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Polyamorie - Verteilungskampf oder Liebe?

*****al4 Mann
798 Beiträge
Ich habe zu dem Thema “Bedürfnisse" immer wieder das "Aufflackern" einer Meinung, Haltung; vielleicht auch nur Gedanken. Würde diese aber gern mal teilen, und vielleicht könnt ihr mir helfen, mich zu verstehen.

Bedürfnisse wollen gesehen und ge- und beachtet werden, zunächst einmal von mir selbst (was garnicht immer einfach ist...), und auch vom Gegenüber. Die Erfüllung muss zunächst mal garnicht sein.

Von mir ausgegangen: es ist mein Bedürfnis. Nun fällt mir eigentlich kein Bedürfnis ein, das ich unbedingt von meinem Gegenüber erfüllt haben muss, weil ich es sonst nicht erfüllt bekommen würde. Im Fall vom Kind ist das meist so; da sind die Eltern der ver- und umsorgende Teil. Aber als Erwachsener?

Wenn ich zB das Bedürfnis nach Körperlichkeit habe, bin ich definitiv nicht auf meinen Partner angewiesen; andere Mütter haben auch schöne Söhne und Töchter. Mein Bedürfnis nach Ruhe, nach spannendem Gespräch, nach Aufruhr oder Strandurlaub oder wasweissich – definitiv angewiesen bin ich auf meine Partnerin nicht, das sie diese erfüllt. Ich kann mir immer Wege und Menschen suchen, mit denen ich meine Bedürfnisse erfülle.

Aber – das will ich oft garnicht. Ich möchte mein Bedürfnis MIT meiner Partnerin erfüllen. Sie muss es mir nicht erfüllen, aber ich möchte es gern mit ihr erfüllt haben. Mit dieser für mich wesentlichen Betrachtungsweise wird jede Bedürfnisäußerung zu einem Beziehungsangebot – oder? Ich äußere mein Bedürfnis – hey ich möchte mit dir. Ich brauche nicht, mein Gegenüber ist nicht in Verpflichtung, etwas zu erfüllen. Aber ich möchte, und es tut gut, mich so mitzuteilen und gehört zu werden. Aus dem "mit dir" oder andersherum "mit mir" wachsen total viele Möglichkeiten, mitzugehen – oder eben auch loszulassen.

Vielleicht ist dieses Grunddenken, das ich meine Bedürfnisse unbedingt von meinem Gegenüber erfüllt bekommen muss, total einengend oder immer noch so eingeengt, wie es das als Kind definitiv war. Und bei Nichterfüllung so irgendwas von Entzug oder Bedürftigkeit übrig bleibt. Und irgendwie auch gelernt, das man seine Bedürfnisse im Sinne der Beziehung auch zurücksteckt, wenn man denn seinen Partner ganz doll liebt.

Vielleicht macht dieser Unterschied "von dir " "mit dir" ganz vieles ganz weit?

Oder Quatsch?
Zitat von *****al4:
Aber – das will ich oft garnicht. Ich möchte mein Bedürfnis MIT meiner Partnerin erfüllen. Sie muss es mir nicht erfüllen, aber ich möchte es gern mit ihr erfüllt haben.

Ich finde, das ist kein Quatsch, sondern wunderschön! Ich habe das oft auch schon so gefühlt, und habe auch genau dieses Bedürfnis - das Bedürfnis, mein Bedürfnis mit genau diesem Menschen, mit dem ich mich in Liebe fühle, zu teilen.

Zitat von *****al4:
Mit dieser für mich wesentlichen Betrachtungsweise wird jede Bedürfnisäußerung zu einem Beziehungsangebot – oder?

Ja - definitiv! Was aber, wenn meine Liebste das nicht als Geschenk, sondern als "Druck" empfindet, ihrerseits den Wunsch nach teilen erfüllen zu müssen ?

Ich kenne eben auch umgekehrt diese Enge, die ich oft gefühlt habe, wenn ein solches "Geschenk" auf mich zu kam, genau das mich aber in dem Moment so getriggert hat, dass ich eng wurde!

Und das ist eben keine Ablehnung! Sondern eine Abgrenzung; warum auch immer.

Was passiert dann? Ich fühle mich zu viel, zu intensiv, zu fordernd einerseits. Und andererseits abgelehnt, nicht gesehen, im Bedürfnisvergleich abgewertet.

Was mir hilft dabei: Ich zeige mich mir selbst nackt - was ist gerade in meinem Körper los? Was fühle ich wirklich? Welche Geschichte erzählt mir mein Kopf zu dem, was ich gerade als wahr nehme?

Und dann zeige ich mich so - teile mich mit. Genau so, wie ich gerade da bin.

Bestenfalls bekomme ich meine Partnerin auch so zu "sehen". Und dadurch fühle ich, wie sie gerade da ist. Wie sie wirklich da ist.

Das reißt die Mauer einfach ein. Weil da jemand ist, der mich sieht, und ich sie wirklich sehen darf. Da ist das Thema einfach weg, und dieses Echte zwischen uns IST die Wahrheit! Das nährt mehr, als alles, was ich geben und teilen will ...
*******ouce Paar
114 Beiträge
Sie schreibt
Zitat von *****al4:
Mit dieser für mich wesentlichen Betrachtungsweise wird jede Bedürfnisäußerung zu einem Beziehungsangebot – oder? Ich äußere mein Bedürfnis – hey ich möchte mit dir.

Ja, schön beschrieben.

Dazu kommt, dass ich manche Bedürfnisse ja ziemlich personenbezogen entwickel. Vieles davon dient dem Beziehungsangebot, wie du es nennst.
Die Bedürfnisse existieren gar nicht unbedingt losgelöst vom Partner. Und ich denke, in einer nährenden Beziehung haben beide ein großes Interesse, das Beziehungsangebot anzunehmen. Sonst ist es irgendwann eine Schieflage.
*******ias Frau
4.411 Beiträge
Danke @**MK für das Thema.

Zitat von **MK:
Ich schwinge höher, mein Herz schlägt schneller, wenn mir ein Mensch begegnet, bei dem ich Resonanz spüre. Resonanz bedeutet, dieser Mensch sendet etwas aus, was mich berührt. Vielleicht, weil es mir gefühlt fehlt. Vielleicht, weil genau dieser Mensch etwas in mir berührt, nach dem ich mich sehne - obwohl das auch in mir vorhanden ist.

Das sehe ich auch so.
Ich denke, dass uns die Liebe die Chance gibt zu wachsen und somit unabhängiger zu werden.

Sagen wir zum Beispiel, ich habe ein Ziel im Leben, bin auf dem Weg, doch dann liegt da ein großer Felsbrocken. Nun entspricht es am ehesten meinem Naturell über den Felsbrocken zu klettern. Das habe ich früher nahezu immer gemacht, auch wenn es sehr schwierig war. Und da ich das schon oft gemacht habe, bin ich gut darin geworden.

Bei Freunden von mir ist das anders.
Freund A sprengt solche Felsbrocken am liebsten in die Luft. Freund B weicht Felsbrocken am liebsten aus und findet einen alternativen Weg. Das ist nun mal deren Naturell. Extreme Gegensätze. Und das ist einer der Gründe, warum die beiden sich nicht leiden können.

Freund A ist es reichlich unsympathisch, dass da einer (Freund B) einfach ausweicht. Während er für mein Drüber-Klettern wollen noch Verständnis aufbringt. Wenigstens lasse ich mich nicht von einem Felsbrocken verscheuchen! Und in gewisser Hinsicht fand er mein Drüber-Klettern auch ad hoc faszinierend, liebenswert & anziehend während ich mich u.a. in seine Art des Wegsprengens verliebte. Wir fanden solche Geschichten aus dem Leben des anderen total spannend. *love*

Doch wenn auf unserem gemeinsamen Weg ein Felsbrocken auftauchte, hatten Freund A und ich so einige leidenschaftliche Streitigkeiten, wegen des Wegsprengens oder Drüber-Kletterns. *gr2*
In den ersten Jahren stritten wir besonders oft darüber. Was wäre in der konkreten Situation effektiv oder uneffektiv? Sinnvoll oder unsinnig? Braucht die Welt diesen Felsbrocken noch? Wenn wir ihn aus dem Weg räumen, können sich Nachfolgende nicht mehr an ihm messen. Wollen wir diesen Weg frei räumen? *streit*

Im Laufe der Jahre wurden wir jedoch ein eingespieltes Team. In manchen Situationen gab ich ihm Recht und wir sprengten den Felsbrocken gemeinsam in die Luft. In anderen Situationen gab er mir Recht und wir kletterten gemeinsam über diesen Felsbrocken.

