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Für Bedürfnisse einstehen?

*******ich Frau
417 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von *********eeker:

"Ich erwarte von dir ..." ist eine absolut notwendige Aussage.
Das ist eine absolut klare Aussage, die sowohl von mir spricht als auch dem Gegenüber konkret mitteilt, was ich eigentlich will.

Notwendig? Nö, nicht unbedingt. Wenn mein Gegenüber bei Erwartungsdruck dicht macht (sein Problem), kann ich das machen, ist halt sinnlos. Das wichtige kommt nicht an. Wenn ich gehört werden will, muss ich dann einfach einen anderen Weg nehmen - in dem ich auf mein Gegenüber achte. Eine Umformulierung tut mir nicht weh, führt aber dazu, dass der andere zugänglich bleibt.

Vorwürfe sind ebenfalls grundehrlich.
Sehe ich nicht so. Sie sind ungefiltert, ja. Die Person empfindet in dem Moment so, ja.
Grundehrlich wäre es aber, wenn diese Person sich ehrlich fragt, wer für ihren Wunsch zuständig ist.
Wer zugelassen hat, dass er mehrfach „falsch“ behandelt wurde, wer sich nicht rechtzeitig deutlich geäußert hat.
Grundehrlich ist eigenverantwortlich und da ist kein Platz für Vorwürfe mehr.

Diesen Vorwurf mühsam umzuformulieren und zu filtern ist genauso gewalttätig. Nur eben gegen mich selbst. Depressionen wir kommen.
Wenn man GFK als Zensur anwendet - stimm ich dir da zu.
Sinniger ist es, sich selbst mit den Vorwürfen auseinanderzusetzen. Verantwortung für die eigenen Emotionen, Gefühle, Gedanken zu übernehmen. Diese auszuhalten, bis man sie für sich verwendet und nicht mehr gegen andere.
Vorwürfe gehören nicht ins eigenständige Spektrum, sondern ins abhängige. Man braucht von anderen, was man nicht für sich tut.
Das machen Kinder so, sie geben ungefiltert ihre Emotionen nach außen - weil es noch notwendig ist.

Wer das als Erwachsener noch macht, hat Lernbedarf in diesem Punkt.

Wer in einem Streit nicht aushält, dass Dinge gesagt werden, die gewaltvoll sind, ist selber das Problem. (...) Aber man muss in der Lage sein, den abprallen zu lassen. Ihn als genauso ungerechtfertigt stehen zu lassen, wie man hinter ihn gucken muss und vielleicht doch das Körnchen Wahrheit in ihm zu finden. Das ist Konfliktfähigkeit.
*top*
Auch das ist dann eigenverantwortlich.
Es sind nur Worte und man kann lernen, dass diese überhaupt nicht physisch schaden. Psychisch tun sie nur weh, wenn ich sie so bewerte.
Das liegt in meiner Macht.

Diese Argumentation wird halt nur allzugerne als Ausrede benutzt, um selbst seine Emotionen derart an anderen auszulassen.
Und das ist wiederum nicht eigenverantwortlich *ggg*

GFK finde ich übertrieben, die Idee, die Ich-Botschaft zu sehen, könnte einen durchaus weiterbringen.
Wenn man dann auch begreift, wer für das Ich zuständig ist.
Und das nicht zweckentfremdet um weiterhin andere in die Pflicht zu nehmen, anstatt sich selbst.
******Fox Mann
2.328 Beiträge
Zitat von *********eeker:
Zitat von ****ow:
Bei einem Bedürfnis sage ich nicht "Du bist immer so und so", da benenne ich mein Bedürfnis, solche Aussagen fangen eher mit "Ich" an.

Das ist wieder GFK-Quatsch. "Ich erwarte von dir ..." ist eine absolut notwendige Aussage.
Kannst du so sehen. Aber viel Spaß wünsche ich dann doch den anderen Sichtweisen, nicht der Konfrontation. Das Gfk Label kam von dir, ich muss damit nicht leben (und schubladisieren).
****on Mann
16.232 Beiträge
Für Bedürfnisse einzustehen war und ist gerade ein wichtiges Thema für mich. Ich gehöre zu denen, die die eigenen Bedürfnisse für so unwichtig im Vergleich zu denjenigen aller anderen Menschen gehalten haben, dass sie sie verleugnen.

