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Gebraucht werden

*********eeker Mann
1.582 Beiträge
Werde ich überhaupt gebraucht?

Da steckt eine Menge drin. Wir wollen erkannt werden. Wir wollen Bedeutung bekommen. Wir wollen Sinn stiften. All das steckt in diesem gebraucht werden drin.

Leider schwingt aber auch mit, dass wir unentbehrlich sein wollen. Überlebenswichtig. Zum Sinn selbst werden statt nur Sinn zu stiften.

Den zweiten Teil sollte man bei jeder (Liebes-)beziehung nach und nach loszulassen lernen. Ohne den ersten können wir aber gar nicht leben. Wir würden wahnsinnig. Wir sind ja nun einmal soziale Tiere und da diese Existenz keinen höhren Sinn hat als die effektivste Form der Entropievermehrung ist die wir kennen, müssen wir unserem Verstand einen eigenen Sinn geben.

Am Ende bleibt es aber Ego. Unsere Fassade ist genau das. Sie hält nicht allzu viel stand und die Resilienz von guten engen Beziehungen hilft uns dabei unser Leben zu leben. Je besser unsere Mitmenschen und erkennen und schätzen, desto leichter mögen oder lieben wir sie.

Die letzte Ebene ist die existentielle. Wir brauchen die Gemeinschaft zum Überleben. Ohne andere Menschen, hätten wir kein Essen, Kleidung, Schutz oder Medizin. Trotz all des Individualismus wissen wir das. Und jemand der unseren Wert für das eigene Leben hoch einschätzt, ist auch an unserem Überleben interessiert. Aber wir müssen diese kindlichen und existentiellen Mechanismen nicht ungefragt übernehmen.

Diese Erkenntnis hängt nicht von der Beziehungform ab.
****on Mann
16.238 Beiträge
Zitat von *******ich:
Für meinen Seelenfrieden brauch ich auch regelmäßig meine Ruhe.
*nachdenk* Also ist das abhängig.

Das ist ein ähnliches Wirrwarr wie um den Begriff der Absichtslosigkeit.

Brauchen bedeutet im alltäglichen Sinn "verwenden, gebrauchen ". Ich brauche eine Tasse für meinen Kaffee. Es kann auch "benötigen" bedeuten, ich benötige eine Tasse für meinen Kaffee.

Aber der aus Liebesfilmen bekannte Ausruf: "Verlass mich nicht, ich brauche Dich!" meint wohl kaum schlichtes Verwenden, Gebrauchen oder Benötigen. Er meint eigentlich: Ich bin nicht in der Lage, ohne Dich zu leben. Und das ist pathologisch.
*******ben Mann
3.383 Beiträge
Zitat von ********orth:
und gegenseitiges aufeinander angewiesen sein mittlerweile doch wieder sehr

Also ich mag nicht auf jemanden angewiesen sein. Mag bei entsprechender Struktur desen Leben erfüllen (dann haben sich zwei passend gefunden?), aber außerhalb meiner Kinder (und die immer weniger) finde ich Personen, die dauerhaft auf mich angewiesen sind nicht als gesundes Beziehungswerk.
Jemanden von mir aus freiwillig zu unterstützen (egal ob in Beziehung oder außerhalb) empfinde ich als natürlich und mein Leben bereichernd. Aber dann bitte im Idealfall Poly oder eben aus der Permakultur kommend: "Jedes Element hat mehrere Funktionen und für jede Funktion gibt es mehrere Elemente"; also hier Menschen. So das wenn eineR gerade nicht kann oder ausfällt, die Daseinsform wechselt etc. hier nicht ein plötzliches tiefes Loch entsteht bzw. auf dem Einen eben entsprechender Druck lastet.
Oft erfüllt aber der Lebensparter all diese Funktionen: ist ja auch bequem (ökonomisch), wenn mensch zusammen wohnt und (meint) sich sehr gut gegenseitig kennt. Aber halt ein schwaches System, was neben Abhängigkeiten auch leicht "Knackbar".
Gesunde starke Beziehungen haben meist einen zahlreichen Freundeskreis (gemeinsamen, als auch indivuellen) um sich, der hier viele Bedürfnisse (Gespräch, Bewegung, Körperkontakte, Freizeit, Hobby ....) abdeckt. Der Unterschied bei Poly ist halt, dass hier sinnliche/sexuelle Begegnungen oder Liebesbeziehungen auch "öffentlich" möglich sind.
********orth Paar
107 Beiträge
Zitat von *********uelle:


Also ich mag nicht auf jemanden angewiesen sein. Mag bei entsprechender Struktur desen Leben erfüllen (dann haben sich zwei passend gefunden?), aber außerhalb meiner Kinder (und die immer weniger) finde ich Personen, die dauerhaft auf mich angewiesen sind nicht als gesundes Beziehungswerk.