Freund A wurde relativ gut im Drüber-Klettern.
Ich wurde relativ gut im Felsbrocken wegsprengen.
Nicht nur unser beider Fähigkeiten sind gewachsen sondern auch das Bewusstsein für unser Tun.

Dasselbe mit Freund B (alternative Wege ausloten).

Und ich wurde freier in meinen Entscheidungen.

Wenn ich im Leben bei der Verfolgung eines Ziels mal wieder auf einen Felsbrocken stieß, dann setzte ich zunehmend von mir aus die Fähigkeiten meiner Freunde ein. Oder aber ich rief sie um Hilfe. Da ich mit meinen Fähigkeiten nicht weiter kam, aber erkannte: "Hey. Ein Sprengmeister wie Freund A kann genau das, was ich jetzt brauche aber worin ich selbst nicht gut genug bin." Vice versa.

Doch je mehr wir am anderen gewachsen sind, desto seltener wurden diese Situationen des gegenseitigen Brauchens und Gebraucht-Werdens.

Und das Paradoxe ist: Je unabhängiger wir voneinander wurden, desto größer wurde unsere Verbundenheit. Wenn ich in schwierigen Situationen die Fähigkeiten oder mentalen Einstellungen meiner Freunde verwende, dann spüre ich sie, ihren Beistand - auch wenn sie gerade sonst wo in der Welt herum geistern.


Aber so läuft das nicht immer mit der Liebe.
Jeder Mensch muss für sich selbst entscheiden, ob und in welche Richtungen er wachsen mag.
Und in manchen Punkten streben Menschen trotz aller Liebe nicht nach Wachstum. Sondern danach, das gegenseitige Brauchen und Gebraucht-Werden für ewig und drei Tage aufrecht zu erhalten.
Ob platonische oder romantische Liebe, ob Poly oder Mono spielt dabei meines Erachtens keine Rolle.

Die Frage ist dann, ob das zu mir passt.
Ich persönlich fühle mich tendentiell eher benutzt, denn geliebt, wenn einer sich so rein gar nichts von mir abschauen und selbst machen mag. Da gar nicht nach eigenem Wachstum strebt.
Ich kann mit dieser "Art von Liebe" wenig anfangen.
Und noch schlimmer ist es für mich, wenn ich gerne wachsen will, mein Gegenüber mich aber klein halten will, um weiterhin von mir gebraucht zu werden. (zum Beispiel dieses: Nein, das darfst du nicht sein. Du bist doch die Frau und ich der Mann. Mach mir das nicht streitig.)

Schwierig.
Einerseits ist das für mich keine Liebe. Andererseits mag ich anderen Menschen ihre Gefühle nicht absprechen. Und dann zwischen "Liebe und Wertschätzung" zu unterscheiden oder von "verschiedenen Arten von Liebe" zu sprechen, bringt oftmals auch nichts. Der Mensch versteht mich nicht. Und ich verstehe ihn auch nicht wirklich.
*******uit Frau
165 Beiträge
Oh, ist das ein schöner Beitrag, @*******ias. Da will ich 10x Danke drücken!
Miteinander wachsen, verlässlich, aber ohne zu sehr festzuwachsen - und nie so, dass man dem anderen sein Wachstum begrenze. Ich kann mir das mit der innigen Verbundenheit gerade im (los-)gelassenen Sein sehr gut vorstellen. Sich gegenseitig bereichern, ohne Dauerpräsenz und Dauerverfügbarkeit abzuverlangen. Das hat nichts mit Beliebigkeit oder Mangel an Bindung zu tun in meinen Augen (und meiner somit rein persönlichen Sicht), sondern nur damit, dass man ein eigenes Fundament hat und alles Gemeinsame davon lebt, dass es von allen Beteiligten so gewollt wird.
*******ias Frau
4.411 Beiträge
Bei Verteilungskämpfen spielt meines Erachtens immer dieses Wachstum ja/ nein mit hinein.

Wenn ich aus den Augen verloren habe, wofür der Mensch steht... was uns zwei verbindet...

Wenn ich auf dem gemeinsamen Weg mit Freund B (neue Wege ausloten versus drüber klettern) Felsen in die Luft sprengen will (wie Freund A)...

Oder wenn ich auf dem gemeinsamen Weg mit Freund A (Felsen in die Luft sprengen versus drüber klettern) neue Wege ausloten will (wie Freund B)...

Dann kommt etwas in unsere Zweier-Beziehung, was ich vorher nicht gelebt habe und was mein Freund kacke findet, während ihm das, was er einst an mir liebte, gerade fehlt. Und warum? Weil ich zuletzt so viel Zeit mit dem Anderen verbrachte. Selbstverständlich wird da der Andere in seinen Augen zum "Schlechten Einfluss."

Ich glaube, bei den Verteilungskämpfen um mehr Zeit spielt oft auch mit hinein, dass man den geliebten Menschen vor zu viel "schlechtem Einfluss" bewahren will. Bzw. dass man die eigene Beziehung zum geliebten Menschen bewahren will.

Machte ich mir hingegen bewusst, mit welchem Menschen ich gerade jetzt unterwegs bin und konzentrierte ich mich auf unseren gemeinsamen Weg, dann ließen auch die Verteilungskämpfe nach. Und ich konnte ohne allzu große Reibungsverluste in beiden Richtungen wachsen. *g*


Andersherum geht es mir ja genauso.
Also in einer V-Konstellation mit einem Mann und zwei Frauen.

Das fängt oft schon in den Gesprächen "über die Andere" an.

Nehmen wir eine Skala von 1 bis 5.
Die andere Frau steht bei 1. Er bei 3. Ich bei 5.

Er erzählt mir von etwas, was er mit der Meta-Amour erlebte.
In seiner lustigen Annekdote lief irgendwas schief, doch das Happy-End war, dass die beiden an Punkt 2 zusammen fanden. Schöner Kompromiss für die beiden.
Aber warum erzählt der Mann mir davon?

Ist der Mann danach immernoch zu unserem Kompromiss an Punkt 4 bereit?
• In der Regel lautete die Antwort darauf: Nein. *nein*

Also so wirklich scharf bin ich nicht, mir so eine Annekdote anzuhören. *floet*

Ich will nicht immer wieder um unseren Kompromiss an Punkt 4 kämpfen müssen!

Er kann ja gerne wachsen. Auch in Richtungen wachsen, die so gar nicht meins sind.
Doch bei so einem Verhalten fragte ich mich, ob er jemals in meine Richtung (5) wachsen wollte.
Oder hatte er mir da bloß etwas vorgemacht und spielte nun beide Frauen gegeneinander aus?

Annekdoten, die so gestrickt sind, finde ich schwierig.
Da steht von seiner Seite aus die Erwartung im Raum, dass ich mich mit ihm freue.
Darüber freue, dass er mit einer anderen das entwickeln kann, was ich ihm nicht geben kann.
Doch in vielen Fällen, in denen mir das Mitfreuen gelang, wurde es danach gegen mich verwendet.

Nein. Er wollte nicht wachsen.

In besonders üblen Fällen wollte er weder in Richtung 1 noch in Richtung 5 wachsen.
Er verlor zunehmend seine Kompromissbereitschaft und beharrte auf Punkt 3.
Dazu spielte er beide Frauen gegeneinander aus. *wuerg*

Es gibt zwar auch positive Ausnahmen. Also Männer, die trotz so einer Annekdote in beide Richtungen wachsen wollen. Aber das ist a) selten der Fall. Und b) finde ich die Erwartungshaltung, der/ die Partnerin solle für jedes Wachstum - auch das, was er/ sie nicht mag - Interesse aufbringen und es "gut heißen" kindisch.

Er will die Freiheit in xyz auch in eine andere Richtung zu wachsen?
Gut. Dann mache er sich frei von der Erwartungshaltung, in xyz von mir positive Bestätigung zu erhalten!


Annekdoten, die anders gestrickt sind, gefallen mir wesentlich besser.

Nehmen wir eine Skala von 1 bis 5.
Die andere Frau und ich stehen bei 1.
Der Mann steht an Punkt 3.

