Kränkung und Verwirrung
20 Jahre Ehe, sehr frustbesetzt mittlerweile. Er wollte irgendwann vor Jahren keinen Sex mehr, keine Eheberatung, keine Unternehmungen mehr mit mir (Restaurant, Kino, Urlaub ect sind 3 Jahre her), keine tiefen Gespräche, kaum Berührung, wenig Kontakt. Er meinte, es gehe ihm nicht so gut, ich solle diese Phase abwarten. Ich sehnte mich so so oft nach ihm, aber wollte geduldig sein. Wärme, Geborgenheit und Zugewandtheit wurden immer weniger.
Ich bekam irgendwann die Erlaubnis, mir woanders Sex zu holen. Daraus wurde Liebe mit einem anderen Mann und mein Mann und ich benannten es Poly...
Ich glaube aber, dass es kein Poly ist. Denn müsste dazu die alte Beziehung nicht auch liebevoll umsorgt werden?
Ich glaube, ich war schon sehr rücksichtsvoll am Anfang, fragte nach, wie es ihm gehe mit meinen Treffen, was er brauche usw. Wünschte mir Offenheit, Transparenz, Gemeinschaft, Verbundenheit.
Aber mein Mann ging nur auf Distanz.
Aussagen von ihm (nicht zornig, aber trotzdem nicht schön für mich) :"Ich bin froh, wenn du nicht da bist, das tut mir gut" entgegnete ich immer wieder die Bitten nach Therapie, was er nicht wollte. Kein Sex, keine Beratung, bloss nicht zu viel Nähe.
Ein halbes Jahr später, also jetzt, hat er sich binnen weniger Stunden Hals über Kopf verliebt durch eine Dating Plattform und macht nun mit ihr all das, was er mit mir nicht machen möchte. Viel Schreiben, telefonieren, Zeit nehmen, wandern, Intimität. Das tut mir weh. Vor allem das Wandern, dass er mir verwehrt und sie dazu lädt.
Er meint, er brauche Umarmungen und Sex und bekomme es von mir nicht, deshalb geht er nun seinen Bedürfnissen nach. Dabei hat er nie erwähnt, dass er mal wieder I Times möchte.
Er stellt nun alles ganz anders hin.
Das irritiert mich so.
Ich denke, ich sollte so großzügig sein, wie er mir gegenüber, jemand anderen zu treffen. Es fällt mir schwer und er wirft mir Eifersucht und Neid vor, wenn ich sage, es verletzt mich, wenn er mit mir nicht wandert oder mir zumindest nicht mal erklären kann, warum das so ist.
Dabei wünsche ich mir etwas mehr Behutsamkeit und sorgfältiges Nachspüren in so einer schwierigen Zeit.
Ich habe keine Ahnung was los ist, was hier passiert, was das ist und wie es besser werden kann.
Körperlich sind wir getrennt, seelisch verbunden, aber eher durch gute Erinnerungen und ehemals Erlebtes. Gegenwärtig ist es schwer auszuhalten so.
Ist das denn überhaupt Poly?
Er meint er sei Poly und liebe mich und die andere Frau. Sie tue ihm gut, ich nicht so, aber er liebt mich trotzdem durch unsere 5 Kinder und unsere Geschichte.
Es ist soooo merkwürdig, ich kann es nicht einordnen.
Einer Therapie hat er nach dem Kennenlernen der anderen Frau plötzlich zugestimmt. Sie startet aber erst in 2 Wochen.
Wie kann ich mich gut orientieren, was hier läuft? Es verstehen? Die Zeit bis zur Therapie ist laaaaang.
Bin ich zu engstirnig? Will ich zu viel?
Muss ich so nun einfach damit leben?
Fühlt Poly sich immer so mies an?