Mhm, ne ich fürchte, da hast Du mich falsch verstanden.
Du schreibst, dass Du immer dabei bist zu prüfen, ob es Liebe ist oder nicht.
Das hat so ein bischen was von 0 und 1. Demnach ist die logische Konsequenz, dass Du Dich lieber "richtig" trennst.
Binär denke oder fühle ich nun wirklich nicht.
Ich kenne die Abstufungen, ich lebe sie auch. Ich prüfe "wieviel" es ist. Und ob ich schon "da" bin innerlich. Für mich ist Liebe tatsächlich etwas, wovon ich ganz klar sagen kann "jetzt ist es Liebe". Und vorher ist es Liebessehnsucht vielleicht, Verliebtheit. Ist vielleicht kein klar abgegrenzter Moment, ab dem es plötzlich so ist - aber wenn es so ist, ist es so. Da bin ich vollkommen frei von Zweifeln.
Ich sage "Ich liebe Dich" ganz ganz spät normalerweise. Da vergeht meistens ein Jahr oder mehr in intensiver Gemeinsamkeit. Vorher glaube ich vielleicht, daß es Liebe sein könnte, werden könnte (irgendwie ticke ich so, daß aus einer Sache für mich nie mehr wird, als ich innerhalb von Minuten beim ersten Kennenlernen als Möglichkeit empfinde, manchmal ist das auch für mich sehr traurig), aber bevor es keine IST, ist es keine. Nur wie tief sie ist, wie heiß sie brennt, wieviel man teilen kann, das ist vollkommen unterschiedlich und damit komme ich auch gut klar.
Deine Liste oder Stufen sind für mich auch andere und die Arten der Liebe sowieso, ich spreche ja jetzt nur von romantischer Liebe. Und daß eine Beziehung nicht glücklich wird, in der die Gefühle der beiden Beteiligten zu asymmetrisch verteilt sind, ist auch klar. Was mich hat stutzen lassen:
Menschen bei denen ich spüre, dass ich bereit bin mit ihnen Level7 und aufwärts zu erforschen, haben bei mir alle Zeit der Welt, sie sind so selten, dass es mir nicht auf ein paar Tage, Monate oder Jahre ankommt, es kommt mir bei diesen Menschen darauf an, dass sie bereit sind diesen Weg mit mir zu gehen und nicht mit einem Rucksack voller Beziehungsscherben oder ähnlichem.
Hm. Das ist nun bei mir genau andersherum, vielleicht muß ich dafür älter, ruhiger werden, war ich jedenfalls bisher nie, kann ich mich nicht mit identifizieren ... Menschen, bei denen ich spüre, daß ich bereit bin, mit ihnen eine Beziehung einzugehen wie mit meinem Mann, sind Menschen, mit denen ich schon entsprechend lange Zeit sehr eng verbracht habe und gesehen, daß das realistisch lebbar ist (für mich macht sich das nicht nur am Gefühl fest sondern tatsächlich an der Praktikabilität - ich bin ein Mensch der räumlichen Nähe).
Ich lasse Menschen nicht SO nah an mich heran, wenn das einfach nicht funktioniert, weil ich eben mit dieser Gefühlstiefe ausgesprochen starkes Nähebedürfnis verbinde. Wie schon gesagt, für mich ist es ein großer Unterschied "ätherisch" zu lieben gegenüber jemandem, mit dem ich die Nähe eben nicht lebe, weil sie nicht lebbar ist. Oder "handfest" zu lieben mit Nähebedürfnis, Zukunftsplanung, Regeln und auch mal Verlustängsten.
Das sind zwei für mich vollkommen verschiedene Arten der Liebe. Und ich wähle, wenn ich denn kann, immer die letztere mit ihrem Schmerz, Risiko - aber eben auch Vitalität, Intensität, Überraschungen und Erschütterungen.