Er erzählt mir von etwas, was er mit der Meta-Amour erlebte.
In seiner lustigen Annekdote lief irgendwas schief, doch das Happy-End war, dass die beiden an Punkt 2 zusammen fanden. Schöner Kompromiss für die beiden.
Warum erzählt der Mann mir davon?

Das Teilen von gute Ideen, die aufgegriffen und weiterentwickelt werden, finde ich toll. *top*

Womöglich taugt dieser Kompromiss an Punkt 2 auch für uns zwei.
Zumindest ist so etwas Konkretes eine gute Diskussionsgrundlage bzw. Inspiration für einen eigenen Kompromiss. Dann lebt er mit der anderen 2a und mit mir 2b. Auch gut.

Solche Annekdoten empfinde ich als Bereicherung für unsere Beziehung.
Und nach meiner Erfahrung nehmen die ganzen Verteilungskämpfe, wer nun wieviel Zeit mit wem verbringt, rapide ab, wenn die Gespräche "über die Anderen" hauptsächlich aus Annekdoten bestehen, die so gestrickt sind.
*******uit Frau
165 Beiträge
Liebe @*******ias, was sich mir da spontan für eine Frage aufdrängt:

Ist es nicht gerade das Wesen des Kontaktes mit anderen Menschen, dass sie mir jeweils etwas geben udn ich ihnen, das von unserem jeweils individuellen Wir lebt und daher schon im Grundsatz nicht "von einem anderen gegeben werden kann"?
Beispiel: Ich bin bi, und obwohl es sicher nicht nur um Erotik geht, sei dies als Beispiel genannt, weil es so schön einfach darstellbar ist. Es ist glasklar, dass gewisse Eigenschaften des Kontaktes mit einer Frau von meinem Partner nicht gegeben werden können. Klar nicht, aber das ist nicht mein Anspruch und schon gar nicht sein Defizit.

Was ich nun - generell gesprochen - wollen würde, wäre lediglich, dass er mir ermöglicht, ohne Schuldgefühle diese Seite zu leben. Mitfreuen muss er sich nicht, so lange auch kein Groll nach dem Okay kommt.

Ist es nun so, dass ich mit einem anderen etwas mache, was er gern mit mir machen würde und auch kann, verstünde ich Gefühle des Zurückgesetztfühlens zwar mehr, aber auch das ist etwas, wo der erste Adressat zur Bearbeitung er wäre und dann ich. (Umgekehrt natürlich genauso gültig)

Warum ich das so sehe: Weil niemand Anspruch auf gegebene Nähe hat. Die ist immer vom Sender aus freiwillig. Und fertig. Und tun sich da über die Zeit zwischen Menschen zu große Diskrepanzen auf, dann muss man es aushandeln, aber ganz sicher nicht mit Verboten, Kämpfen und dergleichen. Die Frage ist ja: Warum macht jemand was mit Person A und nicht mit Person B? Und wenn Person B das ultraschade findet: WIe sehr udn wie liebevoll hat sie sich bemüht um die Zeit des anderen?
Welchen Wert hätte es, den angeblichen Konkurrenten wegzubeißen mittels Drohung und dann den geliebten Menschen gefesselt und geknebelt 100 % als seins zu haben? (ich überspitze...)
*******ias Frau
4.411 Beiträge
@*******uit Ich könnte mir vorstellen, dass wir in einigen Punkten dieselbe oder zumindest eine ziemlich ähnliche Einstellung haben. Dennoch kann ich gerade nicht so ganz packen, worum es dir geht. Also auf die Gefahr hin, dass ich nun völlig an dir vorbei schreibe...


Zitat von *******uit:
Liebe @*******ias, was sich mir da spontan für eine Frage aufdrängt:

Ist es nicht gerade das Wesen des Kontaktes mit anderen Menschen, dass sie mir jeweils etwas geben udn ich ihnen, das von unserem jeweils individuellen Wir lebt und daher schon im Grundsatz nicht "von einem anderen gegeben werden kann"?

Selbstverständlich ist die Dritte, abwesende Person nicht für das verantwortlich, was mein Gegenüber sagt und tut.

Aber das hier
Zitat von *******uit:
Ist es nicht gerade das Wesen des Kontaktes mit anderen Menschen, dass sie mir jeweils etwas geben udn ich ihnen, das von unserem jeweils individuellen Wir lebt
passiert nicht automatisch. *nono*

Zumindest glaube ich nicht, dass dieses "individuelle WIR" das Wesen eines jeden Kontaktes ist.

Meinst du damit die Zweisamkeit oder die Dreisamkeit?

(In meinem vorherigen Beitrag ging es mir darum: Dass der Mann die Zweisamkeit nicht aufrechterhalten kann oder will.)

Wie genau würdest du das "individuelle WIR" definieren?
*******ias Frau
4.411 Beiträge
Apropos Verteilungskämpfe um Aufmerksamkeit...

Seit der Verbreitung von Handy, SMS... Smartphones, Messenger... sind viele Menschen gewöhnt, alle möglichen Erlebnisse zeitnah mit der Welt zu teilen.
Und manche Menschen sind im Geiste überall & nirgends mehr "anwesend".

Ob ich mit der Reaktion oder Nachricht gemeint bin/ nicht gemeint bin? *nixweiss*
Aufmerksamkeit?
Oder attention deficit trait = die Sucht nach Unterbrechung?

Ob da am anderen Ende eine Meta-Amour oder irgendein Kumpel von ihm hängt, ist mir doch Scheiß egal:
Er ist geistig nur noch flackerhaft anwesend.
Wie ein Irrlicht.
Mir sind diese Süchtlinge nach Unterbrechung zu geistesschwach.
Sollte der Mann tatsächlich in diese Kategorie fallen, will ich ihn nicht. Aber sowas muss ich ja erst mal herausfinden.

Verteilungskampf um mehr Aufmerksamkeit? - Nein, das würde ich so nicht sagen. *nein*

Ich fordere den Mann heraus. Nicht die Frau.

Ich suche in Punkto Bewusstsein ein altmodisches Modell "Mann" inklusive Selbstkontrolle und integrierter Emotions-Regulation.
(Also einen Mann, der auch mal ein paar Stunden offline laufen und alleine-sein kann, ohne emotional instabil zu werden.)

Der Mann trifft diverse Selbstauskünfte & Absichtserklärungen. Daraufhin fordere ich ihn heraus.
Mit "der Konkurrenz" (Meta-Amour) haben diese Herausforderungen nichts zu tun.


Zitat von *******uit:
Und tun sich da über die Zeit zwischen Menschen zu große Diskrepanzen auf, dann muss man es aushandeln, aber ganz sicher nicht mit Verboten, Kämpfen und dergleichen.

Keine Verbote? Warum denn nicht? Mein Reich = meine Gebote & Verbote.
In meiner Wohnung bin ich die Hausherrin. Und wer nicht hören will, der fliegt.

Smartphone und Handy sind in meinem Wohn-/Schlaf-Raum verboten. Diese sind vor Betreten des Raumes in der Diele abzulegen. Ebenso wie Schuhe oder Stiefel.
In meiner Wohn-Küche sind Stiefel und Smartphones erlaubt.

Bis dato habe ich noch keinen Mann in mein Wohnzimmer bzw. Schlafzimmer gezwungen oder dort eingesperrt. Er kann ja jederzeit gehen. Dennoch scheint es für einige Männer zum großen Abenteuer - Mutprobe! - geworden zu sein, sich - ohne Smartphone!! - allein mit einer Frau in einem Raum aufzuhalten.

*hm* Also ich hab ja schon immer mit Jungs Mutproben gespielt.
Bereits im Kindergarten.
Aber hätt' mir vor 20 Jahren einer gesagt, dass ungeteilte Zweisamkeit eines Tages zur Mutprobe mutiert, hätt' ich mich schlapp gelacht. *haumichwech*
********er62 Mann
2.463 Beiträge
gute Chancen, diese Mutprobe zu bestehen: isch habe gar kein Handy. *g*
******lla Frau
24 Beiträge
So, ich hab mir jetzt ein Einzelprofil zugelegt, um besser schreiben zu können (hab mich vorher hier mit @*******ouce geäußert).

