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BDSM & Polyamorie
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"Der Mensch, bei dem alles passt" ... ?

*******d133 Frau
751 Beiträge
Zitat von ****on:
Zitat von *******d133:
Deshalb fühle ich mich zurzeit, trotz monoamorem fühlen, viel mehr poly als zuvor.

Absolut nachvollziehbar, @*******d133 !

Polyamorie ist in allererster Linie eine Haltung, die sich wünscht, dass die eigenen Partner frei sind, ein Netz aus Liebe mit vielen Menschen zu weben. Ob ich selbst Lust auf viele habe, steht erstmal an zweiter Stelle und ist am Ende nicht gleichermaßen entscheidend.

Ein Mensch, der gerade nur eine einzige Person liebt (oder vielleicht sogar gerade niemanden) und dabei den Wunsch hat, sein (ggf. potentieller) Partner solle weitere Liebste haben, ist in meinen Augen mehr polyamor, als jemand mit drei Liebsten, der aber wenig Wert darauf legt, dass seine Liebsten ihrerseits mehrere Liebesbeziehungen führen.
Naja, mir geht es hier aber schon in erster Linie um meine eigene Freiheit. Ich wünsche mir ja auch nicht direkt, dass mein Partner unbedingt andere Liebste haben soll. Ich wünsche mir lediglich, dass er das ohne schlechtes Gewissen tun kann. Dass alle Gefühle die er hat erstmal ok so sind und von mir nicht bewertet werden. Diese Einstellung habe ich aber auch schon länger. Für mich ist in dieser Konstellation allerdings neu, dass ich zum ersten Mal wirklich spüre, dass mein Partner mir die gleiche (emotionale) Freiheit zugesteht und sich wünscht, dass ich glücklich bin, unabhängig von irgendwelchen Bedingungen. Ich fühle mich geliebt und nicht in Besitz genommen (Notiz am Rande: witzigerweise führen wir sogar eine BDSM Beziehung mit klarem Machtgefälle und dennoch fühle ich mich emotional freier als je zuvor).
Bisher hatte ich nämlich immer Partner, die zwar selbst gerne jede Gelegenheit mitgenommen haben neue Beziehungen einzugehen, aber selten mit einer emotionalen Veränderung bei mir zurecht kamen. Das Problem ist dann, das ich einen Menschen, den ich Liebe ja nicht verletzen möchte und deshalb automatisch in ein schlechtes Gewissen verfalle und mir selbst meine Freiheit nehme, das führt natürlich dazu, dass ich unglücklich werde und sich dieser Zustand immer weiter verschlimmert je mehr Rücksicht ich darauf nehme mein Gegenüber nicht zu verletzen.
Wenn ich aber weiß, dass ich einem Menschen meine tiefsten Gefühle mitteilen kann, dann ist das das Maximum an emotionaler Freiheit und das eben unabhängig davon, ob es nötig ist oder nicht.

Ich konnte in meiner letzten Beziehung zum Beispiel nicht wirklich gut über die Gefühle und Zukunftsvisionen mit meinem neuen Partner sprechen, weil ich wusste, dass es meinen damaligen Partner sehr schwer verletzen wird. Er wurde dadurch von einen vormals engen Vertrauten zu einem Außenstehenden. Ich möchte aber keine Beziehung mit einem Außenstehenden führen, das nimmt in meinen Augen sehr viel Beziehungsnähe.
Das war echt nicht leicht und letztendlich ist auch genau das passiert was ich befürchtete. Dennoch bereue ich nichts, weil ich eben für mein eigenes Glück letztendlich eingestanden bin. Und das ist im Grunde auch das einzige was am Ende für mich wichtig ist, dass ich glücklich bin und nicht, ob ich mich nun polyamor nennen "darf" oder nicht. Zweiteres ist mir sogar ziemlich egal *lach*

