Ich finde, dass ist eine wahnsinnig spannende Diskussion und ich denke, dass das im Allgemeinen gar nicht so einfach & einheitlich zu beantworten ist.
Für mich gibt es hier mehrere Themen:
Was ist Liebe/verliebt sein, lieben?
Will ich geliebt werden?
Ist Aufmerksamkeit = Liebe (oder Liebe = Aufmerksamkeit)?
Aufmessen von Gefühlen/Vergleich?
Erwartungen an “Beziehung/Partner/Freund”?
Was verstehe ich unter Polyamorie/Beziehung?
Verbindlichkeit und Exklusivität?
New relationship energy (Schmetterlinge/rosa rote Brille)?
Sich selbst finden/Bestätigung; brauche ich die Bestätigung von außen für mein wohlbefinden/Glück?
Was sind meine Bedürfnisse? Was sind die Bedürfnisse meines Partners/Partner?
Wie kommuniziere ich Bedürfnisse/Wünsche/Ängste?
Definition Beziehung? (Polyamore-) Beziehungsmodelle?
Männer/Frauen - Verteilung?
Was mach ich plötzlich, wenn ich alleine bin? Gönnen können? Eifersucht? Neid? Mit sich selbst klarkommen? Angst vorm Allein sein?
Kommunikation-Zuhören-Verstehen-Verständnis?
Denken wir oder kommunizieren wir wirklich? Oder nehmen wir an, der andere muss es wissen?
Wie organisiere ich mich/Zeitmanagement?
Polykül oder Einzelkämpfer?
Regeln/Absprachen?
Wichtig: ich schreibe hier meine Meinung und meine Gedanken auf, wie oben bereits gesagt gibt es keine universelle Wahrheit.
Was bedeutet für mich Liebe?
Wenn ich jemand liebe, möchte ich Zeit mit diesem Menschen verbringen, vermisse diese Person, wenn sie nicht da ist. Möchte ich meine Probleme und Sehnsüchte teilen und ihre/seine Welt verstehen und besser machen. Mache ich mir Gedanken, was diese Person macht und ob es ihr gut geht.
Es ist einfach ein ganz besonderes Gefühl und so richtig in Worte fassen kann ich es nicht und bei mir ist es auf alle Fälle noch eine ganz andere Stufe als eine normale Freundschaft.
Außerdem bedeutet für mich, jemanden zu lieben nicht automatisch, dass ich in einer Beziehung mit dieser Person sein muss, noch bedeutet es, dass ich erwarte, dass ich von dieser Person zurück geliebt werde.
(Also, will ich von dieser Person geliebt werden? Erwarte ich, dass diese Person mich mindestens genauso lieben muss, wie ich sie?)
Es ist für mich erstmal eine Feststellung; dieser Mensch ist besonders für mich.
Dann fällt mir immer wieder auf, dass viele Menschen versuchen, sich die Liebe greifbar und vergleichbar zu machen.
“Er liebt sie mehr als mich”, “du liebst mich nicht so sehr wie ich dich”, um nur mal zwei Beispiele zu nennen.
Ich bin aber der Meinung, dass man Liebe nicht vergleichen kann, das sich Liebe auch unterschiedlich anfühlt und das Liebe nicht endlich ist. Es ist für mich keine Torte, bei der ich mich entscheiden muss, wenn ich einem Menschen 3/4 gebe, dass dann für jemanden anderen nur noch 1/4 übrig bleibt. Hinweis: bei der Zeit ist es in gewissem Maße so.
Bei mir gibt es für jeden Menschen eine Torte mit Gefühl und ich kann immer aus dem vollem Schöpfen. Und keine Torte gleicht einer anderen.
Weiterhin ist mir bei deinen Sätzen ein Workshop eingefallen, bei welchem ich vor ein paar Monaten teilgenommen habe.