Zitat von *******ias:
Annekdoten, die so gestrickt sind, finde ich schwierig.
Da steht von seiner Seite aus die Erwartung im Raum, dass ich mich mit ihm freue.
Darüber freue, dass er mit einer anderen das entwickeln kann, was ich ihm nicht geben kann.
Doch in vielen Fällen, in denen mir das Mitfreuen gelang, wurde es danach gegen mich verwendet.

Diese Art Verteilungskämpfe sind Zerreißproben.

Wir sind da nur rausgekommen, indem wir das gemeinsame Wachstum mit allen Beteiligten versucht haben. Es ist langwieriger mit einigen Konflikten, aber letztlich ging es darum, womit wir alle leben können. Es gab da natürlich in unserer Entwicklung einige Hin und Her. Tatsächlich gab es innerhalb des Polyküls dann auch eine Trennung, aber auch wieder ein Zusammenfinden.

Richtig schwierig finde ich diese Verteilungskämpfe bei hierarchischen Strukturen.

Zitat von *******ias:
Keine Verbote? Warum denn nicht? Mein Reich = meine Gebote & Verbote.
In meiner Wohnung bin ich die Hausherrin. Und wer nicht hören will, der fliegt.

Das ist dann mehr das Modell, wenn es keine Lebenspartnerschaft mit Alltag ist? (Keine Kritik)

Zitat von *******ias:
Smartphone und Handy sind in meinem Wohn-/Schlaf-Raum verboten. Diese sind vor Betreten des Raumes in der Diele abzulegen. Ebenso wie Schuhe oder Stiefel.
In meiner Wohn-Küche sind Stiefel und Smartphones erlaubt.

Ist auf alle Fälle eine nachvollziehbare Vorgehensweise.
Ich denke, da wir den Alltag gemeinsam haben, ist es für uns unrealistisch.
Heute früh hat mein Partner im Bett versucht, seine weitere Partnerin telefonisch zu erreichen, bevor die Kinder in der Schule sind, um eine dringende organisatorische Info weiterzugeben. Wir waren halt noch nicht aufgestanden.

Aber ich finde, es gibt auf alle Fälle die Situationen, in denen man sich Zeit für einander nimmt und natürlich nicht am Handy daddelt.

Da wir aber auch kein Festnetz haben, ist Handy die einzige Möglichkeit zum Erreichen.

Aber ich gebe zu, dass das eine langsame Entwicklung war und manche Sache erstmal befremdlich waren, von dem Denken heraus: unsere Partnerschaft in Abgrenzung zu deren Partnerschaft.

Ich muss tatsächlich zugeben, dass ich mir für mich persönlich eine polyamore Lebensweise mit mehreren parallelen Beziehungen nicht mehr vorstellen kann. Diese Verteilungskämpfe und Unmöglichkeiten zum Wachstum sind echt anstrengend.

Und da kommt das Thema Bedürfnisse wieder auf.
Ich bin nicht gut darin, meine Bedürfnisse vehement mitzuteilen und nehme mich eher zurück. Das führt zum Konflikt, wenn eine Metamour deutlicher sagen kann, was ihr wichtig ist. Zumindest wenn das dazu führt, dass auf diese Bedürfnisse mehr geachtet wird. Dann fühl ich mich übergangen. Das ist auch nicht einfach für den Center im V.
Also ich komme in den Konflikt den anderen den Wachstum zu überlassen und mich mitfreuen zu müssen. Mitfreude kann ich, wenn ich mich nicht übergangen fühle.

Also das ist wieder das Thema, dass ich mit meinen Bedürfnissen gesehen werden will. Dann fühl ich mich auch nicht übergangen, wenn das Bedürfnis nicht unbedingt erfüllt wird. Ich achte, dass mein Partner ein anderes Bedürfnis hat. Aber ich komme schlecht damit klar, wenn ich bei Entscheidungen nicht beachtet wurde.

Hab gerade das Gefühl, ich hab wirr geschrieben *nachdenk* Ich hoffe, es war verständlich.
*******ias Frau
4.411 Beiträge
Zitat von ******lla:
Hab gerade das Gefühl, ich hab wirr geschrieben *nachdenk* Ich hoffe, es war verständlich.

So ging es mir bei meinen beiden letzten Beiträgen in diesem thread auch.
Das Thema ist viel zu komplex.
Ich packe es nicht ganz.

Zitat von ******lla:
Zitat von Galinthias:
Keine Verbote? Warum denn nicht? Mein Reich = meine Gebote & Verbote.
In meiner Wohnung bin ich die Hausherrin. Und wer nicht hören will, der fliegt.
Das ist dann mehr das Modell, wenn es keine Lebenspartnerschaft mit Alltag ist? (Keine Kritik)

Ja genau.
Und zu Beginn ist das immer so. Er hat seine Wohnung, ich habe meine Wohnung und diese Räume lernen wir beide erst mal "als Gast im Reich des Anderen" kennen.

Auch beim gemeinsamen Wohnen ist es mir sympathisch.

Also für mich persönlich passt das Modell der hierarchischen Polyamorie. D.h. nur ein Partner, mit dem ich das Leben gemeinsam gestalte und zusammen wohnen (würde). Und da waren mir die Paare am sympatischsten, wo jeder mindestens einen Raum (inklusive Schlafstätte) für sich hatte. Einen Raum, den der Mensch ganz allein gestaltete. Ohne Kompromisse. Für Kompromisse gab es genügend andere Räume in der gemeinsamen Wohnung oder Haus. (Und irgendwie hatte auch ich wesentlich mehr Lust auf Kompromisse in anderen Räumen, wenn ich wenigstens in einem Raum ganz egoistisch und total spontan, so entscheiden kann wie ich mag.)

Das bedeutete dann auch, dass ein Paar, welches seit über 40 Jahren zusammen wohnte, die ganze Zeit über zwei Individual-Räume hatte, in denen der Lebensgefährte "Gast im Reich des Anderen" war.

Ich denke, das ist eine Frage des Naturells, was da passt.
Es gibt Menschen, die sind auch Mal gerne mit sich allein. Völlig ungestört. Die haben einerseits das Bedürfnis nach Gemeinschaft. Andererseits aber auch das Bedürfnis nach Einsamkeit. Die brauchen wenigstens einen Raum "nur für sich". Zu diesen Menschen zähle ich mich.
Und ich finde es auch spannend, wenn sich im Raum des Partners materialisiert, was sich in seinem Leben gerade so tut. Ob sich da gerade immer mehr anhäuft, er eher eine unaufgeräumte Phase hat. Alles ordentlich und routiniert läuft. Oder gerade ein Umräum-Prozess in Gange ist. Neue Farben in den Raum kommen, neue Projekte, neue Hobbies und Interessen hinein kommen bzw. alte wiederbelebt werden. Oder ob er mal eine Minimalismus-Phase hat, in dem es im Raum vor allem eines gibt: Bewegungsfreiheit.
All sowas. Und das unabhängig von mir.

Er macht sein Ding und ich darf das als "Gast in seinem Reich" miterleben. (Dann bekomme ich auch mehr Lust auf das gemeinsame Gestalten.) Umgekehrt dasselbe mit meinem Raum. Ich will gar nicht, dass das durchs ZusammenWohnen wegfällt.
Trotz gemeinsamen wohnen immernoch einen Raum für sich zu haben, ist mein Ideal.

In meinem Raum habe ich auch keine Ausreden mehr. Kein "Hätte ich ja schon längst getan, wenn ich mich nicht mit XY abstimmen müsste." Alles, was da ist oder nicht da ist, ist einzig und allein meine Verantwortung. Da kann ich mich nicht hinter anderen verstecken. Das Feedback der eigenen vier Wände ist gnadenlos.

Wie einst ein (monogam lebender) Verwandter sagte: Wenn ich mir was wünsche, meine Frau das mit mir aber nicht in den gemeinsamen Räumen umsetzen mag, dann kann ich das in meinem eigenen Raum verwirklichen. Wenn ich diesen Wunsch trotzdem nicht verwirkliche, dann erkenne ich, dass er nicht so groß oder nicht so aktuell war wie gedacht. Dann schätze und genieße ich die Möglichkeiten, die mir mein eigener Raum aktuell bietet, umso mehr. Ich hätte ja eh nicht die Zeit alles gleichzeitig zu machen.

