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Und nein, ich zumindest möchte kein Problem herbeireden, wo keines ist, sondern schlicht eine dahinter liegendes kommunikative Grundstruktur besser verstehen.
Für eine fruchtbare Diskussion müssten sich Diskussionsteilnehmer erstmal einigen, was genau besprochen wird. Das Thema startete mit einem persönlichen Erleben und entsprechend auf dieser Ebene haben sich viele eingeklinkt.
Erfolgreicher wäre dein Ansinnen (mMn) also, wenn du explizit zur allgemeinen Betrachtung ein separates Thema eröffnest, so dass jeder Teilnehmer auch direkt wissen kann, worüber nun genau diskutiert wird.
Da es dir um das Verstehen von Kommunikationsmustern geht, lade ich dich ein, dich einmal mit dem Bindungssystem des Menschen zu befassen. Genau das hat den größten Einfluss auf die Kommunikation (verbal wie nonverbal) zwischen Menschen.
Ergänzt man das noch mit Berichten aus der Hirnforschung, ergibt sich nochmal ein viel größeres, komplexeres Bild.
Dafür wirds im Komplexen dann wieder einfach
Die Dynamik, die hier im Thema querbeet diskutiert wird, lässt sich so auch auf eine andere Art darstellen. Und dann wird klar, wieso hier einige Teilnehmer für individuelle, persönliche Lösungen plädieren.
Frauen wie Männer werden in diesem Land seit einigen Generationen hauptsächlich mit Frauen groß, in überwiegender Abwesenheit ausgleichender männlicher Bezugspersonen.
Das Bindungssystem wird in den ersten Lebensjahren „geprägt“ und lernt ein Leben lang mit (meist unbewusst) und diese Erfahrungen bestimmen unsere Kommunikation, unser Denken und unser Fühlen.
Unbemerkt, es sei denn man lernt darauf zu achten.
So. Nun gibt es mehrere „Lager“ in der Online-Datingwelt, die man regelmäßig klagen hört.
ZB Frauen, die „immer an die Falschen“ geraten.
Hat das etwas mit Online zutun?
In meinen Augen im Grunde nicht.
ZB Männer, die sich selbst als freundlich, höflich, am Gegenüber ehrlich interessiert wahrnehmen… und vorschnell abgelehnt werden und hier im Joy „untergehen“.
Hat das etwas mit Online zu tun? Im Grunde auch nicht, mMn.
Der Faktor „online“ wirkt nur oftmals verschärfend.
Denn man sitzt alleine vor dem Bildschirm und betrachtet Informationen. Aber nicht einen Menschen direkt.
Alles was man also „hat“, ist das was das eigene Hirn da drin erkennt. Und unser Gehirn ist mehr als kreativ! Unser Gehirn erschafft uns unsere Realität.
Dort entspringen all die Projektionen, Interpretationen, Hoffnungen, Misstrauen, Ängste usw.
Bei jedem.
Eine reale Begegnung vermittelt uns viel mehr „echte“ Informationen über den anderen Menschen.
Online „reden“ wir mit unserem eigenen Bild von anderen.
Und dieses Bild wird situativ noch durch soviele Faktoren mehr beeinflusst. Die persönliche, aktuelle Lebenslage.
Auf diesem Weg entstehen unzählige Wahrnehmungsfilter und Verzerrungen.
Wie oft nimmt ein Mensch das auch so „wahr“?
Selten. Meist leben wir halt vor uns hin, jeder gibt sein bestes.
Grund zur Änderung geben uns dann irgendwann „schlechte“ Erfahrungen.
Man kommt nicht weiter, auf die bisherige Art, die frustrierenden Situationen wiederholen sich, der Leidensdruck steigt.
Die „Lösung“, die auf eine Art „immer“ passt… ist besseres Selbstverständnis.
Denn auch wenn die Dynamiken bekannt wirken, auch wenn man geneigt ist zu sehen: diese Gruppe Frauen oder Männer hat dasselbe Problem… im Grunde sind es individuelle Schwierigkeiten, die sich ähneln.
Aber nie exakt gleich sind.
Und was man in meinen Augen bei jeder Problembetrachtung nicht vergessen sollte:
Dorthin zu sehen, wo das Problem nicht vorhanden ist.
Im Joy, Online, in „der“ Gesellschaft gibt es genügend Menschen, die „das Problem“ nicht haben.
Es ist stets auch eine gute Möglichkeit sich mal damit zu beschäftigen. Was machen diese Menschen anders?
Wieso haben die Spaß, wieso haben die nicht den Frust, wie ihn andere haben?
Wenn man nur diejenigen in den Fokus nimmt, die über ihr Problem klagen, dann wirkt das unbewusst schnell so, als ob da ein gesamtgesellschaftliches „Problem“ vorliegt.
Als ob ganz viele darunter leiden.
Stimmt das? Ist das so, oder nimmt der Betrachter das so wahr?
Ist der Betrachter tatsächlich so neutral und sachlich? Selten, denn er ist ja auch Mensch und Menschen sympathisieren, ergreifen Partei.
Es menschelt nunmal sehr zwischen Menschen