Trennung zugunster einer anderen Beziehung
Ich greife Yoyo's Vorschlag mal auf und mache einen eigenen Thread daraus. Macht es Sinn, sich zugunsten einer anderen Beziehung zu trennen? Wann? Wann nicht? Geht für Euch eine Trennung auf unbestimmte Zeit oder nur begrenzte zeitliche Trennungen? Wieviel Trennung ist machbar (kein Sex, kein Kuscheln, keinerlei Kontakt)? Hat die Entscheidung etwas mit der Dauer, Intensität oder Stabilität Eurer Beziehung zu tun?Gibt es da für Euch generelle Grenzen oder nur von Fall zu Fall?
Was habt ihr schon erlebt in dieser Hinsicht? Was war gut, was nicht?
Können Schweine fliegen?
Viele Fragen, wenige Antworten.
Mal wie ich das sehe: ich persöhnlich kriege es nicht hin, mich ohne absehbares Wiedersehn/Zusammensein von jemandem zu trennen. Habe ich mal probiert (war eine 100% cut off Sache), um mit seiner Nicht-Existenz klarzukommen, mußte ich das richtig für mich beenden. Als er Monate später unerwartet doch wieder anrief, kamen mir die Tränen, ein absolutes Deja vu. Aber ich wollte nicht mehr.
Sehnend lieben, weil man eine Zukunft zusammen möchte, etwas planen und unbestimmte Zeit getrennt zu sein, kann ich nicht. Will ich auch nicht mehr. Freigiebig lieben ohne etwas zu brauchen, nur die innere Wärme, Zärtlichkeit für jemanden zu spüren - das geht. Aber dahin zu kommen erfordert für mich eine innere, richtige Trennung. Und das heißt leider auch oft ein langer Kontaktabbruch, manchmal für immer, weil jedes Wiedersehn wieder weh täte. Und ich trotz der verbliebenen Gefühle nicht will. Und ob mich dann nach dieser langen Trennung noch viel verbindet an "Lebbarem, Teilbaren", ist fraglich, auch ein Gefühl der Liebe muß für mich dazu nicht ausreichen.
Mit Trennung auf Zeit, komme ich klar. Wobei ich in dieser Zeit tatsächlich nicht dieser "ich vermiss Dich so furchtbar, laß uns ganz viel telefonieren" Typ bin. Im Gegenteil: Je mehr ich jemanden vermisse, je länger das noch dauert, desto mehr ziehe ich mich zurück, lenke mich ab, beschäftige mich. Als mein Mann und ich wegen meiner Zeit in L.A. zwei Monate getrennt waren, das erste mal auch nur annähern so lang für uns, bin ich die ersten zwei Wochen so elend gewesen und er genauso, wir haben es kaum fertig gebracht, per Skype zu reden, irgendwie hat es das sogar schlimmer gemacht. Je länger es dauerte, desto mehr wurde das mit den Videokonferenzen, desto mehr Vorfreude aber auch auf das Wiedersehn.
Mit Trennung an sich, komme ich klar. Auch wenn es wehtut, dauern kann, die Trauer zu verarbeiten. Z.B. gibt es jemanden in L.A., der mir sehr wichtig ist. Wir hatten uns getrennt als Paar vor meiner Abreise, funktionierten sexuell einfach nicht zusammen und für ihn war das ebenso wichtig wie der Fakt, daß niemand wußte, ob ich wiederkomme, wann. Ich vermisse unsere stundenlangen Gespräche über Gefühle, Beziehungen sehr und freue mich unheimlich, ihn wiederzusehn. Auch wenn es als Paar zwischen uns wohl partout nicht funktioniert und er nicht poly ist, da ist für mich viel viel Raum für mindestens eine wunderbare Freundschaft. Von Liebe würde ich da nicht reden, dafür war es zu kurz bzw. zu virtuell, auch wenn ich immernoch dieses Gefühl im Magen habe, wenn ich an ihn denke ... Aber da muß eben auch kein Sex oder dergleichen sein. Und da er in Beziehung ist mit einer monogamen Frau, wird da auch nicht mehr sein, damit kann ich aber leben, ich gebe und gönne ihm das gern.
Und wenn ich mir das so ansehe, dann scheint mir, daß ich mit einer dauerhaften oder unbegrenzten Trennung klarkomme und trotzdem Kontakt habe, halte, wenn mich mit diesem Menschen entweder nur weniger verbindet (zumindest keine übertriebene körperliche Anziehung, keine zu leidenschaftlichen Gefühle) und von dem, was bleibt, ich immernoch genug habe, um mich bereichert zu fühlen.
Ich habe die für mich eigenartige Erfahrung gemacht, daß es mir unmöglich ist, mit Menschen Beziehungsabstands-Kontakt zu leben, wenn die Beziehung uns verbunden hat, und sonst eigentlich nicht viel. Wenn ich das aufgebe, wirklich aufgebe, innerlich, was uns verbunden hat und das ist eben die sehnsüchtige Liebe, das planen wollen, Zukunft haben wollen und sonst nicht viel - dann fällt mir das unendlich viel schwieriger, als "nur" einen Teil davon aufzugeben (und sei es körperlicher Natur oder sonstwas).
Geht Euch das auch so?
Daß die Trennung um so schwieriger ist, je weniger "bleibt"? Und sich an den Schmerz der beendeten Beziehung zu klammern, eigentlich nur stattfindet, wenn sonst eigentlich nichts verbindendes bliebe?