Und ich kenne mich selbst inzwischen gut genug, um zu wissen, dass ich in diesem Punkt genauso ticke.
Ich brauche dieses gnadenlose Feedback der eigenen vier Wände, um mit mir selbst ins Reine zu kommen. So bin ich dann auch für meine Mitmenschen genießbarer. Denn im Grunde genommen will ich diese Dinge ja mit mir selbst ausmachen und nicht in die Beziehung tragen.

Es gibt Menschen, die ticken da ganz anders.
Und auch das ist völlig in Ordnung.
Nur passt ein Mann, der im Gespräch über verschiedene Wohnmodelle aussagt: "Wenn dann will ich "richtig" zusammen ziehen. Ich will keinen eigenen Raum gestalten. Ich will alle Räume gemeinsam mit meiner Partnerin gestalten.", nicht zu mir. Dieser Mensch hat dann auch in Punkto Partnerschaft eine ganz andere Grundeinstellung als ich. Dann will er bei Themen mitentscheiden bzw. berücksichtigt werden, die ich alleine entscheiden will. Und dann erwartet er umgekehrt, dass ich bei Themen mitrede und Mitverantwortung trage, für die ich gar nicht mitverantwortlich sein will. So ein Typus braucht eine Partnerin, die das liebt und zu schätzen weiß, sich dabei wohl fühlt und nicht so ein freiheitsliebendes Tierchen wie mich, welches dann im Freiheitskampf auf die Barrikaden geht. *floet*
*******ias Frau
4.411 Beiträge
Zitat von ******lla:
Zitat von Galinthias:
Annekdoten, die so gestrickt sind, finde ich schwierig.
Da steht von seiner Seite aus die Erwartung im Raum, dass ich mich mit ihm freue.
Darüber freue, dass er mit einer anderen das entwickeln kann, was ich ihm nicht geben kann.
Doch in vielen Fällen, in denen mir das Mitfreuen gelang, wurde es danach gegen mich verwendet.

Diese Art Verteilungskämpfe sind Zerreißproben.

Wir sind da nur rausgekommen, indem wir das gemeinsame Wachstum mit allen Beteiligten versucht haben. Es ist langwieriger mit einigen Konflikten, aber letztlich ging es darum, womit wir alle leben können. Es gab da natürlich in unserer Entwicklung einige Hin und Her. Tatsächlich gab es innerhalb des Polyküls dann auch eine Trennung, aber auch wieder ein Zusammenfinden.

So wie du das beschreibst, ist es für mich nachvollziehbar.

Das wäre so als ob in meinem Beispiel mit dem Felsen auf dem Weg, der Felsensprenger auch Interesse am neue Wege ausloten gehabt hätte und umgekehrt der Kundschafter Interesse am Felsensprengen.
Dieses Interesse war aber weder bei Freund A noch bei Freund B gegeben.
Dementsprechend war von mir Rücksichtnahme in beiden Freundschaften gefragt. Das fiel mir aber auch leicht. Wachstum bedeutet eben, dass das Alte bestehen bleibt und nicht abstirbt. Wenn ich anfange in einem Chor zu singen, verliere ich ja auch nicht die Fähigkeit, mit anderen Menschen zu sprechen. Und wenn mir nach Singen zumute ist, kann ich natürlich versuchen, mein Gegenüber davon zu begeistern. Doch wenn einer so gar nicht singen mag, dann lasse ich diese Versuche auch in Zukunft bleiben. Nichts anderes haben Freund A und Freund B von mir erwartet. Und nichts anderes erwarte ich in derselben Postion.

Auch bei Metaamouren: Voraussetzung ist (für mich) nun mal ein grundsätzliches gegenseitiges Interesse an der Person und der Entwicklung, die mit eben jener Person möglich wäre. Nicht aus einem äußeren Zwang (Pflichtgefühl) heraus. Sondern aus eigenem Antrieb.
Diesen Fall hatte ich bei V-Konstellationen jedoch (noch) nicht.
Wahlweise die daran beteiligten waren ebenfalls so freiheitsliebend gestrickt wie ich und wir waren uns darin einig, dass in dem Fall kein Interesse an einer Entwicklung zu dritt besteht.
Oder aber Metaamour und/ oder Center waren anders gestrickt und es kam zum Beziehungsdrama.

Zitat von ******lla:
Richtig schwierig finde ich diese Verteilungskämpfe bei hierarchischen Strukturen.

*lach* Bei mir ist es genau umgekehrt.
Aber wir haben ja bereits festgestellt, dass dein und mein Naturell in gewissen Punkten gegensätzlich sind.

Mit erfahrenen Wing-Partern, meist Familienvätern, die mit der Mutter ihrer Kinder die Center-Beziehung führten, war es für mich sehr leicht. Da gab es von seiner Seite aus überhaupt kein Herum-Geiere. Er vertrat seine Entscheidungen und war in Punkto Absprachen sehr verlässlich. Ein Mann, ein Wort.

Mein Verhandlungspartner ist einzig und allein mein Bezugspartner.
Wenn er eine Entscheidung XY getroffen hat, ist für mich völlig unerheblich, ob dabei ein Kompromiss mit meiner Meta-Amour für ihn eine Rolle spielte oder nicht. Er hat mir gegenüber seine Entscheidung zu vertreten. Und wenn er anfängt herum zu jammern, er würde ja so gerne... aber er könne/ dürfe nicht, dann kann ich ihn als Verhandlungspartner nicht mehr ernst nehmen.
Mir gegenüber steht nur er in der Verantwortung. Niemand anderer. Bedeutet: In all seine anderen Beziehungen habe ich mich nicht einzumischen.


Andersherum dasselbe. Wenn ich mich entschieden und dazu verpflichtet habe, mit A wöchentlich zu einem Vereinstreffen zu gehen, dann ist das meine Entscheidung. Und diese vertrete ich dann auch gegenüber anderen. "Ich will."

Und mir reicht es vollkommen, dass A sich über mein Entgegenkommen freut. Also dass ich diesen gemeinsamen wöchentlichen Vereinstreffen Vorang vor anderen Dingen gewährt habe, die mir ansonsten in diesem Zeitraum zur Auswahl ständen. Nach meiner Entscheidung stehen sie nicht mehr zur Auswahl.

Andere frage ich nicht um Erlaubnis. Ich teile meine Entscheidung bloß mit. Ich stelle meine Entscheidung nicht zur Diskussion. Und ich erwarte nicht, dass sich irgendein anderer über meine Entscheidung freut. Andere dürfen meine Entscheidung doof finden. Andere dürfen darüber traurig sein, dass an den Vereinsabenden keine sponanen Treffen mehr mit mir möglich sind. Andere dürfen deswegen auch auf mich sauer sein.
Alle Gefühle die sich auf mich beziehen empfinde ich als konstruktiv.
So kommen wir in unserer Zweier-Beziehung weiter.

Ungehalten werde ich aber, wenn einer stattdessen auf A sauer wird.
Hallo? Nimm mich bitte für voll!
Das war meine Entscheidung. Mein Wille.
Und wenn du an meiner Willensstärke zweifelst, dann haben du & ich ein Problem.
*******ias Frau
4.411 Beiträge
Vermischung... ungünstige Konstellationen
Zitat von ******lla:
Also das ist wieder das Thema, dass ich mit meinen Bedürfnissen gesehen werden will. Dann fühl ich mich auch nicht übergangen, wenn das Bedürfnis nicht unbedingt erfüllt wird. Ich achte, dass mein Partner ein anderes Bedürfnis hat. Aber ich komme schlecht damit klar, wenn ich bei Entscheidungen nicht beachtet wurde.

Und ich glaube, genau das ist einer der wesentlichen Unterschiede.
Anderes Naturell, anderes Streben, anderes Beziehungskonstrukt.

Als Metaamour würde ich dieses Problem bei dir und dem Mann verorten.
Es ist eure Sache, wie du ihm deine Bedürfnisse deutlicher mitteilst und seine Sache, sich bei anstehenden Entscheidungen Zeit zu nehmen, mit dir zu erörtern, welche deiner Bedürfnisse dabei betroffen oder beschnitten werden könnten.
Da mag ich mich gar nicht in eure Beziehung einmischen geschweige denn darin verstricken lassen.
Eure Beziehung. Eure Verantwortung.


