„Ich könnte eine aktive Suche bestätigen , wenn es um absichtslos ginge und sich dann Gefühle einstellen, aber Formulierungen wie zbsp.... _ für mein Polykondtrukt suche ich/ bei uns ist noch Platz..._ klingt für mich nach einem verzweifelten Poly-finden, statt geschehen lassen....
Wie seht, empfindet ihr das?
Bevorzugte Beziehungsform und Gefühle sind nicht das Gleiche.
Und doch hängt es miteinander zusammen.
„Mensch verliebt sich, aber auf Krampf, mit Vorsatz?
Nein.
Meine Erfahrung mit Polys, die solche Gesuche aufgeben, geht in die entgegengesetzte Richtung:
Liebe darf nur dann auftreten, wenn die Person "richtig tickt".
Und die größte Angst besteht darin, sich in einen Menschen zu verlieben, der "nicht richtig tickt".
Wenn bereits Liebes-Beziehungen bestehen und die daran Beteiligten stark eingeschränkt sind, welche Art weiterer Liebes-Beziehungen sie in ihrem Polykonstrukt wünschenswert bis max. erträglich finden, wollen sie bei Abweichungen davon gar keine liebevollen Gefühle zulassen.
Kein weiterer Kontakt erwünscht.
Dahinter steckt oftmals die Haltung: "Liebenswürdige Menschen, die andere Prioritäten bei der Beziehungsgestaltung haben und unliebsame Fragen aufwerfen, hatte ich im stinknormalen Leben bereits mehr als genug. Das Fass ist voll. Noch mehr davon und ich muss kotzen."
Davon will man nicht noch mehr in seinem sozialen Umfeld haben.
Sonst könnte man sich auf Dauer ja doch wieder in so Eine(n) verlieben!
Und was wäre dann mit den eigenen Beziehungs-Wünschen?
Da fehlt schon mal die Selbstsicherheit, trotz aller Liebe (oder sexueller Anziehung?) "Nein" zu sagen.
(Nun, ich mag solche Situationen zwar auch nicht. Doch mein Umgang damit ist ein anderer.)
Oft geht es jenen, die Gesuche a la "bei uns ist noch ein Platz frei" aufgeben auch um den Ausbau ihres erweiterten Poly-Netzwerkes. D.h. auch wenn es nicht funkt, sind Gleichtickende willkommen.
Die Gruppe - auch Bekannte und Freunde - geben einem die Sicherheit, dass man so wie man ist, richtig ist.
Also genauso wie in einem christlichen Verein, der viel Wert auf Monogamie, kein Sex vor der Ehe, keine Abtreibungen etc.pp. legt. Alle Anderstickenden werden gemieden. Alle Gleichtickenden eingesammelt und untereinander bekannt gemacht. Im Zweifelsfall wird ein Mensch einfach in die Gruppe gelockt und dort geschaut, ob er (sich an)passt. Falls nicht, hat er halt die ganze Gruppe gegen sich.
Die Ausrichtung mag eine andere sein.
Doch die Vorgehensweise ist dieselbe.
Liebe darf nur dann auftreten, wenn die Person "richtig tickt".
Da sich die Liebe aber nicht immer daran hält, umgibt man sich in seiner Freizeit kaum noch mit Anderstickenden. Schon gar nicht im 1:1. Das minimiert die Gefahr, von der Liebe aus der Bahn geworfen zu werden.
Echtes Interesse/ Bereitschaft, sich auf das Umfeld einer neuen Bekanntschaft einzulassen, besteht in der Regel nicht. Stand ja auch nicht im Gesuch. Dort stand bloß: "bei uns ist noch ein Platz frei". Und eben nicht: "Ich habe ebenfalls Interesse, auch dein Umfeld kennen zu lernen."
Deswegen mache ich um solche Gesuche einen Bogen.
Mir ist das nichts.
Mit einem Menschen, dessen einziges Interesse darin besteht, zu schauen: "wie ich mich in seinem Umfeld mache", mag ich nichts anfangen.
Das erzeugt bei mir das unangenehme Gefühl, ich hätte es nicht mehr mit einem eigenwilligen Menschen zu tun. Sondern mit einer Borg-Drohne (Startrek), die mich in ihr Borg-Kollektiv assimilieren muss, um mit mir klar zu kommen.
Menschen, die zunächst im 1:1 Kontakt schauen wollen, ob das mit uns zwei passt und/oder Menschen, die im Gegenzug ebenfalls die Zeit finden, sich meinem sozialen Umfeld zu stellen, sind mir viel sympathischer.