Als Mensch bin ich ein soziales Wesen und immer in irgendeiner Form auf meine Mitmenschen angewiesen. Niemand kann 100 % autark sein, jeder Mensch kommt irgendwann an einen Punkt, an dem er etwas nicht selbst für seine Bedürfnisse "herstellen" kann. Selbst der verwegenste Offgrid-Abenteurer hat sein Flugzeug nicht selbst gebaut, welches ihn in die Wildnis fliegt, wo er sich seine Blockhütte bauen will... Und ich z.B. habe viele Bedürfnisse, für die ich auf andere Menschen angewiesen bin. Mir selbst den Rücken kraulen oder mich selbst in den Arm nehmen ist für mich hochgradig unbefriedigend. Indem ich mich emotional für meine Partnerin entschieden habe, habe ich mich auch dafür entschieden, in vielen Belangen auf sie angewiesen zu sein. Denn unsere Zukunftspläne funktionieren nur zusammen. Natürlich möchte ich mir auch meine Freiheit und meine Unabhängigkeit bewahren, denn ich möchte mein Leben nicht fremdbestimmen lassen. Aber wenn man zusammen ein Leben gestaltet, wird man meiner Meinung nach IMMER aufeinander angewiesen sein, ich finde das auch sehr schön, füreinander da sein zu können. Vor allem, wenn beide Partner das WOLLEN, wenn beide Partner einander ZUGEWANDT und WOHLWOLLEND sind, so wie ich es in unserer Beziehung erlebe. Nein, ich will nicht emotional abhängig sein, und ich will auch nicht, dass meine Hexe von mir emotional abhängig ist. Aber wir sind ein Team und wie sie oben schon schrieb, schaffen wir zusammen einfach viel mehr. Und je nach Lebensziel, ist unsere gegenseitige Angewiesenheit halt mal stärker, mal schwächer ausgeprägt. Und ja, es gibt viele Bedürfnisse, die ich nur von ihr "erfüllt" bekommen WILL (nicht falsch verstehen, ich sehe meine Partnerin nicht als "Bedürfniserfüllerin"). Ich liebe sie, ich genieße ihre Liebe mir gegenüber, wir sind einander genug und gerade die "Unfreiheit" einer Partnerschaft lässt uns beide freier fühlen denn je. Ich bin gerne auf sie angewiesen, ich weiß dass ich ohne sie leben kann, das habe ich über 40 Jahre geschafft. Aber ich will es nicht. Ich will kein Leben ohne sie führen.

(Ihr Wolf)
*****ite Frau
9.569 Beiträge
Ich "brauche" meinen Partner, weil ich ihn liebe.
Und nicht:
Ich liebe meinen Partner, weil ich ihn brauche.
Brauchen im Sinne von Vermissen, Sehnsucht haben gibts bei mir. Ganz klar. Daran merke ich erst, dass ich jemanden liebe.
********brav Frau
2.872 Beiträge
ICH , im Sinne von gebraucht werden, bin (grob ausgedrückt) austauschbar....
Jemand anderes könnte Kaffee abs Bett bringen, den Einkauf erledigen, kochen oder Kuchen backen...im besten Fall kann das mein Mann selbst(lach)

Meine Kinder "brauchten" mich -ein Stockwerk, auch austauschbar und immer weniger...

Geschätzt werden, wegen meiner Persönlichkeit, Charakter, Individualität, sich in meiner Gegenwart wohl fühlen, eine Intimität, die es "so" nur mit mir gibt, das wünsche ich mir von meinem Partner oder auch dem Bonusmann

Das BESONDERE , in meiner gewöhnlichen Persönlichkeit erkennen, die dazu veranlasst , sich wohl und gerne in meiner Nähe aufzuhalten....mit mir zu sein....