Noch eine andere Sache... etwas, was du so nicht gesagt hast, sondern ich mit anderen Menschen erlebt habe:

Ich denke mir, eine Partnerin die nicht so recht ausdrücken kann, was sie eigentlich braucht und immer wieder nachverhandelt, hat auch Verständnis für Männer, die immer wieder nachverhandeln. Ich nicht. Ich kann das nicht gebrauchen und ziehe die Konsequenzen. Mancher Mann lernte daraufhin, unsere Absprachen ernst zu nehmen und nicht leichtfertig und übereilt Absprachen zu treffen. Dann hat er sich eben Zeit genommen, die Lage zu sondieren bevor er seine Entscheidung bzw. eine Absprache mit mir traf.
Andere Männer lernten es eben nicht. Spielten bei Absprachen den Mann von Welt, der ganz genau wisse, was er wolle. Doch dann jammerte er immer wieder herum, er würde ja so gerne, aber Frau XY... Viele fromme Wünsche, doch kein Wille erkennbar. Sein Wort war nichts wert. Ich kündigte bestehende Absprachen mit ihm auf, traf auch keine neuen Absprachen mehr mit ihm. Und er fühlte sich von mir nicht mehr ernst genommen. Was der Realität entsprach. Unsere Wege trennten sich früher oder später.

Mir ist mein Wort was wert. Doch wenn ich mich vermehrt mit Menschen umgeben würde, die mir Verständnis entgegen bringen, wenn ich mein Wort doch nicht halten wollen würde und es mir leicht machen, immer wieder nach zu verhandeln... ich glaube, dann ließe bei mir mit der Zeit auch die Motivation nach, wohl durchdachte Absprachen zu treffen und diese auch dann einzuhalten, wenn es mal unbequem wird. Und das will ich nicht. Ich will nicht zu einer Person werden, die leichtfertig ihr Wort gibt und immer wieder nachverhandelt.

Einer der Gründe, mich mit Gleichgesinnten zu umgeben. Da habe ich die Herausforderung mir gut zu überlegen, was in meinem Interesse ist und das deutlich zum Ausdruck zu bringen. Sonst werden meine Mitmenschen sauer auf mich. Ich hake das unter "Lehrgeld" ab und bitte um Entschuldigung. Was auch immer dazu geführt hat: Ich fühle mich schuldig, weil ich meinem Gegenüber die Einhaltung meines Wortes schuldig bleibe. Wenn das nur ausnahmsweise vorkommt, wird mir verziehen und ich bekomme im weiteren Verlauf des Gesprächs auch Verständnis entgegen gebracht. Kein Mensch kann alles vorher abschätzen. Und solange das die Ausnahmen bleiben ist das in Ordnung. Unsere Interessen und Bedürfnisse bringen wir während wir etwas ausloten und verhandeln zum Ausdruck. Also bevor wir eine Absprache treffen. Und wenn wir uns unsicher sind, dann vereinbaren wir eben, dass wir XY mal ausprobieren und uns danach anschauen, ob das was für uns taugt.

Und ich kann nachvollziehen, dass Menschen, die erst mal irgendwelche Absprachen treffen, die sich oberflächlich betrachtet gut anhören und dann immer wieder nachverhandeln, sich beim Aufbau eines Polyküls auch mit Gleichgesinnten umgeben wollen.

Aber ich bin für diese Menschen nicht die passende Ratgeberin.
Weder will ich dieses Verständnis selbst entgegen gebracht bekommen noch will ich meinem Bezugspartner Verständnis für dieses Verhalten entgegen bringen. Warum sollte ich ihm dabei helfen wollen, dieses Verständnis für meine Metaamour aufzubringen? Wie soll das gehen?
Für mich fühlt sich das völlig verkehrt an.
Wenn er ihr an diesen Stellen immer wieder Verständnis entgegen bringt, wird sie doch nie lernen, ihre Bedürfnisse frühzeitiger zum Ausdruck zu bringen!

Also ich hatte bereits Bezugspartner, die waren zwar selbst gut darin, Absprachen zu treffen. Doch immer, wenn es irgendwie die Metaamour tangierte, kam der Mann ins Schleudern. In einem Fall ließ ich zu, dass es extrem wurde... Sie konnte dies nicht, sie konnte das nicht und hatte häufig das Bedürfnis nachzuverhandeln. Dann mutierte sie zum Häuflein Elend und heulte sich bei ihm aus. Er stand dem ambivalent gegenüber. Einerseits war er zwar gerne die starke Schulter zum Ausheulen. Andererseits nervte und belastete es ihn. Selten lief eine Absprache. X Fehlversuche, um mal eine gültige Regelung zu treffen. *roll* Sie machte es ihm unmöglich, ihre Bedürfnisse im Vorfeld zu berücksichtigen und verbindliche Absprachen zu treffen. Immer wieder bekam er Schuldgefühle. Schuldgefühle ihr gegenüber. Schuldgefühle gegenüber anderen (mich eingeschlossen).

Und immer wieder kam er mit diesen Schuldgefühlen bei mir an und wollte sie mit mir aufdröseln.
Ich weiß nicht mehr, wie oft ich da mit spielte. Mehr als ein dutzend Mal war das Thema.
Eines Tages grenzte ich mich endlich(!) ab.
Ich habe Null Interesse daran, regelmäßig den aus den Dauerbrennern anderer Beziehungen resultierenden Sondermüll zu recyceln!
Seine Schuldgefühle zu entkräften war für mich ein Energiefresser. Mir hat das nichts gegeben.
Sexy fand ich seine Schuldgefühle auch nicht. Die waren voll der Abtörner.
Die Zeit, die man mit einem Poly-Partner verbringen kann, ist sowieso begrenzt.
Und ich habe etliche Ideen, was ich in dieser gemeinsamen Zeit lieber täte.
Oder was ich allein lieber täte: Zum Beispiel "Löcher in die Luft starren." *floet*

Ich weiß nicht, wie du @******lla so etwas in deinem Polykül löst.
Ich mag das auch gar nicht mit deinem Polykül in Verbindung bringen.
Wenn der Mann in Punkto Absprachen nicht so ähnlich gestrickt gewesen wäre wie ich, hätte er wohl kaum Schuldgefühle bekommen, weil es ihm nicht möglich war, die Bedürfnisse dieser Frau im Vorfeld zu erörtern und dementsprechend bei seinen Absprachen mit mir und/ oder anderen Menschen zu berücksichtigen.

In dem Fall war es nun mal eine sehr ungünstige Konstellation.
Als ich deren Sondermüll nicht mehr aufarbeiten wollte, trennten sich allmählich unsere Wege.
Anderthalb Jahre später lernte ich zufällig zwei meiner Nachfolgerinnen kennen. Da war es dasselbe. Als sie mit ihm seinen Sondermüll - Schuldgefühle - nicht mehr aufarbeiten wollten, verlor er das Interesse an ihnen und suchte sich eine neue. Mit der Frau, die sich immer wieder bei ihm ausheulte und mit ihm diesen Sondermüll fabrizierte, war er nach wie vor zusammen. *roll*
Also für diese Frau ist er ein Partner. Aber für uns war er ein Energievampir.

Als seine Ratgeberin war ich an der Stelle sowieso alles andere als unbefangen.
Zum Teil drückte er mich in die Rolle, zum Teil richtete ich mich darin ein. Das war mein Fehler. Dieses Beziehungsangebot hätte ich lieber links liegen lassen sollen.

Seitdem betrachte ich die Ratgeberrolle in so einem Beziehungskonstrukt sehr kritisch.
Bei Interessenskonflikten gehe ich nicht mehr in die Position der Ratgeberin. Ich besinne mich darauf, meine Interessen zu vertreten. Nicht mehr und nicht weniger.
(Also sobald mir bewusst wird, wo ich da hinein gezogen wurde, werde... Rückwirkend betrachtet hätte ich mich in einigen Beziehungen noch früher und/ oder noch deutlicher abgrenzen können und wollen.)