Ich glaube auch, dass Polyamorie am besten funktioniert, wenn die Beteiligten so empfinden wie du es beschrieben hast @****on. Deshalb bin ich ja auch so optimistisch, dass wir da gute Grundlagen für haben. Aber ich glaube wirklich ebenso, dass zumindest ich in nächster Zeit keine neuen Partner haben werde, weil er eben ein Mensch ist, bei dem einfach alles passt...
******ago Frau
301 Beiträge
@*******d133 Und eben in dieser Freiheit wird dann eben doch vielleicht irgendwann ein Mensch vor dir stehen, der dich unverhofft berührt und in dir was auslöst. Genau in diesem Moment dann offen dafür sein zu können, weil du gefestigt in dir und deiner Beziehung bist, ist doch genau, was das polyamore Empfinden ausmacht. Es bedeutet ja nicht, mehrere Beziehungen haben zu müssen, sondern nur, offen zu sein und frei lieben zu dürfen. Ich finde den Gedanken wunderschön, denn auch das ist eben Freiheit. *herz*
*******er66 Mann
3.049 Beiträge
Zitat von ******ago:
@*******d133 Und eben in dieser Freiheit wird dann eben doch vielleicht irgendwann ein Mensch vor dir stehen, der dich unverhofft berührt und in dir was auslöst. Genau in diesem Moment dann offen dafür sein zu können, weil du gefestigt in dir und deiner Beziehung bist, ist doch genau, was das polyamore Empfinden ausmacht. Es bedeutet ja nicht, mehrere Beziehungen haben zu müssen, sondern nur, offen zu sein und frei lieben zu dürfen. Ich finde den Gedanken wunderschön, denn auch das ist eben Freiheit. *herz*

*danke* *top*
*********Limit Mann
317 Beiträge
Ein "perfect match", mit dem ich mich rundum glücklich, erfüllt und "satt" fühle, verringert mein Bedürfnis nach einem weiteren Partner, ich suche dann nicht mehr aktiv danach.

Ich bin dann sozusagen poly fühlend, mono lebend und passiv offen.

Jemand muss dann schon sehr spannend und passend sein, um mein Interesse zu wecken.

Im Grunde würde mir dann auch eine exklusive Beziehung nicht schwerfallen, aber das Wissen, dass ich könnte wenn ich wollte (auch wenn ich meistens gar nicht will), gibt mir ein Gefühl der Freiheit, dass ich sehr schätze.
*********chen Frau
307 Beiträge
Zitat von *********Limit:
Ein "perfect match", mit dem ich mich rundum glücklich, erfüllt und "satt" fühle, verringert mein Bedürfnis nach einem weiteren Partner, ich suche dann nicht mehr aktiv danach.

Ich bin dann sozusagen poly fühlend, mono lebend und passiv offen.

Jemand muss dann schon sehr spannend und passend sein, um mein Interesse zu wecken.

Im Grunde würde mir dann auch eine exklusive Beziehung nicht schwerfallen, aber das Wissen, dass ich könnte wenn ich wollte (auch wenn ich meistens gar nicht will), gibt mir ein Gefühl der Freiheit, dass ich sehr schätze.

Das trifft es irgendwie ganz gut. Das Wissen allein reicht schon, man dürfte, wenn man möchte. Das ist nämlich wiederum der Grund, weswegen man doppelt drüber nachdenkt und irgendwie auch abschätzt, ob ein neuer Partner überhaupt "nötig" ist. Kann das nicht so gut erklären.
Ich möchte einfach die Freiheit haben, meine Gefühle ausleben zu können. Eben, weil ich quasi nur aus Gefühl bestehe
*******er66 Mann
3.049 Beiträge
Ich bin kein Freund von "Liebesbeweisen". Aber mit dem guten Gefühl "zu dürfen" und vom Partner Mitfreude statt Eifersucht zu bekommen fühle ich mich noch mehr geliebt und verstanden 😊😊😊
*****chi Frau
18 Beiträge
Zitat von *******d133:



Der Grund warum ich trotzdem davon überzeugt bin, dass ich und auch er polyamor sind liegt aber nicht im EIGENEN Ausleben, also selbst mehrere Partner lieben zu können, sondern mehr darin wie man beim jeweils anderen dazu steht. Ich möchte, dass der Mensch, den ich liebe glücklich ist, habe aber nicht den Anspruch dafür alleine verantwortlich zu sein. Und ich würde auch keine klassisch monogame Beziehung führen wollen/können in der die Beziehung von Regeln eingeengt ist. Ich möchte immer mit freiem Herzen agieren können und auch mein Partner soll immer frei sein in seinem tun und fühlen, ohne sich fragen zu müssen, ob er jetzt ein schlechtes Gewissen haben muss zum Beispiel. Ich glaube deshalb, dass Polyamorie nicht nur mit dem Ausleben zu tun hat, sondern eben auch ganz viel mit dem Blick auf den Partner und die Beziehung. Dass man von Herzen gönnen kann, ohne selbst für das Glück verantwortlich zu sein. Dass man offen über alles reden kann was einen bewegt und gleichermaßen zuhören kann und den Partner ernst nimmt in allem was ihn ausmacht. Diese Freiheit ist für mich ein unglaublich fantastischer Zustand, den ich zuvor noch nicht in dem Maße erlebt habe. Deshalb fühle ich mich zurzeit, trotz monoamorem fühlen, viel mehr poly als zuvor.
Die Zeit wird zeigen, ob wir weitere Partner in unserem Leben haben werden. Auch wenn wir uns das beide aktuell gar nicht vorstellen können, weiß ich, dass gerade die Art der Beziehung wie wir sie führen das ermöglichen wird.

Ich lebe erst seit 4 Jahren Polyamor. Das heisst ich darf es geniessen, dass ich meinen langjährigen Partner (seit circa 37 Jahren) nicht verlassen musste, als ich meinen zweiten Partner getroffen habe und mich verliebt habe. Dabei habe ich gemerkt, dass ich in den Überzeugungen schon immer genau so war, wie es Merigold beschreibt.
Es ist für mich selbstverständlich dem Partner zu gönnen, dass er glücklich ist mit allem was er tut und dabei nie ein schlechtes Gewissen haben muss. Dass es selbstverständlich ist, frei zu sein in einer Beziehung alles tun zu können, was man wünscht, sofern es den Partner nicht in seiner Freiheit beschränkt. Dass man einen Partner nicht besitzt, von daher auch nicht verlieren kann. Dass man selber für sein zufriedenes, glückliches Leben verantwortlich ist. Einen oder mehrere Partner zu haben, ist toll! Ich könnte aber jederzeit allein leben. Ich brauche niemanden. Aber es ist wunderschön wenn sich jemand entschliesst mit mir zusammen Schönes zu erleben. Ich würde beide Partner enorm vermissen, würde einer sich entschliessen mich aus seinem Leben vollständig auszuschliessen. Ich denke aber, Beziehungen können sich im Laufe der Zeit verändern. Wo einmal leidenschaftlicher Sex dazu gehörte, kann es sich zu grossem Vertrauen wandeln. Und immer noch ist die Beziehung wertvoll, jetzt auf einer anderen Ebene als vor Jahren. Deswegen glaube ich auch nicht, dass einer meiner Partner vollständig aus meinem Leben verschwindet, selbst wenn er oder ich nicht mehr leben würden.
********e_82 Frau
2.126 Beiträge
Das heisst ich darf es geniessen, dass ich meinen langjährigen Partner (seit circa 37 Jahren) nicht verlassen musste, als ich meinen zweiten Partner getroffen habe und mich verliebt habe.

Oooh, das ist schön *wolke7*
****on Mann
16.237 Beiträge
Zitat von *********chen:
Das Wissen allein reicht schon, man dürfte, wenn man möchte.

So ging es mir in meinen Singlezeiten. Ich brauchte keinen Partner, suchte auch keinen, aber das Gefühl, es jederzeit tun zu können, reichte mir vollauf. Jetzt mit zwei polyamoren, festen Partnerinnen es genau so.
*******ich Frau
417 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von **********lerin:

Wird bzw. lebt man poly, weil man bei einem Partnermensch allein einfach nicht alles finden kann, was man in einer Partnerschaft gern hätte und sucht? Und dann ist es einfach schön, wenn es ein Polykül gibt, in dem für alles Raum ist?