DA ist es fast egal ob poly oder monogam....es kommt auf die Sichtweise desjenigen an
*******rie Frau
8 Beiträge
Ich würde generell nicht von gebraucht werden reden in Beziehungen, weil an sich braucht man ja keine Beziehung sondern eine Beziehung ist zumindest für mich immer eher eine Bereicherung. Klar ist es schön jemanden zu haben auf den*die man sich verlassen kann aber ich würde nie von brauchen reden.
*******ben Mann
3.383 Beiträge
Zitat von ********orth:
Als Mensch bin ich ein soziales Wesen und immer in irgendeiner Form auf meine Mitmenschen angewiesen
Yepp der feine aber wichtige Unterschied für mich ist: ist dies EINE bestimmte Person (= Co-Abhängigkeit) oder habe ich hier ein Netzwerk an hoffentlich vertrauten Menschen dafür
(aber eben auch inklusive wie bei dem Flugzeug sogar völlig Unbekannte auf ganz anderen Kontinenten)
*******ias Frau
4.423 Beiträge
Zitat von ******a40:
Sind vielleicht Menschen, die nicht gerne gebraucht werden und auch nicht unbedingt jemand anderes emotional „brauchen“, eher polyamore?

Nein.

Ich denke das Bedürfnis, Gebraucht zu werden, Helfen zu können, ein Problemlöser zu sein, die starke Schulter zum Ausheulen etc.pp. gibt es in den unterschiedlichsten Ausprägungen und in unterschiedlicher Intensität.

Und auf Menschen, die diesbezüglich ein sehr ausgeprägtes Bedürfnis haben, kann man sowohl in monogamen als auch in polyamoren Beziehungen antreffen. Manche schaffen es dieses Bedürfnis in gesunde Bahnen zu lenken. Andere nicht.
Und gerade wenn das nicht so dolle läuft, zeigen sich krasse Unterschiede...


Was in meinen monogamen Beziehungen bei so manchem Mann ein Stein des Anstoßes wurde:

Wenn ich ein Problem XY hatte, wendete ich mich meist als erstes an den Menschen (m,w,d) aus meinem sozialen Umfeld, der mir aufgrund seiner spezifischen Kompetenzen und Lebenserfahrungen wahrscheinlich am Besten bei der Lösung von Problem XY helfen könne.

Dies verletzte - insbesondere in den typischen Männerdomänen - meines Partners Bild von Männlichkeit.

Wie könne ich nur - als seine Partnerin - mir bei einem IT-Problem von einem Informatiker helfen lassen?
ER hätte mein IT-Problem doch auch lösen können.
Und selbst wenn nicht: Ich hätte ihm ja noch nicht einmal die Chance dazu gegeben!
ER sei doch mein Partner und nicht der andere.
Ich hätte ihn zuerst fragen sollen! *basta*

Dabei kannte er sich mit IT auch nicht besser aus als ich. Eher weniger. Und ich wollte nicht meine Zeit damit verplempern, einem Laien eine Chance zur Problemlösung zu geben.
Ich wollte möglichst rasch mein IT-Problem gelöst bekommen.

Ich denke... da waren Reste des patriarchalen Rollendenkens mit im Spiel.

Ich meine das Märchen vom Retter in der Not...
Die Prinzessin ruft um Hilfe. Der edle Ritter eilt herbei. Ist siegreich. Der Beste von Allen. ER löst ihr Problem. Die Prinzessin sinkt schmachtend in seine Arme.
Und so lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
Also in Dauerwiederholungsschleife. *roll*

Dass mir ein anderer Mann - ein Informatiker - bei meinem IT-Problem hilft, war dementsprechend FALSCH.
Das durfte nicht sein.

Solche Szenen erlebte ich mit Polys (noch) nicht. - Und das wundert mich auch nicht.


Wenn, dann nehmen die Reste dieses patriarchalen Rollendenkens in der Polyamorie andere Formen an.

Zum Beispiel...

Ein Polyfreund und ich hatten eine Verabredung, die - schon wieder - kurzfristig gecancelt wurde, da eine der Metas - schon wieder - einen Furz quer sitzen hatte.
Das ist jetzt absichtlich so dramatisch formuliert.
Denn es geht mir ausdrücklich NICHT um Frauen, die um Hilfe riefen als sie tatsächlich Hilfe brauchten.