Als mir dieser Zug an mir klar wurde, habe ich nach und nach eine Wahrnehmung und Wertschätzung für meine Bedürfnisse entwickelt.

Für die Umwelt ist das ein überraschender Vorgang des "unbequemer Werdens" meiner Person. Bei anderen, die sich ihrer Bedürfnisse endlich bewusst werden, habe ich zuweilen bemerkt, dass sie sogar richtig, richtig unbequem wurden, mit einer Anmutung von Egoismus und starrer Durchsetzung.

Deshalb habe ich mir vorgenommen, meine Bedürfnisse in friedlicher Abstimmung mit der Umwelt und dem Bewusstsein für Soziabilität zu erfüllen. Dies ist keine erneute Leugnung, sondern ein ausgewogenes Fließenlassen von Bedürfniserfüllung.

Jahrelange eigene Bedürfnisleugnung beruht oft auf dem Glauben, die Geltendmachung eigener Bedürfnisse führe zu Konflikten, Unfrieden, Trennung und Zusammenbruch von Beziehung. Folglich wird dann (bei Erkennen, wie wichtig eigene Bedürfnisse sind) ein brachialer Auftritt für ihre Geltendmachung gewählt, der furchtbar "asozial" herüberkommt und tatsächlich zu Zerwürfnissen führt.

Das ist unnötig. Für die Erfüllung eigener Bedürfnisse zu sorgen heißt nur: Bekanntmachen, Verständlichmachen, Annehmen, Verhandeln, Verdeutlichen, Verantwortung Übernehmen.
*****olf Mann
1.973 Beiträge
Zitat von ****on:
Für Bedürfnisse einzustehen war und ist gerade ein wichtiges Thema für mich. Ich gehöre zu denen, die die eigenen Bedürfnisse für so unwichtig im Vergleich zu denjenigen aller anderen Menschen gehalten haben, dass sie sie verleugnen.
...
Das ist unnötig. Für die Erfüllung eigener Bedürfnisse zu sorgen heißt nur: Bekanntmachen, Verständlichmachen, Annehmen, Verhandeln, Verdeutlichen, Verantwortung Übernehmen.

Ich danke Dir!
******age Mann
3.161 Beiträge
@*********eeker
Das ist wieder GFK-Quatsch. "Ich erwarte von dir ..." ist eine absolut notwendige Aussage. Die hat einen klaren Adressaten. Die Aussage bleibt nicht bei mir, sondern ist völlig im außen. Aber sie ist grundehrlich. Dieses Bedürfnisgeschwafel der GFK auf dass die/der Gegenüber erkennt, was sie oder er denn zu tun hat, ist halt einfach passiv aggressiv.

Ich möchte an dieser Stelle einmal auf unterschiedliche Kommunikationsmethoden eingehen. Auch ich empfinde die ein oder andere Methode als passiv aggressiv und übergriffig. GFK eben nicht. Früher hatte ich davon auch kein gutes Bild, weil ich nur Grundkenntnisse hatte und lieber Zwiegespräche nach Möller angewandt habe - damit kam ich am weitesten.

Nun habe ich eine Frau kennengelernt, die GFK auf Trainerniveau beherrscht - da hat sich in den letzten Jahrzehnten offenbar viel geändert, die ist verdammt gut aufgestellt.

Kommunikationsstile bergen immer die Gefahr in sich, dass sie missbräuchlich angewandt werden und doch gibt es Unterschiede, welche Methoden übergriffiger sind (meiner Meinung nach NLP und EM) oder weniger übergriffig (meiner Meinuing nach GFK und Zwiegespräche). Das darf gerne jeder anders sehen.

Vorwürfe sind ebenfalls grundehrlich. Denn so empfindet die Person nunmal. Ist das übergriffig. Ja, ohne Frage. Diesen Vorwurf mühsam umzuformulieren und zu filtern ist genauso gewalttätig. Nur eben gegen mich selbst. Depressionen wir kommen..

Da steckt durchaus eine gehörige Portion Wahrheit drin. Dennoch macht der Ton die Musik und es darf gerne jeder bei sich und den eigenen Blockaden zuerst schauen. Ich musste das auch auf die harte Tour lernen.

*my2cents*
****on Mann
16.232 Beiträge
Vorwürfe sind in meinen Augen überhaupt nicht grundehrlich. Sie sind eine gelernt unkonstruktive Form der Bedürfnis-Bekanntgebung. Sie sind eine unbeholfene Form der Kommunikation.

