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Schattenspiele

*****ind Mann
21 Beiträge
Mein Eindruck von der Gesellschaft geht bezüglich des Internets so:
Ich habe ca 2002 meine ersten Schritte getan und mich schell auch in Foren wiedergefunden, wo ich zu allem und jedem unreflektiert und teils genervt meine Kommentare hinterlassen habe.
Ich denke da ist der Großteil der Gesellschaft gerade. Die kommen da auch wieder raus, dauert bei Masse halt nur länger... *g*
Ansonsten hat uns der Zerfall des Ostens nicht gut getan im Westen, das war immer ein Grund sich nicht völlig wie die Axt im Wald zu verhalten. China scheint allein diese Rolle nicht übernommen zu haben. Aber was da läuft ist zumindest ein spannendes Experiment (bitte jetzt nicht die Oberflächlichkeit kritisieren, mir geht es nicht ums Menschenrecht, sondern um den Blick des Westens).
*****ind Mann
21 Beiträge
Was klagst du an
die böse Welt
um das und dies?
bist du ein Mann,

der niemals Spelt
ins Feuer blies?
Hat Haß und Harm
und Wahn und Sucht
dich nie verführt,

daß blind dein Arm
der Flammen Flucht
noch mehr geschürt?
Was dünkst du dich
des unteilhaft,

was Weltbrand nährt!
Zuerst zerbrich
die Leidenschaft,
die dich noch schwärt.
In dich hinein

nimm allen Zwist,
der Welt sorg nit;
je wie du rein
von Schlacke bist,
wird sie es mit.

Christian Morgenstern
Danke, kannte ich noch nicht
***ng Mann
398 Beiträge
Ich habe hier einen interessanten Vortrag von Baldwin van Gorp TEDxMaastrich

https://www.ted.com/talks/ba … rizing_start_framing/up-next
@***ng Toller Vortrag - danke *hutab*

Was braucht es denn, sich des eigenen Framings bewusst zu werden? Reflexion und Bewusstheit...

In der virtuellen Welt gibt es keinen wirklichen Kontakt mehr. Die meisten Konflikte würden sich wohl auflösen, wenn es direkten Augenkontakt und Austausch gäbe...
******ore Frau
4.633 Beiträge
Ich sehe im Moment kein geballtes Konfliktpotential und ich sehe zwar, dass in anderen gerade Schatten angetriggert werden, die lasse ich - wenn es irgend geht- dort und konzentriere mich auf meine eigenen Schatten.

Denn die der anderen kann ich nicht lösen.

Maßstab für "ist es mein Schatten oder der meines Gegenübers?" ist für mich meistens die Intensität des Stressgefühls.

Bin ich tiefenentspannt, ist es mutmaßlich nicht meins. Habe ich Stress, Herzklopfen, etc., schaue ich bei mir hin.

Ich unterstütze Freunde und Weggefährten mit Methoden in ihren Themen und suche mir selber Unterstützung bei Menschen, die andere Methoden gelernt haben.

Was die kollektive Schattenenergie angeht, so kann ich mich nur auf meine Ressourcen konzentrieren (Geduld, Vertrauen, Zuversicht). Sobald ich mit dem Stress der anderen in Resonanz gehe, manifestiere ich den ungelösten, oft destruktiven Anteil, das macht es aber nicht besser.

Was die momentanen kollektiven Themen angeht, so bin ich gerade dabei, einen Weg zu finden. Dazu lese ich von Thomas Hübl "Kollektives Trauma heilen".
https://www.amazon.de/Kollek … fix=H%C3%BCbl%2Caps%2C567&sr

Und mit noch weiterem Überbau halte ich es mit den integralen Philosophen, wie Ken Wilber, etc.

Es entfalten sich momentan so viele Kompetenzen, da lege ich den Fokus lieber drauf, als auf Schattenenergie.

Ich sehe keinen Unterschied zwischen virtueller Welt und persönlichem Kontakt. Ich sehe dort nicht mehr oder weniger Konflikte, als hier. Das Internet hat für mich lediglich einen massiven Turbo in dieser Entwicklung angeschmissen.
*******ich Frau
417 Beiträge
Gruppen-Mod 
*nachdenk*

Ich sehe die Ursache und meine individuelle Lösung weniger in akuten Begebenheiten, sondern in einer grundlegenden Diskrepanz zwischen dem, was wir eigentlich sind und dem, wie wir inzwischen leben.