Es geht mir ums Generieren von männlicher Aufmerksamkeit und Zuwendung mittels der altbekannten Märchen!

Ungesunde Poly-Dynamiken wie:
Meta 1 und Meta 2 lieferten sich einen Wettkampf in: Wer ist die bessere Heulsuse?

Der Mann war zwar einerseits genervt, fühlte sich andererseits aber auch immer wieder gebauchpinselt. Es gefiel ihm sehr alles stehn und liegen zu lassen und der Retter in "der Not" zu sein.

*ironie* Ein extrem effektiver Retter in der Not.
Wie rasch er doch immer "die Not" in Luft auflösen konnte! *ironie*

Dass mir hier und dort andere Männer aufgrund deren Fachkompetenz helfen konnten, juckte den Polymann nicht.
Und den Polymann juckte es auch nicht, dass ich keine Notfälle hatte. Er hatte ja seine beiden Frauen. Die erfüllten immer wieder sein Bedürfnis, den Retter in der Not zu spielen.
Der PolyMann verabredete sich weiterhin gerne mit mir.
Sagte aber sehr oft kurzfristig ab oder unterbrach ein bereits laufendes Treffen wegen einem Notfall.

Damit hatte ICH ein Problem. Nicht er.

Sicherlich hätte ich ebenfalls in den Wettkampf von Meta 1 und Meta 2 einsteigen können.
Hier und dort ein wenig auf die Tränendrüse drücken, prompt hätte ich viel mehr Zeit mit diesem Mann verbringen können.
Aber das war mir nix.
Wenn ich so ein Märchen inszenieren würde, damit der Mann sich Zeit für mich nimmt, würde ich mich nicht wirklich gewollt fühlen.

Da der Mann nix von seinem Anteil an der Dynamik hören wollte, stieg ich frühzeit aus und beobachte aus der Distanz. Deren Dynamik wurde immer krasser. Ein Teufelskreislauf. Am Ende trugen alle drei enorme Schäden davon.

Ich habe noch nie zu hören bekommen, dass dieses Märchen vom Retter in der Not in einer monogamen Beziehung so krass verlief!
Also wenn es um ein monogames Paar + eine platonische Freundin ging, dann zog einer von den dreien frühzeitig die Notbremse.
Doch in Polyamoren Konstrukten kann so eine Dynamik sehr sehr lange laufen. Und durch die lange Laufzeit sehr komplex und extrem übel werden.
*******er66 Mann
3.049 Beiträge
Zitat von ******a40:
Ich fiel darüber als ich mich dabei ertappte wie ich dachte „Er (polyamore Partner) hat ja noch andere Partner, braucht er mich da überhaupt noch?“

Die Frage ist vergleichbar mit "du hast zwei Kinder, brauchst du das zweite überhaupt? Du hast ja immer noch das erste" ...

Zitat von ******a40:
Die Frage ist, hat die monogame Liebe eine „ich werde gebraucht“-Komponente, die der polyamoren fehlt? Mein monogamer Partner hat nur mich, würde diese Beziehung wegfallen, hätte er keine mehr.

Ist es nicht schön zu wissen dass er dich "braucht" (mit dir zusammen sein will) OBWOHL er noch weitere Lieben hat. Ich habe mal den Spruch gehört "Liebe ist nur Mangel an Alternativen". Das ist sicher überspitzt aber für mich beschreibt das eine monoamore Liebe sehr gut. Man Liebt wen man hat weil ... man hat ja keinen anderen." In einer polyamoren Liebe werde ich geliebt weil ich bin wie ich bin und nicht weil mein Partner "muss" weil er sonst keine Alternative hat. *zwinker*
*******ben Mann
3.383 Beiträge
Zitat von *******er66:
In einer polyamoren Liebe werde ich geliebt weil ich bin wie ich bin und nicht weil mein Partner "muss" weil er sonst keine Alternative hat. *zwinker*
Eine schöne Version, aber ob wir Menschen da wahrhaftig schon sind?
**********lerin Frau
1.031 Beiträge
Ich habe mal gelesen, dass Bindungssicherheit darin besteht, dass man sich selbst und anderen zugestehen kann, andere Menschen zu brauchen.

Vielleicht ist die Frage ja weniger, ob er dich braucht, sondern mehr, ob du ihn brauchst?
***as Mann
16 Beiträge
Gebraucht werden?