Wir lernen in Kindheit und Leben, adäquat zu kommunizieren. Verwenden Begriffe allgemeinverständlich, verwenden Sprache und Körpersprache kulturell angemessen.

Doch gerade bei der Bedürfnis-Äußerung fehlt es oft doch an einer sinnvollen Kommunikationskultur. In Gesellschaft zu sein heißt: Nicht unbewusst wie ein Kind zu krähen: "Weg da, aus dem Weg!", "Gib schon her!", "Will ich nicht, basta!", "Du bist doof, wenn Du nicht tust, was ich brauche!".

Es ist sachlich nicht wahr, wenn ich einen Vorwurf äußere wie: "Immer lässt Du den Klodeckel aufstehen!" Denn ein Vorwurf ist keine sachliche Aussage, sondern enthält die Forderung: "Ich will verdammt noch mal, dass Du den Klodeckel stets schließt!" Wird aber passiv aggressiv wie eine angeblich sachliche Aussage formuliert. Vorwürfe sind manipulativ.

Hingegen ist "Ich will, dass Du den Klodeckel schließt" kein Vorwurf und eine klare, GFK-artige Aussage. Ich berichte von meinem Wunsch, von meinem Bedürfnis. Und "Ich will..." ist nicht weichgespült und manipulativ, sondern kristallklar.

Diese Aussage lässt auch den Raum, dass der Klodeckel-Offen-Fan sagen kann: "Und mein Bedürfnis ist, das Klo offen und bequem sofort nutzbar vorzufinden." Die Bedürfnisse liegen in ihrer (zumindest scheinbaren) Widersprüchlichkeit offen auf dem Tisch, und das Verhandeln kann beginnen.
******Fox Mann
2.328 Beiträge
Zitat von ******age:
Auch ich empfinde die ein oder andere Methode als passiv aggressiv und übergriffig.
Das sind nicht die Methoden, das sind die Nutzer.

Gerade bei Gfk kann es bei Menschen ziemlich schräg rüber kommen, wenn sie noch im Lernprozess sind. Jemand der innerlich kocht und aussen auf "lieb" macht bringt mich auch auf die Palme, das empfinde ich manipulativ und unecht.
****on Mann
16.232 Beiträge
Darum ist's für mich auch gut, Wut, Trauer, Angst direkt und ungeschützt am Anfang zu kommunizieren und um Raum für den passenden Ausdruck zu bitten. Wütend zu schreien (nicht als Konfrontation, sondern als Wutausdruck), zu weinen, zu zittern, was immer gerade gebraucht wird. Das Gegenüber weiß dann, was ich fühle, nichts ist versteckt, und zusätzlich durfte der Druck entweichen. Dann kann die eigentliche Kommunikation über die Bedürfnisse beginnen.
*****al4 Mann
798 Beiträge
Nein, Curious, ich sehe das anders. Für mich hören sich deine Darstellungen von Konflikten eher genauso an, wie ich sie in meiner Kindheit und Erziehung erlebt habe, nämlich schlicht als Kampf, wer da mit welchen Argumenten seine Bedürfnisse und Interessen durchsetzt und wer das schlicht auszuhalten hat, weil er ansonsten nicht konfliktfähig ist und nicht so anstellen soll.

Ich habe mich die letzten Jahre sehr bemüht, zwischen aktuellen, im Jetzt und Hier empfundenen Gefühlen und aus alten Verletzungen und entsprechenden "Dissoziationsmustern" entstandenen Emotionen zu unterscheiden. Dies nicht, weil es en vogue ist, "seine Schatten" "zu bearbeiten", sondern weil ich, in Reaktion aber auch Aktion sehr weitgehend aus diesen heraus agiert habe und darin eine so große Einschränkung in meinem Leben "ertrug", das ich sie konkret, mit Hilfe, angegangen habe.