Als Menschen leben die meisten von uns in einer komplex verflochtenen Abhängigkeit von anderen. Und das ist kaum jemandem wirklich bewusst.
Grundlegend wollen wir aber auch alleine zumindest überlebensfähig sein, als Individuum.
Unterschwellig nehmen wir wahr, dass wir das ohne andere heutzutage kaum schaffen, wenn überhaupt.

Das erzeugt das Gefühl von Hilflosigkeit, Ohnmacht, Abhängigkeit.
Und bricht sich Bahn, sobald Störungen im Versorgungsfluss stattfinden.
Sei es der Bahnstreik, der Stau, eine Autopanne, eingeschränkte Ladenöffnungszeiten, Stromausfall usw usf.

Oh ja, und neuerdings löst schlechtes oder kein „Internet“ bereits massive Stressymptome aus.

Nur... wer erkennt das? Wer lernt es schon, dieses Gefühl überhaupt zu benennen, zu erkennen?
Mit jeder Generation wird es unterbewusst stärker, diese Abhängigkeiten.


Und wer sich akut machtlos fühlt, der geht in Widerstand, in die Resignation oder in die Ablenkung.
Sobald sich ein Silberstreifen am Horizont zeigt, klammert man sich an dieser Hoffnung fest, wird blind und taub für andere Wege und verfolgt diesen einen Hoffnungsträger mit zunehmender Vehemenz.

Wir wollen uns nicht hilflos fühlen und irgendetwas zu tun, gibt uns wenigstens den Anschein von Macht zurück. Auch wenns nix bringt, dann eben stärker, heftiger, lauter.


Unsere Sprache zeugt von dem, was unterbewusst vor sich geht. Druck machen. Mehr Druck. Überzeugen, Kampf gegen, Panikmache, usw usf.


Mal so als Umriss, weshalb ich das Gefühl der Ohnmacht als Hauptursache sehe.
Nein, den Umgang damit.

Was ich für mich tue: Es erkennen, so gut ich kann. Es annehmen als Gefühl, welches mir etwas sagen will.
Lerne. Schau hin.
Schau bewusst hin, was alles in deiner Macht steht.

Selbstwirksamkeit. Wir erfahren diese zuwenig und zu unbewusst.
Wir sind meist spezialisiert in wenigen Bereichen und in vielen schlicht aufgeschmissen. Vor allem geht die Spezialisierung immer mehr in abstrakte Bereiche.
Und praktisches.... wird vergessen.

Ich nehme akute Hilflosigkeit, Abhängigkeit an und schau dann, was ich für mich lernen muss, um mich nicht abhängig zu fühlen.
Angefangen bei den grundlegendsten praktischen Dingen und bei den sozialen.

Und das wirkt sich aus. Auf meine Kinder und alle anderen, die mit mir mehr Zeit verbringen.

Das Verhalten anderer... mei. Seit längerem hat sich bei uns der Spruch etabliert: Die spinnen doch - das müssen Römer sein.

Ein Lacher und meist reicht das. Bei anderem... weiß ich, dass ich so bisher im Leben die meisten Verhaltensweisen auch irgendwann, irgendwo, irgendwem gegenüber gezeigt habe.
Also kann ichs auch verstehen und einen guten Umgang damit finden.
Wenn ich mich daran erinnere, was bei mir dazu geführt hat.




Und wie wir als Gesellschaft irgendwohin kommen?
Indem es jeder so gut macht, wie er kann.
Jeder hat seinen eigenen kleinen Wirkungskreis.
Und dort spielt das Leben, dort zählt, was ich tue.

Mir über die Gesellschaft Gedanken zu machen, lenkt den Blick nur fort.
Für „alle“ kann ich ohnehin nichts tun und weshalb sollte ich auch das richtige für alle wissen? *lol*
Dann würde ich auch erwarten, dass die Gesellschaft das Richtige für mich macht.

Ich, für mich. Und meine Liebsten ermuntere ich auch dazu, dass sie für sich.

Und dann brauch ich mich auch nicht über Meinungen und Verhalten anderer zu ärgern. Denn ich kann ja für mich. Ich brauch es nicht, dass andere das „richtige“ tun oder sagen.
*******ich Frau
417 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von **MK:

Wir leben aktuell in einer Welt, in der ich mich dafür, dass ich eine Meinung und eine Haltung habe, als Person diffamiert fühle. Ich werde als Person für meine Meinung und meine Haltung angegriffen, anstatt Austausch zu erfahren, der mich persönlich nicht abwertet, nur, weil meine Meinung nicht der des Gegenübers entspricht.