Ich sehe das so (genaue Definition des Begriffes "brauchen" mal ausgeblendet):

Um meine Bedürfnisse zu befriedigen brauche ich meine Partnerinnen. Auch sie brauchen mich dafür. Die Bedürfnisse sind nicht überlebens wichtig, wollen aber denoch erfüllt werden. Da ist, so meine ich, keine Unterschied zwischen mono und poly Beziehungen.

Für mich liegt der Unterschied gerade in der Eifersucht. Wenn eine neue Liebe hinzukommt, braucht sich niemand zu entscheiden. " Will ich A oder will ich B." Sicherlich kann es sein, dass sich mal jemand trennt. Aber auch da sind sich mono und poly gleich. Nur bei poly Beziehungen gibt es die Option: es kommt jemand hinzu!

Gruß
*********lebee Mann
1.600 Beiträge
Ganz im Gegenteil . . .
. . . aber erstmal: Ganz tolles und heisses Thema (aus meiner Sicht), @******a40

In Kommunikationsseminaren stelle ich nach wie vor häufig die Sichtweise meiner Teilnehmer komplett auf den Kopf, wenn ich die Nutzenargumentation (Ich brauche Sie/Ich bräuchte Ihre Hilfe, etc., Maslow-Pyramide 4. Stufe) es mit dieser allgemeinen Aussage anfüttere:

„Die meisten Ehen werden nicht wegen Fremdgehen geschieden, sondern weil sich der eine Partner vom anderen nicht mehr gebraucht fühlt.“

Will sagen: Der Mensch ist von Hause aus darauf angelegt, gebraucht zu werden. Im Umkehrschluss gibt es (für mich) auch keinen Unterschied zwischen poly- und monoamoren Menschen, wenn es um das Thema Brauchen geht. Beide wollen (im Normalfall/meine Meinung) auch brauchen.

Meiner Meinung nach die Polyamoren sogar mehr als die Monoamoren. Deswegen bauen sie sich auch das eine oder andere ‚Backup‘ auf, damit sie nach einer Trennung nicht allzu tief in das emotionale Loch fallen.

All das Brauchen (nach meiner Meinung) ausgehend von den grundlegenden Bedürfnissen des Menschen (siehe auch Tier, Pflanze, Stein, whatever): Braucht Streicheleinheiten, Wasser, Nahrung. Für Seele, Geist, Körper.

@ Viel mehr, tickt die polyamore Liebe zu einem Partner anders als die monogame?
Das schon. Angefangen von der monogamen mehr reflektierten H- verglichen mit der unselbständigeren aber auch monogamen A-Beziehung.

@ wie ich dachte „Er (polyamore Partner) hat ja noch andere Partner, braucht er mich da überhaupt noch?“
Würde es eher formulieren: Braucht Dich auch.

@ Die Frage ist, hat die monogame Liebe eine „ich werde gebraucht“-Komponente, die der polyamoren fehlt?
Wie gesagt: Für mich nicht. Eher sogar das Gegenteil, siehe oben.

@ Mein monogamer Partner hat nur mich, würde diese Beziehung wegfallen, hätte er keine mehr.
Na ja . . . er würde halt für Nachschub sorgen. Neuer Partner. Wieder monogam.

@ Ich möchte spezifizieren: die Komponente Gebraucht-werden nicht als Teil einer Angst sondern als Komponente der Liebe?
Absolut. Ich bin total davon überzeugt, dass das Gefühl des Gebrauchtwerdens demjenigen, der gebraucht wird, ein tolles Gefühl gibt, zum Aufblühen bringt. Stichworte auch: Selbstbestätigung, Selbstwertgefühl (nicht weit weg auch von bezahlter Arbeit, Bestätigung im Job, etc. . . . auch da gibt es das Gefühl des Gebrauchtwerdens).

@ Ist es schön gebraucht zu werden?
Für mich ? Ein klares JA. Wie isses denn für Dich, @******a40 ?

@ Sind vielleicht Menschen, die nicht gerne gebraucht werden und auch nicht unbedingt jemand anderes emotional „brauchen“, eher polyamore?
Nö. Tendenziell eher Eremiten. Oder auch emotional verkümmert. Enttäuschte Liebe. Oder, oder, oder . . . kam mir spontan in den Sinn. Will das aber keinesfalls verallgemeinern, es gibt ja auch sonst in der Natur Wesen, die sich selbst genügen und teilen. Dafür lediglich die entsprechenden Nährstoffe aber keine wie auch immer gearteten Artgenossen oder so brauchen. Aber selbst die . . . brauchen ja Nährstoffe.