Und nein, das war und ist kein Weichspülen, eher im Gegenteil. Ich habe nicht ertragen, wenn mich jemand antriggert – und ich war nicht zu ertragen, wenn ich in Auslösung um mich geschlagen habe. (Und nein, ist immer wieder tägliche Praxis; bin nicht Jesus und auch nicht fertig)

Mit Bezug auf den Eingangsthread: gerade das Differenzieren zwischen oben beschriebenen Gefühlen im Hier und Jetzt und den nicht gelebten Gefühlen aus der Vergangenheit (Vivian sagt dazu Emotionen) lässt mich meine tatsächlichen Bedürfnisse fühlen; sie sind dann eben nicht "Kompensation" oder "Ausweichen" oder "Vermeiden" irgendwelcher hochkommenden Emotionen. Und, total wichtig für mich: ich finde ein klares Nein gegenüber Situationen und auch Menschen, von dem aus ich dann ein klares: das will ich! suchen und finden kann. Es ist dann aber nicht mehr die Erwartung, das irgendwer auf meine Befindlichkeiten Rücksicht nimmt, sondern eine klare Bedürfnißäußerung.

Eine Wut aus aktuellem Gefühl bei irgendjemandem lässt sich nicht nur gut ertragen, sie ist auch authentisch und lässt mich den Menschen klar fühlen. Eine Wut aus unklaren und undefinierten Emotionen heraus ist schlicht unerträglich und klare Gewalt. Und da hilft auch keine Konstruktion aus noch so klugen Argumenten, denen man doch zu folgen habe.
******ter Mann
1.388 Beiträge
Nachdem hier das Thema Forderungen und Verantwortung aufkam und vertreten wurde, dass dies bei Beziehungen vorausgesetzt wird, würde ich gern nochmal meine Ansicht zur Unterscheidung von Forderungen und Wünschen darlegen.

Auch ich finde, dass sich gute Beziehungen dadurch auszeichnen, dass grundsätzlich die Partner das EIGENE Bedürfnis haben die Wünsche des anderen erfüllen zu wollen. Insofern ist es natürlich wichtig, dass Wünsche auch klar kommuniziert werden, denn nur dann ist es möglich sich dieser auch anzunehmen.

Entscheidend ist der Punkt danach - die Äußerung des Wunsches darf nicht zu einer Anspruchshaltung werden, die letztlich Forderungen, Enttäuschung und Verletzung zur Folge hat. Genausowenig darf die Erfüllung als Selbstverständlichkeit angesehen werden. Nur weil ich einen Wunsch geäußert habe muss dieser nicht erfüllt werden (allerdings wird "du wolltest doch" in Beziehungen immer gern verwendet, wenn man eigentlich nur selbst etwas will).
Die Entscheidung welcher Wünsche man sich annehmen möchte liegt beim Gegenüber, ich hingegen kann mich darin üben für jede dieser Erfüllungen dankbar zu sein, statt auf den scheinbaren Mangel zu gucken.
Der Grund weshalb ein Wunsch nicht erfüllt wird kann vielfältig sein - fehlende Mittel, Kollision mit eigenen Werten, Interessen oder der Selbstliebe, andere Priorisirung der geäuerten Wünsche (möglicherweise durch eine nicht ausreichend klare Kommunikation), etc.
Der Nichterfüllung von Wünschen stehen somit oft auch Wünsche des Schenkenden entgegen - die dieser abwägen muss. Und das ist der Grund, warum Forderungen übergriffig sind - denn ich erwarte, dass mein Partner meine Wünsche über seine eigenen setzt.

Daher finde ich, dass Beziehungen besser funktionieren, wenn sie auf dem Vertrauen aufbauen, dass alle Beteiligten von sich heraus gern Wünsche erfüllen, man klar kommuniziert, aber einander auch den Freiraum gibt eigene Wünsche zu berücksichtigen.

