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Hierarchie oder Nicht?

****on Mann
16.237 Beiträge
Zitat von ****on:
Gerade bei der Liebe empfinde ich nicht unterschiedlich, es ist vielmehr wie mit einer Schwangerschaft: "Mehr oder weniger" schwanger gibt es nicht. Frau ist schwanger, oder eben nicht. Ich liebe zu 100 %, oder eben nicht.

Deshalb kann ich mit Hierarchie in der Liebe gar nichts anfangen.

Zitat von ******ore:
Und auf der Beziehungsebene?

Ist es nicht unmöglich, alle gleich zu behandeln?

Hierarchie bedeutet für mich Über- und Unterordnung. Hierarchie gibt es beispielsweise ganz wertfrei in der Mathematik: "Punktrechnung vor Strichrechnung" ist eine bewusste Hierarchie zwischen den Rechenoperatoren.

Zu jedem Partner habe ich eine Beziehung mit ihrem ganz eigenen "Fingerabdruck", mit ihrem ganz individuellen Charakter. Die Beziehungen müssen nicht irgendwie "gleich" sein, um eine Hierarchie zu vermeiden. In jeder Beziehung entwickelt sich ein eigenes Verhalten der Partner, die zum Erkennungszeichen dieser Partnerschaft wird. Daraus ist keine Hierarchie abzuleiten.

Hierarchie in Beziehungen hieße für mich, dass Partner A insgesamt wichtiger ist als Partner B. Kenne ich aus Geschwisterkonstellationen: Bruder X ist für mich aus irgendwelchen Gründen wichtiger in meinem Leben als Schwester Y. Das darf sein, es ist okay.

Beziehungen gehe ich aber bewusst ein, und ich habe keine Lust auf einen Vollpartner, der mir weniger wichtig wäre als der andere vollwertige Partner. Darum bevorzuge ich Egalitarität.

Für mich ist die Idee eines Nestpartners und dieser Nestbeziehung untergeordneter "Nebenbeziehungen" unsympathisch. Was ich aber habe neben den vollwertigen Beziehungen, das sind Freundschaften. Auch die sind nicht untergeordnet, aber sie gehören einer anderen Ebene an. Auch die Freundschaften sind maximal verbindlich, liebevoll und wichtig, sind aber eben nicht als Vollbeziehungen gedacht.

Vielleicht kann ich einwenden, dass diese Freundschaften nichts anderes als "Nebenbeziehungen" seien. Der Unterschied ist wohl, dass ich nicht "die eine Nestbeziehung" führe, sondern davon mehrere egalitäre. "Die eine Nestbeziehung" ist mir zu mono. *g*
****on Mann
16.237 Beiträge
Natürlich fällt mir die Vermeidung "der einen Nestbeziehung" leichter, seit ich Ehe, Familienplanung und all das Monozeug junger Jahre hinter mir gelassen habe. Darüber bin ich glücklich.
********reau Frau
280 Beiträge
Zitat von *******ias:
In der hierarchischen Polyamorie hingegen sind die Möglichkeiten, dieses Spielchen zu spielen extrem eingeschränkt. Da werden die bereits eingegangenen Verbindlichkeiten zu Beginn auf den Tisch gelegt. Bei bereits gebundenen Männern bedeutet das in der Regel:
Der Mann hat sich im Leben Prioritäten gesetzt. Er hat entschieden, dieses und jenes mit seiner Frau in den kommenden Jahren zu machen. Und bei dieser Entscheidung will er bleiben. Er ist dementsprechende Verbindlichkeiten eingegangen. Diese sind indiskutabel.

Ironischerweise sorgt genau dieses Verhalten in der Kennenlernphase bei mir für Sicherheit. Denn es zeigt einen grundsätzlichen Charakterzug: Verbindlichkeiten werden überlegt eingegangen und nicht beim ersten Windhauch (eine neue Frau) über den Haufen geworfen oder in Frage gestellt. Sollten er und ich also zu einem späteren Zeitpunkt Beziehungsvereinbarungen treffen, ist die Chance sehr hoch, dass diese auch in schwierigen Phasen gelebt werden. Taten sind wichtiger als Worte.

Und – noch mehr Kurioses: Der gemeinsame Raum, der anfangs so klar begrenzt wurde, wächst mit der Zeit ganz natürlich und bekommt eine individuelle Wertigkeit. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. (Wenn ich das so schreibe, bin ich wieder umso dankbarer für die Menschen um mich herum – sorry, off topic!)
********reau Frau
280 Beiträge
Zitat von ****on:
Natürlich fällt mir die Vermeidung "der einen Nestbeziehung" leichter, seit ich Ehe, Familienplanung und all das Monozeug junger Jahre hinter mir gelassen habe.

Ja, vermutlich trägt die Rush Hour zwischen 20 und 45 Jahren auch ihren Teil zur Gestaltung des Beziehungslebens bei. Da will ja allerlei untergebracht und organisiert werden. Ich bin gespannt, wie (ob?) sich meine Bedürfnisse verändern, wenn diese Phase vorbei ist.
*******erli Paar
4.485 Beiträge
Was bevorzugt ihr?

Da Liebe nicht weniger wird, wenn man sie teilt, aber Zeit schon, bevorzugen wir ..... Alles gemeinsam an einem Ort.