Ich sehe das so: Als Menschen sind wir Beziehungswesen und wir bauen uns (mehr oder minder bewusst) immer Beziehungsnetzwerke auf, in denen wir möglichst gut die Nähe, Verbundenheit, Vertrautheit und Unterstützung finden, die wir innerlich benötigen.
Ob das Netzwerk nun mehr aus Familienbande, Freundschaften oder Liebespartnern besteht, ist eher relativ „egal“ und ist mehr ein Resultat aus unserem vergangenen Leben, den Menschen, denen wir begegnen und auch einfach den Umständen, in denen wir leben.

Ich denke, dass es dabei nicht um das geht, was man (bewusst) gerne hätte oder meint zu brauchen, sondern dass wir einen innerlichen Antrieb haben, der uns sagt, wenn der Status Quo nicht stimmig ist und uns auf die Suche schickt.

Mit den heutigen Vorstellungen und Lebensumständen deckt sich unser ureigenstes Beziehungssystem evtl so gar nicht, was dann häufig in Widersprüchen resultiert. Als Spezies sind wir doch schon recht lange auf diesem Planeten unterwegs, dass wird sehr gerne vergessen.

Das würde bedeuten, dass in einem fiktiven Universum irgendwo der Mensch existieren könnte, bei dem man "alles" findet, was man in einer Beziehung sucht/braucht. Wenn es dann zu einer Partnerschaft kommt, ist man völlig zufrieden damit, dass alle anderen Menschen im Leben Freundschaftsstatus haben, denn diese eine Liebe erfüllt alle Beziehungsbedürfnisse (als idealisierter Zustand).
Ich denke eher, dass es deutlich mehr passende Menschen gibt. Die Schwierigkeit liegt darin, ob wir das jeweils überhaupt erkennen und annehmen können.
Mit einem passenden Menschen ist es eben eher nicht direkt schön, locker, flockig, harmonisch.
Weil wir selbst in den allermeisten Fällen nicht „vollkommen“ im Sinne von innerlich heil durch die Gegend laufen. Der passende Mensch ist passend in seiner Unvollkommenheit zu unserer eigenen, und das rumpelt und fordert einen.
Mit einem solchen Menschen gibt es die Chance auf Wachstum, Heilung, Erweiterung des eigenen Horizontes, aber nur wenn wir diese Chance auch erkennen und ergreifen können.
Manchmal sind wir selbst noch nicht so weit, manchmal fehlt es noch an Wissen, an Erfahrung und manchmal spielen die Umstände einfach auch nicht mit.

Würde man dann von poly zu mono wechseln? Das ist evtl die falsche Frage.

Was ich bei mir selbst gemerkt habe, ist dass das Interesse an anderen mit der Zeit nachgelassen hat. So wie diese eine Beziehung sich intensiviert hat, Stück für Stück mehr Nähe und Vertrautheit erreicht wurde, so wurden andere einfach uninteressanter für mich.
Wobei das kein linearer Prozess war, eher ein Auf-und Ab, mehr zyklisch.

Oder ist es ganz anders – denn selbst dann, wenn man diesen Menschen findet, bei dem "alles" stimmt, ist und bleibt man poly? Dann bedeutet "alles stimmt" nämlich, dass man bei diesem Menschen auch weiterhin poly ist und sein darf, weil es immer wieder neue Menschen im Leben geben kann, die so großartig und wunderbar sind, dass man sich in sie verliebt.

Mich stört das „sein dürfen“. Diese Erlaubnis kann und muss man sich selbst geben. Das Gefühl „nicht zu dürfen“ kommt von einem selbst und es ist einfach nur ein Gefühl. Unsere eigene Einschätzung und daran kann man nur selbst etwas ändern. Natürlich können Partner das unterstützen oder erschweren, aber auch nur in dem Maße, wie ich das selbst zulasse.