Polybeziehungen zeichnen sich darüber hinaus noch dadurch aus, dass die Eigenverantwortung für Wünsche noch einmal gestärkt wird, weil selbt bei emotionalen oder sexuellen Wünschen die Abhängigkeit von einer einzelnen Person durchbrochen wird, die ansonsten das Exklusivrecht der Wunscherfüllung für sich beansprucht (für mich das entscheidende Argument, das mich zur Polyamorie geführt hat).
******age Mann
3.161 Beiträge
Danke für die vielen schönen Beiträge nach meinem Beitrag.
Ja, erst nachdem ich meine Bedürfnisse adäquat ausdrücken kann,
werden sie bisweilen auch erfüllt. So ist das halt im Leben.
******Fox Mann
2.328 Beiträge
Ich finde garnicht das es darum geht Bedürfnisse erfüllt zu bekommen sondern diese Wünsche vor allem erst mal überhaupt wahr und ernst zu nehmen. Erst mal nur ganz alleine für mich und komplett unabhängig meiner Umgebungsbedingungen. Weil Wünsche die ich mir selbst nicht zugestehe werden garantiert nirgends erfüllt, auch nicht durch Zufall. Manchmal reicht es schon völlig wenn ich mich gehört und verstanden fühle. Und dann kann ich mich selber um die Umsetzung kümmern und brauche nicht mehr das dieser oder diese Eine das für mich tut.
*******enig Mann
10.063 Beiträge
Ich finde, es gehört zum Erwachsenen-Dasein, dass man akzeptieren kann, dass nicht jeder Wunsch in Erfüllung geht. Bei Wünschen, die nicht ausgesprochen und deshalb diffuse Erwartungen sind, umsomehr. Kommunikation muss erst einmal stattfinden, damit man sie in gewaltfrei, eigenzentriert oder was auch immer einteilen kann. Aber auch das Ergebnis dieser Kommunikation kann unbefriedigend sein, wenn die Wünsche nicht erfüllt werden. Besonders gefährlich sind die Wünsche, die in Erfüllung gehen, denn man muss danach mit dem Ergebnis leben. Das bedenken viele Leute nicht.
*******ich Frau
417 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von **********er_85:

Auch ich finde, dass sich gute Beziehungen dadurch auszeichnen, dass grundsätzlich die Partner das EIGENE Bedürfnis haben die Wünsche des anderen erfüllen zu wollen.

Versteh ich nicht.
Weshalb sollte jemand das Bedürfnis haben, einem anderen Erwachsenen seine Wünsche erfüllen zu wollen?

Mit Betonung auf Bedürfnis.
Das erscheint mir eher ungesund und eben nicht Baustein einer guten Beziehung.
Zitat von *******ich:
Weshalb sollte jemand das Bedürfnis haben, einem anderen Erwachsenen seine Wünsche erfüllen zu wollen?

Empathische Vermeidungsstrategie. Das kenne ich aus meinem Leben. Oft habe ich die Bedürfnisse meiner Partnerin wahrgenommen, bevor sie selbst das Bedürfnis fühlte. Das kann man verlernen - es gibt dem anderen ein Stück Freiheit zurück.

Kommunikation beginnt innen. Meine Bedürfnisse kann ich in mir finden, wenn ich den Fokus nach innen richte. Auf meine Gefühle, meinen Körper, meine Gedanken. So schaffe ich Klarheit in mir, und kann im Außen klar kommunizieren. Nochmals der Hinweis: Stelle nie deine Bedürfnisse über deine Werte. Nur so gelingt ein authentisches Miteinander...
******ter Mann
1.388 Beiträge
Zitat von *******ich:

Weshalb sollte jemand das Bedürfnis haben, einem anderen Erwachsenen seine Wünsche erfüllen zu wollen?

(Nächsten-) Liebe ?!

Anderen zu helfen macht uns Menschen nun mal auch selbst glücklich (s. z.B.:https://www.geo.de/wissen/ge … -das-helfen-gluecklich-macht). Und da wir ja glücklich sein wollen, wollen wir durchaus auch helfen. Wenn uns ein Mensch dann auch noch nahe steht und wir uns durch die Hilfe dann auch an seinem Glück erfreuen können - ist das nicht Motivation genug ein eigenes Bedürfnis zu haben anderen bei ihrer Wunscherfüllung zu helfen.


Edit: Man muss aber auch hier darauf achten, dass die Wünsche klar kommuniziert sind. Jemandem vermeitlich etwas gutes zu tun, weil wir denken, dass er sich etwas wünscht kann auch übergriffig sein, ebenso eine Bevormundung wenn wir helfen, obwohl der Wunsch besteht sich etwas allein zu erfüllen.
*******ich Frau
417 Beiträge
Gruppen-Mod 
@**********er_85

Was denn nun?
Du sprachst von Wunscherfüllung.

Jetzt von Hilfe zur Wunscherfüllung.

Und für mich gibts nen Unterschied zwischen Bedürfnis und „etwas gerne tun“.

Bedürfnis ist etwas, dass ich brauche.

Mit Nächstenliebe hat das nichts zu tun.
Man unterstützt sich untereinander, dass trägt zur Zufriedenheit bei (erhöht den Selbstwert im sozialen). Man freut sich, wenn man anderen eine Freude machen kann.