Denn, wenn ein Paar unterschiedliche Wege geht, bedeutet es das für das wir immer weniger Zeit zur Verfügung steht.
Das Wir-Gefühl kann sich unserer Meinung nur entwickeln, wenn auch ein gemeinsamer Alltag vorhanden ist.
Eine schöne Zeit verbringen ohne weitere Verpflichtungen kann man mit vielen Menschen, aber Liebe entwickelt sich erst, nachdem die rosa Brille der Verliebtheit wegfällt und man auch alle negativen Merkmale eines Menschen wahrnimmt.
Ein Mensch, den ich jedoch nur frei vom Alltagsstress, Streit und sonstigen negativen Aspekten wahrnehmen kann, wird schnell auf einen ideellen Podest gestellt, wo er/sie nicht hingehört und sehr lange verbleiben könnte.

Das Auslaufmodell ...... nach einer Scheidung begegnen Kinder einem Elternteil nur noch selten, sodass dieser Elternteil idealisiert wahrgenommen wird.
Ein Beispiel, was einigen bekannt sein könnte.

Ähnlich ist es mit Verbindungen jeglicher Art, die außerhalb des eigenen Alltages gelebt und erlebt werden.
Doch Liebe ist meiner Meinung nicht einfach ein Gefühl, sondern eine Entscheidung, die man erst trifft, wenn man einen Menschen in vielerlei stressigen Situationen im Alltag kennengelernt hat und kein Ausweichen, eine Auszeit nehmen u. v. m. möglich ist.

Gleichwertige Bedingungen für alle und nicht nur die unbeschwerten *kuschel* Momente im Leben.
***ge Mann
205 Beiträge
Zitat von *******erli:
Was bevorzugt ihr?
Eine schöne Zeit verbringen ohne weitere Verpflichtungen kann man mit vielen Menschen, aber Liebe entwickelt sich erst, nachdem die rosa Brille der Verliebtheit wegfällt und man auch alle negativen Merkmale eines Menschen wahrnimmt.

Ich habe jetzt mal nur das als Zitat ausgewählt, aber die Hypothese, die da aufgestellt wird, geht durch den gesamten Beitrag.
Da wird die Zeit als wichtigster Faktor aufgestellt und da möchte ich gerne, aus eigener Erfahrung, widersprechen.

Die Quantität der Zeit ist nicht der wichtige Faktor, sondern die Qualität der Gestaltung dieser Zeit. Man kann auch wenig Zeit sehr intensiv nutzen und viel Zeit gemeinsam dahinplätschern lassen... Was formt eine Beziehung dann mehr?

Auch die Hypothese mit den Kindern... Meine Töchter leben bei der Mutter und trotzdem haben sie ein Vertrauensverhältnis zu mir, das sehr stark ist. Ihre Mutter sehen sie oft eher kritisch, wegen ihrer "Besonderheiten". Sie lieben sicher beide Elternteile, aber die gemeinsam verbrachte Zeit spielt da auch keine Rolle, sondern eben das, was passiert, wenn man gemeinsame Zeit hat und wie man sie nutzt.

Das Einzige, was ich bestätigen kann ist, dass es bei einer neuen Beziehung, die man nicht so oft sehen kann, deutlich länger dauert, bis sich auch da so etwas wie Nestwärme und Sicherheit und Geborgenheit einbettet. Wer lange genug in dieser Welt weilte, der weiß auch mit dem Trugbild der rosaroten Brille umzugehen und kann all das euphorisch Schöne am Anfang zwar geniessen, aber eben auch entsprechend bewerten.

Liebe Grüße,
Stefan
*****_86 Mann
115 Beiträge
Zitat von ***ge:
Ich sehe es derzeit eher als ein Rollenmodell an. Welche Person spielt welche Rolle in meinem (Liebes)Leben. Diese Rolle ist eine andere, wenn man den Alltag miteinander lebt zu der Rolle mit den anderen Liebespartnern, die einen seltener sehen.
Diese Zusammenkünfte werden dann, natürlich, anders gestaltet. Je nach Möglichkeit...

Wenn ich den Vergleich zum Theater ziehe: Es gibt die Hauptrolle, die einen großen Teil des Stückes trägt und die Hauptgeschichte erzählt, aber es gibt auch kleine Rollen, die eine immense Wichtigkeit haben. Alles spielt zusammen. Alle Auftritte zusammen machen die Inszenierung erst perfekt.
Diese Sichtweise kann ich gut verwenden und auf mein Leben adaptieren.

Und wenn man sich dann mal anschaut, welche Probleme es geben kann: Vielleicht ist jemand mal nicht mehr zufrieden mit der Nebenrolle und möchte mehr die Hauptrolle spielen. Eventuell will jemand mehr Bühnenzeit haben... Usw.
Wenn ein solches Ensemble der Rollen gut miteinander spielt und sich austauscht und mit Wohlwollen auf die Wünsche der anderen reagiert, dann kann man da durchaus Abwechslung in das Stück bringen. Rollentausch ausprobieren. In anderen Konstellationen miteinander spielen. Das geht, wenn alle Beteiligten auf dieser Bühne gut miteinander können.

Wenn jemand mit der Rolle, die er/sie hat unzufrieden ist, und es keine Möglichkeit der Änderung gibt, oder zu wenig Flexibilität im Team ist, dann muss man eventuell auch mal die Bühne wechseln. Dann passt es vielleicht in dem Ensemble einfach nicht.
Ich denke, das hat nichts mit Hierarchie zu tun. Eher mit Harmonie.