Das, was vermutlich sehr viele Menschen im Grunde suchen, ist die eigene innere Freiheit und „Ganzheit“. Weil Beziehungen für Menschen das Mittel zum Überleben und Leben sind, sind wir genau dort auch psychisch so „anfällig“.
Fragmentierung und Dissoziation sind gängige Phänomene.
Ich schätze, dass in poly/offenen Konzepten auch viele Kompensationsstrategien eine Rolle spielen.(Wie in monogamen auch.) Wahlweise sucht man im Grunde evtl Distanz zu der einen Beziehung, in der man sich etwas zu stark vereinnahmt fühlt. Oder man stabilisiert die eigene Verlustangst, in dem man auf mehr Menschen baut. Oder man sucht nach einer intensiveren Nähe, mehr Intimität oder sonstwas.

Es ist ne gute Sache, für sich selbst herauszufinden, ob und welche Muster und Strategien man fährt. Bewertungsfrei, denn „falsch“ sind sie nicht. Es hilft einem selbst und seinen Beziehungen weiter, wenn man weiß was der innere Antrieb ist.
Erst dann hat man wirklich die Wahl.
Und erst dann gelangt man zu innerer Freiheit.
Wenn man all seine Anteile bewusst integriert hat.

Kann sein, die Lebensumstände machen poly zum aktuell besten Liebeskonzept. Genauso kann es sein, dass man sich eigentlich monoamor viel wohler fühlen würde, wenn man nur wüsste, wie man mit diesem oder jenem schwierigen Anteil besser umgehen könnte.


Das Ziel sollte nicht sein poly oder mono oder sonstwas zu bleiben oder zu werden.
Sondern Erfüllung und Sinn in dem zu finden, was man tut und lebt.


Die Frage: „Was ist, wenn man den einen Menschen findet, …“ verlagert den Fokus zu sehr nach außen. Als ob wir nur einen Heilsbringer bräuchten.
Entscheidend ist nicht, was ein anderer mitbringt, sondern wie wir diesen Menschen sehen wollen und können und was wir selbst daraus machen.


Und meine eigene Erfahrung ist vor allem auch die:
Die Frage „Was suchst du bei anderen?“ und „Was fehlt dir, dass du suchst?“ hab ich meistens einfach verweigert. Bewusst war ich nicht auf der Suche und auch wenn ich aus der Beobachterposition schon ein gewisses „Suchmuster“ erkennen konnte, so hatte ich sehr lange schlicht keine Antwort.
Diese Fragen waren unbequem für mich und statt zu antworten, hab ich eher die Frage „weggeredet“.

Als ich mich, für mich selbst, darauf mal eingelassen hab, nach Antworten in mir suchte, hab ich sehr viel über mich selbst dazugelernt.
****on Mann
16.237 Beiträge
@*******ich , danke für diesen schönen Beitrag!

Zitat von *******ich:
Ich denke eher, dass es deutlich mehr passende Menschen gibt.

Den Eindruck habe ich auch. Meine beiden Liebsten G. und M. sind in vieler Hinsicht sehr verschieden, aber jede von ihnen passt präzise zu mir. Mit jeder wäre eine lebenslange Mono-Ehe für mich wundervoll. Wichtig finde ich aber auch, dass sie zueinander passen. Und das tun sie sehr!

Zitat von *******ich:
Würde man dann von poly zu mono wechseln? Das ist evtl die falsche Frage.

Hier stimme ich auch zu. Da in meinem Beispiel beide Liebste so genial zu mir passen, und ich auch zu ihnen, wäre es ja widersinnig, zur Monoamorie zu wechseln und eine von ihnen von hinnen zu jagen.

Zitat von *******ich:
Ich schätze, dass in poly/offenen Konzepten auch viele Kompensationsstrategien eine Rolle spielen.