Wenn das zum Bedürfnis wird, dann will man (unbedingt) dem anderen seine Wünsche erfüllen. Das dient dann nicht mehr rein der Freude, teilweise gar nicht mehr.

Und das ist halt keine Nächstenliebe.

Eher Helfersyndrom. Und Helfen an sich kann auch ins ungesunde gehen. Einem anderen Erwachsenen seine Bedürfnisse zu erfüllen, anstatt ihn das selbst tun zu lassen.

Klingt nur nett. Ist aber (beidseitig) abhängiges Verhalten.

Dein „Edit“ geht mir da nicht weit genug. In einer guten, gesunden Beziehung kommt dann auch mal ein: Ich weiß, du wünscht dir das von mir, aber du kannst das selbst für dich tun bzw aushalten, dass dieser Wunsch unerfüllt bleibt.
******ter Mann
1.388 Beiträge
Wenn du das so definierst dann streiche "Bedürfnis", gemeint war das "sich freuen, wenn man anderen eine Freude machen kann". Also den eigenen Wunsch oder den eigenen Willen zu haben fremde Wünsche zu erfüllen, solange nichts dagegen spricht.

Und die Wunscherfüllung / Hilfe zur Wunscherfüllug sehe ich so, dass letztlich doch jeder selbst seine Wünsche erfüllt - nicht zuletzt durch die Entscheidung, dass gebotene auch anzunehmen. Insofern ist jede Wunscherfüllungshandlung letztlich nur eine Hilfe.

Das Helfersyndrom sehe ich ebenfalls als ungesund an, da es in der Regel auch zur Übergriffigkeit / Bevormundung / Entmündigung führt.
*********eeker Mann
1.581 Beiträge
@*****al4 Ich verstehe was du meinst und doch trifft es nicht das was ich meine. Wut, Ärger, Zorn, egal ob aus dem Affekt oder unverständlich diffus sind völlig normale Gefühle und nicht an sich gewaltvoll. Zumindest nicht mehr als Angst, Trauer oder Freude das sind. Gefühle lösen immer etwas beim anderen aus. Bestimmte Gefühle als gewaltvoll abzuurteilen ist falsch. Und während wir auf der einen Seite gesellschaftlich als erstrebenswert ein gefiltertes Verhalten fordern, regen wir uns anderwrseits auf, dass niemand mehr Gefühle zeigen könne.

Aber genau da liegt das Problem. Und genau das beschreibst du in deinem Text. Du beschreibst die unangenehme Angst, die Wut anderer in deiner Kindheit ausgelöst hat. Du bist kein Kind. Und ich habe auch nicht von einem Machtgefälle zwischen den beteiligten gesprochen. Wenn da jemand sitzt und vor mir in Tränen ausbricht, ist das genauso gewaltvoll. Es beeinflusst mich auf andere Weise, aber ist genauso unmittelbar. Wenn da jemand vor mir einen Feixtanz ausführt, ist das genauso gewaltvoll. Ich kann mich dem nicht entziehen. Ich erfahre je nach Situation Neid oder selber ein Freudengefühl. Nur weil letzteres irgendwie "gut" ist, wird das Ausleben des Gefühls nicht weniger gewaltvoll.

Aber in jedem dieser Fälle muss ich lernen damit umzugehen. Die Alternative ist eine Welt aus gefilterten Fassaden. Ein dünner Firnis der die Echtheit überdeckt. Das ansich ist autoaggressiv und keinen Deut weniger gewaltvoll. Es erfordert selbstverständlich Selbstreflexion jedem dieser Gefühle gegenüber. Von allen Beteiligten. Es geht auch nicht darum Blitzableiterreaktionen zu verteidigen. Es geht darum, dass Gefühle in Konfliktsituationen völlig normal sind. Ausgelöst durch Missverständnisse und Enttäuschungen.