Deine philosophische Frage könnte vielleicht sogar eher dahin erweitert werden mit Fragen wie:

Was nährt mich ?
Was nährt Dich ?
Was nährt Monos ?
Was nährt Polys ?
Wieviel Nahrung von was braucht wer ?

@ Eure Meinung würde mich interessieren!
Haste. Oben. Und danke nochmal für das tolle Thema.
Ich bin sehr gerne allein, ich war viele Jahre allein. Polyamorie bedeutet für mich nur dass ich zu mehreren Personen romantische Gefühle entwickeln kann, deshalb brauche ich diese Menschen aber nicht unbedingt.
****on Mann
16.238 Beiträge
Zitat von *********lebee:
Sind vielleicht Menschen, die nicht gerne gebraucht werden und auch nicht unbedingt jemand anderes emotional „brauchen“, eher polyamore?

Nö. Tendenziell eher Eremiten. Oder auch emotional verkümmert. Enttäuschte Liebe. Oder, oder, oder . . .

Ich werde ständig von Menschen gebraucht, aber ich ziehe da keinen Honig draus. Bin gesellig und kein Eremit, ich mag die Menschen um mich rum, unternehme gerne etwas mit ihnen... aaaber: Nur weil ich etwas richtig gerne mache oder mag, bin ich dennoch nicht darauf angewiesen. Ich kann auch gut Eremit (auch schon mit Freuden gelebt), aber noch schöner ist's gemeinsam. Von Brauchen und Gebrauchtwerden kann da nicht die Rede sein.

Zitat von *****ite:
Brauchen im Sinne von Vermissen, Sehnsucht haben gibts bei mir. Ganz klar. Daran merke ich erst, dass ich jemanden liebe.

Ich vermisse auch so manchen Freund, so manche Freundin, wenn ich ihn oder sie schon lange nicht mehr gesehen habe. "Brauche" ich sie oder ihn dann? Finde ich nicht. Ich bin so ja schon genug absorbiert durch andere liebe Menschen (z.B. das Polykül).

Ich merke meine Liebe an meiner inneren Verbindung, ich spüre sie. Und ich merke sie an meinem unbedingten Wohlwollen. Es gibt einen Menschen, den ich maximal liebe, aber wir sehen uns oft nur einmal im Jahr, und das ist völlig okay so.

Ich will damit sagen: Die Welt ist bunt, wir fühlen alle mehr oder weniger unterschiedlich. Für den einen ist Brauchen und Gebrauchtwerden in der Liebe wichtig, für den anderen eben etwas anderes. Daraus folgt keine Eigenbrötelei. *g*
*******enig Mann
10.109 Beiträge
Ich sehe es als problematisch, wenn geliebt werden und gebraucht werden zu nahe beieinander sind.
******ane Frau
758 Beiträge
Danke für das tolle Thema. Es gibt in den Beiträgen hier so viele Bedeutungen des Wortes brauchen, vlllt sortieren wir das mal.

Brauchen im Sinne der Co-Abhängigkeit: ohne dich kann ich nicht leben, lenk mich ab von meinem Elend, sortier mir das Leben -> finde ich bedenklich und ungesund

Brauchen im Rahmen einer gleichberechtigten Partnerschaft, im Rahmen einer Liebe: wir sehen uns, achten uns und unsere Grenzen, tun uns gegenseitig gut -> ja klar, das gehört dazu. Und hat für mich viel von Freiwilligkeit und von gemeinsamem Nähren

Kurz- und mittelfristiges Brauchen im Rahmen von akuten Lebenskrisen: aber absolut nochmal, wofür sind denn Freunde, Partner, Polykuele da? ... wir sind hier schon noch im Poly-AMORIE Forum, oder?

Mir sagte mein Ex-Partner kürzlich, ich sollte ihn nicht brauchen. Ich sei bedürftig und nicht selbstständig.

