So nun hier meine Frage an die Monogamie-Versteher: Was ist der Kern der sexuellen Exklusivität, wenn diese gar nicht genutzt werden möchte?
Als "Kern" ist mir bisher bei überzeugt Monogamen über den Weg gelaufen:
• Angst vor Veränderung (Status quo passt für mich, es kann nur schlechter werden)
• der Glaube, dass man Sex und Gefühle nicht trennen kann
• die Verwechslung von sexueller Treue mit Loyalität
• ein prägendes familiäres und freundschaftliches Umfeld (was alle machen, muss richtig sein; sonst werde ich zum Außenseiter)
• falsch verstandene Romantik (wenn du aus irgendwelchen Gründen keinen Sex mehr möchtest oder kannst, würde ich mich aufopfern und für dich für immer darauf verzichten)
• Angst vor Verlust (du könntest weniger Interesse und Zeit für mich haben und irgendwann ganz gehen)
• Angst vor Selbstwertschädigung (sie ist in allen möglichen Dinger besser/hübscher und ich muss das ansehen)
-> Frage 2: Gibt es weitere moralisch tragbare Lösungsansätze?
a.) Es gibt das sogenannte "Don't ask - don't tell"-Modell.
Im Grunde ein erlaubtes Fremdgehen. Sie gibt einmalig ihr Ok für deine außerhäusigen sexuellen Aktivitäten. Allerdings unter der Voraussetzung, dass sie möglichst niemals in irgendeiner Form damit konfrontiert wird. Also du organisierst alles diskret und bist dann einfach ab und zu "unterwegs", "bei Bekannten", "in der Stadt" oder so.
Gilt unter Polys eher als der Weg für Faule und Feige, der auf Dauer zu Entfremdung in der Beziehung führen kann. Dennoch höre ich auch von funktionierenden Fällen. In meinen Augen moralisch besser als echtes Fremdgehen, weil es ja eine Zustimmung gab.
b.) Der langwierige und schmerzhafte Weg, der eure Beziehung um besten Fall stärkt und vertieft, aber im schlechtesten Fall auflöst: eine Paartherapie in irgendeiner Form. Kann auch mal mit einem moderierten Gespräch beginnen, in dem einfach jeder ausführlich und geordnet seine Gefühle und Gedanken mitteilen kann. Oder mit ein paar guten Büchern, die jeder einzeln lesen und daraus lernen kann. Oder ihr lest sie euch vor und redet jeweils darüber.