In einem professionellen Umfeld kann ich erwarten, dass sich jemand diese Gefühle und Emotionen nicht anmerken lässt. Im geschützten Raum meiner Beziehung will ich mich zeigen können mit meinen Gefühlen und ich will auch, dass die anderen ihre Gefühle zeigen.
*****al4 Mann
798 Beiträge
Nein, du verstehst anscheinend nicht was ich meine, und nein, ich habe nirgends von unangenehmen Gefühlen gesprochen, die unbedingt weg müssen. Und nein, ich habe auch nirgends von gefilterten Fassaden geschrieben, im Gegenteil. Auch nicht von guten oder schlechten Gefühlen.
Übrigens ist ein Gefühl niemals gewaltvoll.
*******ouce Paar
114 Beiträge
Sie schreibt
Wow, was für ein schwieriger Thread. Ich muss zugeben, dass ich viele Aussagen nicht unbedingt verstanden hab. Da fehlen mir Vorkenntnisse oder Hintergründe.
Ich hab gerade überlegt, ob es die eine "gute" Kommunikationsform gibt. Und zweifle.

Also ist es nicht eher so, dass Beziehung da gut funktioniert, wo Sender und Empfänger einen ähnlichen Code benutzen? Ich weiß z.B. dass ich mit einem Partner eine Kommunikationsform habe, die auf Außenstehende gewaltsam wirkt. Aber wir haben da untereinander meistens keine Probleme.

Mit meinem anderen Partner ist es ganz anders. Ganz nett und liebevoll und von jetzt auf gleich komplett emotional explodierend. Wir passen von der Streitkultur nicht ganz so gut zusammen. Aber mit jedem Jahr stellen wir uns mehr darauf ein, die Metaebene des anderen zu verstehen. Also man lernt die Kommunikationsmuster des anderen und hat weniger Missverständnisse.

Ich denke auch, dass Vorwürfe eben mal da sind. Aber so lang es kein Dauerzustand ist (also permanente Gewalt dem anderen Gegenüber ist) und aufgearbeitet wird (also hinter den Vorwurf schauen) alles in einem akzeptablen Rahmen. So ein Vorwurf verrät ja doch viel über die Verletzung des anderen. Kloputz-Beispiele find ich schwierig, weil die komplett auf einer organisatorischen Sachebene laufen, vielleicht auch mal hitziger, aber doch eher nicht emotional. Explodiert es nicht eher da, wo man sich nicht durch den anderen gesehen fühlt?

Ich war mein Leben lang sehr gefühlskontrolliert, weil Gefühle sehr angreifbar machen. Und Bedürfnisse äußern hab ich mich auch nicht getraut. Ich bin vor Jahren in einer schweren Depression fast dran erstickt. Ich weiß, wie es ist, wenn man nicht aus seiner Haut kann. Und jetzt bricht es ab und zu aus mir heraus, bei Menschen, denen ich vertraue. Auf Gfk usw. achte ich dabei nicht - ich bin tatsächlich dann sehr überfordert von diesen Gefühlen. Mache auch viel mit mir selbst aus und gehe zu meinen Partnern, wenn ich das nicht schaff. Und ja, so ein Ausbruch stößt auch sie vor den Kopf, also manchmal. Nur bin ich erstmal froh, dass es überhaupt raus kann.

Sie setzen sich mit mir auseinander und dann kann ich mit mir etwas milder umgehen. Bedürfnisse auszudrücken, ohne mich schlecht zu fühlen, weil ich denke, es stünde mir nicht zu, ist sehr herausfordernd. Und da ist es hilfreich, wenn die Partner, mich dazu auffordern und nicht locker lassen.

Vermutlich würde es nicht funktionieren, wenn einer sagen würde: "Soll sie kommen, wenn sie was will, ich kann nicht hellsehen".

Also geht es nicht auch darum, gegenseitig Schwächen ausgleichen? Gemeinsam sind wir stark?

Ich denke, Bedürfnisse sollten ausgedrückt werden und man kann sich dem anderen zumuten. Ich bin darin nur nicht sonderlich konsequent. Ein Ausbruch zeigt dann doch eher die seelische Not und ist dann fast zu spät.
******tar Frau
4.836 Beiträge
Themenersteller 
Ich finde es schön, was aus dem Thema geworden ist. Danke für die Beteiligung eines Jeden.... *g*

Zu dem Stand der Dinge, wir haben uns gestern und heute ausgetauscht und kamen zu dem Schluss, dass aktuell (!) in einem Bereich des Miteinanders die Bedürfnisse und Prioritäten nicht zusammenpassen und lassen diesen daher weg. Es ist im Fluss und kann sich wieder ändern. Alles andere bleibt wie gehabt. *g*