Das ist eine sehr schöne Metapher! Gerade als Theatermensch spricht sie mich sehr an.
Vielleicht geht es darum, gemeinsam die Bühne zu bereiten und seine jeweilige Rolle im Zusammenspiel auszutarieren.

Ich empfinde den Begriff "hierarchisch" emotional besetzt. Die Assoziationen ihm gegenüber gehen in eine zumeist wertende und negative Richtung.
Manchmal braucht es zwar Vokabular, aber viele der Punkte, die hier angesprochen wurden, beschreiben ja eher ganz praktische Lebensumstände wie familiäre Verpflichtungen und Zeitmanagement. Sind also Dinge, die bei aller Emotionalität und Verliebtheit mit einem reflektierten Verstand und Empathie nachvollziehbar sind.

Als neu dazukommender Beziehungsmensch würde ich schon im Sinne der Selbstfürsorge meine Rolle darin sehen, mit mir in den Austausch zu gehen, ob ich mit einer solchen Beziehungskonstellation klar komme.
So käme ich bei einem Paar, das zusammenlebt und familiäre Verpflichtungen hat, gar nicht auf die Idee, an den Grundfesten dieses Nestes zu rütteln.
Vielmehr würde ich dann auch im eigenen Interesse versuchen, den möglich empfundenen Mangel an Quantität durch Qualität auszugleichen.

Ich empfinde es da ungleich diffiziler, diese Beziehungsprozesse als Poly-Single mit anderen Poly-Singles auszuhandeln. Kompabilitäten und das Potenzial für eine Kernbeziehung zeigen sich ja erst, wenn man sich näher kennenlernt. Und wenn es dann nicht passt oder reicht, aber der Wunsch für eine primäre Beziehung (weil vielleicht auch Kinderwunsch) grundsätzlich vorhanden ist, steigt das Verletzungsrisiko enorm. Vielleicht auch gerade dann, wenn die Beziehung fortgeführt wird in dem Wissen, irgendwann kommt da eine andere Person ...
*******ias Frau
4.422 Beiträge
Zitat von ***ge:
Zitat von *******erli:
Was bevorzugt ihr?
Eine schöne Zeit verbringen ohne weitere Verpflichtungen kann man mit vielen Menschen, aber Liebe entwickelt sich erst, nachdem die rosa Brille der Verliebtheit wegfällt und man auch alle negativen Merkmale eines Menschen wahrnimmt.

Ich habe jetzt mal nur das als Zitat ausgewählt, aber die Hypothese, die da aufgestellt wird, geht durch den gesamten Beitrag.
Da wird die Zeit als wichtigster Faktor aufgestellt und da möchte ich gerne, aus eigener Erfahrung, widersprechen.


*dito* Als Selbstauskunft anderer Menschen finde ich das obige Zitat völlig in Ordnung.
Und wenn man selbst lieber "gleiche Voraussetzung, gleiche Liebes-Beziehungsart für alle Beteiligten" leben will - zum Beispiel mehrere Partnerschaften -, kann man das gerne tun.

Ich ticke da halt anders.
Ich lebte sowohl Partnerschaften als auch Kammeradschaften im Polyamoren Kontext.
In beiden entwickelt sich mit der Zeit ein stabiles Wir-Gefühl.
Auch wenn ich mit einem Kammeraden nicht den gewöhnlichen Alltag teile, so ist er doch in dem Lebensbereich, den ich mit ihm teile, ein starker Verbündeter. Und auch dort gleicht der Eine mit seinen Stärken die Schwächen des Anderen aus. Vice versa. So wie es Verbündete eben tun.

Zitat von *******erli:
Ein Mensch, den ich jedoch nur frei vom Alltagsstress, Streit und sonstigen negativen Aspekten wahrnehmen kann, wird schnell auf einen ideellen Podest gestellt, wo er/sie nicht hingehört und sehr lange verbleiben könnte.

Geht mir nicht so. a) gibt es auch abseits des Alltags genügend streitwürdige Interessenskonflikte, mit denen man sich auseinandersetzen kann. b) Aus dem Alter der blindwütigen, langanhaltenden Idealisierung bin ich raus. c) Andere Ideale, andere Idealisierungen.

zu b)
Wenn man will, kann man einen bewussten Umgang mit ggf. auftretenden Idealisierungen entwickeln und seinen Realitätssinn trainieren. Dann stellt man nicht mehr jede neue Flamme zu Beginn auf ein Podest. - Beziehungsweise wird man sich rasch bewusst, wann man jemanden auf ein Podest gestellt hat und holt die Person zeitnah wieder vom "Podest im Geiste" runter.
Man weiß einfach, dass man vieles nicht weiß und überträgt nicht blind von einem Lebensbereich auf alle andere Lebensbereiche.
Anstelle von Idealisierung tritt in dem Moment bewusstes Unwissen und ggf. Neugierde oder "ist für mich nicht relevant".

Das Beispiel mit den Kindern, die nun Mal dazu neigen das Elternteil, zu dem weniger Kontakt besteht zu idealisieren hinkt für mich gewaltig.

