Die Doku ist nix für Fernsehkonsumenten oder Otto Normal, sie gibt keine Antworten, keine dramaturgische Kurve, erfüllt keine Erwartungen, und Fragen werden eigentlich auch keine gestellt. Das überlässt sie alles dem Betrachter. Eine Doku, die einfach nur irgend ein Thema begleitet, hier Polyamorie.
Nur zwei oder drei mal kommt aus dem Off eine Frage (von hinter der Kamera). Ansonsten spaziert oder kuschelt die Kamera halt mit und lauscht den vorwiegend ruhigen Gesprächen der Protagonisten. Die wirken dabei nicht danach gefragt, sondern eher so das sie nach Laune erzählen welche Stolperfallen ihnen im Polysein so über den Weg gelaufen sind. Das warś schon.
Die Doku ist noch eingelegt in Sequenzen die hier wohl die meiste Verwirrung ausgelöst haben. Gedreht in einem leeren Schwimmbad erinnert das ganze etwas an Contakt Impro, was für mich sinnbildlich dafür steht wie wir alle auf der Suche sind, selbst oft noch wenn wir irgendwo angekommen sind. Weil wir letztendlich bei allem auf der Suche nach uns selbst sind. Untermalt sind diese Sequenzen mit selbst gemachter Musik, also Gemafrei.
Da ich seid 25 Jahren kein Fernsehen mehr schaue und 15 Jahre u.A. Filmkunstkino gemacht habe, sehe ich mir sowas bestimmt anders an als Viele. Für mich ist das interessant was aus der Reihe fällt, und das macht diese Doku definitiv. Und sie lässt dich als Betrachter alleine.
Und da ich von der Macherin bis zu den Protagonisten die Hälfte sehr oberflächliich bis sehr gut kenne bin ich sowieso voreingenommen. Ich finde es mega großartig das Unsereins (!) seine Polylesart sogar bis inś Fernsehen bekommen hat. Ich finde das könnte hier defintiiv mehr anerkannt werden. Wir sind aber auch nur Menschen.
Credit: dieser und ein weiterer Streifen der Macherin liefen auf dem Max Ophüls Filmfestival, und sie hat letztes Jahr eine zweite Doku gedreht: Poly Love