Stimmt. Bei mir ist es der Wunsch nach einem Kollektiv. Schon als Schulkind wollte ich auf keinen Fall den einzigen besten Freund, die einzige beste Freundin haben, sondern ein Team aus Freunden.
*****nis Mann
180 Beiträge
Ich versuche mir diesen idealen Menschen vorzustellen.
Das ist ein interessantes Gedankenspiel.
Egal wie ich mir diesen Menschen vorstelle, aber genau das "alles passt", passt nicht.
Das unperfekte macht den Menschen interessant und spannungsreich.
Es bleibt eine Entdeckungsreise und ich spüre immer wieder aufs neue Resonanz in mir, in Facetten anderer Menschen von denen ich noch nicht einmal wusste, dass sie etwas in mir zum klingen bringen können.
**********lerin Frau
1.031 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *****nis:
Das unperfekte macht den Menschen interessant und spannungsreich.
Es bleibt eine Entdeckungsreise und ich spüre immer wieder aufs neue Resonanz in mir, in Facetten anderer Menschen von denen ich noch nicht einmal wusste, dass sie etwas in mir zum klingen bringen können.

Es ging mir nicht um einen "idealen Menschen" mit meiner Fragestellung, sondern um ein zutiefst subjektives, unvollkommen menschliches "perfect match". Das, was Du hier beschreibst, scheint mir etwas zu sein, was ein solches "perfect match" ausmachen könnte.

"Alles passt" kann ja durchaus eine Entdeckungsreise sein, die immer wieder neue Resonanzen an neuen Facetten erzeugt, von denen man vorher niemals etwas geahnt hätte. Es muss keinen statischen Augenblickszustand beschreiben, der ja zwangsläufig nicht für immer in dieser statischen Form existieren könnte.
****on Mann
16.237 Beiträge
Ja, bei mir passt auch nur ein Mensch, bei dem nicht alles passt. Das perfekte Match ist, wenn es nicht perfekt matcht.

Vermutlich sind es die Begriffe "passen" bzw. "matchen", die mich irritieren. Ich würde nie nach einem Menschen suchen, bei dem alles "passt", sondern einen, mit dem ich zusammen schwinge.

Vermutlich wäre meine Überschrift zu dem Thread gewesen:

"Der Mensch, mit dem ich vollständig schwinge"

Das sind teils durchaus Menschen, mit denen ich unter keinen Umständen eine Beziehung eingehen würde - aber wenn wir zusammen sind, schwingen wir magisch miteinander.
*******nzel Frau
1.066 Beiträge
Zitat von **********lerin:


Wird bzw. lebt man poly, weil man bei einem Partnermensch allein einfach nicht alles finden kann, was man in einer Partnerschaft gern hätte und sucht? Und dann ist es einfach schön, wenn es ein Polykül gibt, in dem für alles Raum ist?
Das würde bedeuten, dass in einem fiktiven Universum irgendwo der Mensch existieren könnte, bei dem man "alles" findet, was man in einer Beziehung sucht/braucht. Wenn es dann zu einer Partnerschaft kommt, ist man völlig zufrieden damit, dass alle anderen Menschen im Leben Freundschaftsstatus haben, denn diese eine Liebe erfüllt alle Beziehungsbedürfnisse (als idealisierter Zustand).

Mein Mann und ich sind sehr verschieden. Er ist Wissenschaftler, ich bin eher die musisch-künstlerische Person. Wir haben nicht allzu viel gemeinsam. Von "alles" finden kann also keine Rede sein.
Ich habe immer meinen eigenen Freundeskreis gehabt. Mit denen habe ich z.B. gemeinsam Musik gemacht, war tanzen, zum Fotografieren unterwegs usw.
Ist das auch schon ein Polykül? Nur eben eines, wo es weder Verliebtheit, Liebe oder Sex gab/gibt.
Warum muss eine Erweiterung dessen, was man in seiner Partnerschaft nicht findet, gleich mit Liebe und Sex einhergehen? Ich hatte dieses Bedürfnis nie.