Die Männer, mit denen ich was anfangen will, haben in Punkto "Idealisierungen" inzwischen einen weitaus höheren Reifegrad als ein Kind oder ein Teenager entwickelt.
Der Rest der Männer interessiert mich eh nicht.
Diese haben bis dato im Leben ganz andere Prioriäten verfolgt. Und dass ein Mann über 40 plötzlich danach strebt, ein Ideal zu verfolgen, welches ihm bis dato am Arsch vorbei ging und dementsprechende Fähigkeiten zu entwickeln ist extrem unwahrscheinlich. Zu derartigen Persönlichkeitsveränderungen sind Menschen in der Regel nur nach äußerst schweren Schicksalsschlägen bereit.


Zu c) Andere Ideale, andere Idealisierungen:
Idealisierungen hängen stark vom Ideal, welches man verfolgt, ab:
• Für einen Menschen, für den das Ideal in mehreren Partner-Beziehungen besteht, ist die hierarchische Polyamorie sicherlich schwieriger.
• Für einen Menschen, für den das Ideal darin besteht, mehrere Kammeradschaft-Beziehungen und ggf. einen Partner zu haben, der kommt doch gar nicht in die Versuchung jede neue Flamme als Partner zu idealisieren!

Also die überwiegende Mehrheit der Idealisierungen, die bei mir in den ersten ein bis zwei Jahren aufploppen sind erfahrungsgemäß aus dem Bereich Kammeradschaft. Und falls doch mal eine Partnerschaftsidealisierung innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre aufploppte, so wurde diese massiv von Außen initiiert. Dazu kann ich Stellung beziehen nachdem ich mal in mich gegangen bin, meiner Phantasie, Gedanken und Gefühlen dazu mal eine Weile freien Lauf gelassen habe. Zur Phantasie gehören nun mal auch vorübergehende Idealisierungen. Aber von mir aus hätte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht in Richtung "Partnerschaft" phantasiert. Warum auch? Das ist der Wunschtraum anderer Menschen.

Mag sein, dass sich das irgendwann noch mal ändert. *nixweiss*
Aber so ticke ich seit circa 10 Jahren.
**********lfCGN Mann
103 Beiträge
Wir leben Nicht-Hierarchisch.

50:50 liebe ich meine Partner, F+ oder Spielbeziehungen auch nicht. Aber ich liebe sie auf eine gewisse Art, jedoch niemals gleich.

Ich vergleiche das immer gern mit einer Fahrt an ein Bestimmtes Ziel.

• Ich liebe es Bahn zu fahren. Weil ich vollkommen frei den Blick schweifen lassen kann und für nichts verantwortlich bin.
• Ich liebe es mit dem Auto zu fahren, weil es mich direkt von A nach B bringt und ich jederzeit eine andere Route einschlagen kann.
• Ich liebe es mit dem Fahrrad zu fahren, es ist zwar langsamer, aber ich genieße den Wind, die Natur, die Geräuschkulisse.

Wie soll ich da bitte eine Hierarchie für das Wort "Fahren" aufbauen, welches hier als Synonym für Partnerschaft steht und die jeweiligen Fahrzeuge als die jeweiligen Partner gelten?
****mes Mann
235 Beiträge
Ich bin nicht der Meinung, dass man Liebe überhaupt irgendwie in Zahlen messen kann, insofern könnte ich wahrscheinlich nur schwer sagen, wen ich mehr liebe und wieviel mehr (oder weniger). Darum wäre eine Hierarchie bei der Liebe schwer zu planen, fühlen, leben oder artikulieren.
Bei Beziehungen sieht es für mich aber wieder ganz anders aus, da sehe ich hierarchische Konstrukte als die stabilste und entspannteste Variante überhaupt.

Zitat von *********itch:
Ich bin aktuell (noch) Teil eines Polyküls, in dem eine Hierarchie regelrecht eingefordert wird von einigen und das bringt so viele Probleme und auch emotionale Verletzungen mit sich. Ich z.B. MUSS zurzeit die 2. Geige sein und das MUSS für die 1. Geige spürbar sein und das hat im Laufe der Zeit leider dazu geführt, dass man sich mir gegenüber immer weniger wertschätzend und immer respektloser verhalten hat.

Das tut mir leid, wenn Du solche Erfahrungen machen musstest.
Ich habe bisher die genau gegenteiligen Erfahrungen gemacht - und das in beiden Rollen, also sowohl in der "primären" als auch "sekundären" Position.

Als Primärpartner ist es mir wichtig, dass andere Partner (Metas) meine Rolle und Position respektieren und nicht versuchen, mich zu verdrängen und bei meiner Partnerin Nr.1 zu werden. Je deutlicher ich spüre, dass das respektiert wird, umso entspannter bin ich und umso mehr Nähe und Mitfreude kann ich für einen Meta empfinden. Da ist dann keine Eifersucht, keine Verlustangst, alles ist super.
Je mehr ich an dieser Sicherheit zweifle und der Meta sich nicht eindeutig positioniert, umso schwieriger wird es, dann kommt unweigerlich der Reflex, "mein Revier" zu verteidigen, da ist die Tür offen für Eifersucht, dann dränge ich auf Distanz und mit der Mitfreude ist es auch vorbei. Das wird dann schnell für alle (!) Beteiligten unentspannt.

In der "sekundären" Rolle mag ich die Klarheit, wo ich stehe, was geht und was nicht, habe gern Orientierung, womit sich mein Meta wohlfühlt und was ich dazu beitragen kann, dass es für alle ein entspanntes Polykülleben wird.

