Ich sehe die Ursache und meine individuelle Lösung weniger in akuten Begebenheiten, sondern in einer grundlegenden Diskrepanz zwischen dem, was wir eigentlich sind und dem, wie wir inzwischen leben.
Als Menschen leben die meisten von uns in einer komplex verflochtenen Abhängigkeit von anderen. Und das ist kaum jemandem wirklich bewusst.
Grundlegend wollen wir aber auch alleine zumindest überlebensfähig sein, als Individuum.
Unterschwellig nehmen wir wahr, dass wir das ohne andere heutzutage kaum schaffen, wenn überhaupt.
Das erzeugt das Gefühl von Hilflosigkeit, Ohnmacht, Abhängigkeit.
Und bricht sich Bahn, sobald Störungen im Versorgungsfluss stattfinden.
Sei es der Bahnstreik, der Stau, eine Autopanne, eingeschränkte Ladenöffnungszeiten, Stromausfall usw usf.
Oh ja, und neuerdings löst schlechtes oder kein „Internet“ bereits massive Stressymptome aus.
Nur... wer erkennt das? Wer lernt es schon, dieses Gefühl überhaupt zu benennen, zu erkennen?
Mit jeder Generation wird es unterbewusst stärker, diese Abhängigkeiten.
Und wer sich akut machtlos fühlt, der geht in Widerstand, in die Resignation oder in die Ablenkung.
Sobald sich ein Silberstreifen am Horizont zeigt, klammert man sich an dieser Hoffnung fest, wird blind und taub für andere Wege und verfolgt diesen einen Hoffnungsträger mit zunehmender Vehemenz.
Wir wollen uns nicht hilflos fühlen und irgendetwas zu tun, gibt uns wenigstens den Anschein von Macht zurück. Auch wenns nix bringt, dann eben stärker, heftiger, lauter.
Unsere Sprache zeugt von dem, was unterbewusst vor sich geht. Druck machen. Mehr Druck. Überzeugen, Kampf gegen, Panikmache, usw usf.
Mal so als Umriss, weshalb ich das Gefühl der Ohnmacht als Hauptursache sehe.
Nein, den Umgang damit.
Was ich für mich tue: Es erkennen, so gut ich kann. Es annehmen als Gefühl, welches mir etwas sagen will.
Lerne. Schau hin.
Schau bewusst hin, was alles in deiner Macht steht.
Selbstwirksamkeit. Wir erfahren diese zuwenig und zu unbewusst.
Wir sind meist spezialisiert in wenigen Bereichen und in vielen schlicht aufgeschmissen. Vor allem geht die Spezialisierung immer mehr in abstrakte Bereiche.
Und praktisches.... wird vergessen.
Ich nehme akute Hilflosigkeit, Abhängigkeit an und schau dann, was ich für mich lernen muss, um mich nicht abhängig zu fühlen.
Angefangen bei den grundlegendsten praktischen Dingen und bei den sozialen.
Und das wirkt sich aus. Auf meine Kinder und alle anderen, die mit mir mehr Zeit verbringen.
Das Verhalten anderer... mei. Seit längerem hat sich bei uns der Spruch etabliert: Die spinnen doch - das müssen Römer sein.
Ein Lacher und meist reicht das. Bei anderem... weiß ich, dass ich so bisher im Leben die meisten Verhaltensweisen auch irgendwann, irgendwo, irgendwem gegenüber gezeigt habe.
Also kann ichs auch verstehen und einen guten Umgang damit finden.
Wenn ich mich daran erinnere, was bei mir dazu geführt hat.
Und wie wir als Gesellschaft irgendwohin kommen?
Indem es jeder so gut macht, wie er kann.
Jeder hat seinen eigenen kleinen Wirkungskreis.
Und dort spielt das Leben, dort zählt, was ich tue.
Mir über die Gesellschaft Gedanken zu machen, lenkt den Blick nur fort.
Für „alle“ kann ich ohnehin nichts tun und weshalb sollte ich auch das richtige für alle wissen?
Dann würde ich auch erwarten, dass die Gesellschaft das Richtige für mich macht.
Ich, für mich. Und meine Liebsten ermuntere ich auch dazu, dass sie für sich.
Und dann brauch ich mich auch nicht über Meinungen und Verhalten anderer zu ärgern. Denn ich kann ja für mich. Ich brauch es nicht, dass andere das „richtige“ tun oder sagen.