Mit "alles" finden verbinde ich eher die emotionale Bindung. Wenn ich mich geliebt und angenommen fühle, brauche ich dies nicht von mehreren. Mir reicht es völlig, von einem Menschen geliebt und angenommen zu werden. Und ich muss meine Liebe nicht streuen. Ich konzentriere mich lieber auf einen Menschen.


Zitat von **********lerin:


Wie ist das bei euch?

Wärt ihr nicht mehr poly, bzw. wärt ihr mit einer Mono-Beziehung zufrieden, wenn es den einen Menschen an eurer Seite gäbe, bei dem alles passt? Oder würde nur dann "alles passen", wenn mit diesem Menschen auch poly möglich ist und stattfindet?

Ich definiere mich trotz zweier Liebesbeziehungen nicht als poly. Ich hab bis Januar diesen Jahres monogam und monoamor gelebt und auch gefühlt.
Dieses polydingens ging vor drei Jahren von meinem Mann aus. Ich dachte, ich probiere es mal aus, vielleicht ist es ja gar nicht so schlecht. Tja... und dann hab ich mich direkt verliebt.
Allerdings lebt dieser andere Mann über 6000 km von mir entfernt. Wir sehen uns also nur sehr selten. Erst vor wenigen Tagen bin ich wieder nach Hause gekommen, ich war zwei Wochen bei ihm.
Er ist Musiker und wir haben unglaublich viel Musik in den zwei Wochen gemacht. Selbst Musik hören ist mit ihm anders, weil wir bei fast jedem Song überlegen, wie wir den auf unsere Art umsetzen könnten.

Ich weiss nicht, für mich ist das alles noch sehr neu. Aber ich fühle mich wie in zwei eigenständigen und monoamoren Welten. Bin ich zuhause, bin ich ausschließlich mit meinem Mann zusammen (also liebes- und sexorientiert). Bin ich bei meinem Freund, dann bin ich ausschließlich mit ihm zusammen.
Andere Männer interessieren mich nicht, ausser vielleicht, um mit ihnen gemeinsames Interessen nachzugehen.

Ganz davon abgesehen habe ich nie den Anspruch gehabt, dass mir eine Beziehung oder auch mehrere Beziehungen alles das geben müssen, was ich brauche. Oder dass alles passen muss.
Ich habe nie jemanden gesucht, der es auf die 100% aufrundet.
******ter Mann
1.388 Beiträge
Zitat von ****nka:

Warum muss eine Erweiterung dessen, was man in seiner Partnerschaft nicht findet, gleich mit Liebe und Sex einhergehen? Ich hatte dieses Bedürfnis nie.

Ich verstehe was du meinst, finde aber die Übergänge sind fließend.
Mein typisches Beispiel sind meine Mittelaltermärkte. Ja man kann diese auch jenseits der Partnerschaft erweitern, mit Freunden kochen, fechten und die Atmosphäre genießen. Aber jemanden zu haben mit dem man die Romantik des nächtlichen Feuers genießen und an den man sich im Zelt ankuscheln kann ist etwas, das sich in Monobeziehungen nicht so einfach erweitern lässt.
Da ist es dann doch schön zu wissen, das man die Freiheit hat dies teilen zu dürfen, wenn man jemanden findet mit dem man sich entsprechend verbunden fühlt.

Und ich könnte mir vorstellen, wenn dein Partner nicht poly wäre würden die meisten Monopartner auch die Intimität deiner musikalischen Zusammenarbeit mit dem anderen Mann (ganz unabhängig von Liebe und Sexualität) schon als Bedrohung empfinden.
*******nzel Frau
1.066 Beiträge
Zitat von ******ter:


Und ich könnte mir vorstellen, wenn dein Partner nicht poly wäre würden die meisten Monopartner auch die Intimität deiner musikalischen Zusammenarbeit mit dem anderen Mann (ganz unabhängig von Liebe und Sexualität) schon als Bedrohung empfinden.