Je klarer also die Rollen, Do's und Don'ts geregelt sind, umso wertschätzender, respektvoller, näher, freundschaftlicher und verbundener kann ich mich in einem Polykül fühlen und verhalten.
******987 Frau
538 Beiträge
Wir führen eine nicht-hierarchische 3er-Beziehung

Es bekommt jeder gleich viel Liebe und Aufmerksamkeit, keiner wird bevorzugt, jeder bekommt Zeit zu zweit und es gibt ganz viel Zeit zu dritt, es fühlt sich genau richtig an.

Wenn man es genau nimmt führen wir trotzdem gesamt 4 Beziehungen
Wir drei, FM, FF und FM
Klingt kompliziert aber ist ganz einfach *zwinker*
Lg
****mes Mann
235 Beiträge
Zitat von ******987:
Wir führen eine nicht-hierarchische 3er-Beziehung

Es bekommt jeder gleich viel Liebe und Aufmerksamkeit, keiner wird bevorzugt, jeder bekommt Zeit zu zweit und es gibt ganz viel Zeit zu dritt, es fühlt sich genau richtig an.

Bei so einem Konstrukt, das in "guten Zeiten", in denen alles rund läuft, sicherlich wunderbar funktioniert, frage ich mich immer:
Wer steht eigentlich an wessen Seite, wenn's mal kracht, wenn's mal schwierig wird, wenn man mal Farbe bekennen muss, wenn's hart auf hart kommt und Entscheidungen gefragt sind?

Ich habe den Eindruck, dass es da keinerlei Berechenbarkeit (und damit auch keine Sicherheit) gibt, wer im Falle eines Falles zu wem steht. Wird das dann ausgewürfelt, oder nach Bauchgefühl entschieden?
Ich hätte ein Problem damit, mich tief auf jemanden einzulassen, wenn ich nicht wüsste, ob der-/diejenige im Zweifel auch sicher an meiner Seite steht oder mich im Regen stehen lässt.
*******enig Mann
10.108 Beiträge
Mit der Berechenbarkeit von Bauchgefühlen ist es so eine Sache, die ist meistens mau. Besser ist es dann wohl eher die Beziehung, solange der Staat die Ehe für alle nicht toleriert, eben per Notarvertrag zu regeln. Allerdings kann auch das nicht verhindern, dass sich Gefühle von Zeit zu Zeit verändern und die eine oder der andere mich vielleicht nicht mehr liebt.

Sicher im Leben sind nur der Tod und die Steuern...
******987 Frau
538 Beiträge
@****mes
Wir sind alle sehr Lösungsorientiert und kommunizieren viel ... klappt bis dato sehr gut

Ganz ehrlich, ich hab eine Scheidung ohne Ehevertrag hinter mir.... nach fast 23 Jahren Beziehung
Der Wisch vom Staat (Eheurkunde) hilft dir nix, wenns nicht mehr stimmt.

Sicherheit und 100% geregelt, gibt es im Leben nie.

100%Sicherheit, dass es klappt gibt es in anderen Beziehungen auch nicht.

Lg
******987 Frau
538 Beiträge
@*******enig
Regeln mit einem Notarvertrag, wäre eine theoretisch eine Möglichkeit
Aber Sicherheit das die Beziehung lebenslang funktioniert hat man trotzdem nicht
Lg
*******ben Mann
3.383 Beiträge
Zitat von ****mes:
Wer steht eigentlich an wessen Seite, wenn's mal kracht, wenn's mal schwierig wird, wenn man mal Farbe bekennen muss, wenn's hart auf hart kommt und Entscheidungen gefragt sind?

Ich habe den Eindruck, dass es da keinerlei Berechenbarkeit (und damit auch keine Sicherheit) gibt, wer im Falle eines Falles zu wem steht. Wird das dann ausgewürfelt, oder nach Bauchgefühl entschieden?
Ich hätte ein Problem damit, mich tief auf jemanden einzulassen, wenn ich nicht wüsste, ob der-/diejenige im Zweifel auch sicher an meiner Seite steht oder mich im Regen stehen lässt.

tja gibt ja immer die Möglichkeit, als Eremit auf der einsamen Insel zu leben oder seine Sexbedürfnisse rein im Swingerclub auszuleben.
Die einzige Sicherheit, die du haben kannst, ist das du zu dir selber stehst. Das Jemand anderes dies für dich bis ans Lebensende macht, ist ein natürlicher Kleinjungenwunsch; aber lässt sich durch kein Machwerk (Ehevertrag ...) nun mal ins Leben holen. Was sicher ist, ist die Weiterentwicklung des Individeums und damit auch dessen Verbindung zu einem.
Und zu mir stehen, wenn ich gerade Blödsinn (also quasi gegen meine eigenen menschlichen Grundwerte verstoße, weil z.B. getriggert voll emotional) in der Öffentlichkeit mache; wäre aus meiner Sicht eh falsche Loyalität.
****on Mann
16.237 Beiträge
Zitat von ****mes:
Wer steht eigentlich an wessen Seite, wenn's mal kracht, wenn's mal schwierig wird, wenn man mal Farbe bekennen muss, wenn's hart auf hart kommt und Entscheidungen gefragt sind?

Ich frage mich, was mit dem Zueinanderstehen konkret gemeint ist. Ich stehe zu den Menschen, die mir nah sind, auch zu ehemaligen Liebsten. Das heißt, sie können sich auf meine Unterstützung, mein Wohlwollen und meine Loyalität verlassen.

