„Stop,Stop
Ich möchte nur, das ihr mir erzählt wie es euch mit Poly geht.
Wie ihr mit so ner Situation umgeht, suw hattet. Ob ihr Erfahrungen damit gemacht, ( macht) habt.
Ich möchte nicht ,das Partei ergriffen wird.
@*********lerin ,Danke für diesen Beitrag.
Okay, wenn es dir also "nur" um unsere persönlichen Erfahrungsberichte geht :
25 Jahre zusammen, verheiratet, 5 Kinder.
Von Anfang an waren wir einer Meinung das die "Beschränkung" auf einen Partner (in sexueller Hinsicht) Bullshit ist.
Absolute Offenheit und Ehrlichkeit vor- und miteinander. Alle unsere "Spielchen" oder "Abenteuer" haben wir gemeinsam unternommen, mit der Zielsetzung der gemeinsamen Weiterentwicklung und des tieferen Verstehens und Kennenlernens des Menschen, den man liebt. Keine Polyamorie, kein "Don't ask don't tell", kein "Jeder-macht-Seins" und der andere "erlaubt es" / "lässt es zu". Miteinander füreinander aneinander teilhaben.
Klar gab es Hochs und Tiefs, bessere und schlechtere Zeiten, Aktionen meiner Frau, die mich verletzt haben und Dinge, die ich nicht ganz einfühlsam oder rücksichtsvoll gemacht habe. Man liebt einander, macht einander glücklich, tut einander weh, hat Angst umeinander..... so wie in jeder stinknormalen Mono-Beziehung auch.
Als wir vor 2 Jahren erlebten / realisierten, daß meine Frau Poly ist (polyamor !) weil sie sich in einen weiteren Mann / Mitspieler verliebte und er sich auch in sie, standen wir vor der Wahl :
Beenden wir das hier jetzt alles, denn unser Grundsatz war ja immer gewesen, keine weiteren "Beziehungen" einzugehen, -und für mich war und ist auch heute noch der Gedanke, ich könne jemand anderen als meine Frau LIEBEN vollkommen abwegig - oder gehen wir gemeinsam dieses neue "Wagnis" , dieses "Experiment" ein, ohne zu wissen, wie es ausgeht. Sex mit anderen Partnern war nie ein Problem gewesen. Unterschiedliche Neigungen oder Vorlieben in manchen Bereichen sind ganz normal .
ABER..............eine weitere LIEBE???
Eine weitere BEZIEHUNG?????
Es kann unsere Beziehung bereichern, stärken und unsere Verbindung zueinander und das Verständnis füreinander vertiefen........es kann aber auch zum Ende unserer Beziehung führen.
Er ist in den allermeisten Bereichen das genaue Gegenteil von mir, weshalb ich vollkommen verstehen konnte, was meine Frau an ihm anziehend findet. Ich hätte denke ich mehr ein Problem damit gehabt, wenn er "wie ich" wäre.
Für mich ausschlaggebend waren 2 Dinge :
1.: Ich konnte mir nicht vorstellen, in Zukunft mit dieser "Schuld" zu leben, meiner Frau das Erleben und Ausleben ihrer Liebe zu verbieten. Wie kann ich von dem Menschen, den ich liebe verlangen, gegen seine Natur zu leben, wenn ich doch mit eigenen Augen sein Glück sehe, welches er gerade empfindet ?
2:Meine Art "zu lieben" ist nunmal so gestrickt, daß ich lieber bei dem Versuch draufgehe, meinen Partner so glücklich wie möglich zu machen, ganz gleich wie sehr es mich auch verletzten oder gegen meine Natur gehen mag, als wegen ein paar "blauen Flecken", Verlustängsten oder der Befürchtung, wir könnten uns auseinanderentwickeln, den Versuch gar nicht erst zu wagen.
Es folgten 4-5 Monate absoluten Höhenfluges für uns alle. Großartige Erlebnisse, wundervolle Augenblicke, und vor allem für meine Frau das absolute Glück, die Erfüllung und das Gefühl, endlich so sein und leben und lieben zu dürfen, wie sie war. JA, selbst ich glaubte eine Zeit lang, daß ich - zwar nie diese Tiefe an Emotion und Verbindung würde teilen können - in dieser "Triade" glücklich sein könnte, daß all meine Befürchtungen und Ängste überflüssiger Ego-Bullshit gewesen waren.Je stärker die Liebe zwischen ihr und dem weiteren Partner wurde, je raumgreifender und zeitintensiver das Ausleben ihrer Beziehung wurde, umso problematischer wurde es für mich. Ich war jedoch der Meinung, meine Liebe wäre stark genug und würde mich schon mit genügend Sicherheit, Kraft und Vertrauen versorgen, um in diesem nicht meiner Natur entsprechenden Lebensraum klar zu kommen. Was genau vorgefallen ist würde hier zu weit führen, aber Fakt ist, daß es irgendwann zwischen ihm und mir nicht mehr harmonierte. Unsere grundsätzliche Verschiedenheit musste irgendwann zum "Knall" führen, es war nur die Frage, wann dies passiert..