Ich hab viel darüber nachgedacht. Bin ich das? Mit universitären Abschlüssen, einer erfolgreichen Karriere, einem gesunden, gutgeratenen Kind, einem Netzwerk von Freunden und Lieben. Bin ich bedürftig und unselbständig, weil ich meinen Partner liebe und vermisse, wenn wir uns wochenlang nicht sehen? Ich empfinde das als normalen Teil einer Partnerschaft und mir zeigt es wieviel der Andere mir bedeutet.

Er sagte auch, mein Problem sei nicht sein Problem und ich solle es ohne ihn lösen. Eine akute Lebenskrise. Anwälte, Gericht und Sorge um das Kind. Ja, natürlich löse ich meine Probleme und das erfolgreich. Aber ist in der Situation das Brauchen des Partners als emotionalen Rückhalt schon zuviel?

Ich denke viel darüber nach und überlege, worin ich Freunden und Partnern schon geholfen habe, für sie da war. Bei finanziellen Engpässen, bei einem Betrugsfall, bei Scheidung, Trennung, Depression, Angst vor zuviel Nähe, Angst vorm Verlassen werden, Angst sich selbst schwach zu zeigen (ein Männer-Thema?), bei Krankheit und bei Arbeitslosigkeit. Das habe ich getan, weil ich gerne für Menschen da bin, die ich liebe. Als Freunde, Familie oder Partner. Ohne ihnen zu sagen, das sollen sie alleine lösen.

Sorry, falls das im off-topic geendet ist. Bei Wunsch des TE gliedere ich es natürlich gerne aus. Aber vllt bringt es die Diskussion ja irgendwie weiter

*knicks* Masakhane

PS ist das nicht schön, jeder Jeck ist anders, jetzt muss man nur die Richtigen finden 😉
*********lebee Mann
1.600 Beiträge
Schöne Diversifizierung . . .
. . . danke, @******ane . . .

Aber first things first: @****on Von Brauchen und Gebrauchtwerden kann da nicht die Rede sein.
Ich meinte das andere Brauchen und Gebrauchtwerden. Das positiv Besetzte. Nicht das dem Ausnutzen nähere.

Genau, wie @******ane das so schön unter verschiedenen Herangehensweisen und Aspekten nochmal aufgegliedert hat. Auch wenn man da - mit einem gewissen Mass an Haaren auf den Zähnen - wieder viele, viele andere Einzelfälle aufzählen könnte, die noch nicht abgedeckt sind. Jeder Jeck und so . . .

Eine Anmerkung zu Deinem Ex-Partner und seinen Vorhaltungen Dir gegenüber . . .

Oft . . . oft denke ich mir in dem Moment, in dem mir sowas passiert . . .

Bin ich das ? Oder ist das grade eine Projektion meines Gegenübers ? Ein Aspekt meiner Persönlichkeit, in der sie sich gerade spiegelt und selbst wiedererkennt ? Aber die Verantwortung nicht tragen will ? Stichwort ‚leichterer Weg‘, Wegwerf-Beziehungen, Ghosting, etc. . . .

Genau wie Du aufführst . . . bei Bekannten, Freunden, Verwandten, etc. würden wir oft Dinge, die wir wie selbstverständlich für sie getan haben, nie so aufzählen und gegeneinander aufwiegen bzw. in die Waagschale des Brauchens, Bedürftigseins, etc. werfen . . . wie ich es so oft in Liebesbeziehung, die sich dem Ende zuneigen, mitbekomme.

DAS . . . lässt sich häufig in dem Satz zusammenfassen: Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Wer nicht (mehr) will, findet Gründe.

. . . und auch das . . . bitte nicht verallgemeinernd auffassen. Du, Du und Du . . . Ihr seid Ausnahmen.
*******ben Mann
3.383 Beiträge
Zitat von *********lebee:
Genau wie Du aufführst . . . bei Bekannten, Freunden, Verwandten, etc. würden wir oft Dinge, die wir wie selbstverständlich für sie getan haben, nie so aufzählen und gegeneinander aufwiegen bzw. in die Waagschale des Brauchens, Bedürftigseins, etc. werfen . . . wie ich es so oft in Liebesbeziehung, die sich dem Ende zuneigen, mitbekomme.