Aber was kann ich machen, wenn das zu mir selbst Stehen mit den Wünschen meines Partners in Konflikt gerät, ja, sogar in Widerspruch? Lösungen suchen, verhandeln, klar. Was, wenn das bei allem gegenseitigem Wohlwollen zu keinem Ergebnis führt?

Kann eine Trennung nicht in manchen Fällen auch eine wohlwollende, unterstützende Entscheidung sein? Ein Zueinanderstehen?
*****e92 Frau
278 Beiträge
Ich stelle mir das bei allem Wohlwollen auch schwierig vor, wenn zB Partner A und B sich trennen, nicht mehr zusammen wohnen wollen, aber beide weiter mit C. C liebt beide und könnte je zur Hälfte bei jedem wohnen, aber vielleicht will er ein festes Zuhause oder versteht sich beim wohnen mit A einfach besser und entscheidet deswegen mit A zu wohnen und B nur zu besuchen. Und B fühlt sich ausgeschlossen.
Klar ließe sich das alles klären, aber stelle ich mir zu dritt deutlich schwieriger und schmerzhaft vor.
Sind andere Trennungen natürlich auch.
*******ben Mann
3.383 Beiträge
Zitat von *****e92:
Ich stelle mir das bei allem Wohlwollen auch schwierig vor, wenn zB Partner A und B sich trennen, nicht mehr zusammen wohnen wollen, aber beide weiter mit C. C liebt beide und könnte je zur Hälfte bei jedem wohnen, aber vielleicht will er ein festes Zuhause oder versteht sich beim wohnen mit A einfach besser und entscheidet deswegen mit A zu wohnen und B nur zu besuchen. Und B fühlt sich ausgeschlossen.
Klar ließe sich das alles klären, aber stelle ich mir zu dritt deutlich schwieriger und schmerzhaft vor.
Sind andere Trennungen natürlich auch.

Tja wenn die "Partnerschaften" halt eher auf Besitztum und kindlichen Bedürfnissen/Bedürftigkeiten aufbauen ja; völlig egal welche Beziehungsform oder wie viele daran beteiligt. Wäre die Grundlage wahrhaftig die Liebe (das Beste für den Anderen wollen) könnten sich alle freuen.
****mes Mann
235 Beiträge
@*******enig und @******987
Weder Ehe noch Notarvertrag bringen da etwas, weil sie allenfalls extrinsische Motivationen sind, die im falle des Falles weder eingefordert noch eingeklagt werden können. Sie haben damit nur symbolische Bedeutung und sind letztlich das papier nicht wert, auf dem sie stehen.

Was ich meine ist intrinsische Motivation. Das feste, überzeugende Bekenntnis des Einen, zum Partner zu stehen, komme was wolle. Und dieses Bekenntnis lässt sich am verlässlichsten eben nicht durch bloße Worte sondern durch das alltägliche Verhalten und natürlich ganz besonders in Krisensituationen spüren. Wenns eng und unangenehm wird, dann merkt man deutlichsten, wer noch da ist - und wer nen schmalen Fuß macht.

@*******ben
Wenn ich mir in einer Beziehung des anderen nicht sicher sein kann - wie soll dann Nähe und Intimität entstehen?
Versteh ich Dich richtig, dass Du es normal oder ok findest, dass der Partner genau dann weg ist, wenn man ihn am meisten braucht, weils ihm zu unbequem oder anstrengend ist? Ich finde, gerade solche Situationen gemeinsam durchzustehen, sich aufeinander verlassen zu können, wenn alle anderen weglaufen, das verbindet am meisten.

@****on
Das hört sich für mich sehr widersprüchlich an, jemanden zuerst sitzen zu lassen (die größe vorstellbare Illoyalität) und danach dann von Wohlwollen und Loyalität zu reden.
Das könnte höchstens bei einer einvernehmlichen, freundschaftlichen Trennung ein schöner Weg sein (der aber, wenn man sich mal umschaut, selten funktioniert)
*******er66 Mann
3.049 Beiträge
Zitat von ****mes:
@*******enig und @******987
Was ich meine ist intrinsische Motivation. Das feste, überzeugende Bekenntnis des Einen, zum Partner zu stehen, komme was wolle. Und dieses Bekenntnis lässt sich am verlässlichsten eben nicht durch bloße Worte sondern durch das alltägliche Verhalten und natürlich ganz besonders in Krisensituationen spüren. Wenns eng und unangenehm wird, dann merkt man deutlichsten, wer noch da ist - und wer nen schmalen Fuß macht.

Da bin ich kompett bei dir. Aber BA besagt ja dass man jede Beziehung zwischen den Beteiligten aushandelt. Für einen partnerschaftliche Beziehung sehe ich das genau so wie du. Für eine reine Sexbeziehung ist das aber schon anders. Die Frage ist welche Art (mit welchen Regeln) willst du mit dieser Person und will diese Person das auch so. Wenns nicht übereinstimmt dann gibt es diese Beziehung eben nicht.

Zitat von ****mes:

@*******ben
Wenn ich mir in einer Beziehung des anderen nicht sicher sein kann - wie soll dann Nähe und Intimität entstehen?
Versteh ich Dich richtig, dass Du es normal oder ok findest, dass der Partner genau dann weg ist, wenn man ihn am meisten braucht, weils ihm zu unbequem oder anstrengend ist? Ich finde, gerade solche Situationen gemeinsam durchzustehen, sich aufeinander verlassen zu können, wenn alle anderen weglaufen, das verbindet am meisten.

