Ich sehe das...
... etwas anders.
Liebe besteht für mich im Rahmen einer "Beziehung", und damit meine ich nicht eine klassiche Liebesbeziehung, sondern jede Freundschaft, jede Bekanntschaft ist eine Form der Beziehung, die mich mit dem jeweiligen Menschen verbindet.
Diese Beziehung verändert sich mit den Menschen, die sich verändern und wie sie zusammen miteinander weiter wachsen.
Die Qualität dieser Beziehung beweist sich dadurch, wieviel Mühe beide bereit sind, die Beziehung zu einer für beide erfüllenden Begegnung zu machen.
Wenn sich jemand über einen sehr langen Zeitraum nicht bei mir meldet, hängt es bestimmt von den Umständen ab, warum und wie der Kontakt beendet wurde, aber schlußendlich "liebe" ich höchstens noch das Bild, was ich von diesem Menschen zum Trennungszeitpunkt habe.
Wenn dieser Mensch wieder in mein Leben tritt, kann ich am Anfang einen Vertrauensvorschuss geben, dass sich der Mensch von damals mit dem von heute noch soweit deckt oder dass dessen neue Eigenschaften genauso liebenswert auf mich wirken, wie die von damals, aber die Liebe, die ich damals empfunden habe, ist für mich kein "Freischein" auf ewige Gültigkeit.
Es wäre dem Anderen gegenüber ja auch nicht gerecht, wenn ich nicht bereit wäre, mein Bild von ihm zu aktualisieren, genauso, wie ich mich von ihm nicht gesehen fühlen würde, wenn er mich nicht so kennen lernen möchte, als der Mensch, der ich
jetzt bin.
Es kann aber sein, dass es dann nicht mehr passt.
Das heisst, wenn jemand den Kontakt zu mir völlig abbricht, dann sind die Hintergründe für diesen Entschluss ausschlaggebend, wie ich mit diesem Umstand erstmal umgehe.
In Zeiten von Sykpe und Internet kann eine zu weite Entferung nicht der Grund sein.
Wenn eine weitere Person in dessen Leben tritt, kann ich sicherlich eine Weile zurückstehen, aber die "Verweigerung" von Kontakt, das Sich-Verstecken hinter Aussagen ("ich habe keine Zeit") sprechen dann doch eine deutliche Sprache.
Wenn keine Bereitschaft zu einer Aussprache vorhanden ist, und somit ignorantes, egoistisches Verhalten an den Tag gelegt wird, dann... äh, ja.
Was ich damit sagen will... es gibt keine Vorschuss-Lorbeeren a lá "wir-haben-doch-soviel-miteinander-erlebt!!", auf denen man sich ewig ausruhen kann.
Das Leben passiert im Hier und Jetzt, Beziehungen verändern sich... ich kann jemanden in meinen inneren Kreis kommen lassen und ihn auch wieder "entfernen" wenn ich das Gefühl habe, dass es nicht mehr passt.
Und das dürfte wohl auch die realistischste, gesündeste und gerechteste Vorgehensweise sein, die ich mir und meinem Gegenüber angedeihen kann - aus meiner Sicht.
Denn lieben, obwohl es nicht gewertschätzt wird, ist auf Dauer selbstzerstörerisch und geht auf Kosten des "liebenden" Menschen.
Ist aber dann auch kein Lieben mehr im eigentlichen Sinne, sondern ein aus Verlustängsten, falsch verstandener Selbstaufopferung, einem Hang zum Masochismus, Angst vor Veränderung oder dem Eingeständnis, sich in einem Menschen getäuscht zu haben, getriebenes Festhalten an einer Illusion und der damit verbundenen Sicherheit und dem, was man alles daraus machen kann (Sich in Selbstmitleid baden, den Anderen Vorwürfe machen, etc etc...)
So seh ich das.