Mir ging es immer schlechter und schlechter mit der Gesamtsituation und auch in der Beziehung zwischen meiner Frau und mir ging es "bergab", während? / trotz? / weil ? die Beziehung der beiden immer weiter wuchs.
Ich bekam Depressionen, Panikattacken und Angstzustände, wäre jedoch niemals auf die Idee gekommen, die Beendigung der Beziehung zu ihm von meiner Frau zu verlangen. Ich mußte einfach nur stark genug werden, mußte einfach durchhalten, um dem Menschen, den ich liebe, das Glück das er ersehnt und verdient zu ermöglichen.....
.......dachte ich. Als ich dann wirklich einen Zusammenbruch hatte, und mich endlich traute zu sagen : "Ich kann so nicht mehr weiter ! Wir müssen etwas ändern!".....war es eigentlich schon Monate zu spät, und ich hatte mich so weit verbogen und heruntergewirtschaftet, daß ich gar nicht mehr wußte, wer ich wirklich war und was ich wirklich wollte.
Seit dieser Zeit, lebt meine Frau "polyamor" ihre Beziehung zu ihm und zu mir als zwei komplett voneinander getrennte Stränge. Er und ich haben keinerlei Kontakt mehr, die beiden sehen und treffen sich regelmäßig, und ich komme damit halbwegs klar. Ich habe zu akzeptieren gelernt, daß ich ihn nicht völlig aus meinem Leben heraushalten kann, da er und meine Frau sich lieben, aber das ist ein Preis, den ich dafür akzeptieren kann, meiner Frau so viel Freiheit, Unabhängigkeit und Zeit für das Ausleben ihrer Liebe zu geben, wie ich es vermag, OHNE NOCHMAL so weit über meine eigenen Grenzen hinauszugehen, daß es mich vernichtet. Diesen Anspruch habe ICH an MICH, den stellt nicht SIE an MICH.
Sie liebt anders als ich, und wenn ich sage, daß ich meine Frau respektiere und sie nicht zurechtbiegen will, sondern ihr als Gefährte auf ihrem Weg zur größtmöglichen Entfaltung zur Seite stehen will, dann muß ich diese Erkenntnis akzeptieren und irgendwie in eine lebbare Lösung überführen.
Ja....Kompromisse sind scheiße, mögen jetzt viele sagen, aber in einer Beziehung / Ehe / Familie, in der der eine Partner nunmal absolut "Poly" gestrickt ist, und der andere mit absoluter Sicherheit nicht, gibt es nur den Weg der Kompromisse oder den Weg der Trennung.
Einen solchen "Zwischenweg" zu finden ist alles andere als leicht oder angenehm, aber wir wollen uns beide nicht aufgeben, und vor allem wollen wir UNS nicht aufgeben.
Mit dem zweiten Partner meiner Frau, der erst später und auf völlig andere Art und Weise "dazu kam" , komme ich absolut problemlos klar. Wir sind uns in vielem sehr ähnlich, und bei ihm bin ich mir sicher, daß die Dinge, die zum Zerwürfnis zwischen mir und dem ersten Partner meiner Frau geführt haben, niemals und auf gar keinen Fall eintreten können. Trotzdem versetzt die Liebe meiner Frau zu ihm meinem "Mono-Herz" selbstverständlich weiterhin immer wieder mal Stiche, kommt es zu Interessenkonflikten oder Mißverständnissen, aber es kostet mich viel weniger bis gar keine Kraft oder Mühe, den beiden Raum für sich und die Entwicklung ihrer Beziehung zu geben.
Die Andersartigkeit des eigenen, geliebten Partners in einem Bereich wie "LIEBE" zu erkennen kann sehr hart und schmerzhaft sein. Muß es nicht, aber für mich war es so. Wenn man diese Tatsache jedoch einmal akzeptiert hat, liegt es meiner Meinung und Erfahrung nach zu einem großen Teil an den "weiteren Partnern", wie leicht oder schwer es einem fällt, für sich Glück finden zu können, wie sicher und stabil man die "Kernpartnerschaft" empfindet, ob man die weiteren Beziehungen des Partners als Bereicherung oder Belastung empfindet. Und hiermit meine ich nicht nur das Verhalten, sondern auch deren gesamte Persönlichkeit.
Liebe, Partnerschaft und gemeinsames Leben sollte doch auf gemeinsame und individuelle Entwicklung ausgerichtet sein, auf Entfaltung und Erkundung des eigenen Potentials und dem Teilhaben am Gegenüber mit all seinen Facetten.
Ich will mich, meine Art, meine Wünsche und Neigungen nicht vor meiner Frau verstecken müssen.........also will ich auch nicht, daß sie es tut oder das Gefühl hat, es zu müssen. Jeder für sich bis an die eigene Grenze um das bestmögliche für den Anderen erreichen zu können. Das ist manchmal ganz leicht, manchmal verletzt es mich und manchmal sie. Aber egal wie es letztendlich ausgeht, wir wissen beide, daß wir uns gegenseitig NIE vorwerfen müssen, wir hätten nicht alles für den anderen versucht oder gegeben.