Wenn der Partner genau dann weg ist wenn man ihn braucht (und er gerade andere Verpflichtungen, sei es beruflich oder durch anderen Beziehungen) dann sollte man überlegen warum man ihn braucht und ob man dann den Partner nicht rein nur zu seiner eigenen Bedürftnissbefriedigung nutzten will.

Wenn er weg ist weils ihm zu unbequem oder anstrengend ist dann wäre es für dich wohl (und für mich auch) kein Mensch für einen intimere Beziehung. Vielleicht eine Sex and Go Beziehung (wer das will) aber mehr eben nicht. Auch hier ist wichtig dass man die Regeln für DIESE Beziehung kennt und gemeinsamt trägt.

Zitat von ****mes:

@****on
Das hört sich für mich sehr widersprüchlich an, jemanden zuerst sitzen zu lassen (die größe vorstellbare Illoyalität) und danach dann von Wohlwollen und Loyalität zu reden.
Das könnte höchstens bei einer einvernehmlichen, freundschaftlichen Trennung ein schöner Weg sein (der aber, wenn man sich mal umschaut, selten funktioniert)

Du schreibst "sitzen lassen". Trigon meinte eher "in Liebe gehen lassen". Das ist eine grundsätzlich andere Sichtweise. Wenn ich einen Menschen liebe oder zumindest sehr gern habe aber sehe, dass unsere Beziehung so wie sie derzeit ist diesem Menschen (oder mir) nicht gut tut dann gehört es auch zur Liebe und Verantwortung diesem Menschen gegenüber ihn in Liebe gehen zu lassen.
*******ben Mann
3.383 Beiträge
Zitat von ****mes:
Wenn ich mir in einer Beziehung des anderen nicht sicher sein kann - wie soll dann Nähe und Intimität entstehen?
Versteh ich Dich richtig, dass Du es normal oder ok findest, dass der Partner genau dann weg ist, wenn man ihn am meisten braucht, weils ihm zu unbequem oder anstrengend ist? Ich finde, gerade solche Situationen gemeinsam durchzustehen, sich aufeinander verlassen zu können, wenn alle anderen weglaufen, das verbindet am meisten.

Diese Sicherheit kann dir ein anderer Mensch nie geben; das ist eine Illusion der wir uns hingeben. Das ist der verständliche Wunsch des kleinen Jungen dies zu haben und der braucht es auch noch (von Mama) zum überleben.
Als Erwachsener aber seine Beziehung/Partnerschaft auf etwas aufzubauen, was den anderen an normalen Wachstum und Weiterentwicklung hindert oder im Pflegefall zwingt sein Leben aufzugeben ist zwar oft gängige Praxis, hat aber für mich nichts mit Liebe zu tun.
Sicherheit braucht es nur die innere eigene, um daraus dann Initimität und Nähe zu einem anderen Lebewesen aufzubauen.
Ich l(i)ebe nun schon fast drei Jahrzehnte sehr gut ohne das ich jemanden brauche, der meint in falscher Loyalität immer und zu jedem was ich gerade tue zu stehen und lautstark hurra zu rufen. Lieber dann einen Freund(in) der/die mich darauf aufmerksam macht, das ich gerade in völlig falscher Richtung unterwegs bin und dann wohlwollend stehen bleibt statt mit mir in die falsche Richtung zu rennen.
Geht dabei nicht um zu anstrengend oder unbequem, sondern um wahrhaftige Loyalität die mich daran erinnert, was ich eigentlich in der Welt will.
****mes Mann
235 Beiträge
Zitat von *******er66:

Da bin ich kompett bei dir. Aber BA besagt ja dass man jede Beziehung zwischen den Beteiligten aushandelt. Für einen partnerschaftliche Beziehung sehe ich das genau so wie du. Für eine reine Sexbeziehung ist das aber schon anders. Die Frage ist welche Art (mit welchen Regeln) willst du mit dieser Person und will diese Person das auch so. Wenns nicht übereinstimmt dann gibt es diese Beziehung eben nicht.

In der Summe bin ich bei Dir.
Ich hatte meinen Beitrag auf richtige, ernsthafte und auf Dauer ausgelegte Partnerschaften bezogen. Reine "Sexaffären" hatte ich hier nicht zu den Beziehungen gezählt - da war ich wohl zu implizit.

Wenn der Partner genau dann weg ist wenn man ihn braucht (und er gerade andere Verpflichtungen, sei es beruflich oder durch anderen Beziehungen) dann sollte man überlegen warum man ihn braucht und ob man dann den Partner nicht rein nur zu seiner eigenen Bedürftnissbefriedigung nutzten will.

Wenn er weg ist weils ihm zu unbequem oder anstrengend ist dann wäre es für dich wohl (und für mich auch) kein Mensch für einen intimere Beziehung. Vielleicht eine Sex and Go Beziehung (wer das will) aber mehr eben nicht. Auch hier ist wichtig dass man die Regeln für DIESE Beziehung kennt und gemeinsamt trägt.