*nachdenk*
„als Person diffamiert fühle. Ich werde als Person für (...) angegriffen“

Wahrnehmung und Realität.
Der erste Teilsatz gibt deine intuitive Bewertung der Situation wieder.
Der zweite klingt, als ob es Realität IST.

Ist sie so?

Ich erlebe das anders. Inzwischen.
Mag sein, dass es wie ein Angriff klingt und sich anfühlt, real passiert mir als Person aber gar nix (in solchen Situationen). Physisch werde ich nicht bedroht.

Was ich inzwischen eher für ein Gefühl habe... als ob mir halt nicht zugehört wird. Dann versuche ich (wenn ich grad mag, je nach Situation und Laune) eben aufmerksamer hinzuhören -> Worum gehts dem anderen wirklich?
Meist wird das ja nicht gesagt, weil es demjenigen in dem Moment auch nicht bewusst ist.

Oder ich brech das Gespräch dann ab, weil es sinnfrei ist.

Oder ich steig drauf ein, weil ich selbst nicht merke, dass ich mich doch auch irgendwo angegriffen fühle bzw nicht aufmerksam bin.
Drauf einsteigen = Gespräch zwar in „ruhig“ weiterführen, allerdings red ich dann auch am anderen vorbei.


Hinterher bin ich meist schlauer und lern was draus, egal welche Variante.

Als Person diffamiert, abgewertet fühlen... ne. Nein. Meine Gefühlswelt gehört mir.
Es sind nur Worte. Wenn sie mich treffen, dann nur weil ich irgendwo, tief vergraben eventuell, schlecht über mich denke oder im Grunde genau weiß, dass ich da etwas nicht für mich tue, was ich tun sollte.

Auch das Gefühl ist für mich. Hinschauen, lernen.

Und wenn es nur der Umgang mit den Worten anderer ist. Die tun nicht weh. Was weh tut, ist das, was ich darüber denke. Und das liegt in meinem Wirkungsbereich, ausschließlich
Zitat von *******ich:
Wahrnehmung und Realität.
Der erste Teilsatz gibt deine intuitive Bewertung der Situation wieder.
Der zweite klingt, als ob es Realität IST.

@*******ich Ich habe das bewusst in der Ich-Form geschrieben, obwohl ich es kaum so empfinde. Es ist das Resultat aus vielen Gesprächen und Beobachtungen. Und ich sorge so für mich, wie du es auch beschreibst. Was bleibt, ist eine Traurigkeit in mir, dass die meisten anderen ihre Ohnmacht nach Außen projizieren, anstatt im Inneren in ihre Macht, und damit in die Eigenverantwortung zu gehen. So, wie zB ich das für mich tue *ja*
****bi Frau
292 Beiträge
Das finde ich sehr gut, Wesentlich, Zitat:

Und wie wir als Gesellschaft irgendwohin kommen?
Indem es jeder so gut macht, wie er kann.
Jeder hat seinen eigenen kleinen Wirkungskreis.
Und dort spielt das Leben, dort zählt, was ich tue.

Es ist gut, einen Überblick zu haben und auf einem Hügel zu stehen und auf die Gesellschaft zu blicken.

Aber noch besser ist es, selbst in seinem eigenen Wirkungskreis anzufangen. Und da gibt es jede Menge zu tun!

Immer wenn ich denke, ich hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen, kommt von irgendwoher ein Wink des Schicksals und gibt mir einen Klaps: SOOO NICHT, Polybi!
Und ich lasse mich bereitwillig von meinem hohen Ross herunter holen.

Das Leben ist ein ständiger Lernprozess, und es wird immer spannender.
****imu Mann
1.296 Beiträge
@*******ich

Danke für deine interessanten Ausführungen. Besonders das Stichwort "Abhängigkeiten" hat mir zu denken gegeben. Es sind ja nicht nur die Abhängigkeiten in praktischen Dingen, die heute zugenommen haben. Durch die sozialen Medien hat sich auch die Abhängigkeit vom Urteil anderer extrem erhöht. Man möchte überall gut dastehen, viele Likes bekommen und möglichst wenig Kritik. Es gibt den Trend, von sich ein geschöntes Bild zu zeichnen, an das man am Ende selbst glaubt. Die Schatten werden dabei ausgeblendet, bleiben im Unbewussten, wo sie dann ihr Unwesen treiben.