Ja, solche extremen Fälle gibt es sicherlich. Eigentlich hatten wir immer eine offene Beziehung, nur dass wir Liebe und Sex exklusiv für uns hatten. Alles andere durfte und hat auch mit anderen stattgefunden.
Auch für mich als mono fühlender Mensch war das nie ein Problem. Ich gebe zu, mit Sex und Liebe tue ich mich extrem schwer.
*******nder Mann
2.361 Beiträge
Meinen ersten Denkanstoß in die Richtung, dass ich vielleicht nicht für rein monogame Beziehungen "geschaffen" sein könnte, erhielt ich im Alter von 19 Jahren von meinem damals ersten festen Freund nach dem Coming-Out. Er sagte mir ganz klar, dass er von mir nicht erwartet, dass ich ihm treu bin, oder dass es keine anderen tollen Männer gibt, in die ich mich auch verlieben würde. Und er sagte, dass er von sich auch nicht davon ausgeht, und dass das voll OK ist. Dass wir Menschen, in die wir uns verlieben und denen wir auf kurze oder auch längere zeit sehr zugetan sind, das in jedem Fall zeigen sollten. Natürlich immer unter der Voraussetzung, da ganz offen zu sein.

Es gab dann, während unsere Beziehung andauerte, auch tatsächlich zwei andere Männer, mit denen ich auch eine ganze Zeit lang sehr innig war. Und alle empfanden das als völlig in Ordnung.

Später führte ich dann mongame Beziehungen, und zwar immer auf Wunsch des Partners, oder noch später auch der Partnerinnen. Ich selbst ließ mich darauf ein, weil mir diese Menschen zu den jeweiligen Lebensabschnitten wichtig waren. Und naja, weil es eben auch von überallher als "das Non-Plus-Ultra" vorgelebt wurde. Ich merkte aber immer, dass ich für mich selbst auf einer Bremse stand. Ich immer wieder Menschen traf, in die ich mich hätte verlieben können, weil sie einfach so toll waren, und mir teilweise auch gezeigt haben, dass sie mich auch toll fanden. Ich verbot mir allerdings auf Rücksicht der Partner*innen immer das Weitergehen. Ja, genau so empfinde ich es heute.

Ich lebe seit nunmehr 12 Jahren in einer glücklichen Beziehung. Und in dieser kann ich das erste mal offen über die Möglichkeit, mich in andere Menschen auch zu verlieben, und dabei unsere Beziehung nicht infrage zu stellen, reden. Bei uns beiden stimmt sehr viel. Humor, ähnliche Erlebnisse in der Jugend, weil wir gleichaltrig sind, Verständnis für die Behinderungen der jeweils anderen person, usw. Aber wir wissen eben auch, dass es Menschen gibt, die so toll sind, dass da mehr Gefühle im Spiel sein können als Freundschaft, und dass diese dann aber unsere Beziehung nicht infragestellen. Wir fühlen einfach, und diese Gefühle sollten wir uns nicht verbieten müssen.

ich bin davon überzeugt, dass dieses "der eine Mensch muss all meine Bedürfnisse befriedigen" ein Heidenanspruch an den anderen Menschen ist, der, ausgesprochen oder nicht, auch eine Menge Stress erzeugen kann, bewusst oder unbewusst. Und diesen Stress rauszunehmen, fühlt sich gut an.
*******enig Mann
10.108 Beiträge
und ich halte diesen Anspruch für ziemlich überhöht. Erstens ist es relativ unwahrscheinlich, dass ein Mensch tatsächlich alle meine Bedürfnisse befriedigt, zweitens müsste ich das im Umkehrschluss ja genauso tun und das ist dann noch einmal extra unwahrscheinlich. Aus meiner Sicht eine klassische Anleitung zum Unglücklichsein.

Oder auf Manndeutsch: will ich so schnell fahren wie ein Bugatti, kann ich eben nur ein Zahnputzset und einige Kreditkarten mitnehmen. Will ich aber noch mein Fahrrad, die Familie und die Hunde mitnehmen, werde ich einen Kombi oder Bus brauchen und muss dem Bugatti nachsehen. Man trifft sich dann ohnehin an der Tanke wieder... *zwinker*
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