„Statt Defizite zu kritisieren können wir auch lernen uns mal so zu lassen wie wir numal sind, fehlbar und unvollkommen.
Ich kann den Slogen Achtsamkeit halt langsam nicht mehr hören. Er beinhaltet die alte Geschichte, die "anderen" müssten was ändern, damit ich klar komme.
Und das ist der Teil, bei dem ich dir nicht mehr folgen oder zustimmen kann (alles andere würde ich erstmal sogar unterschreiben).
Erstens: es steht Achtsamkeit nicht im Wege, trotzdem zu versuchen, zu einem Vorankommen der Gesellschaft als ganzes zu Arbeiten. Kritik ist keine Aggression, und keine Ausgrenzung. Ich gebe aber zu: ich habe weiter oben aus meiner Überzeugung heraus auch Ausgrenzung betrieben, und dazu stehe ich auch. Ich tue das nicht, weil ich nicht mit Menschen klarkomme, sondern weil bestimmte Geisteshaltungen dem im Wege stehen, was ich moralisch, philosophisch udn soziologisch für den "richtigen Weg" halte. Selbstverständlich ist das subjektiv und man kann dem auch argumentativ sicher etwas entgegensetzen (hat hier aber bisher noch nicht mal jemand getan, keine Ahnung ob aus Zustimmung oder aus "mir egal").
Zweitens aber geht es bei Achtsamem Umgang eben ganz genau darum, dass man eben KEINE Veränderung bei Anderen erwartet, damit man selbst zurecht kommt - sondern eben jedem so zu begegnen und sich generell so zu verhalten, dass sich jeder wohl fühlt (so weit das eben geht) egal was derjenige an Problemen mitbringt. Dazu gehört es dann eben auch, eine Verbreitung einer Krankheit so eit wie möglich zu Verhindern, damit auch die Menschen in der Gesellschaft weiterhin eine Chance haben, die eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, sonst an der Krankheit zu sterben. Jeder, der also die Verbreitung der Krankheit durch sein Verhalten ermöglicht (wenn's trotz wirklich vorbildlichem Verhalten halt passiert kann ja keiner was dafür, solange man sein Möglichstes getan hat), signalisiert mir damit, dass es ihm egal ist, wenn dadurch Teile der Gesellschaft ein höheres Risiko haben zu sterben.
Das ist für mich deshalb gerade in Polykreisen befremdlich, weil es immer auch irgendwem im eigenen Polykül treffen kann. Jemand, der jemandem wichtig ist, der mir sehr wichtig ist. Klar, bei kleinen Polykülen kann es schon sein, dass niemand Beteiligt ist, der irgendwie in einer Risikogruppe ist. Abe dennoch sollte man die Denkweise doch nachvollziehen können, dass es wichtig ist, auf unsere Mitmenschen zu achten. Erkrankt jemand an Corona und hat einen schweren Krankheitsverlauf, leidet ja nicht nur die Person selbst darunter, sondern auch alle, denen diese Person wichtig ist. Kann einem das Wohlergehen anderer Menschen wirklich so egal sein, dass es einem wichtiger ist, auch ja genug Dates zu haben, als es einem wichtig ist, dass es unseren Mitmenschen ALLEN so lange wie möglich so gut wie möglich geht? Vor Allem, wenn es so einfach ist, dazu beizutragen? Und falls einem das tatsächlich so egal sein kann, wie kann man gleichzeitig von sich behaupten, mehrere Menschen lieben zu können und deren Bedürfnisse wahrzunehmen? Ist das wriklich so ein "mir sind alle Menschen egal, außer ich mag sie"-Ding?