Ich erkenne auch keine andere Person mit Interessenskonflikten als "Ratgeber" an. Das kaufe ich niemanden ab. Für mich fällt das in den Bereich der Manipulation, so zu tun als ob man "nur der/ die hilfsbereite Ratgeberin" wäre, obwohl man selbst involviert ist.
Dagegen grenze ich mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln ab.
Ich habe keinen Bock auf die Rolle der Hilfsbedürftigen Person, die von dem oder der Poly-Meister(in) zum "einzig wahren Poly-Sein" belehrt wird. *gr2*

Mit Begegnungen auf Augenhöhe kann ich wesentlich mehr anfangen.
"Hey. Meine Werte, Bedürfnisse, Interessen sind..." und dann ist es an mir zu sagen "supi, hab ich auch" oder "sorry, passt nicht zu mir. Ich glaube, da kommen wir auf keinen gemeinsamen Nenner." Vice versa.
*******ious Mann
571 Beiträge
Das Problem scheint zu sein, dass die Polyamorie unsere Egozentrik eher noch verstärkt anstatt sie zu reduzieren. Natürlich ist es schön/gut wenn Menschen/Liebende viel miteinander reden/kommunizieren, doch sehnt man sich nicht unterbewusst auch nach einer funktionierenden harmonischen nonverbalen Kommunikation, bei der es nicht vieler Worte braucht un Dinge/Gefühle zu klären?

Ich habe stattdessen das Gefühl, das wir als Polys dazu verdammt sind dauernd verbal und gedanklich um uns selbst zu kreisen, weil wir jederzeit alles erklären müssen was uns in Bezg auf unsere PartnerInnen bewegt. Nur weil man anderen die Freiheit lässt mit anderen in's Bett zu gehen, bedeutet noch lange nicht, dass der Narzissmus nachlässt, vielleicht sogar das Gegenteil...
******age Mann
3.161 Beiträge
Es lässt sich auf polyamor oder polybedürftig herunterbrechen ...
******Fox Mann
2.328 Beiträge
Zitat von *******ious:
...doch sehnt man sich nicht unterbewusst auch nach einer funktionierenden harmonischen nonverbalen Kommunikation, bei der es nicht vieler Worte braucht un Dinge/Gefühle zu klären?
Vielleicht ist das so.
So eine Sehnsucht nach Verbundenheit in allen denkbaren Situationen.
Sie bleibt aber eine Illusion die in Real nicht ausreicht oder gar funktioniert.
Also ein romantisches Modell der schönen Bilder (wie im Kino), mehr nicht.
*******ious Mann
571 Beiträge
Zitat von ****ow:
Zitat von *******ious:
...doch sehnt man sich nicht unterbewusst auch nach einer funktionierenden harmonischen nonverbalen Kommunikation, bei der es nicht vieler Worte braucht un Dinge/Gefühle zu klären?
Vielleicht ist das so.
So eine Sehnsucht nach Verbundenheit in allen denkbaren Situationen.
Sie bleibt aber eine Illusion die in Real nicht ausreicht oder gar funktioniert.
Also ein romantisches Modell der schönen Bilder (wie im Kino), mehr nicht.

Das sehe ich anders. Das was Du sagst trifft vielleicht für Dich oder mich zu, aber ich könnte mir nicht anmaßen das allen Nicht-Polys zu attestieren.

Dazu kommt das Konzept der "Genügsamkeit". Man mag Genügsamkeit eselig finden, oder sonstwie die Nase darüber rümpfen. Doch offenbar sind viele Menschen mehr oder weniger zufrieden mit ihrem monogamen Status und sich darüber bewusst, das man nicht alles haben kann. Ein Stück weit sehe ich in der Polyamorie eben auch das Phänomen einer Konsumhaltung, die alles haben will und darf. Das gilt sicher nicht für alle, aber jede/r möge sich fragen wieviel vom "Willen zur Polyamorie" dem eigenen Maximierungs- und Optimierungswahn entspringt....
*******ious Mann
571 Beiträge
Was ich vergessen hatte zu sagen: Dieses viele Hin- und her Erörtern und aufarbeiten und reden über die Beziehungen ist natürlich einerseits ganz schön. Im Paradies waäre das genau die richtige Arbeit um im Paradies bleiben zu können. Aber wir leben in der realen Welt, in der man auch noch ein paar Dinge aufarbeiten möchte. Und da der Tag nur 24 Stunden hat und MEINE Energie ohnehin begrenzt ist, lässt mir das Dauergequatsche um Be- und Empfindlichkeiten, Zeitpläne und was sonst noch im polyamourösen Leben wichtig ist, unter Umständen nur noch wenig oder gar keine Zeit für andere mir wichtige Dinge.

Das "Polykyl" wird also schnell zu einer gruppen-solipsistischen Blase, die uns von der Außenwelt entfernt. Im Übrigen ein wunderbarer Ort für Manipulatoren und eben Narzissten, was aber natürlich auch für Sippen und Clans gilt... - Also, ich sage nicht, das das so sein muss, aber besonders für Menschen mit schwachem Selbstwergefühl lohnt es sich hier auf der Hut zu sein. Polyamorie kann uns durch Übung stärken, kann aber auch auch von Egomanen ausgenutzt werden...
******Fox Mann
2.328 Beiträge
Zitat von *******ious:
...lässt mir das Dauergequatsche um Be- und Empfindlichkeiten, Zeitpläne und was sonst noch im polyamourösen Leben wichtig ist, unter Umständen nur noch wenig oder gar keine Zeit für andere mir wichtige Dinge.
Deßhalb arbeite ich nur noch halbtags.
Den Austausch mit meinen Menschen würde ich nie unter Dauergequatsche abtun, für mich ist das erfüllend. Wenn es die immer gleichen Themen wären würde ich da vielleicht 'mit mir reden lassen'. Aber gerade durch die Kommunikation verändert sich ja ständig auch was, bleibt nicht statisch. Womit wir über immer wieder neues sprechen.
*******ias Frau
4.411 Beiträge
Zitat von ****ow:
Den Austausch mit meinen Menschen würde ich nie unter Dauergequatsche abtun, für mich ist das erfüllend. Wenn es die immer gleichen Themen wären würde ich da vielleicht 'mit mir reden lassen'.

Ich glaub dir, dass das bei dir etwas anderes ist.

Nun ja... in Punkto Dating ist bei mir phasenweise der Wurm drin.

Wobei da mehrere Dinge zusammen kamen...
Gefühlt hatten etliche Männer, welche ich übers Joy datete nichts anderes im Sinne als Sex + sein Beziehungsgedönse mit seinen anderen Frauen aufzuarbeiten. Und wenn es besonders dolle lief, wollte obendrein die Metaamour auch noch unbedingt Kontakt mit mir und Beziehungsgedönse klären. *roll*

Dafür ist mir meine Zeit dann doch zu schade.
Und in besonders üblen Fällen wurde mir mein Poly-Sein abgesprochen.

Casuel-Sex macht im Vergleich dazu mehr Freude.
1. Weniger abtörnende Themen.
2. Wesentlich mehr Zeit, den Mann selbst kennen zu lernen.

Sicherlich ein schräger Eindruck von Polyamorie, den die Joy-Kontakte da vermitteln.
Das muss ich mir in anderen Bereichen auch immer Mal wieder bewusst machen.

Im Joy befinden sich nun mal viele Menschen, die sich gerade in Experimentierphase befinden und irgendwie "das Machbare ausloten" wollen.
Und der Durchschnitt der User, die sich das Label "Polyamorie" geschnappt haben, hat reichlich wenig mit den Polys zu tun, denen ich zuvor hin- und wieder im stinknormalen Leben begegnete.
******lla Frau
24 Beiträge
@*******ias
Danke für deine sehr ausführliche Replik. Ich fand deine Ausführungen spannend.

Mir ging es ja auch gar nicht darum, ob wir mit unserem Naturell zusammen kommen. Ich hab nur das, was du vorher erläutert hast, mal bei mir angeschaut und kam zu einem ganz anderem Ergebnis.

Zitat von *******ias:
Ich weiß nicht, wie du @******lla so etwas in deinem Polykül löst.

Ja also ich hab das Glück, dass mein Partner mich oder meine Metaamour nicht zur Ratgeberin missbraucht. Die Beziehungen sind schon klar getrennt. Und er sieht grundsätzlich jeden in der eigenen Verantwortung, für sich und die eigenen Bedürfnisse und Gefühle einzustehen. Also wir alle. Ich denke, deswegen hat das jetzt auch seit 6 Jahren Bestand.

Das, was du beschreibst, wäre für mich der Horror schlechthin. Da würde ich mich abgrenzen wollen.

Ich seh mich schon in der Pflicht, meine Bedürfnisse zu äußern, aber naja ich brauche manchmal selbst auch lang, um ein Bedürfnis wahrzunehmen. Mein Partner gönnt mir da inzwischen keine Komfortzone, sondern fordert es sich ein.
Also wir wachsen da aneinander.

