Für mich gibt es unterschiedliche Formen von "Liebe".
Ich liebe Frauen, mit denen ich teils keine Beziehung habe, teils auch gar keine haben wollte, weil ich sie schlicht für liebenswert halte, aber in einer Beziehung nun wieder keine verlockende Perspektive sehen könnte.
Da ist es mir egal, ob das dann beidseitig ist oder ob ich etwas "zurückbekomme". Ich benüge mich damit, das als Freundschaft zu bezeichnen, obwohl es sich oft als mehr als das anfühlt.
Das andere ist die partnerschaftliche Liebe. Partnerschaften, egal ob monogam oder polyamor, sind in meinen Augen ein win-win-Verhältnisse. Ein Maß für das, was nun jeder einbringt, gibt es aber nicht. Liebe ist keine Rechenaufgabe. Denn die Bedeutung von Dingen, Handlungen, Gesten ist für jeden eine andere. Auch mit dem gemeinsamen Sex gebe ich etwas hinein - bringe ich mich ein. Pflege dieses win-win-Verhältnis. Ebenso mit dem Blumenstrauß, dem freundlichen Blick, dem phantasievollen Essen. Emotionale Bindungspflege nennt man das und ist schon bei den höheren Säugetieren bekannt. (Siehe die sich gegenseitig lausenden Affen...)
In diesem Sinne braucht partnerschaftliche Liebe immer den Austausch als "Kraftstoff".
Auch wenn eure Selbstliebe fast an die von Erleuchteten heranreicht,
ihr euch also ganz "unbedürftig" begegnen könnt, gibt es Formen dieses kraftspendenden Austausches. Liebe ist dann eben nicht, "sich tief in die Augen schauen", sondern gemeinsam in die gleiche Richtung schauen und sich darüber auszutauschen. Und danach wird gevögelt.
Fehlt das, entweder, weil die Beziehung endete oder weil das "Objekt der Begierde" nicht (mehr) erreichbar ist, dann kann ich zwar immer noch sagen "ich liebe sie", aber da schwingt dann immer die Sehnsucht nach dem (verlorenen) gemeinsamen Paradies (oder nach dem, was man glaubte haben zu können) mit. Diese Sehnsucht kann das Liebesgefühl dann ganz schön überhöhen - die geliebte Person wird schnell zur Heiligen, der man eh nicht gerecht werden könnte. Da bleibt es dann beim Verzicht darauf, etwas zurück zu bekommen. Nur wird man ja vom Verzicht allein auch nicht glücklich. Also hefte ich mir dann kompensatorisch den "Orden der wahren Selbstlosigkeit an" ... wenn ich schon nichts zurückbekomme, dann will ich mich wenigstens toll dabei fühlen...