Ahja_Baerli, ich verstehe eure Frage oder Fragen und den Kontext einfach nicht, möchte es aber gern.
Mensch X ist also in irgendeiner Form auf Mensch A fixiert, richtig? Und in eurer Beschreibung gibt Mensch A die Hilfestellung an andere ab, die X bitte kennenzulernen hat, indem ersie sich hübsch macht und auf die Rolle geht. Richtig verstanden? ("soll dann an andere umgeleitet werden, statt das Mensch A selber Mensch X hilft")
Hm. Meiner eigenen Biografie, Erleben und Verstehen nach ist es relativ bis ziemlich sehr selten, das man mit einem Menschen zusammen ist, mit dem man all seine Bedürfnisse und Wünsche leben und ausleben kann. Und nun ist es klassischerweise so, das man/frau aus Liebe auf Bedürfnisse und Wünsche verzichtet, ja das sogar als besonderen Liebesbeweis verkauft. AMEFI – alles mit einer/einem für immer.
Ich verstehe die Mehrliebe so, das man sehr wohl mit mehreren Menschen eine Liebesbeziehung führen kann, ohne das man sich gegenseitig etwas wegnehmen oder zufügen muss. Wenn A andere Dinge mit anderen Menschen lebt, hat das eben nicht zwangsläufig die Konsequenz, das X etwas weggenommen wird. Im Gegenteil, nach meiner eigenen Erfahrung ist es etwas wunderschönes, wenn X nicht alles für A sein muss und A nicht für X.
Das ist aber in der Realität vielleicht nicht unbedingt einfach für X. Wenn ich jetzt mal X bin: da ist immer wieder so eine Angst, das ich nicht reiche (obwohl ich weiss, das ich nicht reichen muss), das der andere viel viel mehr zu bieten hat (obwohl ich weiss, das diese Wertungen völliger Unsinn sind), das unsere Intimität total und fundamental verletzt wird (obwohl ich weiss, das unsere Intimität doch unsere ist und so viele schöne Räume hat und so aufeinander bezogen ist) und ich einfach irgendsoeine Angst habe, das ich verlassen werde (obwohl ich weiss, das das immer passieren kann – wasweissich was alles passieren kann). Wenn A nun nach aussen geht, wird das für mich manchmal echt bedrohlich; je mehr A auch selbstständig und frei agiert, desto mehr sehne ich mich nach Nähe und Zweisamkeit.
Und in dieser Situation kann A mir definitiv nicht helfen – wie denn auch? Die Beteuerungen von A, sie liebe mich und wolle sich doch garnicht trennen, erreichen mich in dieser Situation oft nicht. Ich fühle mich unsicher. Wie soll A mir denn da helfen? Indem sie bei mir bleibt und nicht nach aussen geht? Also vermeidet, das bei mir dieses Gefühl von Unsicherheit entsteht? Funktioniert meiner Erfahrung nach nicht wirklich. Schon allein das Wissen, das sie ja eigentlich nach aussen will und nur mirzuliebe mir Händchen hält, reicht für soviel Mißtrauen, das ich mich nicht sicher in der Beziehung fühle. Außerdem fühle ich mich echt blöd und nicht ernstgenommen. Also, zumindest manchmal.
So lese ich den von euch zitierten Rat
Mach Dich schick und schau, wen es noch gibt
Such Dir neue Kontakte
Helf Dir selbst und suche neue Hobbys, Menschen u.v.m.
eigentlich ziemlich positiv: geh mal raus! Es gibt noch ganz viel Anderes ausserhalb der Beziehung, und du kannst mit neuen Kontakten dich selber auch anders erleben ( – ohne den Bezug zu A zu verlieren), und mit anderen Dingen, die du tust, dich auch in anderen Kontexten selbst differenzierter wahrnehmen und ausleben.
Den Satz
Die Devise lautet oftmals ..... Sich nicht auf den einen Menschen konzentrieren, sondern nur auf sich selbst und all die schönen Dinge im Leben.
dichtet ihr den Räten aber ziemlich an, finde ich. Wenn ich mich als X nicht auf einen Menschen konzentriere, heisst das doch null zwangsläufig, das ich mich nur auf mich selbst konzentriere? Ich meine, sehr viele hier erzählen doch von ihren Mehrfachbeziehungen, die sie sehr aufeinander bezogen leben.
Und wenn die Beziehung zwischen A und X all die schönen Dinge im Leben ausschliesst, dann ist fundamental was richtig daneben, oder? Leiden die mit- und aneinander?
Das mit der NRE in diesem Kontext verstehe ich wirklich nicht. Ich habe in diesem Forum wirklich schon viele Erzählungen gelesen, wo sich wer neben der Beziehung verliebt hat und das nun wirklich nicht zur Konsequenz haben muss, das die Liebe zu und in der Beziehung stirbt oder verödet wird. Ganz viele berichten doch sehr unterschiedlich, wie sie genau deswegen NRE überhaupt sehen und einordnen und dementsprechend in ihrer Beziehung leben. Gibt doch auch viele, die hier davon berichten, das sie das mit dem Partner/der Partnerin teilen und das total schön und bereichernd sein kann.
Ich weiss nicht genau, aber – ich habe weitere neue Begegnungen eigentlich immer nur dann gehabt, wenn in meiner Beziehung "alles gut war", wir uns gut und sicher miteinander gefühlt haben. Passte generell etwas überhaupt nicht mehr miteinander, war das mein Focus und nicht ein neues Verlieben, um ggf in dem Schutz dieser neuen Gefühle die bestehende Beziehung begründet beenden zu können. Hat aber ehrlich gesagt nix mit Poly oder offen zu tun, sondern schlicht mit Respekt und Achtung. Und mit Liebe.