Hier ging es um “Gewaltfreie Kommunikation” - konkreter, was sind meine Bedürfnisse und was muss ich tuen, um Situationen so zu beeinflussen, dass mein Gleichgewicht wieder hergestellt wird. Außerdem haben wir auch darüber gesprochen, wie man diese Bedürfnisse kommunizieren kann.
Ich habe das Gefühl, dass bei deinen Sorgen das Bedürfnis von Sicherheit & Stabilität, Zugehörigkeit, eventuell auch der „Austausch mit deinem Mann“ oder „gesehen werden“ im Vordergrund stehen (allerdings kannst nur du das beantworten).
Ich zum Beispiel habe ein sehr starkes Bedürfnis nach Nähe und gleichzeitig nach Entfaltung, Individualität, Freiraum und Authentizität. Hier die Balance zu finden, ist gar nicht immer so einfach.
Ich denke, vielleicht wäre es für dich gut, einfach mal in dich zu gehen und dir zu überlegen, welches Bedürfnis gerade zu kurz kommt. Wenn du weißt, was dir fehlt, dann ist es meistens leichter eine Lösung zu finden.
Und vielleicht macht es hier auch Sinn dir zu überlegen, was du von deinem Partner erwartest und ob es wirklich „realistisch“ möglich ist, diese Erwartungen zu erfüllen.
Es gibt ein hübsches Bild, auf dem die unterschiedlichen (Poly-)Beziehungsmodelle grob definiert sind. Ich finde es gerade nicht auf die Schnelle, aber habt ihr schonmal drüber gesprochen, wie ihr euch die Konstellation vorstellt? z.B. Haupt- und Nebenbeziehung oder alle Partner sind „gleichgestellt“.
Für mich ist es auch immer wieder wichtig, den Rahmen neu abzustimmen und auch zu wissen, wo ich dran bin. Viel verändert sich auch einfach mit der Zeit und deswegen ist kontinuierlicher Dialog wirklich essenziell.
Und was mir bei mir selbst und auch im Gespräch mit anderen deutlich wurde - dass hinter diesen „schlechten“ Gefühlen oft versteckte Gründe/Bedürfnisse liegen:
Er geht jetzt mit seiner neuen Freundin ins Kino - aber ich wollte den Film auch mit ihm schauen.
Oder, seine neue Freundin mag/kann das und das - ich mag/kann das und das nicht, deshalb muss er sie lieber mögen/lieber mit ihr Zeit verbringen.
Oder, er geht mit ihr heute Abend essen, - deshalb bin ich ganz alleine und warte nur drauf, bis er wieder bei mir ist.
Oder, seine neue Partnerin hat eine viel bessere Figur - findet er mich nicht mehr attraktiv?
Oder, warum tut er dies und jenes mit ihr - mit mir wollte er das nie tun?
Ich denke, es ist wirklich gut sich seiner Gefühle bewusst zu sein und sich auch z.B. zu überlegen - wenn er heute Abend weg ist, was kann ich für mich tun, was ich schon ganz lang machen wollte?
Unterschätzen sollte man die NRE (New Relationship Energy) ebenfalls nicht. Wenn man sich neu verliebt, ist alles erstmal spannend und intensiv und man möchte so viel wie möglich Zeit mit dem Menschen verbringen. Da kann es manchmal ganz schnell passieren, dass man den/die bestehenden Partner etwas aus der Sicht verliert. Unsere Hormone lassen uns manchmal eben ziemlich unvernünftig werden. Aber meiner Erfahrung nach pendelt sich das wieder ein. Es gibt hier auf alle Fälle spannende Artikel im Internet.
Ich habe aktuell drei Herzmenschen in meinem Leben, die ihrerseits weitere Herzmenschen haben. Ich bin aktuell sehr glücklich hierüber. Und ich sehe andere Menschen im Polykül nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung an. Ich freue mich immer die Partner meiner Partner kennenzulernen. Mit manchen habe ich relativ platonischen Kontakt und zu manchen haben sich wundervolle Freundschaften entwickelt, die ich nicht mehr missen will.