Verstärkt wird das dann durch die Filterblasen und Echokammern im Internet, wo man nur noch das vorgesetzt bekommt, was man hören und sehen will.
*****ind Mann
21 Beiträge
@****imu
Auch hier würde ich widersprechen:
Die Möglichkeit von Social Media bestehen gerade darin, die zu finden, die einem Mut und Feedback geben weiter gute Dinge zu tun.
• Hackerspaces
• Barcamps
• JoyClub
• CoWorking Spaces
• Online Learning

Wer sich von anderen mit negativem Feedback runter ziehen lässt, sollte eher die Community wechseln. Das heißt nicht, dass man vor konstruktivem Feedback weglaufen darf
Echokammern sind ein Mythos, es liegt an dir selbst, welche Auswahl du triffst, das Wissen und die anderen Meinungen sind schon da
******ore Frau
4.633 Beiträge
Sehe ich ähnlich.

Auch an Dich@KKMK: Du hast doch die Wahl, mit wem und was Du in Resonanz gehst, oder?

Die Luft wird manchmal dünner, aber ich treffe mehr und mehr Menschen, die schon in leichteren Gefilden unterwegs sind. Wir verbinden uns.
Zitat von ******ore:
Du hast doch die Wahl, mit wem und was Du in Resonanz gehst, oder?

Natürlich habe ich die, und nutze sie auch *ja*

Zitat von ******ore:
Die Luft wird manchmal dünner, aber ich treffe mehr und mehr Menschen, die schon in leichteren Gefilden unterwegs sind. Wir verbinden uns.

Auch das kann ich unterschreiben *ja*

Ich sehe da auch aus der Geschichte heraus die Gefahr, in einer "Wohlfühlblase" zu landen, die zumindest teilweise von innen so verspiegelt ist, dass man vielleicht Teile der restlichen Welt nicht mehr wahrnimmt. Das hat schon viele wunderbare Projekte und Strömungen zerbrechen lassen, weil sie vom Mainstream durch die Hintertür korrumpiert wurden.

Mir hilft dabei die Betrachtung über Metaebenen - auf mich, meine Wahrnehmungen, meine Gefühle, meine Reaktionen ebenso, wie auf das, was mich direkt, indirekt und teils überhaupt nicht betrifft. Dennoch werden Systematiken sichtbar, anhand derer ich mir selbst und auch anderen andere Fragen stellen kann, als aus (m)einem System von innen heraus.

Wenn dieser Thread auch nur bei ein, zwei Menschen die Wahrnehmung weitet, ist für mich schon viel gewonnen.
******ore Frau
4.633 Beiträge
Hoffnung ist berechtigt, Erwartung sinnlos.

Veränderung geht ausnahmslos nur bei mir selber.

Die Blase sehe ich in der Polarität

Wir leben eh permanent in ihr
versus
Es gibt keine Blase
*******ich Frau
417 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von **MK:


@*******ich Ich habe das bewusst in der Ich-Form geschrieben, obwohl ich es kaum so empfinde. Es ist das Resultat aus vielen Gesprächen und Beobachtungen.

Verwirrend *ggg*

Ist das Phänomen denn im 1:1 Kontakt unter Bekannten feststellbar?
Ich hab jetzt ne Weile überlegt, und ich finde, dass das hauptsächlich bis ausschließlich zwischen Menschen zugenommen hat, die eine deutliche persönliche Distanz haben.

Gerade zB politisches und gesellschaftliches. Da fiel mir das vor Jahren schon auf, dass das in anderen Ländern zunehmend emotional-persönlicher wird. Deutschland war da länger noch gemäßigt, allerdings kam das auch hier schon vor der Pandemie auf.
Seitdem...

Den Eindruck bekomme ich jedesmal, wenn ich „meine“ Nachrichtentour mache (verschiedene Zeitungen und auch Blogs aus verschiedenen Ländern) oder auch hie und da in Foren.
Da überkommt mich auch eine gewisse Traurigkeit, ein Gefühl von Ratlosigkeit. Ich möchte dann nicht, dass meine Kinder in „so einer Welt“ aufwachsen.

Allerdings... wenn ich mir dann eine Atempause gönne, nichts nachlese und nur „hier“ lebe, dann ist alles wieder relativ normal.

Berufsbedingt hab ich einen sehr großen, bunt gemischten Bekanntenkreis und da ist es nirgends auch nur annähernd so.

