Viel Text und drei Fragen
Meine Vorstellung im Forum war nur kurz und ich habe auch noch ein paar Fragen, darum hier die Langfassung. (Achtung seeeehr langer Text)Die Kinder und Jugendjahre überspringe ich, dazu gibt es nur zu sagen, dass ich meine große Liebe schon mit 11 kennengelernt habe.
Nach einem Umzug und Schulwechsel habe ich sie aus den Augen verloren und mit 20 wieder zufällig auf einem Dorffest gesehen und mich Hals über Kopf in sie verliebt. Mit Unterbrechungen haben wir uns 2 Jahre gedatet, leider ohne das was Ernstes daraus wurde. Ich war in Ihren Augen zu unerfahren und später hatte ich auch eingesehen, dass sie damit recht hatte.
Mit 22 lernte ich meine spätere erste Frau kennen und lieben. Von Anfang an haben wir in beiderseitigem Einverständnis eine offene Beziehung vereinbart. Die ich für mich so interpretiert hatte, dass alles erlaubt ist, solange keine Gefühle ins Spiel kommen. Wir hatten gute und schlechte Zeiten und ein paar Jahre später wurde die Familie mit 2 Kindern komplett.
Dann hat sie sich in einen zweiten Mann verliebt. Auf Grund beruflicher Veränderungen führten wir zu der Zeit eine Wochendendbeziehung und eigentlich war alles gut. Er war in der Woche da, ich am Wochenende, ich konnte mit der Situation gut umgehen, verspürte keine Eifersucht und auch meiner Frau ging es gut. Gut gemeinter Rat eines Psychologen hat uns dann bewogen, dass sie zu mir umzieht. Es war leider keine gute Idee, dass sie ihr gewohntes Umfeld und ihren Freundeskreis aufgeben musste. Hätte der Ratgeber unsere Polyamorie erkannt und uns darüber aufgeklärt, wäre es vermutlich anders gelaufen. So ging es dann noch eine Weile mit umgekehrten Vorzeichen. In der Woche war sie bei mir und den Kindern, am Wochende bei ihrem Geliebten.
Letzendlich stand eine weitere berufliche Veränderung an und sie zog endgültig zum Anderen und die Scheidung wurde eingereicht. Ich wiederum war erneut auf der Suche und fand gleich zwei. Eine Escort, die ich privat kennen gelernt hatte und meine alte Liebe. Komplett anders und doch schön.
Dann lernte ich im am neuen Arbeitsplatz auch noch eine Kollegin kennen. Älter als ich und Kollegin. Beides für mich ein NoGo. Bei ihr jedoch hat es sofort eingeschlagen. Ein halbes Jahr hat sie mich umworben, dann war es auch um mich geschehen. Mit der Escort hatte ich da schon Schluss gemacht, meine alte Liebe hat mir Feundschaft angeboten, das konnte ich nicht, denn ich wollte mehr. Von Polyamorie hatte ich damals noch nie gehört, sonst hätte wir vielleicht einen Weg gefunden.
Mit meiner neuen Freundin und Kollegin hatte ich eine wunderbare Zeit. Wir haben uns geistig ergänzt und der Sex war unglaublich, 5mal täglich und das halbe Kamasutra durchprobiert. Dann kam wieder der besagte Psychologe, der mit mir einen wissenschaftlichen Test durchgeführt hat und festgestellt hat, dass ich jemand anderes lieben würde. Deshalb, so sein Schluß konnte das mit meiner Freundin nicht funktionieren und sollte sofort beendet werden. Nach einem sehr intensiven Gespräch mit vielen Tränen haben wir beschloßen, den Rat in den Wind zu schießen und trotzdem zusammen zu bleiben. Das Beste was mir je passiert ist, mittlerweile sind wir 27 Jahre zusammen und 11 Jahre verheiratet.
Nun wen ihr bis hierher duchgehalten habt meine erste Frage: Wie sind eure Erfahrungen mit Ratgebern, für die die einzig mögliche Beziehungsform Monogamie und eheliche Treue ist. Und wie geht man damit um, wenn man im Wissen, dass dem nicht so ist, solch "gut gemeinten" Ratschläge bekommt.
Nach einigen Jahren fand ich es eine gute Idee mal wieder einen Stripklub zu besuchen und habe davon auch gleich zu Hause erzählt. In der Hoffnung, dass das uns Beide wieder so richtig heiss machen würde. Ging total in die Hose. Meine Liebste bekam Panik, dass ich sie verlassen wolle. Nach Streit und Diskussion dann der Kompromiss. Ich bringe nichts nach Hause, keine Krankheiten und keine Kinder und ich erzähle nichts von dem was ich so auf Geschäftsreise mache. Und sie fragt nie wieder danach. Heute kenne ich den Namen dafür "don't ask don't tell".
Das geht nie gut, die Frage ist nur wann fliegt es auf. Ich hatte es über 20 Jahre geschafft, obwohl ich grundehrlich und zu keiner Lüge fähig bin. Dazu musste ich aber einen Teil meiner Persönlichkeit abspalten. Keine Schizophrenie, aber schon eine Art Doppelleben.
Zweite Frage: Ist dieses Doppelleben, auch im Denken, immer so bei "don't ask don't tell" oder habe ich da einfach nur einen besonderen Trick gefunden?
Ich bin und war nie ein egoistischer Macho. Mir war es immer wichtig, dass es meinen Sexpartnerinnen auch gut geht. Sie sollten sich nur nicht in mich verlieben,was auch fast nie geschah und wenn doch wurde es sofort beendet, denn auch ich wollte mich nicht verlieben, weil ich da noch nichts von meiner Poly – Fähigkeit wusste.
Es vergingen die Jahre und die Libido meiner Frau wurde immer weniger. Heute hat sie überhaupt keine Lust auf Sex mehr und empfindet körperliche Nähe als sexuellen Übergriff. Ist so für sie richtig und deshalb kein Grund daran herumzutherapieren wollen. Ihre Frage "Ist es so wie es ist für Dich auch gut" konnte ich immer mit "Ja" beantworten. Sie hat bewusst oder unbewusst nicht deutlicher nachgefragt und ich habe von mir aus nicht "Ja, aber da gibt es noch was" gesagt.
Letztes Jahr hat mich dann ein Radar erwischt und das Blitzerfoto zur falschen Zeit am falschen Ort musste erklärt werden. Abstreiten hätte es nur noch schlimmer gemacht. Es war und ist aber nicht einfach, weil wir uns immer noch lieben und beide keine Trennung wollen. Und jetzt kommt noch die Erkenntnis dazu, dass ich polyamor bin.
Die naheliegende letzte Frage: Kann Monopoly funktionieren und wenn ja wie? Meine Frau meinte dazu: Wie lange? Nun das weiss ich auch nicht, aber auch Monogame haben keine lebenslange Garantie, also versuchen wir es.
Danke fürs Lesen
Mikal