Wir hatten halt mal das Bestreben, gemeinschaftlich zu handeln, um gerade den Alltag leichter zu gestalten. Ich meine mit Familienplanung und so.
Ich bin dann nur schnell an meine Grenzen gekommen und dann hat es richtig geknallt. Ich musste mich unbedingt abgrenzen.

Ich komme mit Geradlinigkeit und Direktheit und konsequentem Handeln super klar. ​Ich habe dennoch ein Problem damit in einer konstruierten Konkurrenzsituation meine Bedürfnisse offensiv gegen die eines anderen zu vertreten. Ich kann sie dann schlecht äußern, weil ich dann schon kein Vertrauen hab, dass sie auch gesehen werden oder eine Daseinsberechtigung haben. Und dann gewinnt, wer lauter schreit.
Und du merkst an der Rhetorik der letzten beiden Sätze, dass das dann ein Kampf ist. Das kann und will ich nicht und zieh mich zurück. Ich grenze mich dann ganz wunderbar ab, nur bedeutet das dann ggf. die Trennung.

Das haben wir zum Anlass genommen und feste Absprachen gemacht. Ohne Nachverhandeln. Mein Wunsch nach Abgrenzung wurde komplett respektiert, auch wenn ein großer Wunsch meines Partners dadurch nicht in Erfüllung ging.

Absprachen werden nur geändert, wenn sich Notwendigkeiten ergeben haben (Corona-Lockdown, Schulschließungen etc).


Zitat von *******ias:
Ich denke mir, eine Partnerin die nicht so recht ausdrücken kann, was sie eigentlich braucht und immer wieder nachverhandelt, hat auch Verständnis für Männer, die immer wieder nachverhandeln...

Ab da fand ich es megainteressant. Ich durchlaufe gerade im Kopf sämtliche Situationen *lol*

Der große Knall basierte auf einer Nachverhandlung bzw. Änderung der Absprachen.
Wir haben draus gelernt. Und seitdem ist auch mein Partner sehr konsequent. Ich wollte immer, dass er Entscheidungen auf Basis seiner Bedürfnisse trifft und nicht unsere Bedürfnisse (also die seiner Partnerinnen) gegeneinander abwägt. Das tut er jetzt und begründet das auch. Damit komm ich super zurecht, weil ich nicht (mehr) das Gefühl hab, dass mein Bedürfnis gegen das eines anderen gewichtet wird.

Hier sind wir dann wieder beim Beziehungsangebot. Natürlich treffen wir auch Entscheidungen, weil wir das Angebot des Partners annehmen.

Es ist jetzt richtig partnerschaftlich und wir haben das Vertrauen ineinander, dass wir Konflikte lösen können und auch Situationen ändern können, solang wir noch gleiche Ziele haben. Und wir haben auch das Vertrauen, dass die Nichterfüllung von Bedürfnissen nicht zu einer Verschlechterung der Beziehung führt.

Wir gestalten unseren Alltag kooperativ. Die große Gemeinschaft ist es nicht (alle zusammen). Aber trotzdem agieren wir miteinander. Es gibt keinen Verteilungskampf (mehr).

Also danke, ich kann die meisten deiner Ausführungen nachvollziehen. Ich hab jetzt auch wieder ein paar neue Erkenntnisse erlangt.

Zitat von *******ious:
Dieses viele Hin- und her Erörtern und aufarbeiten und reden über die Beziehungen ist natürlich einerseits ganz schön.

Das Ganze haben wir tatsächlich eigentlich nicht mehr. Die Konflikte haben einiges bereinigt und jetzt leben wir eigentlich ganz normal, ohne Drama. Dieses ständige um die Beziehung Kreisen ist deutlich weniger. Einfach weil bei uns jetzt sehr viel klar und geklärt.
Die letzten Beiträge aus eigenen Erfahrungen zeigen mir deutlich, wie viel Verteilungskampf doch existiert.

Das ist menschlich, und nicht falsch, oder abzuwerten. Allein finde ich das schade.

Wo doch gerade Polyamorie ein enormer Wachstumsmotor sein kann - das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Warum ist es so schwer, zu lieben, und frei zu lassen? Spielen materielle Dinge, Mangel an Zeit, Mangel an Aufmerksamkeit, eigene Trigger usw. eine größere Rolle als die Sehnsucht nach wirklichem Kontakt, nach gesehen werden, danach, Liebe einfach frei zu geben und zu empfangen?
*******ias Frau
4.411 Beiträge
Wenn der Metaamour die Rolle der Heulsuse und/ oder die Rolle des Angsthasen liegt, sind Machtkämpfe oftmals vorprogrammiert.

Viele Männer springen darauf an. Spielen sehr gerne das Pendant dazu:
Die starke Schulter zum Ausheulen oder den großen Beschützer.
Dann kann er ihr nicht mehr böse sein, geschweige denn für sich selbst einstehen.

Selbst als platonische Freundin stand ich da oftmals auf verlorenem Posten, wenn ich einem alten Freund sagte:
"Hey, die Frau manipuliert dich. Die tut nur so schwach. Die nutzt dich aus."

Immerhin betreibt er inzwischen ein wenig Schadensbegrenzung. Zieht die notwendigsten Grenzen. Lässt nicht mehr alles mit sich machen. Aber so wirlich komplett und heil fühlt er sich eben dann, wenn eine Frau heult oder Angst zeigt... das berührt ihn... das zieht ihn in Bann... dann bekommt er Zugang zu seiner eigenen Traurer und Angst. Und als starke Schulter zum Ausheulen oder als großer Beschützer ist ihm das sogar angenehm. Da löst sich endlich was und doch fühlt er sich gut.

Männer tun verdammt viel für diesen Zugang zu Trauer und Angst.

Ich habe die Hypothese, dass vielen Männern der Zugang zu Trauer und Angst wichtiger ist als die Liebe.
Viele können lieben.
Trauer- und Angst-Erleben nicht.

Ob nun Mono oder Poly macht da im Grunde keinen Unterschied.

Doch wenn die Metaamour auf dieser Abhängigkeitsschiene unterwegs ist und ich nicht, entscheidet sich die Mehrheit der betroffenen Männer für Trauer- und/ oder Angst-Erleben.
*********eeker Mann
1.581 Beiträge
Zitat von *******ias:
Ich habe die Hypothese, dass vielen Männern der Zugang zu Trauer und Angst wichtiger ist als die Liebe.
Viele können lieben.
Trauer- und Angst-Erleben nicht.

Solange dir bewusst bist, dass solch eine These sexistisch ist und du dazu stehen kannst?

Zitat von *******ious:
Und da der Tag nur 24 Stunden hat und MEINE Energie ohnehin begrenzt ist, lässt mir das Dauergequatsche um Be- und Empfindlichkeiten, Zeitpläne und was sonst noch im polyamourösen Leben wichtig ist, unter Umständen nur noch wenig oder gar keine Zeit für andere mir wichtige Dinge.

Natürlich wünschen wir uns so nonverbal verstanden zu werden, wie als Kind. Aber Kindern stehen die Gefühle und Gedanken auch im Gesicht. Diese Offenheit und Naivität haben wir nicht mehr. Ich glaube, da sollten wir schon einen Unterschied machen Einen Unterschied zwischen dem Lamentieren über Befindlichkeiten und den Absprachen in einem Polykül.

Wenn die anderen nur als Spiegelfläche zur eigenen Nabelschau benutzt werden, kann ich bei deiner Argumentation mitgehen. Nur hat das nichts mit Poly zu tun. Das ist eher ein scheinbar aufgeklärtes Millieu, dass sich in einer ständigen Küchenpsychotherapie befindet. Das ist oftmal ein Prokrastinieren des echten Lebens.

Beziehungsgespräche zählen aber nicht dazu. Der Abgleich von Bedürfnissen hat mit Befindlichkeiten nicht so viel zu tun. Ich will etwas von oder mit dem anderen, dann muss ich den Mund aufmachen. Bedürfnisse kann niemand erraten. Erfolgreiche Langzeitbeziehungen brauchen eine gesunde Gesprächskultur. Nur so sind Konflikte, Streits und sich ausschließende Bedürfnisse durch Kompromisse zu lösen. Solch eine Gesprächskultur muss sich langsam entwickeln und braucht Zeit und eben Gespräche. Aber eben über Bedürfnisse und nicht über Befindlichkeiten.
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