Was ich da wahrnehme ist eben, dass dieses Phänomen nahezu ausschließlich zwischen ziemlich Fremden auftritt.
Und bei Menschen, die gewohnheitsmäßig schnell persönlich werden, sobald sie Stress empfinden.


Das andere ist eben das „normale“ Verhalten, andere schnell als Ursache für persönliche Probleme zu sehen. Das zieht sich durch alle Arten von Beziehungen, das gegenseitig Fordern, in die Pflicht nehmen und eben auch anzuklagen, wenn das nicht erfüllt ist.
Dazu gehören ja auch Verhaltensweisen, die erstmal ganz gut wirken. Wie selbstverständlich „zu helfen“ - auch wenn darum gar nicht gebeten wird. „Da zu sein“ usw.

Und da ist auch persönliche Abwertung schnell ein Mittel der Wahl, wenn nicht erwartetes Verhalten auftritt. Eine kontroverse Meinung wird zur Bedrohung für das Verbindende.


Das aber ist schon sehr lange „normal“. Möglicherweise tritt es stärker auf, weil die Menschen vielfach durch die (individuelle) Pandemiesituation (oder eher Wahrnehmung) deutlich gestresster sind.

Ist halt auch wieder eine Frage der Kausalität.
Ist das wirklich mehr geworden - oder nehme ich selbst das nur verstärkt oder anders wahr?

Bei mir ist es so, dass ich das heute hauptsächlich so wahrnehme, dass da ganz viel empfundender Stress dahintersteckt und die Worte an sich wenig bedeuten.

Früher hab ich mich dadurch eher auch bedroht gefühlt. Ich fühlte mich da eingeschränkter darin, meine Meinung zu äußern oder habe sie schon aggressiver geäußert.

*nachdenk*

Schwierig zu sagen. Ob sich gesellschaftlich da wirklich etwas geändert hat über die letzten Jahre oder ob wir (ich, du, und andere) uns selbst verändert haben und inzwischen anders hinhören.

Wahrscheinlich etwas von beidem.
Zitat von *******ich:
Ist das Phänomen denn im 1:1 Kontakt unter Bekannten feststellbar?

In sozialen Medien geschieht das unter mir beidseitig Bekannten genau so. Ich teile da relativ wenig, aber wenn, dann fühlen sich da auch Menschen bewogen, mich abzuwerten. Bar jeder Fakten oder persönlicher Wert-Schätzung.

Zitat von *******ich:
Allerdings... wenn ich mir dann eine Atempause gönne, nichts nachlese und nur „hier“ lebe, dann ist alles wieder relativ normal.

Genau deshalb bin ich weder medial noch direkt mehr "auf Sendung", bis auf Ausnahmen. Wobei ich es blöd finde, dass das meine Neugier auf neue Menschen ein wenig einschränkt *gruebel*

Zitat von *******ich:
Und da ist auch persönliche Abwertung schnell ein Mittel der Wahl, wenn nicht erwartetes Verhalten auftritt. Eine kontroverse Meinung wird zur Bedrohung für das Verbindende.


Das aber ist schon sehr lange „normal“. Möglicherweise tritt es stärker auf, weil die Menschen vielfach durch die (individuelle) Pandemiesituation (oder eher Wahrnehmung) deutlich gestresster sind.

Da wirkt die Pandemie wie ein Brennglas, wie in vielen Bereichen sonst auch. Werte und Wertschätzung gehen da schnell verloren. "Was mir fremd ist macht mir Angst" gilt ja schon spätestens seit der Flüchtlingskrise verstärkt. Und genau darum geht es mir ja - aufzeigen, dass das "Gegeneinander statt Miteinander" angstbasiert ist, und faktischer Grundlage entbehrt.

Zitat von *******ich:
Schwierig zu sagen. Ob sich gesellschaftlich da wirklich etwas geändert hat über die letzten Jahre oder ob wir (ich, du, und andere) uns selbst verändert haben und inzwischen anders hinhören.

Wahrscheinlich etwas von beidem.

Ich bin da für mich auch deutlich empfindsamer geworden. Natürlich mit meiner eigenen Brille auf, die sich an meinen Werten orientiert. Was nie mit den Meisten deckungsgleich sein wird.