Naja damit zeigt sich, das wir sie nicht wahrhaftig frei gegeben haben, sondern auf Grund der Notwendigkeit der Liebesbeziehung wohl taten.
Vieles von unserem Handeln/Geben ist halt doch mit Erwartungen verknüpft oder weil wir so erzogen worden, wir Kompromise machen, es sich gehört dies für Menschen zu tun mit denen wir verbunden sind, innerer Zwang etc. und nicht weill es mein reines Bedürfnis ist, so zu wirken in der Welt. An solchen Bedürfnis-Beziehungs-Punkten sind wir halt überwiegend noch Lernende (könnte auch sagen Kinder, Jugendliche) und nicht erwachsene freie Menschen.
******ane Frau
758 Beiträge
Zitat von *********uelle:
Zitat von *********lebee:
Genau wie Du aufführst . . . bei Bekannten, Freunden, Verwandten, etc. würden wir oft Dinge, die wir wie selbstverständlich für sie getan haben, nie so aufzählen und gegeneinander aufwiegen bzw. in die Waagschale des Brauchens, Bedürftigseins, etc. werfen . . . wie ich es so oft in Liebesbeziehung, die sich dem Ende zuneigen, mitbekomme.

Naja damit zeigt sich, das wir sie nicht wahrhaftig frei gegeben haben, sondern auf Grund der Notwendigkeit der Liebesbeziehung wohl taten.
Vieles von unserem Handeln/Geben ist halt doch mit Erwartungen verknüpft oder weil wir so erzogen worden, wir Kompromise machen, es sich gehört dies für Menschen zu tun mit denen wir verbunden sind, innerer Zwang etc. und nicht weill es mein reines Bedürfnis ist, so zu wirken in der Welt. An solchen Bedürfnis-Beziehungs-Punkten sind wir halt überwiegend noch Lernende (könnte auch sagen Kinder, Jugendliche) und nicht erwachsene freie Menschen.

Da hast du nicht ganz unrecht. Vermutlich hat das Geben oft auch die Hoffnung/Erwartung dass der Andere ähnlich zurück gibt. Und das ist sicherlich eine Erwartung, die man sich anschauen kann.

Es kann auch eine generelle Haltung gegenüber dem Netzwerk sein. Aber auch dann hofft man vermutlich dass die Gemeinschaft da wäre, wenn nötig.

Wir sind eben doch social animals ..
**********liste Mann
5.117 Beiträge
Es scheint einige zu geben, die ja, um Gotteswillen, nicht gebraucht werden wollen, nur um bloß nicht ihre Freiheit zu verlieren.
Doch ich sehe es genauso wie Ihr Wolf von @********orth
Und wer auch diese Form von gebraucht werden nicht will, und ausschließlich auf das Behalten seine FREIHEIT fixiert ist, sollte folgendes bedenken.
Dieser Spruch ist nicht von mir, aber ich habe ihn innerlich so aufgesogen, dass es schon fast ein Teil meiner DNA geworden ist:
"Sex und Freiheit, sitzen nicht eines Tages Händchenhalten mit dir auf einer Parkbank"
Denn dann sieht diese glorreiche FREIHEIT so aus....
*********nchen Frau
5.062 Beiträge
Gruppen-Mod 
Zitat von **********liste:
"Sex und Freiheit, sitzen nicht eines Tages Händchenhalten mit dir auf einer Parkbank"
Denn dann sieht diese glorreiche FREIHEIT so aus....

Was für ein einseitiger, übertriebener Mumpitz.

Nur jemand, der mich nicht (essentiell) braucht, kann sich wirklich frei entscheiden bei mir zu sein.
Das Bedürfnis nach freier Entscheidung stellt doch Bindung und Zugehörigkeit nicht in Frage.
*******ious Mann
571 Beiträge
Zitat von *********tten:
Ich würde nicht von gebraucht werden sprechen oder dass ich jemand brauche, aber in einer Liebesbeziehung brauche ich immer Aufmerksamkeit, Zuwendung, Nähe, einen gewissen Fokus, sonst verletzt es mich und ich beginne den Rückzug. Und das völlig unabhängig davon, ob es noch andere Partner gibt oder nicht.

Ich würde nicht von gebraucht reden möchte aber brauchen... *lol*
*****ite Frau
9.569 Beiträge
Zitat von **********liste:
Denn dann sieht diese glorreiche FREIHEIT so aus.

Auch wenn du eine Beziehung hast, wird wahrscheinlich der Überlebender alleine auf der Parkbank sitzen.
Ich hasse hasse hasse Pathos.
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