Und ich von meiner Seite bin froh, dass ich aus einer Selbstliebe heraus agiert habe und einen für mich schwierigen Teil, an dem ich schon länger nage, mal resoluter angesprochen und nun vorläufig losgelassen habe. Weils mich einfach zu sehr verletzt und es aber keine Chance im Miteinander gibt, das zu ändern.
*******ouce Paar
114 Beiträge
Zitat von *****al4:
Eine Wut aus aktuellem Gefühl bei irgendjemandem lässt sich nicht nur gut ertragen, sie ist auch authentisch und lässt mich den Menschen klar fühlen. Eine Wut aus unklaren und undefinierten Emotionen heraus ist schlicht unerträglich und klare Gewalt. Und da hilft auch keine Konstruktion aus noch so klugen Argumenten, denen man doch zu folgen habe.

@*****al4 kannst du das bitte genauer erklären? Ich finde das sehr interessant, kann es aber schlecht greifen.

Ich finde Wut nur gut zu ertragen, wenn ich in emotionaler Distanz zum anderen bin, also nie im Streit. Mir sind die von dir benannten Unterschiede nicht so klar. Und ich verstehe den letzten Satz nicht so recht, würde es aber gern.
*******ich Frau
417 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich finde diesen inflationären Gebrauch der Betitelung als Gewalt unheilvoll bis missbräuchlich und teils schlicht absurd.

Es ist gut, sich bewusst zu machen, wo schädigende Verhaltensweisen anfangen: Beim „gegen den anderen“.
In der Intention, unserem inneren Zustand.
Vieles was daraus resultiert, ist schlicht unbedacht, affektiv.
Wir haben in unserer Sprache sehr viele alltägliche Redewendungen, die schädigendes Potential haben.
Hier von Gewalt zu sprechen, per se, ist absurd. Und es fehlt jegliche Relation zu dem, was wir eigentlich unter Gewalt verstehen.

Ich schätze es sehr, bewusst und achtsam mit der Sprache umzugehen, eben um dieses Potential zu entdecken und nicht unbewusst zu verwenden.
Denn es liegt nicht in meiner Absicht zu schädigen. Und das traue ich jedem anderen auch zu - dass er keine schädigende Absicht hegt.

Gerade im Umgang mit Kindern wirkt da vieles hemmend für die Entwicklung des Selbstwertgefühls. Und eben auch schädigend bei Personen mit entsprechendem Mangel an dieser Stelle.
Allerdings, und das wird in solchen Diskussionen schnell übersehen:
Es zählt insgesamt viel weniger was wir an einzelnen Worten benutzen, als die Intention dahinter und begleitende Verhaltensweisen.
Das kommt an und das formt wiederum die Sprache, die wir anwenden.
Und erst dann sollte man anfangen von Gewalt zu sprechen, wenn man wieder und wieder verbal schädigend wird, begleitet mit einem entsprechenden Umgang. Wenn man nicht willens ist hinzusehen, welche Auswirkung das eigene Tun aufs Gegenüber hat.

Das ist der springende Punkt.
Denn kaum jemand nennt es Gewalt, wenn einem versehentlich jemand auf den Fuß latscht. Wenn das zielgerichtet passiert... dann schon eher. Und wenn es wieder und wieder passiert, ohne dass ich dem ausweichen kann, dann auch.

Wenn man hergeht und nun die Sprache anderer als „gewaltvoll“ tituliert - was steckt dahinter? Wozu dient das?
Da wird der Absender zum Täter gemacht. Und völlig verkannt, dass derjenige höchstwahrscheinlich unbedacht geredet hat.

Bewirkt man damit gutes? Nein. So etwas ist auch ein „gegen den anderen“.

Und nein, ich finde es ist auch absolut nicht gewaltvoll, nur weil ich mich einer Situation nicht entziehen kann. Das genügt nicht.
Es verkennt die Möglichkeit des Individuums, es pauschalisiert die Situationen und es ist schlicht übertrieben.


Es gibt bessere Wege, geeignetere Worte um zu beschreiben, welche Wirkung etwas haben KANN.
Und nicht definitiv hat.
Dazu gehört der gesamte Kontext.
*******ouce Paar
114 Beiträge
Sie schreibt
@*******ich
Du hast gerade super perfekt beschrieben, was ich unterschwellig beim Lesen des Threads im Kopf hatte, es aber gedanklich nicht zu fassen bekam. Danke!
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