Was mir bleibt ist eben diese Traurigkeit, wie Menschen vermehrt miteinander umgehen - und damit auch unbewusst mit sich selbst...
*******ouce Paar
114 Beiträge
Sie schreibt
Ich bin etwas spät dran. Aber doch denke ich, dass diese Abwertung zu anderen Zeiten der Menschheitsgeschichte größer war. Da wurde man gemeinschaftlich ausgeschlossen und schlimmeres. Anderen stand so etwas wie eine Meinung gar nicht zu (Stände, Hierarchien etc.).

Die Rhetorik, die in den 50er Jahren öffentlich und politisch gepflegt wurde, war gewaltsam.

Nun leben wir im Zeitalter von Befindlichkeiten. Jeder irgendwie geartete Gedanke wird in eine gern auch anonyme Öffentlichkeit hinausposaunt. Und mit Widerspruch oder dem Posaune der anderen kann man dann nicht umgehen. Das ist etwas, was ich sehr widersprüchlich finde (warum lege ich so viel Wert auf das Geschreibsel einer völlig anonymen Person? - am Ende ist es gar ein Bot).

Also ich denke, es hat mehrere Seiten. Einerseits können offenbar einige Menschen mit Widerspruch nicht umgehen und möchte die eigene Komfortzone nicht verlassen. Und dennoch brauchen sie offenbar Zustimmung oder Anerkennung.

Dann gibt es eine Art Harmoniesucht (ich meine nicht Harmoniebedürfnis), in dem jeder Konflikt überdeckt werden muss, der Diskurs unterdrückt wird, sobald es hitziger wird.

Dann gibt es eine "Opferhaltung", in der Selbstverantwortung und gesellschaftliche Verantwortung ausgeblendet werden. Vielleicht gepaart mit der Empfindung, dass der andere diffamiert, dabei handelte es sich lediglich um Ablehnung. Ablehnung ist völlig legitim.

Und dann haben wir durch den Individualismus eine ausgesprochene Egozentriertheit (so nenn ich das mal), also man kreist immer um sich selbst. Es fehlt dann m.E. eine gewisse Demut, anzuerkennen, dass mein Standpunkt einer von vielen ist und ich nicht der Nabel der Welt bin. Wenn daraus dann auch noch Verallgemeinerungen gebastelt werden, wird es schwierig.

Ich denke, dass die Komplexität unserer Welt einfach überfordernd ist. Dann suchen sich manche eben einfache Lösungen/Sichtweisen, um wieder Kontrolle und Sicherheit zu erlangen. Ich versuche am Ball und differenziert zu bleiben. Fakten nicht auszublenden. Menschen, die ihren Standpunkt vertreten können und ihn bereitwillig erklären und argumentieren können, mit denen setze ich mich auch gern auseinander.
Leider ist mir die Haltung "ich hab keine Ahnung (also noch nicht mal ein bisschen informiert) und trotzdem eine Meinung" schon oft begegnet. Und ja, so eine Haltung lehne ich ab. Diskurs macht Sinn, wenn tatsächlich Interesse besteht oder man seinen Horizont erweitern will. Sollte es Konflikte geben, die gelöst werden sollten, kann man das probieren.

Ich fühlte mich in meinem Leben noch nie diffamiert. Offenbar gab es aber schon Menschen, die irgendwie Angst vor mir hatten und sich überrollt gefühlt haben, da ich mitunter Argumentation zur Meinung "einfordere". Außerdem kann ich schon sehr direkt werden - da gibt es Mentalitätsunterschiede. Aber ich kritisiere tatsächlich nie die Person als Solches, sondern Handlungen oder Standpunkte. Mir ist da die Sachebene wichtig, dennoch kann es hitzig werden.

Im Netz gibt es Diffamierung und Hass. Das muss aber unterschieden werden zum Widerspruch. Denn da projizieren manche Menschen die Ablehnung der eigenen Meinung auf sich selbst und fühlen sich abgelehnt/ausgegrenzt/diffamiert. Da lohnt es sich mal auf das eigene Selbstwertgefühl zu schauen.

Ich fühle mich ansonsten von platten Verallgemeinerungen (die die ganze Komplexität leugnen) getriggert und hab dann schon keine Lust mehr, mich mit demjenigen auseinanderzusetzen. Ja, ich unterstelle dann ein einfaches Weltbild und fühle mich nicht berufen, andere zu bekehren. Manchmal regt es mich trotzdem auf.
****on Mann
16.232 Beiträge
Zitat von **MK:
Es gibt eine Strömung in der Gesellschaft, Meinung und Haltung, die nicht dem aktuellen Mainstream entspricht, abzuwerten.