So (zeitlich) kleinteilig war mein Verständnis da nicht. Es geht nicht darum, dass der Partner in jeder Minute da ist, sondern allgemein in zeitlich ausgedehnteren Situationen und Lebensphasen. Eine Nutzung des Partners zur Bedürfnisbefriedigung kann ich darin nicht erkennen - für mich gehört der gegenseitige Beistand zum Wesen einer Partnerschaft.

Du schreibst "sitzen lassen". Trigon meinte eher "in Liebe gehen lassen". Das ist eine grundsätzlich andere Sichtweise. Wenn ich einen Menschen liebe oder zumindest sehr gern habe aber sehe, dass unsere Beziehung so wie sie derzeit ist diesem Menschen (oder mir) nicht gut tut dann gehört es auch zur Liebe und Verantwortung diesem Menschen gegenüber ihn in Liebe gehen zu lassen.

Das sehe ich eher als Umschreibung des gleichen (hässlichen) Inhalts mit wolkigen., blumigen, schön klingenden Worten, die rein darauf abzielen, das sitzenlassen subjektiv besser annehmbar zu machen und sich damit wohl fühlen zu können. Ich finde, mit der Interpretation lügt man sich selbst in die Tasche.
Es sei denn, man legt eine Partnerschaft von vornherein befristet auf (un)bestimmte Zeit an und sagt zB "Stell Dich bitte drauf ein, dass ich weg bin, wenn ich keine Lust mehr habe, sich was besseres findet, usw" Das wäre dann eine ehrliche Ansage und der andere kann sich überlegen, ob er sich darauf einlassen möchte.

Generell sehe ich ernsthafte Partnerschaften schon auf Dauer angelegt, weil eben die Beständigkeit Sicherheit gibt und meiner Meinung nach am ehesten in der Natur des Menschen liegt.
Gesellschaftlich hat aus meiner Sicht die zunehmende Schnelllebigkeit, Sprunghaftigkeit und schier unendliche Auswahlmöglichkeit in den letzten Jahrzehnten gezeigt, dass weite Teile der Bevölkerung genau damit zunehmend überfordert sind. Entschleunigung, ruhige, langsame und beständige Prozesse und Abläufe sind unserer Psyche meiner Meinung nach deutlich zuträglicher.
****mes Mann
235 Beiträge
Zitat von *******ben:
Diese Sicherheit kann dir ein anderer Mensch nie geben; das ist eine Illusion der wir uns hingeben.
Ich kann anerkennen, dass wir in diesem Punkt einfach verschiedener Meinung sind.
Ich kann Deine Sichtweise verstehen, teile sie aber nicht.

Das ist der verständliche Wunsch des kleinen Jungen dies zu haben und der braucht es auch noch (von Mama) zum überleben.
Und diesen Satz, diese Unterstellung finde ich anmaßend und übergriffig, absolut nicht wertschätzend.
Abweichende Meinungen anderer so abzuqualifizieren ist keine Diskussionsgrundlage, damit schlägst Du alle Türen für gegenseitiges Verständnis zu.
Ich lese daraus "Naturerleben ist ok, betimes ist nicht ok" - definitiv nicht das, was Volker Schmidt mit seinem Dreiklang Achtsamkeit - Mitgefühl - Wohlwollen für eine gelungene Kommunikation empfiehlt.

Als Erwachsener aber seine Beziehung/Partnerschaft auf etwas aufzubauen, was den anderen an normalen Wachstum und Weiterentwicklung hindert oder im Pflegefall zwingt sein Leben aufzugeben ist zwar oft gängige Praxis, hat aber für mich nichts mit Liebe zu tun.
Falsche, negative und (aus meiner Sicht) bindungsängstliche Sichtweise. Es geht nicht um Zwang sondern um ein (intrinsisches) Selbstverständnis beider Partner.
****on Mann
16.237 Beiträge
Zitat von ****mes:
@****on
Das hört sich für mich sehr widersprüchlich an, jemanden zuerst sitzen zu lassen (die größe vorstellbare Illoyalität) und danach dann von Wohlwollen und Loyalität zu reden.

"Jemanden sitzen lassen" enthält die Idee, dass es die beste aller Vorstellungen sei, eine Liebesbeziehung zu leben, oder eine Partnerschaft zu leben. Loyalität bedeutet für mich nie und nimmer "Zusammenbleiben". Ich selbst will nicht, dass jemand mit mir zusammen ist, wenn es beide oder auch nur einen von uns beiden unglücklich macht. Zusammenbleiben nur um des Zusammenbleibens ist in meinen Augen sinnlos.

Überhaupt muss ich mit niemandem zusammensein, und wäre es anders, würde ich mir Kindheitsthemen mit Verlassenheit anschauen.

Loyalität ist für mich nicht "Zusammenbleiben", sondern für den anderen da sein, wenn er mich braucht. Wenn der andere allerdings meint, Zusammenbleiben sei das, was er dringend brauche, dann wäre nicht ich der richtige Therapeut, sondern jemand, der das gelernt hat.

Zitat von ****mes:
@****on
Das könnte höchstens bei einer einvernehmlichen, freundschaftlichen Trennung ein schöner Weg sein (der aber, wenn man sich mal umschaut, selten funktioniert)

Ich liebe nach wie vor alle meine ehemaligen Partnerinnen, und ich bin für sie auch jederzeit da. Auch für die, bei denen die Trennung in Schmerz und Enttäuschung war. Loyalität endet nicht mit einer Beziehung.
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