Damit wir zur Abwechslung wieder mal zum Thema kommen: mir ist bei Lektüre des Eröffnungsbeitrags aufgefallen, dass auch hier, wie auch an anderer Stelle so oft von BDSM und "normal" die Rede ist, so als kämen die Leute von unterschiedlichen Planeten. Die normale Beziehung ist Papa, Mama, Kind und bei den Sados und Masos kann man mal richtig die Sau raus lassen. Da gehört es offenbar zum guten Ton, dass die Dommsen bzw Dominüsser sich mehrere subs nehmen, die dann bezeichnenderweise auch nicht Partner, sondern Spielpartner heißen.
Kommt mir so vor, als würde einfach nur ein anderes Klischee bedient. Aber es bleibt Klischee.
Die meisten Menschen suchen ihre Prinzessin oder ihren Märchenprinz, mit der oder dem sie dann gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten können, weil sie es so gelernt haben. Der Umstand, dass es auch mehrere von ihnen geben könnte, macht vielen erst einmal Angst. Angst vor dem Unbekannten, Angst davor die Kontrolle zu verlieren, Angst nicht allen gleichermaßen gerecht werden zu können. Und da geht man dann halt gerne wieder zurück zum klassischen Papa, Mama, Kind Modell. Gelegentliche Verlustierungen lassen sich mit ein wenig Diskretion und Doppelmoral schließlich problemlos in ein gesellschaftlich akzeptiertes Lebensmodell einfügen, nicht wahr?
Die Art von Überzeugung, von der der TE geschrieben hat, kann nicht funktionieren, weil sie zu sehr Entschuldigung und Rechtfertigung für ein Verhalten ist, von dem man selbst nicht überzeugt ist. Dass man etwas nur ausprobieren will. Schönen Dank auch, ich möchte auch nicht ausprobiert werden, weil mein Gegenüber Mal Lust auf was anderes hat.
Polyamorie wird dann zu einem lebbaren Modell, wenn alle was davon haben und keiner sich benachteiligt fühlt. Dann muss man auch niemand davon überzeugen, es wird sich schlicht und einfach von selbst ergeben.
Also, lieber TE, zeige deiner Angebeteten, wie toll die Polywelt ist und sie wird dir ganz bestimmt mit Begeisterung folgen. Haben wir Polys ja auch alle Mal gemacht. Es wäre dann aber Erfolg versprechender vom eigenen Beziehungsmodell auch tatsächlich überzeugt zu sein und es nicht einfach nur einmal ausprobieren zu wollen.