Es gibt aber auch eine Strömung in der Gesellschaft, Meinung und Haltung, die durchaus dem aktuellen Mainstream entspricht, abzuwerten. Es ist eine gegenseitige Abwertung. Nicht-Mainstream vs. Mainstream.

Zitat von **MK:
Letztlich geht es für mich um aktuelle soziale Prägung in Kombination mit eigenen verdeckten Ängsten. Es gibt eine Kollektivangst zur Zeit.

Es ist eine verängstigte Zeit. Nur Menschen, die sich eh nie an stabilen Weltbildern festhalten, spüren das gar nicht. Und diese Verängstigung erschüttert die Selbstbilder. Es geht um Identität. Die Auseinandersetzung über Weltsichten, Meinungen und Haltungen ist nichts anderes als der Versuch, die eigene Identität zu fixieren.

Identität ist die Suche nach dem sicheren Ort in uns selbst. Der ist immer da, aber es wird nicht geglaubt. Und so wird im Außen um Sicherheit gerungen.
*******See Frau
1.109 Beiträge
Naja das Außen in Form der Politik gibt den Kampf ja auch vor. Ich hab hier im letzten Jahr alte Freundschaften und Familien brechen sehen, weil Politik und Medien so effizient Feindbilder in den Köpfen aufgebaut haben. Und das ausschließlich wegen "wenn du nicht einer von uns bist, bist du einer von denen". Politik und Medien lassen keinerlei Spektrum zu, und die meisten Menschen sind nunmal lieber bei den "Guten".

Nix dazugelernt in den letzten zweitausend Jahren.
****imu Mann
1.296 Beiträge
Zitat von ****on:
Es ist eine verängstigte Zeit. Nur Menschen, die sich eh nie an stabilen Weltbildern festhalten, spüren das gar nicht. Und diese Verängstigung erschüttert die Selbstbilder. Es geht um Identität. Die Auseinandersetzung über Weltsichten, Meinungen und Haltungen ist nichts anderes als der Versuch, die eigene Identität zu fixieren.

Das ist ein wesentlicher Punkt. Menschen, die ihre Identität in sich selbst finden gab es schon immer, es ist aber eine Minderheit. Die anderen brauchen ganz stark die Zugehörigkeit zu einer Gruppe. In traditionellen Gesellschaften ist es die Familie und der Stamm. Dann kam die Religion und die Nation.
Durch den schleichenden Zerfall dieser Strukturen verbunden mit der Informationsgesellschaft gehen nun diese identitätsstiftenden Gruppen mit ihren Abgrenzungen quer durch die Gesellschaft, durch die Familien, durch Freundeskreise.
Neben alten Mustern wie Volk und Nation gibt es zunehmend ideologische Abgrenzungen (aktuell Impfbefürworter und Impfgegner) und, wie @*******See schon bemerkte, gehen die Zwischentöne unter, das Spektrum, die Differenzierung.
*******ouce Paar
114 Beiträge
Zitat von *******See:
Politik und Medien lassen keinerlei Spektrum zu

Jein. Es gibt durchaus differenzierte Medien und Politiker*innen, aber gemäßigte oder differenzierte Einschätzungen sind nicht so laut und eben auch komplexer. Irgendwie mag ich da den Einzelnen nicht so recht aus der Verantwortung nehmen. Leider denk ich, dass uns als Gesellschaft Medienkompetenz fehlt. Und ja, es ist anstrengend, Dinge differenzierter zu betrachten und sich damit auseinanderzusetzen. Das gehört m.E. aber zu einer freiheitlichen Gesellschaft.

Aber ich geb dir Recht: nix dazu gelernt. Offenbar funktioniert es "wunderbar" zu spalten.

Es ist manchmal unfassbar: wir haben so viele Möglichkeiten an Informationen heranzukommen. Im Gegensatz zu früher. Wissen verbreitet sich schnell über die ganze Welt, aber wir nutzen es nicht mal ansatzweise in dem Maße, in dem wir das könnten. Wir könnten über dieses Wissen diskutieren, aber wir setzen uns lieber ins schwarz-weiß Kino. Mit "wir" meine ich die Gesellschaft als solche (keine Aussage über das Individuum).
*******ouce Paar
114 Beiträge
Sie schreibt
Zitat von *******ouce:
Zitat von *******See:
Politik und Medien lassen keinerlei Spektrum zu

Jein. Es gibt durchaus differenzierte Medien und Politiker*innen, aber gemäßigte oder differenzierte Einschätzungen sind nicht so laut und eben auch komplexer. Irgendwie mag ich da den Einzelnen nicht so recht aus der Verantwortung nehmen. Leider denk ich, dass uns als Gesellschaft Medienkompetenz fehlt. Und ja, es ist anstrengend, Dinge differenzierter zu betrachten und sich damit auseinanderzusetzen. Das gehört m.E. aber zu einer freiheitlichen Gesellschaft.

