersucht vollkommen gesund. Ein guter Indikator für die Verletzung meiner Interessen im ursprünglichen Abkommen. Damit ist es Null und Nichtig. Dann fühle ich mich auch nicht mehr dazu verpflichtet. In dem Fall gibt mir meine Eifersucht die Kraft, mich aus diesem Bündnis zu lösen.
Nun weiß ich nicht so genau, wie ich Deinen Eingangspost zu deuten habe.
Rein hypothetisch gesprochen:
Wenn es eine
klare Absprache zur hierarchischen Polyamorie gab, wir unser Leben als Partner gemeinsam aufbauen und auch gemeinsam Kinder in die Welt setzen wollten... und er dann plötzlich mit der Argumentation käme, die andere liebe er nun Mal genauso stark wie mich und deswegen wolle er die partnerschaftliche Lebensgestaltung mit mir nun über Board werfen, dann wäre ich a) eifersüchtig und b) stinkesauer auf ihn.
Was bitteschön hat denn die Intensivität der Liebe mit dem Beziehungsmodell zu tun?
Hey! Ich habe über zwei Jahre in einer WG gelebt. Das war eine geile Zeit. Die mag ich nicht missen. Aber auf Dauer ist mir das WG-Leben zu hektisch. Und Kinder will ich darin bestimmt nicht aufziehen. Ein Poly-Kommunen-Leben kommt für mich nicht in Betracht. Und einen Vater meiner Kinder, der so ganz egalitär genauso viel Zeit im Kreise seiner Familie verbringt wie bei einer anderen Frau, den könnte ich auch nicht gebrauchen. Das ist schlicht und ergreifend nicht mein Lebensmodell!
Dann lieber keine Kinder und kein Vater meiner Kinder also auch kein Primär-Partner.
Ich wäre arg enttäuscht. Offensichtlich hat er die Pläne zur gemeinsamen Lebensgestaltung nicht so ernst genommen wie ich. Oder hat er inzwischen irgendwelche Macken an mir kennen gelernt, die ihn davon abhalten? Falls ja: Warum hat er diese nicht thematisiert? DAS würde ich von einem Partner erwarten. Also so oder so: Ich hatte mich in ihm getäuscht. Und diese Täuschung ist nun vorbei. Und ich müsste unseren gemeinsamen Lebenstraum betrauern. Denn der ist in diesem Moment tot. Nicht mit ihm. Das ist klar.
Aber es ist und bleibt mein Lebenstraum.
Den verfolge ich weiter.
Und dafür brauche ich Zeit.
Zeit die ich - nüchtern betrachtet - nicht habe, wenn ich sie in einen Partner investiere, der für mich kein Partner sein will. (Habe ich in der Vergangenheit zu oft gemacht.)
Ich würde mich in so einem Fall von meinem Partner trennen. Nach so einer Enttäuschung mag ich nicht einfach irgendwie weiter machen. Dafür tauge ich nicht wirklich. Ich bräuchte da eine Auszeit, um so eine herbe Enttäuschung zu verdauen. In drei bis sechs Monaten könnten wir uns noch Mal treffen und schauen, was wir miteinander anfangen können. Freundschaft+ womöglich. Also er als Wing in meiner hierarchischen Polyamorie. (Für ihn wäre es halt egalitäre Polyamorie. Auch gut.) In eine Wing investiere ich nicht so viel Zeit wie in einen Partner. Klar oder? Geht ja nicht um die Gestaltung des gemeinsamen Lebens.
Einen Tipp mag ich Dir
@******ine nicht geben.
Ich kenne Dich doch gar nicht.
Da bleibe ich lieber bei mir und wie ich mit meinem - wenn auch nicht besonders ausgeprägten und dennoch vorhandenen - Kinderwusch umgehe.
Zieh Dir aus meinen Überlegungen heraus, was Du Dir herausziehen magst.
Und halte die Ohren steif.