Aber ich geb dir Recht: nix dazu gelernt. Offenbar funktioniert es "wunderbar" zu spalten.

Es ist manchmal unfassbar: wir haben so viele Möglichkeiten an Informationen heranzukommen. Im Gegensatz zu früher. Wissen verbreitet sich schnell über die ganze Welt, aber wir nutzen es nicht mal ansatzweise in dem Maße, in dem wir das könnten. Wir könnten über dieses Wissen diskutieren, aber wir setzen uns lieber ins schwarz-weiß Kino. Mit "wir" meine ich die Gesellschaft als solche (keine Aussage über das Individuum).

**********ede56 Mann
6.311 Beiträge
@*******ouce
Jein. Es gibt durchaus differenzierte Medien und Politiker*innen, aber gemäßigte oder differenzierte Einschätzungen sind nicht so laut und eben auch komplexer.
Ich kenne nur ein Medium..
https://www.nachdenkseiten.de/?p=75103

Hast du noch Links zu dem von dir beschriebenen?
Die Mainstream Medien Zeitung und Rundfunk
sind fast alle auf Regierung und Spaltungskurs.
Jeder Kritiker der Coronamaßnahmen wird zum Impfgegner, Querdenker und Verschwörungstheoretiker diffamiert.
Selbst Youtube zensiert, das hat mich doch sehr überrascht.
****on Mann
16.232 Beiträge
Zitat von *******See:
Naja das Außen in Form der Politik gibt den Kampf ja auch vor. Ich hab hier im letzten Jahr alte Freundschaften und Familien brechen sehen, weil Politik und Medien so effizient Feindbilder in den Köpfen aufgebaut haben.

Warum lassen wir das mit uns machen? Politik und Medien können doch nur dann etwas vorgeben, wenn wir dem folgen. Lassen wir das sein.

Jetzt klinge ich wie ein Querdenker. Ich bin aber tatsächlich ein Wissenschafts-Fan. Ein Drosten-Zuhörer. Ich höre überall zu, aber ich lasse mir nichts vorgeben - auch nicht von Wissenschaftsleugnern. Und tatsächlich auch nicht von der Wissenschaft. Das ist das Wesen von Wissenschaft, freilassend und immer im Zweifel zu sein. Zweifel ist die eigentliche Stärke von Wissenschaft - aber mit Methode, und nicht jeder unplausiblen Verschwörungsidee hinterherrennend.
*******See Frau
1.109 Beiträge
Das Problem ist ja nicht die Wissenschaft, sondern die Poitik und die monetären Interessen, gepaart mit Narzissmus.

In einer idealen Welt wären Politiker Menschen, die wirklich Verantwortung für "ihr Volk" übernehmen. Sie würden sich nicht kaufen lassen oder in "eine Hand wäscht die andere" Deals verstricken. Sie würden ihr Insiderwissen nicht mißbrauchen. Sie würden im Sinne der Allgemeinheit entscheiden, und weniger aus der Angst heraus, Macht oder Millionen zu verlieren. Sie wären erwachsen genug, Fehler zuzugeben und den Kurs zu korrigieren.

In einer idealen Welt wäre die Bevölkerung aber auch weniger vor das Deppen TV gelötet. Würde sich nicht durch Polemik und Propaganda manipulieren lassen. Würde keinem Führer blind hinterherrennen, egal ob der Drosten/Söder/Lauterbach heißt oder Wodarg/Schiffmann/Haintz. Würde sich alle Quellen anschauen, nicht nur die staatlich vorgegebenen. Würde Informationen in Relation setzen, und nicht emotional bewerten. Würde dem eigenen Bauchgefühl vertrauen und nicht dagegen handeln, nur um bloss nicht aufzufallen.

Wenn Corona mir was gezeigt hat, dann daß "die Menschen" im Schnitt um ein Vielfaches hoffnungsloser sind als ich dachte.
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